Über Florian bin ich über das interessante Startup NHEO aus München gestolpert, das mit einem recht interessanten Konzept an den Start gehen. NHEO bietet euch eine kostenlose Festnetzrufnummer an, über die ihr permanent zum Festnetzpreis auf dem Handy zu erreichen seid. Gespräche werden dabei nicht über VOiP abgewickelt, sondern über das ganz normale GSM-Netz. Telefonate belasten also nicht euer Internetvolumen, allerdings macht der Dienst nur mit einer Festnetzflatrate oder einem großen Minutenpaket Sinn, da euer Handy einen Rückruf initialisiert.

Um NHEO nutzen zu können, müsst Ihr in einem ersten Schritt eure Handy-Nummer bei dem Dienst registrieren, über die NHEO-Android-App geht (es gibt auch eine entsprechende Anwendung für das iPhone) das recht schmerzfrei. Nach der Registrierung werdet Ihr von NHEO automatisiert angerufen, um die Rufnummer zu überprüfen. Danach könnt ihr direkt mit eurer zugewiesenen Festnetznummer (Bislang ist das immer eine Nummer mit Münchner 089er Vorwahl) loslegen.

Mit NHEO seid ihr aus ganz Deutschland unter einer Festnetznummer zu erreichen.

Das Prinzip von NHEO ist recht clever: Die Android-App lauscht im Hintergrund auf ein Signal von NHEO. Ruft nun jemand eure NHEO-Festnetznummer an, dann pusht der Dienst die Nachricht über den Anruf via Datenleitung auf euer Handy. Die App initiiert daraufhin einen normales Telefonat zu einer Münchner Festnetznummer, über das dann der Anrufer und euer Rückruf miteinander verknüpft werden.

Eingehende Anrufe lösen automatisch einen Rückruf über das GSM-Netz aus.

Gespräche via NHEO sind also kostenlos, solange der Anrufer und auch ihr eine Festnetzflatrate habt. Haben Anrufer bzw. ihr keine entsprechende Flatrate, dann werden die „normale“ Telefongebühren für ein Festnetz-Telefonat an euren Telefonprovider fällig, so richtig Sinn macht NHEO also erst dann, wenn ihr eine Flatrate habt.

Der Vorteil gegenüber konventionellen VOiP-Anbietern ist eben, dass ihr euer Datenvolumen nicht aufbraucht, was bei herkömmlichen Anbieter recht schnell passieren kann. Da das Gespräch ja komplett über GSM läuft, braucht nur das Initialisieren des Gesprächs ein paar KByte.

Datenschutz und Privatsphäre

Problematisch ist natürlich der Datenschutz bzw. der Wunsch nach Datensparsamkeit. Man sollte sich natürlich im Klaren sein, dass NHEO wie bei einer Flüsterpost als Mittelsmann zwischen den Stühlen sitzt. NHEO hat volle Kontrolle über das Telefonat und könnte jede Silbe mitschneiden. Allerdings muss man auch nicht den Teufel an die Wand mahlen, das Unternehmen ist bei der Bundesnetzagentur gemeldet, die ist zwar ein ziemlich zahnloser Tieger, aber man kann auch nicht behaupten NHEO wäre ein dubioses Unternehmen.

Was mir persönlich nicht sonderlich gefällt ist, dass NHEO ähnlich operiert wie Whatsapp. Die App übermittelt die im Handy gespeicherten Kontakte zu NHEO und verknüpft sie dort. Man kann also sehen, welche Bekannten ebenfalls NHEO einsetzen. Die entsprechende NHEO-Nummer wird dann auch automatisch in den GMail-Kontakten eingetragen. Ein Opt-Out aus der Übermittlung der Daten konnte ich nicht entdecken.

Preisentwicklung in der Zukunft

Bislang arbeitet NHEO für die Nutzer komplett kostenlos, Einnahmen werden praktisch überhaupt nicht generiert. Das Vermitteln der Telefonate kostet NHEO kaum Geld, allerdings bekommt NHEO seine Rufnummern auch nicht für umsonst und auch das Akivieren eines Accounts per Rückruf kostet immer ein kleines bisschen Geld. Wie also finanziert das Unternehmen seinen Service?

Laut einem Kommentar auf Facebook soll der bisherige Leistungsumfang auch in Zukunft kostenlos angeboten werden. Einnahmen will man in der Zukunft über kostenpflichtige Zusatzleistungen wie günstige Telefonate zu Mobilfunknummern oder internationalen Nummern generieren. Was ich mir auch gut vorstellen kann ist Werbung während der Vermittlung und nach Gesprächsende, dort kommen ja jetzt schon Ansagen als Eigenwerbung, früher oder später werden wir da auch gleich noch zielgerichtete Werbung über das letzte Gesprächsthema bekommen 😉

Problematisch im Ausland

Eine weitere Problematik sehe ich, wenn man mit seinem Handy ins Ausland marschiert. Ich kann keinen Button finden die App vollständig zu beenden, so dass erst gar keine NHEO-Gespräche mehr eingehen. Ist man also unvorsichtig und nimmt im Ausland (bei aktiviertem Daten-Roaming) ein über NHEO übermitteltes Gespräch an, dann werden die Roaming-Gebühren für ein Telefonat nach Deutschland fällig, was bekanntlich ziemlich teuer kommen kann.

17 Kommentare

  1. Ehrlich gesagt halte ich nicht viel von solchen „Bastel-Lösungen“. Sie sind aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß, weil nicht mehr notwendig. Einen Handy-Vertrag mit Flats für Telefongespräche in alle Netze (dt. Festnetz und alle dt. Mobilfunknetze) gibt es heute bereits ab 20 Euro pro Monat (Internet-Flat inklusive). Für weitere 5 Euro kann man eine SMS-Flat in alle dt. Mobilfunknetze dazubuchen.

    Damit ist man aus meiner Sicht deutlich besser bedient und es stehen einem alle üblichen mobilen Kommunikationskanäle offen, ohne daß zusätzliche nutzungsabhängige Kosten anfallen.

    • Du hast das Prinzip von NHEO nicht erfasst 😉 Es geht drum unter einer Festnetznummer deutschlandweit erreichbar zu sein. Die günstigen All-Net-Flatrates bieten Homezones nicht an.

      Grüße
      Christoph

  2. Das Angebot ist auch rechtlich sehr fraglich. Laut BNetzA darf man nur aus dem Ortsnetz eine Festnetznummer besitzen, an dem man auch einen physikalischen Standort (z.B. Wohnung, Firma etc.) nachweisen kann.

  3. Ich glaube nicht, daß die Firma die Telefonate mithört oder sonstwie anzapft – das wäre m.E. auch ein Verstoß gegen das Fernmeldegeheimnis.
    Wenn die Software wie hier gesagt, tatsächlich die Kontakte absaugt, wäre das für mich ein NoGo. Aus dem gleichen Grunde lasse ich auch die Finger von WhatsApp & Co.

    • Glaube ich auch nicht, will ich auch nicht unterstellen. Allerdings muss das Gespräch durchgeleitet werden, wozu eben eine elektronische Verarbeitung von Nöten ist.

      Grüße
      Christoph

  4. Also mittlerweile gibt es eine Hamburger Festnetznummer. Ich kann mein Handy allerdings nicht erreichen, obwohl es Empfang hat. Die Tatsache, dass die App zuletzt im August 2011 aktualisiert wurde spricht für eine Inkompatibilät mit ICS. Ich könnte immerhin auf die Voice box quatschen und diese Nachricht mit der App abhören.

    Problematische Rechte kann man ja übrigens auf gerooteten Handys schnell verweigern ;-).

    Nein, der Anruf kommt auch nicht mit freigegebenen Rechten durch. Vielleicht muß ich noch etwas warten…

  5. ja ,. habe gerade gesehen … leider kann ich nich von der USA den App runterzuladen ;(

    dachte mir waere schoen kostenlose meine freunde in BRD anzurufen 😉

    • Sodalle, also um aus den USA mit Deutschland zu kommunizieren, gibts natürlich die üblichen Video-Chat-Lösungen wie Skype, Google Talk, iChat und Co. Aber da sag ich dir wahrscheinlich nichts Neues, ich gehe davon aus dass du kostenlos nach Deutschland auf ein Festnetz-Telefon oder Handy anrufen möchtest.

      Ich bzw. meine Freundin wir telefonieren sehr häufig von Deutschland nach Südamerika. Dort war bislang leider an günstiges Internet nicht zu denken, so dass Skype und Co. nicht möglich waren. Wir haben daher SIP-Anbieter wie JustVoip, EasyVoip oder VoipBuster. Die Raten bei diesen Anbietern sind recht günstig, besonders JustVoip ist interessant. Wenn du einmal 10 Dollar auflädst, dann bekommst du 100 (vielleicht auch mehr, habe das nicht mehr im Kopf) so genannte Free Days, in denen du kostenlos in die USA, Europa und andere große Länder telefonieren kannst.

      Ich nutze JustVoip zusammen mit einer FRITZ!Box Fon (bei den Modellen kann man SIP-Anbieter zur Telefonie-Funktion hinzufügen) über SIP (eine Doku gibts bei JustVoip). So kann ich kostenlos in die USA und ganz Europa telefonieren und hab auch günstige Raten nach Südamerika. Durch die FritzBox merke ich gar nicht, dass ich über das Internet telefoniere, ich greife einfach zum Telefon und wähle.

      Ich denke auch in den USA sollte sich das nutzen lassen. Du brauchst auch nicht zwingend einen SIP-fähigen Router, du kannst dich auch von JustVoip auf einer Telefonnummer anrufen lassen. So brauchst du gar keine extra Hardware, allerdings gehen dann für jeden Anruf zusätzlich 5 Cent weg.

      Viele Grüße
      Christoph

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein