Neulich war ich mal wieder in der Situation, dass ich (oder besser meine bessere Hälfte) PDF-Dokumente einreichen musste, die eine maximale Dateigröße nicht überschreiten durften. Keine Ahnung wer sich das ausgedacht hat, aber eine Bewerbung inkl. aller gescannter Zeugnisse unter 3 MByte halten zu müssen ist schon arg knapp. Nun gut, mit Ghostscript kann man das relativ einfach bewerkstelligen, doch das dazu benötigte Kommando ist sehr sperrig. Doch mit einem zusätzlichen Skript für Nautilus kann man PDFs bequem aus dem Dateimanager heraus in ihrer Größe reduzieren.

Bevor ich zum Skript komme, gehe ich kurz auf das zugrunde liegende Ghostscript-Kommando ein. Prinzipiell könnt Ihr Ghostscript sagen, dass es ein PDF öffnen und es danach wieder mit neuen Einstellungen speichern soll. Wichtig dafür ist unter anderem die Option „PDFSETTINGS“, mit ihr wird bestimmt in welcher vordefinierten Qualität die Ausgabe erfolgen soll…

$ gs -sDEVICE=pdfwrite -dCompatibilityLevel=1.4 -dPDFSETTINGS=/ebook -dNOPAUSE -dQUIET -dBATCH -sOutputFile=output.pdf input.pdf

…Ghostscript kennt für PDFSETTINGS die in der Auflistung gezeigten Einstellungen. Weitere Informationen zu gs und seinen Kommandos bekommt ihr beispielsweise über die Ghostcript PDF Reference & Tips von Milan Kupcevic.

  • /screen screen-view-only quality, 72 dpi images
  • /ebook low quality, 150 dpi images
  • /printer high quality, 300 dpi images
  • /prepress high quality, color preserving, 300 dpi imgs
  • /default almost identical to /screen

Nun ist das Kommando alles andere als handlich und einfach zu merken. Man könnte es zwar hinter einem Alias verbergen, doch warum aufwändig wenn es doch auch einfacher geht? Der Dateimanager Nautilus der GNOME-Desktopumgebung kann selbst erstellte Skripte ausführen und da setzt Compress PDF an.

Das kleine Skript setzt auf dem oben genannten Befehl auf und verpackt das Ganze in eine einfache Zenity-GUI. So könnt Ihr eine PDF-Datei in Nautilus auswählen, das Skript starten und dann die Datei nach euren Wünschen komprimieren. Für die „Installation“ von Zenity, Ghostscript und Compress PDF müsst Ihr folgendes ausführen (bedenkt bitte dass sich die URL zur Compress-PDF-1.4.tar.gz ändern kann. Prüft daher bitte ob eventuell eine neue Version des Skriptes vorhanden ist).

$ sudo apt-get install zenity ghostscript libnotify-bin
### An dieser Stelle ist war der Artikel in die Jahre gekommen. Früher hat Gnome
### seine Einstellungen in ~/.gnome2/nautilus-scripts gespeichert, aktuell steckt
### die Konfiguration jedoch in ~/.local/share/nautilus/scripts.
$ cd ~/.local/share/nautilus/scripts/ 
$ wget http://launchpad.net/compress-pdf/1.x/1.4/+download/Compress-PDF-1.4.tar.gz
$ tar -xzf Compress-PDF*.tar.gz && rm Compress-PDF*.tar.gz

Danach findet Ihr Compress PDF im Kontext-Menü von Nautilus. Beachtet bitte, dass das Ergebnis nicht immer besser ist. Mit guten Parametern erstellte PDF-Dateien lassen sich oft gar nicht mehr sonderlich verkleinern. Und bringt die Verkleinerung auch einen Verlust an Qualität mit sich. Überprüft daher die resultierende Datei ob die Qualität für eure Zwecke noch ausreichend ist.

Compress PDF

Dennoch lassen sich oft gewaltige Einsparungen erzielen. Eine Reduzierung der Dateigröße um die Hälfte ist fast normal, manche der von mir verkleinerten PDFs wurden sogar um den Faktor vier kleiner. Ich habe das Skript auch auf die schnelle ins Deutsche übersetzt und an den Betreuer des Projekts Ricardo Ferreira geschickt. Bis er das eingebaut und neu veröffentlicht hat, könnt ihr die deutschsprachige Version über linuxundich.de herunterladen. Sobald die neue Version draußen ist, lösche ich diesen Abschnitte aus dem Beitrag raus.

[UPDATE 15.04.2016: Der Artikel erfreut sich immer noch einer größeren Beliebtheit, daher habe ich ihn anlässlich der Veröffentlichung von Ubuntu 16.04 mal wieder auf einen aktuellen Stand gebracht. Früher hat Nautilus im Verzeichnis ~/.gnome2/nautilus-scripts nach Skripten gesucht, inzwischen legt der Dateimanager Erweiterungen jedoch in ~/.local/share/nautilus/scripts ab. Beachtet diese Änderung auch bitte bei anderen Nautilus-Skripten.]

Vorheriger ArtikelCanonical und Phoronix wollen jeweils die Suche nach Linux-Hardware verbessern
Nächster ArtikelMicrosoft verbannt Open-Source Programme aus dem Marketplace für Windows Phone und XBox
Hallo, ich bin Christoph - Linux-User, Blogger und pragmatischer Fan freier Software. Wie ihr ohne Zweifel bemerkt haben solltet, schreibe ich hier über Linux im Allgemeinen, Ubuntu im Speziellen sowie Android und andere Internet-Themen. Wenn du Freude an meinen Artikel gefunden haben solltest, dann kannst du mir über Facebook, Twitter oder natürlich dem Blog folgen.

53 Kommentare

  1. Nebenbei: Ich würde das Bewerbungsformular ignorieren und nach einer Email-Adresse suchen. Schon deshalb, weil viele Unternehmen ihr eigenen, ganz unterschiedlichen Süppchen kochen und diese dem Bewerber aufzwingen wollen.

    Natürlich steht eine Email-Adresse nicht immer zur Verfügung.

  2. SUPER Info… und endlich mal ein Skript, wo die Quali auch gut bleibt !

    Die PDF-Grösse beim „In Datei drucken“ fand ich schon immer „unter aller Sau“. Da wird mal eben aus nem 4,5 MB Jpeg eine 16 MB grosse PDF… würgh.

    Habe gerade auch mal 4 900×600/72dpi grosse Bilder, die zusammen ca. 1 MB gross sind per „In Datei drucken“ in eine PDF gelegt. PDF dann 4,3 MB gross.

    Das Skript hat diese PDF mit Einstellung „Bildschirm“ auf
    234 KB verkleinert. DAS ist gut 🙂 Und die Quali der Pics ist auch noch gut. Man sieht zwar schon kleine Artefakte um das Logo… aber trotzdem noch OK.

    In der Einstellung „Für Druck“, ist die Datei 486 KB gross.
    Und das in einer sehr guten Quali !

    Danke dir auf jeden Fall für den Tip !!

    Wenn Du in nem zukünftigen Blog noch herausfindest,
    wie man eine der Einstellungen (Bildschirm/eBook/Druck/Farbtreu) als Default beim „In Datei drucken“ hinterlegen könnte… DAS wäre dann der RIESENKNALLER 🙂

    Denn bisher war das nicht zu gebrauchen bei den erzeugten Grössen.

    Gruss… Blogleser

  3. Hi! Nettes Skript. Aber weiß auch jemand, wie man ein ganzes Verzeichnis voller PDFs mit einmal komprimieren kann? Das würde selbst mit dem Skript recht lange dauern. Vielen Dank!

    PS: Mit find … -exec … und den Kommandozeileneingaben von oben wollte es nicht gehen.

    • Quick and Dirty klappt es wie folgt…

      #!/bin/bash
      
      function pdfcompress
      {
      	FILENEW="compressed."$(basename $1)
      	gs -sDEVICE=pdfwrite -dCompatibilityLevel=1.4 -dPDFSETTINGS=/ebook -dNOPAUSE -dQUIET -dBATCH -sOutputFile=$FILENEW $1
      }
      
      export -f pdfcompress
      find -maxdepth 1 -iname '*.pdf' -exec bash -c "pdfcompress {}" \;
      
        • Da gibts viele Wege. Einer wäre bspw.

          * Pack Inhalt des genannten Skriptes in die Datei ~/bin/batchpdfcompress
          * Mach das Skript ausführbar: chmod +x ~/bin/batchpdfcompress
          * Geh im Terminal via cd /pfad/zu/pdfs zu deinem PDFs die du komprimieren willst
          * Gib batchpdfcompress ein

          Falls du keinen Ordner ~/bin hast, dann würde ich ihn anlegen und danach das Terminalfenster neu starten. Erst dann landet der eigene ~/bin Ordner im $PATH und das dort enthaltene Skript kann von überall aus aufgerufen werden.

      • Hallo,

        die Lösung ist super! – Ich hätte nur eine Bitte:
        Ich will natürlich die Original-Dateien aufheben für alle Fälle erst mal. Aber ich will mir nachher nicht mehr soviel Arbeit machen wenn alles gut gelaufen ist.

        kann man einfach die Originale in ori-„Altername“ umbenennen und dann den neuen komprimierten Dateien den Ursprünglichen Namen geben? Das wäre super! (Dann könnte ich anschließend die alten mit einem Befehl abräumen…!) Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedürkct…;-(

        Ich kenne mich mit dem höheren Scripting nicht so gut aus und will da nicht Stunden mit experimentieren..

        Vielen Dank schon mal im Voraus

        fi

        • Richtig das Original bleibt da und ich muss alle 127 Compressed-Files umbenennen – aber das Original brauche ich wenn es funktionierrt hat nachher nicht mehr!

          Ich will die neuen behalten und mit einem rm ori-* den Müll löschen können.

          fi

  4. Sag mal, ich kann seit ca einer Woche deinen Feed nicht mehr in Liferea empfangen. Ich erhalte folgende Fehlermeldung :
    Es traten Fehler beim Parsen des Feeds auf!
    Details
    Konnte Feedtyp nicht bestimmen! Bitte überprüfen Sie, ob die Adresse wirklich auf eine Dokument in einem der unterstützten Formate zeigt!

    XML Parser Ausgabe:
    Die Adresse die Liferea abonnieren soll zeigt auf eine Webseite und die automatische Feed-Erkennung hat keine Feeds gefunden. Möglicherweise unterstützt die Webseite die automatische Feed-Erkennung nicht.Quelle zeigt auf ein HTML-Dokument.

    Hast du eine Ahnung woran das liegt? Dein Blog ist mein einziges Abonnement, wo das auftritt. Den Beitrag von letztem Donnerstag habe ich noch empfangen.

  5. Hi Christoph,

    danke für den Hinweis mit dem Script. Allerdings erzielt das Script bei mir eigenartige Ergebnisse. Ich habe das ganze mit einer 1.3Mb großen PDF Datei probiert.

    Hier sind meine Ergebnisse:

    Screen: 71,5MB
    Low Quality: 71,6MB
    High Quality: 743,3KB
    High Quality (Color): 769,6 Kb

    Also ich hatte irgendwie andere Ergebnisse erwartet. Also die beiden High Quality Ergebnisse sind ja ok, aber die anderen beiden sind nicht ganz einleuchtend.

  6. Ich verschicke auch Bewerbungen und finde Bedienung und Ergebnisse sehr gut. Vielen Dank!
    Jetzt würde ich das gerne meinem Vater empfehlen, der solchen Dingen ohne Skript noch hilfloser gegenübersteht, als ich. Leider nutzt der Mac. Ist das für einen absoluten Laien möglich, das Script auf nem Mac ohne Linux zum Laufen zu bringen oder ist das zu speziell auf Nautilus und Linux zugeschnitten?

  7. Hi,
    Vielen Dank für dieses nette Skript. Ich habe aber noch eine Anregung. Wenn man Vektorgrafiken mit imagemagick convertiert gehen alle Vektorelemente verloren und werden ‚gerastert‘. Ein möglicher Ansatz ist Ghostscript zu verwenden.

    Im Speziellen funktioniert es wie hier:
    http://www.alfredklomp.com/programming/shrinkpdf/

    Auszug:

    #!/bin/sh
    
    gs	-q -dNOPAUSE -dBATCH -dSAFER \
    	-sDEVICE=pdfwrite \
    	-dCompatibilityLevel=1.3 \
    	-dPDFSETTINGS=/screen \
    	-dEmbedAllFonts=true \
    	-dSubsetFonts=true \
    	-dColorImageDownsampleType=/Bicubic \
    	-dColorImageResolution=72 \
    	-dGrayImageDownsampleType=/Bicubic \
    	-dGrayImageResolution=72 \
    	-dMonoImageDownsampleType=/Bicubic \
    	-dMonoImageResolution=72 \
    	-sOutputFile=out.pdf \
    	 $1

    Auf http://wiki.inkscape.org/wiki/index.php/Current_PDF_Support#Uncompressed_PDF_Output findet man dazu noch einge weitere hints.

    Natürlich ist nun zusätzlich Ghostscript notwendig, welches aber auf den meisten Systemen ohne weiters zu installieren ist oder bereits vorhanden ist.

    Mir ist es auf die schnelle nicht möglich beides in das doch schon umfangreiche Skript einzupflegen. Aber es wäre nett wenn das jemand übernehmen könnte, der/die mit dem Skript besser vertraut ist und somit das wahrscheinlich in 10 min. erledigen kann.

    Thx

  8. Vieeeeelen Dank!!! Mal eben auf die Schnelle dringend was gesucht, fast gleich (wie schon so oft 😉 ) hier gelandet … wieder sehr übersichtlicher und prima zu lesender Artikel, Besonders toll dein Service, nicht nur einfach zu sagen „Das gibt es – holt’s euch“ sondern gleich die korrekten Runterlad- und Einbaubefehle mitzuliefern …

    flott noch ein Lesezeichen auf deine Seite gesetzt, so dass ich mit der Arbeit erst mal schnell voran komme und dann später nochmal in Ruhe deinen ganzen Beitrag in Ruhe zu lesen und wieder auf angenehme Art etwas dazu zu lernen:D

    Einzige Anmerkung: Ich habe zwar nur eine leichte Sehschwäche, aber #009BC2 ist im normalen Text für mich schon recht anstregend zu lesen, weil die Kontrast so schwach sind .

    Ansonsten aber wirklich prima – Danke!!

    (Meine fragliche Datei hat das Script übrigens von 9,2MB auf 438,7kB für den Screen-Modus runtergeschraubt und an der Qualität gibt es nix zu meckern *froi)

  9. Hallo und vielen Dank für die Anleitung.

    Funktioniert sehr gut und einfach wie ich finde. Ich hab dazu noch eine Frage: Hast du eine Idee wie oder wo ich das Script unter KDE-Dolphin einbauen kann?

  10. Hallo Christoph,

    ich möchte die Sache auf Linux Mint haben. Bin noch ein Beginner 😉 cd ~/.gnome2/nautilus-scripts findet er bei mir wohl nicht. Wo muss ich die Sache den ablegen, dass es bei mir im Menü erscheint. Danke für die Anfängerhilfe!

    • Ich kenne mich zwar mit MINT nicht aus, vermute aber, dass Nautilus da gar nicht standardmäßig installiert ist. Prüfe das mal und versuche dann ggf. Nautilus zu installieren. Heißt nicht der Standartdateibrowser bei MINT Caja oder so?
      Wie gesagt ist nur eine Vermutung und ein Tip von einem Anfänger für einen Änfanger….

      grüße

  11. interessantes script. ich bekomme aber die error meldung „no file selected“
    getestet habe ich es unter mint mit nemo als browser
    gibt es da schon eine abhilfe?

    • Hi das ich, ich habe es gerade mit Ubuntu 16.04 LTS getestet. Hast du das Skript nach ~/.local/share/nautilus/scripts/ kopiert? Der Beitrag ist an dieser Stelle nicht mehr ganz aktuell. Ansonsten funktioniert es wie gewünscht, von daher müsste es auch mit Mint klappen. Christoph.

  12. hi christoph,
    vielen dank fuer deine antwort.
    ich habe das script nach ~/.gnome2/nemo-scripts kopiert, in das
    verzeichnis gehoert es bei nemo 2.2.4 der bei mir installiert ist.
    es wird angezeigt und laesst sich auch anwaehlen, dann kommt aber die obige error meldung.
    nach ~/.local/share/nautilus/scripts/ gehoert es erst ab nemo 2.6.7

  13. ich habe mir das script angeschaut und zeile 166 geaendert.

    if [ -z "$NEMO_SCRIPT_SELECTED_FILE_PATHS" ]; then

    $NAUTILUS muss fuer nemo durch $NEMO ersetzt werden.

    danke fuer die hilfe

  14. ich habe zeile 166 jetzt so abgeaendert das es sowohl mit nemo als auch mit nautilis gehen sollte

    if [ -z "$NAUTILUS_SCRIPT_SELECTED_FILE_PATHS" | "$NEMO_SCRIPT_SELECTED_FILE_PATHS" ]; then

    viel spass damit

  15. Erstmal vielen Dank für diese Anleitung. Ich hätte da noch eine andere Bitte. Ich möchte eine eine Datei (.doc usw..) ohne sie zu öffnen, drucken oder in eine pdf umwandeln, also per rechten Mausklick. Gibt es dazu ein Script und wie kann ich es erstellen? Ich nutze Linux Mint 18 Cinnamon (Nemo). Vielen Danke.

    • Es gibt CLI-Tools, die dir bspw. DOC-Dateien nach PDF konvertieren. Die Kommandos müsstest du dann als Nautilus-Skript ablegen.

      $ lowriter --convert-to pdf TestDoc.doc 
      convert /tmp/TestDoc.doc -> /tmp/TestDoc.pdf using filter : writer_pdf_Export
      $ unoconv -f pdf -o test.pdf TestDoc.doc
  16. Perfekt. Geht immer noch 😉 Danke.
    Erfolgreich umgesetzt unter Fedora 28
    Mit Fedora ‚dnf install‘ anstelle von ‚apt-get install‘ => ‚libnotify-bin‘ nicht gefunden => es geht dennoch…

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein