Wie bei GMX oder Web.de war eure E-Mail-Adresse bei GMail nicht einfach nur eine „simple“ E-Mail-Adresse, sondern auch ein Tor für das freie Chat-Protokoll XMPP bzw. Jabber, siehe zum Beispiel bei einfachjabber.de. So konnte man im Web-Frontend von GMail, in der GTalk-Android-App oder mit jedem freiem Jabber-Client wie Gajim, Pidgin, Miranda und Co. nach einer gegenseitigen Bestätigung des Kontakts von jedem angesprochen werden, der einen Jabber-Account seiner Wahl nutzte.

In anderen Worten: ICQ, MSN und Co als freies Protokoll, mit Open-Source-Anwendungen und auf Wunsch auch mit Audio- und Video-Chats und End-to-End-Verschlüsselung via OTR. Mit dem Umstieg von Google Talk zu Hangouts ist das nun aber auch Geschichte. Google schreibt auf Google Developers

Note: We announced a new communications product, Hangouts, in May 2013. Hangouts will replace Google Talk and does not support XMPP. The information in this Developer’s Guide pertains only to Google Talk.

In der Praxis bedeutet das nun für GMail-User, die bisher den XMPP-Chat nutzten, dass sie von ihren Jabber-Kontakten zwar noch als Online gesehen werden, doch Nachrichten kommen auf der Empfänger-Seite nicht mehr an.

Im GMail-Webfrontend oder der Hangout-App unter Android selber sieht man seine bisherigen XMPP-Kontakte überhaupt nicht mehr. In anderen Worten: Die Leitung zwischen GMail und XMPP ist mausetot, ohne dass der User irgendwie darüber informiert wird.

Meldungen über XMPP an eine GMail-Adresse versanden jetzt im Nirvana.
Meldungen über XMPP an eine GMail-Adresse versanden jetzt im Nirvana.

Damit macht Google sich mal wieder Freunde: Irgendwie stößt mir diese Änderung noch einen Tick übler auf, als das Ende des Google Readers. Wenn man sich einmal Tiny Tiny RSS aufgesetzt hat und sich an den neuen webbasierten RSS-Reader gewöhnt hat, dann ist das Ende des Readers nicht so wirklich übel. Mit dem Umstieg auf Hangouts wird man jedoch von heute auf morgen von allen seinen bisherigen Jabber-Kontakten abgeschnitten, ohne dass die von diesem Änderung überhaupt etwas mitbekommen.

Ich, für meinen Teil, habe GTalk recht gerne benutzt, so muss man nicht noch extra einen Jabber-Client laufen lassen. Egal wer von einem was wollte, egal ob dieser nun GTalk, GMail oder einen eigenen Jabber-Account in Betrieb hatte, am Ende fand man sich.

Nun können Google-User per Chat nur noch mit dem Rest der Google-Blase kommunizieren. Fehlt nur noch, dass auch irgendwann mal E-Mails G-Mails an Googles Mauern enden.

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19 Kommentare

  1. Also langsam geht mir Googles An, Ab und ändern von Diensten mehr als auf den Keks.
    In dem Fall hät ich zumindest erwartet das Google der OpenSource Gemeine unter die Arme greift um Hangout kompatibel zu machen.
    Hoffe es gibt wenigstens eine halbwegs anständige API.
    Andererseits verstehe ich den Schritt schon.. Native Clients bringen mir keine Kunden auf die Seite für die ich Werbung schalten kann..
    Naja jetzt fehlt nur noch, dass Google IMAP abschaltet.

    • So „an und ab“ ist das eigentlich gar nicht. Es steckt keine sehr angenehme, aber konsequente Strategie dahinter. Lange Zeit war Google so „open“, wie es nur geht. Viel Open Source, zig Projekte, in die Labs konnte man ganz einfach reinschnuppern…jetzt, wo wirklich jeder Internetuser auch einen Google-Account besitzt und nicht nur zum Empfänger von Suchergebnissen, sondern auch zum Versender persönlicher Daten an Google geworden ist, macht Google die Tore zu. Stück für Stück wird das Google-Ökosystem immer weniger durchlässig, bis es irgendwann heißt: Alles bequem bei Google oder mühsam selber machen! Google hat die Marktmacht, um diesen Plan durchzusetzen. Vielleicht auch noch Samsung, Apple und MS, aber nur MS hat ähnlich umfangreiche, ernsthafte Konzepte für die Cloud.

      Ich wette, in Zukunft werden nicht mehr alle GMaps-Funktionen per API ansprechbar sein, und die Spracherkennung wird nicht mehr über Drittsysteme nutzbar sein. Genauso wie die Standorterkennung mittels Funkzelle.

      Die Cloud ist toll, aber man sollte gerade vor solchen Entwicklungen auf der Hut sein. Inzwischen versucht jeder Anbieter, so viel „Walled Garden“ wie möglich zu sein. Wird es zu schlimm, muss man wohl selber hosten oder den Anbieter wechseln…

  2. Ich glaube, ich habe mich verlesen? Ich hoffe, es findet sich ein anderer Anbieter, der solche Dienste alle in einer Hand anbietet.
    Ich habe den großen Vorteil an GTalk immer darin gesehen, Jabber-Kontakte mit kontaktieren zu können.

    Wieder ein Messenger-Account mehr, um zu kommunizieren…

  3. Vielleicht müssen wir uns daran gewöhnen, dass das Unternehmen Google erwachsen geworden ist. Und in einem erwachsenen Unternehmen bleibt wohl nicht allzu viel Raum für Mildtätigkeiten. Dennoch sollte man nicht vergessen, was Google alles für das Internet und die Open-Source-Community geleistet hat.

    • Wenn Du Dir den Artikel durchliest, den ich weiter oben verlinkt hab, bekommst Du eine ausführliche Meinung zu lesen warum es für Google überlebensnotwendig und nicht mildtätig ist offener zu werden. Und ich für meinen Teil stimme ihm zu großen Teilen zu.

    • Klar, wenn sie das machen wird es alles schon besser. Dann könnte man vielleicht auch wieder Transports anbieten. 😉 Aber ich hätte es dennoch besser gefunden, wenn sie einfach per XEPs das Protokoll erweitert hätten. Aber es ist so halt einfacher.

  4. Im Artikel fehlt Folgendes: Die Nutzer können sich aussuchen, ob sie in gMail lieber den „Google Talk“-Jabberchat oder das neue proprietäre Chatsystem Hangouts haben wollen:
    „Users who already opted in may toggle back to the old XMPP based chat clients in Gmail.“
    https://news.ycombinator.com/item?id=5714557

    Die beschrieben Phänomene beziehen sich auf Federation/s2s, oder? Können gMail-Nutzer mit dem klassischen „Google Talk“ mit Hangoutsnutzern kommunizieren?

  5. georg schrieb:

    jetzt, wo wirklich jeder Internetuser auch einen Google-Account besitzt und nicht nur zum Empfänger von Suchergebnissen, sondern auch zum Versender persönlicher Daten an Google geworden ist, macht Google die Tore zu.

    also bitte nicht beleidigend werden 😉 Es gibt auch noch Leute die ausschließlich Alternativen nutzen: Metager statt Gxxgle, despora statt Facebook usw. Ich muß keine Googledienste nutzen und ich muß meine persönlichen Daten nicht irgendwelchen Geschäftsleuten anvertrauen. Muß keiner. Darum verstehe ich diese Diskussionen nicht, das ist doch völlig klar was da passiert. Ach, Meldung von letzter Woche oder so: Facebook arbeitet künftig mit Payback-System-Betreibern zusammen und kommt so an ‚Offline-Daten‘..
    Überraschung 😮

    • Ist Diaspora denn mittlerweile brauchbar geworden? Als ich vor einem Jahr einen Server aufgesetzt hab war die Dokumentation einfach nur viel zu dünn und der Austausch mit anderen Server wollte einfach nicht funktionieren. Dafür dass es so lange Hype darum gab hatte ich ehrlich gesagt etwas mehr erwartet.

      • Zum Diaspora Aufsetzen/Betreiben kann ich nichts schreiben, ich hab da nur einen Zugang aber aus meiner Sicht funktioniert D* sehr gut. Wenn es das nicht gäbe hätte ich allerdings trotzdem keinen Account bei FB.

  6. Habe soeben die neue Hangout App, welche die Talk App ersetzt, auf meinem Androiden ausprobiert. Die Good News: Die bisherige Integration in Pidgin via XMPP läuft weiterhin, sprich ich kann mit beiden Clients chatten. Und: die neue Hangouts-App hat einen Vorteil: Sie zeigt wirklich alles sauber synchronisiert an (wenn ich also am PC weiterchatte, sehe ich den Verlauf „live“ auf dem Handy). Das war vorher nicht so.

    Von dem her mal vorsichtig positiv gestimmt.

  7. Ärger!!!

    Was bisher mit Talk gut klappte zwischen 2 Usern. Aber wenn einer ein Update gemacht; Hangout, geht nichts mehr.
    Ist ja wie Zwangsmaßnahme. Da sollten die Fachleute mal denken.

  8. Bisher klappt XMPP noch mit Hangouts, ist aber nicht von selbst eingerichtet.

    In deinem Lieblings-XMPP-Client folgendes:
    Benutzername: benutzer@googlemail.com
    Passwort: dein_passwort
    Manueller Server: talk.l.google.com
    Port: standard (5222)

    Ich habe nicht näher getestet, ob und in wie weit server-zu-server chats funktionieren, aber für gmail zu gmail klappt es gut und je nach Client-Software auch Ende-zu-Ende-verschlüsselt.

    Wohl bekomms, viel Spaß beim Testen!

    • Entschuldige, aber das ist leider nichts Neues. Gekappt wurde die Verbindung zwischen Hangouts und S2S. Alte Verbindungen (innerhalb von GoogleTalk/XMPP-Clients und gTalk/XMPP zu S2S) blieben nach wie vor bestehen.

      Die manuelle Verbindung ist übrigens laut dig nicht nötig:

      $ dig SRV _xmpp-client._tcp.googlemail.com

      ;; ANSWER SECTION:
      _xmpp-client._tcp.googlemail.com. 900 IN SRV 5 0 5222 xmpp.l.google.com.

      Der XMPP-Client erfährt also einen XMPP-Server.

      $ host xmpp.l.google.com
      xmpp.l.google.com has address 64.233.165.125
      xmpp.l.google.com has IPv6 address 2a00:1450:4010:c08::7d

      $ host talk.l.google.com
      talk.l.google.com has address 64.233.165.125
      talk.l.google.com has IPv6 address 2a00:1450:4010:c08::7d

      Der Server ist gerade der von dir vorgeschlagene.

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