Die Liste der für Ubuntu zertifizierten Geräte liest sich wie das Who is Who der großen Computer-Hersteller. Dell, Lenovo, HP, Acer oder auch Asus haben dort eine ganze Reihe von Laptops, Servern oder komplette Rechner zertifizieren lassen, wobei eigentlich nur Dell und Lenovo ernsthaftes Engagement zeigen ihre große Modellpalette zertifizieren zu lassen. Die anderen Hersteller haben wohl nur vereinzelte Testballons steigen lassen, kleinere Hersteller oder Vertriebe sind so gut wie gar nicht zu finden, nur der auf Ubuntu-Geräte spezialisierte amerikanische Vertrieb System76 hat ein paar Geräte im Rennen.

Die Anforderungen für ein Zertifikat sind im Certification Programme Guide hinterlegt. Um das begehrte Zertifikat zu erhalten, müssen demnach gewisse Tests bestanden werden, sowie pro lizenziertem Gerät und pro lizenzierter Ubuntu-Version 1000 Dollar ($2000 für Server) bezahlt werden. Und genau hier liegt der Hase im Pfeffer, wie ich im Gespräch mit Felix Engemann vom deutschen Hersteller cirrus7 feststellen musste.

Felix probiert gerade seinen cirrus one zertifizieren zu lassen, das Problem: Pro Variante wird ein Zertifikat fällig. Macht also bei einer Auswahl von 3 CPUs, 2 opt. Laufwerken und x unterschiedlichen Optionen für Arbeitsspeicher und Festplatten 12.000 Dollar, die für die Zertifizierung des Geräts in all seinen Variationen fällig werden. Dabei gilt das Zertifikat NUR für eine Ubuntu-Version, bei jedem neuen Release von Ubuntu müsste das Zertifikat für den selben Betrag erneuert werden. Dies hieße im Falle von cirrus7 also pro Jahr 24.000 Dollar in ein Zertifikat zu investieren, dass man sich als bunten Sticker auf die Homepage kleben darf.

Für ein kleines Unternehmen ist so Investition natürlich utopisch, hier wäre es gut wenn Canonical gerade kleineren Unternehmen entgegen kommen würde und Modell-Varianten, die keinen Einfluss auf die Linux-Tauglichkeit haben werden (ob nun ein Core i3, i5 oder i7 bei identischem Mainboard verbaut wird, ändert doch nichts am System selber) für einen Preis lizenzieren würde. Letztendlich sollen diese Zertifikate doch nicht nur Canonical finanzieren, sondern auch dem Kunden helfen Linux-taugliche Computer zu finden. So lange sich jedoch nur große Unternehmen solch ein Zertifikat leisten können, diese jedoch mit den Zertifikaten überhaupt nicht arbeiten, hat auch der Kunde nichts davon.

22 Kommentare

  1. Daß die Geld irgendwoher beziehen müssen, das begreife ich zwar. Aber der angegebene Nutzen des Zertifikats erschließt sich mir nur halb. Man könnte ja auch gleich fertig vorinstallierte Rechner anbieten, das wäre sicher einfacher, billiger und verbreitungsfördernd.

    • Solche Zertifikate sind eigentlich für alle Parteien nützlich…

      Canonical

      * Hat eine zusätzliche Finanzierungsquelle
      * Kann größeren Interessenten (Behörden, Unternehmen…) einen Pool an garantiert Ubuntu-tauglichen Geräten anbieten

      Die Hersteller

      * Können damit werben, dass ihr Gerät garantiert Ubuntu-tauglich ist.
      * Stehen auf der Liste der Hersteller tauglicher Geräte und haben somit einen direkten Werbeeffekt bei potentiellen Kunden

      Der Kunde

      * Findet leichter zu Ubuntu-tauglicher Hardware

      Allerdings muss das irgendwie bezahlbar bleiben. Ich bin mir recht sicher, dass Canonical bspw. mit Dell einen extra Deal gemacht habt. Wir zertifizieren eure Geräte billig, dafür verkauft ihr direkt Geräte mit vorinstalliertem Ubuntu. Ist ja auch ok, aber in meinen Augen müsste man zusätzlich kleineren Herstellern entgegen kommen.

      Grüße
      Christopbh

      • Eine ziemlich einfache Variante, wäre es, Lizenz pro verkaufter Einheit zu verlangen – also nicht für Ubuntu sondern für die Zertifizierung. Das würde den Druck von den Herstellern nehmen und gleichzeitig die Gewinnmöglichkeiten für Canonical erhöhen.

        • Hm, aber lohnt sich die Lizenzierung, wenn dann auch Kleinsthersteller mit 100, 200 verkauften Geräten eine Zertifikat haben wollen? Sagen wir es wären 1 Dollar pro Gerät fällig, würde für 200 Dollar bei Canonical auch nur ein Tester einen Finger krumm machen?

  2. Also Christoph, Du hast Dir jetzt einen guten Namen im Linuxumfeld gemacht, lass so ein paar Papperl für 50 Euro drucken und zertifiziere doch selbst? „Linuxundich empfiehlt….“

    Ich würde so ein Gerät glatt kaufen 😉

  3. Für mich als Privatkunden verführt mich so eine Zertifizierung auch nicht zum Kauf. Bisher war es in der Praxis so, dass alle Ubuntu Versionen seit 6 oder 7 auf der von mir getesteten Hardware gut liefen.

    Was mich aber reizen würde und wofür ich sofort 100€ auf den Tisch legen würde: eine gut angepasste Version eines vernünftigen Betriebssystems / Distribution mit Optimierung der Batterielaufzeiten, UMTS-Modem out-of-the-box, switchable Gfx usw. auf meinen Business Laptops (also den üblichen Verdächtigen: HP EliteBook/ProBook, IBM T,X,W-Reihe oder Dell Latitudes).

    Das wäre für mich der eigentliche Wert einer Zertifizierung (d.h. im Sinne von „läuft nicht nur, sondern richtig gut“).

  4. Canonical könnte es ja in etwa machen wie Juniper mit Betriebssystemen: getestete Systeme werden als „qualified platform“ angegeben, Systeme die den getesteten so ähnlich sind, dass auf sie das gleiche zutreffen dürfte, als „compatible platform“.

    Sozusagen dann „Certified Hardware“ und „Compatible Hardware“.

  5. Ich sehe das aders. Ich sehe sehr wohl auf die Zertifizierung, denn ich möchte ein Gerät (normal Notebook), das ohne große Probleme läuft. Ich habe immer wieder bei Bekannten feststellen müssen, dass viele Notebooks eben doch nicht wirklich rund laufen. Mal ist es der Grafik-Chip für den es mal wieder keinen geeigneten Treiber gibt, mal funktioniert die Helligkeitsregelung nicht, mal der Sound, …
    Nur leider kann man viele der bei Ubuntu zertifizierten Geräde nicht kaufen, weil sie vom Hersteller nicht mehr angeboten werden, da zu alt. Also hat man wieder dasselbe Problem.
    Das ist schade. So hatte ich bereits viele Linux/Ubuntu-Benutzer wieder an Windows verloren.

  6. Es macht sehr wohl einen Unterschieb, ob ein i3, i5 oder i7 verbaut ist. Da diese Prozessoren mittlerweile so komplex sind, dass sie sogar Grafikchips integriert haben bedeutet die kompatibilität mit einer Version nicht automatisch auch die mit den anderen. Ich kann da gut nachvollziehen, dass die Zertifikate nur für die getestete Konfiguration gelten. Allerdings könnte man für unterschiedliche Versionen schon Sonderpreise anbieten, da auch der Aufwand der Tests geringer ausfällt. Schließlich muss die Soundkarte beim wechsel der Prozessoren nicht nochmals getestet werden 🙂

  7. Blöd ist auch, wenn nicht mal auf die Zertifizierung komplett Verlass ist. Beispiel Dell Inspiron 17R: Mit Ubuntu massive Probleme mit WiFi, Touchpad kann auch mit 11.04 kein Multitouch und wird als Maus erkannt, maximale Auflösung von 1024×768 in 10.04 (wobei fairerweise die Zertifizierung nur für Versionen ab 10.10 gilt) etc.

      • Da hast Du natürlich recht. Genau so wenig wie Hybrid-Grafik, die ebenso wenig funktioniert. Als einfacher Kunde sieht man sich aber sicher nicht genau die Liste durch, wenn man schon das Siegel sieht. Man geht davon aus, dass es beim normalen Betrieb keine Probleme gibt, oder stehe ich damit allein?

        • Das sehe ich auch so. Das Perverse bei der Ubuntu-Zertifizierung ist wirklich, dass man ihr nicht vertrauen kann.
          Weiteres Beispiel:
          Guckt man auf die entsprechende Seite bei ubuntu.com, liest man von einer Zertifizierung des ThinkPad W510 für Ubuntu 11.04.
          Dass die erlebte Performance (in Bezug auf Leistung, Akku, Lüfter,…) auf diesem Gerät unter Ubuntu eine deutlich andere ist als unter Windows, es noch deutlich mehr Kinderkrankheiten gibt als die eine erwähnte mit den Helligkeitstasten, und es außerdem einiger Tricks bedarf um bestimmte Hardware-Komponenten zum Laufen zu kriegen (manche wurden offensichtlich gar nicht erst getestet), wird mit keinem Wort erwähnt. Es sei denn natürlich, die Ubuntu-Zertifizierer hätten Lösungen für alles gefunden. Dann wäre es natürlich schön davon zu lesen.

          Von einem speziellen Ubuntu-Image will man bei Lenovo im Übrigen nichts wissen.

          Ich schließe mich Anonymous also an: Wir benötigen eine unabhängige Zertifizierungsstelle für Linux-Geräte (insbes. Laptops). Das hätte dann vielleicht auch eine umfangreiche Bibliothek von Installationsanleitungen für Geräte zur Folge, die eben nur über ein wenig Frickelarbeit wirklich Ubuntu-kompatibel sind. Wer’s zahlen soll: Die Hersteller und die Community, denn beide profitieren davon.

  8. Wenn mal mehr PCs mit Linux bzw. Ubuntu im Laden stehen würden, würden auch mehr Menschen dieses System nutzen. Ich würde mir glatt so einen anschaffen. Zumal dann auch die Kosten für Windows wegfallen würden. Insofern ist eine Zertifizierung schon mal ein guter Schritt. Viele Leute kennen Ubuntu gar nicht. Ich konnte privat schon viele überzeugen, aber solang das Ding so ein Betreibsystem für Kenner und Spezialisten bleibt, wird es leider nie viel mehr Nutzer geben, die aber meiner Meinung nach wichtig sind.

    mfG

  9. Zertifizierung ist das eine – eine linuxfreundliche Unternehmenspolitik das andere. Und davon ist zumindest auf dem aktuellen (deutschen) Notebook-Markt wenig zu sehen. Die oben genannten ‚Großen‘ haben eigentlich keine transportable PC-Hardware mit einem Linux-Betriebssystem im Angebot. ‚Win only‘ scheint das Motto (das Logo auf den jeweiligen Shopseiten) zu sein. Eine evtl. Zertifizierung somit höchstens ein Feigenblatt.
    Denn auch auf Nachfrage nach linuxtauglichen Geräten führen Dell, Lenovo & Co. keine Notebooks „ohne Betriebssystem“, die Rückgabe der Win-Lizenz ist „prinzipiell nicht möglich“, usw.
    Alles gute Gründe, sein Augenmerk auf die kleinen Händler/Webshops zu richten, die in Eigenregie Ubuntu & Co. auf’s namhafte Gerät aufspielen. Nachträgliche Frickelei spätestens beim nächsten Distro-Update wahrscheinlich nicht ausgeschlossen.

  10. Zertifizierung ist das eine – eine linuxfreundliche Unternehmenspolitik das andere.
    Und davon ist zumindest auf dem aktuellen (deutschen) Notebook-Markt wenig zu sehen. Die oben genannten ‚Großen‘ haben praktisch keine transportable PC-Hardware mit einem Linux-Betriebssystem im Angebot. ‚Win only‘ scheint das Motto (das Logo auf den jeweiligen Shopseiten) zu sein. Eine evtl. Zertifizierung somit höchstens ein Feigenblatt für angestaubte Hardware.
    Denn auch auf Nachfrage nach linuxtauglichen Geräten führen Dell, Lenovo & Co. keine Notebooks „ohne Betriebssystem“, die Rückgabe der Win-Lizenz ist „prinzipiell nicht möglich“, usw.
    Alles gute Gründe, sein Augenmerk auf die kleinen Händler/Webshops zu richten, die in Eigenregie Ubuntu & Co. auf’s namhafte Gerät aufspielen. Nachträgliche Frickelei spätestens beim nächsten Distro-Update wahrscheinlich nicht ausgeschlossen.

  11. Ich würde es eh für sinnvoller halten, wenn die Zertifizierung von unabhängiger Seite durchgeführt wird und dabei allgemeiner gehalten wird. Geräte würden dann Geräte für „gängige Linuxe“ (wenige große Distros, aktuellste Version) mit einem bestimmten Datum zertifiziert. Sollte ein System diesen (zugegeben harten) Test bestehen wäre die Wahrscheinlichkeit, dass auch exotische (aktuelle) Distributionen darauf laufen auch relativ hoch, und man könnte sich vermutliche „komplett“ (im Linux-Bereich) darauf verlassen.

  12. Ich habe bewußt nach Notebooks gesucht, die für Ubuntu 10.04 zertifiziert waren und ein DELL Vostro 3700 gekauft. Und – es läuft unter Ubuntu prima!

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