Die neue Desktop-Shell „Unity“ von Ubuntu 11.04 namens spaltet aktuell die Ubuntu-Community. Im Netz hört und liest man viele Stimmen, die entweder positiv über Unity berichten oder aber welche die Ubuntu mitsamt Unity zum Teufel schicken würden. Ich versuche euch mit einer Reihe von Artikel die neue Shell näher zu bringen und räume mit ein paar falschen Informationen auf. Ob euch Unity letztendlich gefällt? Das müsst ihr selber ausprobieren, ich würde euch raten die neue Oberfläche mit etwas Geduld zu probieren. Nicht alles an Unity ist perfekt, doch vieles ist auch besser als bei der herkömmlichen GNOME2-Oberfläche.

Integration von Anwendungen in Unity am Beispiel von Thunderbird

Was alles mit dem Launcher möglich ist, will ich kurz am Beispiel von Thunderbird zeigen. Für das Mailprogramm aus dem Hause Mozilla gibt es schon ein Add-On, das Thunderbird besser in den Launcher integriert. So wird dann die Anzahl der ungelesene Mails am Icon angezeigt und man kann über die Quicklist verschiedene Aktionen auslösen.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://vimeo.com/21027015

Da ich das allerdings bei mir nicht zum Laufen bekommen konnte, binde ich ich nur das Video von der Homepage der Entwickler ein. In der nächsten Zeit werden im Netz sicherlich noch einige Informationen zu diesen Funktionen auftauchen.

Das globale Anwendungsmenü oder auch App-Menü

Unity schiebt nun das Menü sämtlicher Anwendungen aus dem Anwendungsfenster in das oberere Panel, ähnlich wie man es schon immer von MacOS kennt. Der Grund dafür ist zum einen der Gewinn von „horizontalen Pixeln“, also mehr Bildschirmplatz in der Höhe und zum anderen kann man nun das Menü immer am selben Platz finden, egal wo das Anwendungsfenster gerade steckt.

Gedit mit und ohne globalen Menü

Dieses globale Anwendungsmenü hat seine Vor- wie auch seine Nachteile. Auf kleinen Displays liegt der Vorteil offen auf der Hand. Durch den zusätzlichen Platz auf dem Display steht mehr Fläche für die Inhalte zur Verfügung. Auf großen Displays jedoch muss zwischen Fenster und Menü eine längere Wegstrecke mit der Maus zurückgelegt werden.

Ich für meinen Teil finde das globale Anwendungsmenü auch bei einem großen Display nicht schlecht. Ich arbeite mit einem Full-HD Display mit 24″ und 1920×1080 Pixeln Auflösung und mich stört die Distanz zwischen Fenster und Display nicht. Alleine der nötige Verzicht auf „den Sloppy Fokus“ (Fenster werden beim Überfahren mit der Maus automatisch aktiviert) tut mir ein bisschen weg. In meinem Unity Video-Review sage ich dazu etwas mehr.

Globales Menü für LibreOffice aktivieren

Das globale Menü ist für die LibreOffice-Anwendungen (früher natürlich OpenOffice.org) nicht aktiviert. Den Grund dafür kenne ich persönlich nicht. Wer möchte, der muss nur das Paket „lo-menubar“ installieren…

$ sudo apt-get install lo-menubar

…Danach wird automatisch das Menü von Libre-Office in das Panel ausgelagert, so wie man es von den anderen Anwendungen auch kennt.

Für einzelne Anwendungen deaktivieren

Bei manchen Anwendungen ist das globale Menü nicht optimal. Ein Kandidat dafür wäre für mich das Bildbearbeitungsprogramm Gimp. Hier erscheint das Menü nur im Panel, wenn gerade das Bild-Fenster aktiv ist. Hat man aber die zwei anderen Fenster aktiviert, weil man gerade ein Werkzeug ausgewählt hat, oder weil man eine andere Ebene selektieren wollte, dann fehlt das Menü im Panel.

Will man also also nicht vollständig auf das globale Menü verzichten, aber Gimp wieder das normale Menü verpassen, so kann man Gimp über den Befehl…

$ UBUNTU_MENUPROXY= gimp

…starten. Die leere Umgebungsvariable „UBUNTU_MENUPROXY=“ bedeutet für Gimp, dass das Menü wie gewohnt in der Anwendung gestartet wird. Alternativ könnte man Gimp auch über…

$ env UBUNTU_DISPLAY_BOTH=1 gimp

…starten. So wird das Menü sowohl im oberen Panel, wie auch im Anwendungsfenster gezeichnet.

Wenn man dies möchte und Gimp (oder auch andere Programme) in Zukunft nicht immer aus dem Terminal starten will, dann kann man diese Umgebungsvariable in die Startdatei von Gimp schreiben. Dazu öffnet man die Datei in einen Editor…

$ gksudo gedit /usr/share/applications/gimp.desktop

…und fügt in der „Exec…“-Zeile…

Exec=gimp-2.6 %U

…die gewünschte Umgebungsvariable ein. Also z.B…

Exec=env UBUNTU_MENUPROXY= gimp-2.6 %U

…um Gimp in Zukunft immer ohne das globale Menü zu zeichnen. Für Qt-Anwendungen muss man den Befehl etwas abwandeln. In diesem Fall lautet die zu setzende Umgebungsvariable „QT_X11_NO_NATIVE_MENUBAR=1“, also…

$ env QT_X11_NO_NATIVE_MENUBAR=1 krita

…Generell muss man sagen, dass dies nicht der einzige Weg ist das globale Menü für einzelne Anwendungen zu deaktivieren. Hier führen viele Wege nach Rom, man könnte die .desktop Datei in das Homeverzeichnis kopieren und so das ganze nur für den eigenen Benutzer umsetzen. Man könnte sich ein kleines „Wrapper-Skript“ schreiben usw. Weitere Hinweise dazu finden sich beim askubuntu.com unter Is it possible to make indicator-appmenu ignore a specific application?

Vollständig deaktivieren

Wer auf das globale Menü vollständig verzichten möchte, aber dennoch Unity verwenden will, der kann das Menü auch komplett loswerden. Dazu kann man einfach das Paket „indicator-appmenu“ deinstallieren…

$ sudo apt-get remove indicator-appmenu

…danach ist das globale Menü weg. Für alle Anwendungen wie auch für alle Benutzer des Systems. Wer später das Menü doch wieder haben möchte, der installiert das Paket wieder über die Paketverwaltung.

Vorheriger ArtikelUnity aus Ubuntu 11.04 erklärt: Part 3: Den Launcher verwenden und anpassen.
Nächster ArtikelUnity aus Ubuntu 11.04 erklärt: Part 5, das Dash, die Lupen/Lenses und das Panel
Hallo, ich bin Christoph - Linux-User, Blogger und pragmatischer Fan freier Software. Wie ihr ohne Zweifel bemerkt haben solltet, schreibe ich hier über Linux im Allgemeinen, Ubuntu im Speziellen sowie Android und andere Internet-Themen. Wenn du Freude an meinen Artikel gefunden haben solltest, dann kannst du mir über Facebook, Twitter oder natürlich dem Blog folgen.

Kommentarfunktion ist geschlossen.