Ich gehöre zwar nicht zur Generation Hipster, die mit bunten Kopfhörer (oder besser: Muschelkopfhörern) auf den Ohren durch die Strassen rennt, doch die immer schlechter werdenden Ohrhörer die aktuellen Handy beiliegen, verleiden mir doch kräftig das Musikhören mit dem Handy. Google hat mittlerweile erkannt, dass die Handy-Knopfhörer keinen Húnd mehr hinter dem Ofen hervorholen und liefert etwa beim Nexus 4 erst gar keine Kopfhörer mehr mit. Bei mir kommen daher meist ältere Sonys zum Einsatz, die ich mir vor einigen Jahren beim Kauf eines – damals schweineteuren – MP3-Spielers geleistet habe. Von daher war ich sehr glücklich von Sony einmal wirklich ordentliche Kopfhörer vom Typ Sony MDR-1R gestellt bekommen zu haben, so dass ich den Vergleich ziehen kann. Audiophile werden mit Sicherheit glücklich, Android-User werden allerdings mal wieder links liegen gelassen. Der Sony MDR-1R stammt aus Sonys neuer Kopfhörer-Reihe, er ist quasi das Einsteigermodell, wenn man den einen 249 Euro teuren Kopfhörer als solchen bezeichnen möchte. Ergänzt wird die Reihe durch den kabellosen MDR-1RBT mit Bluetooth und NFC für einen Listenpreis von 349 Euro und den MDR-1RNC mit aktiver Rausunterdrückung für 399 Euro. Der Straßenpreis des MDR-1R liegt allerdings deutlich unter dem von Sony empfohlenen Preis, auf Amazon bekommt man ihn aktuell für 209 Euro, es gibt sogar gerade einen Warehouse-Deal für ein „gebrauchtes“ Modell für knapp über 196 Euro.

Der MDR-1R und Audio

Die Audio-Qualität der Treiber des Sony MDR-1R ist erste Güte! Ich habe hier natürlich keinen Messraum, so dass ich mit objektiven Zahlen glänzen könnte. Aber gegenüber herkömmlichen Ohrhöreren – auch im Vergleich zu ordentlichen Ausgaben von Markenherstellern – sind geschlossene Kopfhörer dieser Preisklasse Haus hoch überlegen.

Der MDR-1R wird in einer sehr aufwändigen Umverpackung ausgeliefert.

Der Sound ist sehr ausgewogen, die Höhen sind klar, die Tiefen satt. Besonders beim Bass merkt man in meinen Augen (oder besser Ohren) einen deutlichen Unterschied. Während viele In-Ear-Kopfhörer einen zwar massiven, aber fast unangenehm starken Bass erzeugen, kommt dieser beim MDR-1R deutlich subtiler rüber. Er ist kräftig und kickt ordentlich fast in die Magengrube runter, allerdings ist er bei weitem nicht so spitz.

Der MDR-1R und Komfort

Mit 232 Gramm ist der MDR-1R angenehm leicht zu tragen, selbst nach einiger Zeit merkt man ihn auf dem Kopf praktisch nicht. Dazu trägt natürlich auch das wirklich samtweiche Material der Polsterung an den Ohren und dem Kopfband bei. Wer den Kopfhörer auch gerne im Winter über einer Mütze tragen möchte, kann den Kopfbügel ausreichend weit verstellen. Die mitgelieferten Kabel sind mit etwa 1,20 Meter lang genug um das Handy während des Musikhörens in der Hosentasche lassen zu können, die Kabel sind so gestaltet, dass sie sich nicht verdrillen, so dass man nie ein Kabelgewirr entknoten muss.

Die Hörer lassen sich zur Seite klappen, so dass man den MDR-1R in einem mitgelieferten Beutel verstauen kann.
Das Obermaterial der Ohrmuschel ist seidenweich und ein wirklicher Ohrschmeichler.

Um zwischen dem „normalen“ Audiokabel und einem iPhone/iPod/iAlles-Kabel wechseln zu können, hat Sony dem linken Hörer eine 3,5mm Klinkenbuchse spendiert, in die ihr das jeweilige Kabel einstecken könnt. Hier hat Sony allerdings in meinen Augen einen Faux-Pas begangen, denn diese Verbindung induziert deutlich hörbare Klacker-Geräusche in das Ohr, so dass man beim Musikhören mit geringer Lautstärke oder bei leiser klassischer Musik deutliche Störgeräusche hört, wenn man den Kopf dreht oder sich etwas bewegt.

Der MDR-1R und Android

Der Kopfhörer wird mit iPhone-Kompatibilität beworben, von daher darf ich eigentlich nicht in Bezug auf Android meckern. Allerdings frage ich mich, warum man Kopfhörer für fast 250 Euro produziert und diese nur für ein Eco-System hin anpasst. Ein drittes „Android-Kabel“ beizulegen wäre mir einen Aufpreis von ein paar Euro wert, ob ich nun 250 oder 260 Euro für einen exclusiven Kopfhörer zahle, wäre mir persönlich egal.

Das mitgelieferte Zubehör des MDR-1R, das iPhone-Kabel eignet sich leider nur bedingt für Androiden.

Daher gilt es für Android-User festzuhalten, dass ihr mit dem MDR-1R natürlich Musik hören könnt, auch das Mirko des „iPhone-Kabels“ funktioniert, so dass der Kopfhörer auch unter Android zum Freisprechen taugt. von den im Kabel integrierten Buttons funktioniert auf meinen Test-Androiden HTC Desire und und Galaxy Nexus allerdings nur der mittlere Mute- bzw. Start/Stop-Button. Leiser/Lauter bleiben allerdings tot, so dass ihr euren Androiden zum Steuern der Musik aus der Tasche holen müsst.

Fazit

Alles in allem bin ich mit dem MDR-1R sehr zufrieden, wenn auch der Android-Support besser sein. Für den Preis möchte ich mich eigentlich nicht nur mit iOS-Tauglichkeit zufrieden geben müssen. Lässt man den Punkt weg, dann bekommt man einen wirklich hochwertigen Kopfhörer, der einem mit Sicherheit lange Spaß machen wird.

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12 Kommentare

    • Ich hab mir kürzlich den Sony MDR-ZX 600 gekauft. Kann ich nur empfehlen, ist aber kein „Handy“-Kopfhörer, da er kein Mikro, Fernbedienung etc hat. Ich nutze ihn allerdings trotzdem am Handy, da ich diesen Firlefanz nicht brauche. Kopfhörer hat bei Saturn 47,00 EUR gekostet und ist in meinen Augen wirklich gut!

  1. Hallo, dein Blog in Ehren, aber ich sehe dich eigentlich nicht so als Referenz für Kopfhörer-Tests^^
    Im Artikel stellst du halt einen Kopfhörer vor und sagst zusammengefasst, dass dieses 250€-Modell deutlich besser ist, als eins für 20€. …
    Schade, dass der Klinkenstecker am Hörer nicht perfekt gemacht ist, in der Preisklasse sind wechselbare Kabel nämlich wichtig. (logisch, oder?) Wenn man da einen standardisierten Anschluss verwendet, kann das eigentlich nur positiv sein. (Die haben nämlich keine Hemmungen, sonst für so ein Ersatzkabel 50€ zu verlangen.)
    Ansonsten sind Kopfhörer auch noch extrem Geschmackssache. Mehr Infos zb im Hifi-Foum.
    @Rindenmolch: geht mir ähnlich, aber ich kenne keine guten Kopfhörer der Klasse mit Wechselkabeln. Was zur Folge hat, dass die langfristig teurer sind, als die für 200€+. Zumindest, wenn sie unterwegs benutzt werden. Daher bleib ich in der <50€ Holzohrenklasse 😉

  2. Heute müssen Kopfhörer also schon zu einem OS kompatibel sein? Verrückte Welt. Ich erinnere mich noch an Zeiten, als es nur um die Frage „grosse Klinke“ oder „kleine Klinke“ ging. Aber das waren auch die Zeiten, als weder Telefone noch Fernsehen booten mussten. 😉

    scnr

  3. Ich kann für das mobile Musikhören Ohrhörer von AKG empfehlen. Die sind nicht teuer, haben aber bei 1/4 des Preises ungefähr dieselbe Qualität wie Sennheiser-Kopfhörer. Letztere sind total overrated.
    Diese Consumer-Scheiße (sorry für den Ausdruck) von Sony tue ich meinen Ohren nicht mehr an 😀

    • AKG ist auch Consumer. Zumindest nicht weniger als Sennheiser. Und generell sind keine Kopfhörer eines Herstellers einem anderen Überlegen, die (größeren) haben alle auch teuren Müll im Angebot. Ich weiß, wie ein Sennheiser HD650 klingt, und das ist alles andere als overrated, das ist umwerfend. Wobei der zugegeben nicht fürs mobile Hören geeignet ist.
      Welche Kopfhörer gut sind, ist extreme Geschmackssache: 1. bei In-Ears entscheidet der Sitz und damit das individuelle Ohr. Das ist der mit Abstand größte Faktor bei den Dingern.
      2. Manch einer möchte die Straße noch hören, der andere möchte möglichst gut abgeschrimt werden. Dann sind die Monitor-Hörer für Musiker sehr gut. Recht preisgünstige gibt es da von Shure, mMn der overrated-consumer-Musikfirma schlechthin. usw. usf.

      • Naja bei Sennheiser gibt’s sowohl Consumer-Geräte als auch Geräte die eher auf professionellen Einsatz zugeschnitten sind.
        Mein heißgeliebter HD-25 ist da wohl das Paradebeispiel, robust, hässlich und funktional. Den gibts inzwischen aber auch als Consumer-Version „Sennheiser HD-25 by Originals“ im Adidas-Design und mit total beknackten Velour-Bezügen, welche die ganze Dämpfung zunichte machen.

        Die „richtigen“ HD-25 finden auch ihren Einsatz in Rundfunk oder Flugverkehr.

        Also noch mein Tipp am Rande bzgl viel Sound für wenig Geld:
        AKG K518
        Die bieten wirklich viel für das Geld.
        Bei in-ears bekommt man für das Geld jedoch deutlich mehr.

  4. Ich suche (und finde keinen dazu aussagetreffenden Bericht) eine Aussage, warum der Kopfhörer bei voller Lautstärke am IPhone 4S äußerst dürftige und leise und nicht volumige Ergebnisse erzielt. Zunächst dachte ich, etwas verkehrt gemacht zu haben, etwa den Regler nicht entsprechend justiert, der war aber bei voller Lautstärke und ich hatte Musik, wie aus dem Kinderkopfhörer meiner imaginären Tochter. Wirklich sehr schlecht. Der Verkäufer löste das auf und hat das (nachweislich !!) am IPhone festgemacht. Ich habe in der Preisklasse und in der Kombination viel mehr erwartet und bin in Verbindung mit einem HTC Smartphone (das der Verkäufer in seiner Hosentasche hatte) dann vom Hocker geflogen, als mich die Lautstärke dann wirklich überzeugte. Damit ist leider klar, IPhones und Kopfhörer im Allgemeinen passen einfach nicht zusammen. Da kann auch der gute Kopfhörer nichts dazu. Sieht das jemand auch so? Stimmt das als Erfahrung?

    • Hallo, das liegt dann wohl am relativ hohen Widerstand des Kopfhörers. Die meisten sehr guten großen benötigen eine von der Leistung her ordentliche Quelle. Offensichtlich war das getestete HTC da besser als das IPhone. Manche HiFi’s tragen noch extra einen Kopfhörerverstärker mit sich herum ^^
      Von der grundsätzlichen Qualität muss dein IPhone aber nicht schlecht sein, es sollte mit praktisch allen InEars funktionieren, aber auch mit den „billigen“ Großen sowie einigen guten Großen.
      Also weder ja noch nein, es kommt auf die Kombination an. Gut Möglich, dass das HTC die große Leistung der Lautstärke mit weniger Stabilität bei Pegelspitzen erkauft und der Test bei anderen Kombinationen anders herum ausfällt.

      • Ja, danke, das denke ich schon auch, ich habe auch nur eben sofort den Lautstärkenunterschied gehört, nicht auf Bässe, Mitten und Höhen oder Klirrfaktor oder unsaubere Töne gehört. Ich sage auch nicht, dass das Apple Prinzip, das mir bereits auf deren Hotline bestätigt wurde mit der Limitierung der Lautstärke auf medizinisch nachweislich nicht schädigende Maße, schlecht ist. Es soll die Ohren ja gegen übermütiges Lautdrehen schützen, das macht Apple (IPhone).
        Auch das mit der Eingangsempfindlichkeit (Ohm) habe ich so für mich nun herausgefunden, dass einige einen höheren Widerstand aufgrund unterschiedlicher Qualitäten bei den Spulen haben (je höher der Widerstand, desto besser die Qualität, aber auch desto höher die Latte für Power/Lautstärke dort anzukommen). Ich denke, dass ich das so einigermaßen richtig verstanden und wiedergegeben habe.
        Lösung nun, Bespielung nicht übers Smartphone, sondern über mp3 Player, testen welcher da die Nase vorn hat…

        • Genau, das stimmt so in etwa. Ohne präzise Lautstärkeanpassung wird ein Vergleich sogar unmöglich, denn lauter klingt besser. Darauf beim testen achten. Noch ein Tip zum Testen: nicht zu sehr auf Bässe, Höhen, heraushörbare Töne achten, wenn du nicht gerade Aufnahmen wie im Studio analysieren oder in den HiFi-Foren mitreden willst. Die beiden Fragen für die Praxis sind, macht das Hören Spaß und ist es entspannt? Für die erstere muss aber die Lautstärke gut angepasst werden, sonst gewinnt der lautere. Das wär den Ingenieuren gegenüber unfair 😉

        • vielen dank für die Tipps, sehe ich auch so für den richtigen und fairen Vergleich.
          Nächste Pleite war, dass ich versuchte, das IPhone als Ausgangsmedium zu umgehen, um die Kopfhörer mit dann hoffentlich mehr Bums anzusteuern, habe im Geschäft also meinen mp3 Player Sony an einen Sony Kopfhörer gestöpselt und zum Vergleich einen Bose mit Noise Cancelling…

          ernüchternd… gleiches Ergebnis, was ich wirklich nicht erwartet hatte. Leise, wirklich ZU leise, ich habe mir keinen Kopfhörer gekauft. Soll das wirklich so sein? Möchte ich gar nicht glauben. Mist.
          Frage also an die Hersteller, wie kann ich bitte eigenverantwortlich das aus dem Hörer rausholen, was die mit viel Mühe und Arbeit in den Hörer an Arbeit investiert haben? Dass man den 3. Schritt für den Kunden vorwegnimmt und damit unterstellt, jeder der sich die Mucke zu laut dreht wird uns verklagen, darum reduzieren wir die Leistung, haben alle Kunden eben damit zu leben….

          Dass das hier nicht die Höchstleistungen der Hörer sind, liegt auf der Hand, aber warum lässt die Technik/Programmierung 40% Leistung liegen? Warum gibt es diese 40%, die ich ja auch genau genommen bezahle mit dem Preis für deren Kunst, überhaupt?
          Da kann ich mir auch einen von Playmobil kaufen.
          ;-/

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