Wer Webseiten im Internet betreibt und nicht gerade einen kleinen Server im Netz stehen hat, der greift für Datentransfers meist zu einem FTP-Client. Unter Windows nutzen viele dafür meist WinSCP, auf Macs finde ich Cyberdock eine gelungene Lösung, beide Programme sind freie Software. Nur unter Linux sieht die Auswahl an Alternativen recht mager aus. Der einzige aktiv entwickelte FTP-Client für das freie Betriebssystem ist in meinen Augen FileZilla, doch mit dem Programm konnte ich mich über Jahre hinweg nur wenig anfreunden. Die andere Alternative gFTP hat schon seit 2008 kein Update mehr erfahren. Zeit für eine weitere Alternative, Zeit für Taxi.

In meinen Augen ist das aber auch nicht sonderlich schlimm, da die Dateimanager der großen Desktopumgebungen wie Nautilus, Dolphin oder Thunar ja wunderbar mit den üblichen Netzwerkprotokollen zurechtkommen. Dennoch würde ich mir ein wenig mehr Auswahl wünschen, denn für einige Aufgaben bräuchte es nach wie vor einen ausgewachsenen FTP-Client — Wenn man dafür nicht auf Terminal-Anwendungen ausweichen möchte, ist da eben die Auswahl unter Linux äußerst dünn.

Taxi ist ein sehr junger, aber aktiv entwickelter FTP-Client für Linux.
Taxi ist ein sehr junger, aber aktiv entwickelter FTP-Client für Linux.

Von daher freue ich mich neulich auf Taxi gestoßen zu sein. Taxi ist noch ein sehr junger FTP-Client für Linux, der jedoch auch noch sehr aktiv entwickelt wird. Die letzten Änderungen am Sourcecode sind gerade einmal ein paar Tage alt. Wer sich selber einen Eindruck vom Programm verschaffen möchte, der kann es sich unter Arch Linux aus dem AUR installieren. PPAs oder DEB-Pakete für Taxi konnte ich noch nicht finden. Noch bietet Taxi nicht viel mehr Funktionen als simples Dateimanagement und Bookmarks für eure wichtigsten FTP-Server, aber das Programm steht ja auch noch bei Version 0.1.

Allerdings habe ich die leise Befürchtung, dass die Entwickler des Programms nicht das Ziel haben, Taxi zu einem wirklich leistungsfähigen FTP-Tool auszubauen. In der Launchpad-Beschreibung steht, dass man Taxi für elementary OS entwickeln würde. Die auf Ubuntu aufbauende und dem Mac nacheifernde Distribution ist zwar bekannt schicke Programme zu entwickeln, bei diesen steht jedoch eher die Form im Vordergrund — nicht die Funktion. Nichts desto trotz: Mehr Auswahl ist immer gut!

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14 Kommentare

  1. Hmh das ist ja schade, ich bin auch noch auf der Suche nach einem vernünftigen FTP-Client. Gftp schmiert ständig ab und die Oberfläche von FireFTP ist schlimm.

  2. Ich nutze unter Windows inzwischen den SpeedCommander, auf dem Arbeits-Macbook den muCommander. Ich wüsste nicht, warum ich zum Dateien verwalten mehrere Programme nutzen sollte.

    Ansonsten natürlich das gute alte scp.

  3. Wo wird denn, abgesehen von Billig-Hostern, denn noch FTP verwendet? Ich habe seit längerem gar keinen FTP-Clienten mehr installiert. Ich nutze eigentlich nur noch rsync/SSH.

    • Dateiaustausch mit Freunden findet bei mir auch über SSH statt, da ein Kumpel nen RasPi per DynDNS verfügbar hat. Da nutze ich dann auch rsync.
      Mit nicht-technikaffinen Leuten tausche ich noch USB-Sticks aus, da für die FTP genaus ein Fremdwort wie SSH ist. 😀

        • Das ist natürlich unpraktisch. Mit den Kumpels in der Heimat tausche ich ja auch über SSH Dateien. Und für die angesprochenen nicht-technikaffinen lade ich es halt in die Owncloud und verschicke den Link. Ist für mich einfacher, als zu erklären nen FTP-Client zu nutzen. Ich muss dazu auch sagen, dass ich FTP einfach nicht mag. 🙂

  4. Ich nutze schon seit Jahren Konqueror bzw. die Integration von FTP in die Filestruktur von KDE-Applikationen (zur Zeit unter XFCE). Das funktioniert sehr flüssig und im Gegensatz zu anderen Betriebssystemen ohne grössere Nerverei. Ein weiterer Vorteil, die FTP-Zugänge kann man sich als Lesezeichen (ohne Passwort) abspeichern hat schnellen Zugriff.

  5. Interessanter Artikel. Ich habe mich ebenfalls lange auf der Suche befunden, irgendwann aber kapituliert und mich einerseits mit den von dir genannten File-Manager Funktionalitäten abgefunden oder – wo es ging – nach SFTP migriert.

    • Wer den Client unter Debian testen möchte, muss sich „granite“ zusätzlich selber bauen… Ubuntu hat das Paket scheinbar in den Repos.

      $ bzr branch lp:granite
      $ cd granite
      $ mkdir build && cd build
      $ cmake .. -DCMAKE_INSTALL_PREFIX=/usr
      $ sudo make install
      
  6. Danke für den Hinweis, ich war bisher auf allen Plattformen mit Filezilla sehr zufrieden (und kleiner Hinweis, ich glaube, die nennen sich „Cyberduck“ und noch -„dock“, ein Programm, das ich nie verstanden habe).

  7. Ich benutze auch FTP sehr selten (eigentlich nur auf einem Backup-Server zuzugreifen womit ich nicht mit SSH verbinden kann). Und wenn schon dann macht es sicher mehr Sinn nicht einen extra Client dafür zu haben, sondern eher etwas wie muCommander zu verwenden.

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