Die spanische Universität von Oviedo hat im Rahmen der zweiten europäischen Konferenz zu Forschung und Entwicklung in Unternehmen (2nd European Conference on Corporate R&D (kurz CONCORD-2010)) die Entwicklung des Linux-Kernels über die letzten Jahre untersucht. Anhand eines Kostenmodells wurde abgeschätzt wie viele Monate Entwicklungszeit und Entwickler in einem Unternehmen nötig wären, sowie welche Kosten entstehen würden, wenn ein einzelnes Unternehmen den Kernel entwickeln würde. Solche Kostenmodelle passen zwar nicht exakt zur verteilten Entwicklung des Linux-Kernels, doch die Zahlen lassen erkennen, dass in den letzten Jahren enorme Summen in den Kernel investiert wurden.

Betrachtet man den gesamten Kernel – Die Version 2.6.30 besteht aus 12.606.910 Zeilen Quelltext – so würde ein Unternehmen folgende Leistung bringen müssen um den Kernel komplett zu entwickeln.

  • Gesamtwert: 1.025.553.430 Euro
  • Benötigte Entwickler: 985,74
  • Geschätzte Entwicklungszeit: 167,59 Monate (14 Jahre)

Bricht man die Zahlen auf einzelne Jahre runter, dann hätten in den Jahren von 2005 bis 2007 jeweils zweistellige Millionenbeträge investiert werden müssen. Im Jahr 2008 stieg dieser Wert sprunghaft an.

  • 2005 (Von 2.6.11 zu 2.6.16): 80.141.810 Euro
  • 2006 (Von 2.6.16 zu 2.6.21): 72.704.900 Euro
  • 2007 (Von 2.6.21 zu 2.6.25): 94.729.880 Euro
  • 2008 (Von 2.6.25 zu 2.6.30): 228.353.700 Euro

Leider sagt die Studie nichts über das Jahr 2009 oder gar 2010 aus, ich hätte gerne aktuelle Zahlen gesehen. Über die absoluten Werte kann man gerne spekulieren, basieren sie doch auf Abschätzungen und Annahmen. Doch sie zeigen, dass der Linux-Kernel in den vergangenen Jahren enorm an Attraktivität für Unternehmen und deren Entwickler gewonnen hat. Laut Slashdot entsprechen die Entwicklungskosten des Linux-Kernels aus dem Jahre 2008 4% bzw. 12% der Kosten für Forschung und Entwicklung, die Microsoft bzw. Google in dieser Zeit für sämtliche ihrer Produkte ausgegeben haben.

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11 Kommentare

  1. Am Kernel beteiligen sich auch massiv Firmen, also nicht alles Community ;).

    Es wäre außerdem schön, wenn man auch in andere Projekte (z. B. xorg) so viel Manpower stecken würde, denn was nützt mir der beste Kernel, wenn der rest nichts taugt?

    Aber da die meisten Firmen eh nur ein Interesse daran haben Linux auf dem Server einzusetzen, darf man wohl kaum erwarten, dass sich im Desktopbereich groß was tut.

  2. Naja, das mit dem COCOMO Modell ist so eine Sache. Absolute Zahlen sind meiner Meinung nach nicht aussagekräftig. In meinem Unternhemen habe ich mit COCOMO errechnet, dass durchschnittlich 50 Entwickler die letzten 10 Jahre an unserem Produkt gearbeitet haben. Tatsächlich waren es weitaus weniger (max. 10%)

    Aber relativ, also in der Entwicklung über die Jahre, sind die Zahlen durchaus zu gebrauchen. Die Statistik zeigt einen enormen Zuwachs an Entwickler-Kapazitäten.
    Wir alle, also die Linux-Anwender, spüren das ja auch. Linux wird von Version zu Version besser, und mit dieser Statistik wissen wir auch warum.

    Gibt es solche Statistiken auch für GNOME oder KDE?

  3. Da sieht man mal wieder, zu was Open Source führen kann, wie es oben auch schon gesagt wurde.

    Es fehlt nicht mehr lange und Linux wird auf vielen Rechner die „Weltherschafft“ holen. Der Grund, warum Mac OSX und Windows so erfolgreich sind, ist doch nur der Grund, dass diese leichter zu bedienen sind als Linux.

    Jedoch auf Dauer gesehen, hat man mit Linux nur Vorteile gegenüber den anderen Programmen. Und diese muss ich hier ja nicht extra auflisten.

    by the Way, netter Artikel. 😉

  4. >Es fehlt nicht mehr lange und Linux wird auf vielen Rechner die “Weltherschafft” holen. Der Grund, warum Mac OSX und Windows so erfolgreich sind, ist doch nur der Grund, dass diese leichter zu bedienen sind als Linux.

    Genau nur noch ^^. Dann macht doch Linux mal leichter zu beidenen, schafft ihr doch seit über 10 Jahren nicht, ihr gleicht euch nur etwas an. Außerdem ist der Kernel zwar wichtig, aber damit sich Linux auf dem Desktop durchsetzt sind andere Dinge wichtiger, wie z. B. die GUI.

  5. Ausnahmsweise muss ich Barristan Recht geben 😛 Die graphische Oberfläche ist doch relativ uninteressant. Windows, MacOS X, KDE, GNOME… Die Unterschiede sind doch marginal. Jeder Anwender ist in der Lage die verschiedenen Desktops zu bedienen, egal welchen „Lieblings-Desktop“ er verwendet.

    Das wichtigste ist ein solider Unterbau. Der Kernel, DeviceKit, PackageKit,… die damit verbundene Hardwareerkennung und -unterstützung. Und auch hier wurde in den letzten Jahren enorm viel getan. Die xorg.conf verabschiedet sich, HAL ist Geschichte, usw…

  6. Das Windows leichter zu bedienen sein soll halte ich für ein Gerücht…!
    Ich nutze schon seit einigen Jahren ausschließlich Linux und vor kurzem sollte ich beim Win7 von meiner Schwester etwas reparieren – Ich hab mich überhaupt nicht zurecht gefunden!
    Windowsnutzer halten Windows nur für einfach, weil sie damit „aufgewachsen“ sind

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