Wir alle wissen eigentlich wie die optimale Online-Videothek aussehen müsste: Ein aktuelles Angebot an Filmen, Unterstützung für alle gängigen Betriebssysteme und Plattformen und möglichst wenig Schnickschnack drumherum. Im Prinzip also eine einfache Sache: Doch legal lässt sich sowas nicht finden, erst recht nicht in Deutschland und gleich überhaupt nicht, wenn man Linux auf dem Rechner hat. Netflix gibt es in Deutschland nicht und Watchever und Co. funktionieren unter Linux nur mit Krücken. Doch wie immer gibt es nicht ganz legale Vorbiler: Mit Popcorn Time gibt es jetzt die Killer-App, auch für Linux… doch leider nicht ganz legal.

Popcorn Time ist ein Online-Videothek, so wie sie eigentlich ganz offiziell angeboten werden müsste. Im Gegensatz zu Maxdome oder Watchever, die unter Linux mit Pipelight genutzt werden können, ist Popcorn Time jedoch ein Programm, kein Online-Dienst. Die Anwendung listet unzählige Filme auf, die man per Mausklick per BitTorrent auf den eigenen Rechner streamen kann. Dabei muss man sich nicht durch Piratebay und Co. klicken, Popcorn Time sucht sich automatisch die besten Torrents heraus und spielt diese in einem integrierten Player ab.

Popcorn Time streamt Filme via BitTorrent auf den Rechner.
Popcorn Time streamt Filme via BitTorrent auf den Rechner.
Die Filme werden in HD-Qualität und mit Untertitel gestreamt.
Die Filme werden in HD-Qualität und mit Untertitel gestreamt.

In Bezug auf das Betriebssystem ist Popcorn Time nicht wählerisch. Das Programm wird für Windows, MacOS X und Linux als Download angeboten. Zudem liegt der Quellcode offen, er kann vom Github des Projekts heruntergeladen werden. Clients für mobile Geräte mit iOS oder Android sind aber laut der FAQ des Projekts noch nicht geplant, man möchte sich erst einmal auf Desktopsysteme konzentrieren.

Das anfängliche Puffern eines Films dauert rund 30 Sekunden.
Das anfängliche Puffern eines Films dauert rund 30 Sekunden.
Nach wenigen Augenblicken läuft der Film auf dem Rechner.
Nach wenigen Augenblicken läuft der Film auf dem Rechner.

Den Linux-Download habe ich auf einem aktuellen Debian ausprobiert. Man muss lediglich die popcorn-app_linux64.zip herunterladen (in meinem Fall auf einem 64-Bit-System), das Archiv in ein neues Verzeichnis entpacken und dann die popcorn-app.run ausführen. Pakete, die sich über die Paketverwaltung installieren ließen, gibt es aktuell noch nicht. Auch das AUR von Arch Linux führt Popcorn Time noch nicht. Die Archler haben nicht geschlafen, inzwischen gibt es popcorntime im AUR.

$ unzip popcorn-app_linux64.zip
$ ./popcorn-app.run

Auf meinem Debian habe ich allerdings gemerkt, dass das System wirklich aktuell sein muss. Auf meinem System standen noch eine Reihe von Updates aus, durch die Popcorn Time erst einmal den Dienst quittierte. Ich bekam nur die folgende Fehlermeldung zu Gesicht, erst nach einem Update des Systems wollte dann auch Popcorn Time starten.

 $ ./popcorn-app.run
./popcorn-app.run: symbol lookup error: ./popcorn-app.run: undefined symbol: g_type_class_adjust_private_offset

Da Popcorn Time Torrents aus dem Netz zieht, steht es natürlich außer Frage, ob die Anwendung in Deutschland genutzt werden kann, ohne das Urheberrecht zu verletzen. Die Antwort ist kurz und knapp: Nein! Auch wenn es noch so verlockend ist sich schnell einen Film auf den Rechner zu beamen, da ihr beim Streamen des Films diesen auch an andere verteilt, müsst ihr euch auf jeden Fall auf eine kostenpflichtige Abmahnung gefasst machen… es soll aber auch Leute geben, die auf sowas pfeifen.

23 Kommentare

    • Genauso wie hier in Österreich, also macht euch nicht immer gleich ins Hemd Deutschland, die Welt besteht nicht nur aus euch und eurem Rechtssystem!

      • Hier in Deutschland ist es auch quasi legal zu streamen. Das Problem an einem Torrent-Netzwerk wie diesem ist, dass ihr auch selber anbietet. Da führt kein Weg dran vorbei IHR seid Anbieter des illegalen Inhalts. Das ist mit Sicherheit auch in der Schweiz/Österreich keine geduldete Grauzone mehr.

    • In der Schweiz ist der Download auch nicht illegal. Es dürfen nur keine Raubkopien oder ähnliches angeboten werden. Bei gewissen Tools bedingt es aber einer gewissen Vorsicht. Denn teilweise bietet man bei einem Download unbemerkt im Hintergrund auch gleich wieder irgendwelche Dateien zu Download für andere an.
      Bei Popcorn besteht hier allerdings keine Gefahr, da die Filme alle von Torrents gestreamt werden.

  1. Krass, das funktioniert schon klasse. Hab mich aber nur getraut es kurz anzutesten. Ich schmeiss das erst wieder im Studiwohnheim an 😉 Thx für den Tipp. Maik

  2. Hab Ubuntu 12.04.
    Bei mir funktioniert das ganze nicht. Ich entpacke es in einen neuen Ordner und führe dann die popcorn-app.run aus.
    Danach erstellt er mir eine Datei: ��I@�}@8 (ungültige Kodierung)

    Keine Ahnung wieso.

    Gruss Lio

  3. Ja, so müsste es eigentlich sein. Vielleicht wacht die Contentmaf…(hust)…industrie ja doch noch auf. Habe vor einem Jahr mal diverse – in Deutschland verfügbare – Angebote auf Ihre Plattformunabhängigkeit getestet. Grauenhaft; manchmal konnte ich die trailer unter Linux ansehen, aber nichts weiter; tlw. wird nicht mal Mac OS unterstützt (T-offline videoload). Habe die Anbieter auch angeschrieben; gefragt, ob denen klar ist, dass es nicht nur Windows gibt – die Antworten waren Witze, über die man nicht lachen kann. Ignoranz pur. So wird man letztendlich in die Arme illegaler/halblegaler Anbieter getrieben. Ich will ja gerne zahlen für die Inhalte, aber sie lassen mich nicht weil ich – Zitat -pöser Pursche – Zitat Ende – Linux nutze. Dann eben nicht. Filme, die mich interessieren schaue ich im Kino und das war’s dann auch schon mit dem Umsatz.

  4. @Holger:
    Das fängt ja nicht erst beim Videostreaming an. Auch Blu-rays lassen sich bis heute nicht legal unter Linux abspielen. Für DVDs gibt (gab?) es eine offiziell lizenzierte Playersoftware (furchtbares Programm), üblich ist aber libdvdcss. (Aktuelle) Blu-rays lassen sich heute eigentlich nur über MakeMKV abspielen, das wieder crackt. Aber Du musst halt auch mit klarem Verstand sehen: Die legen keine Prioritäten auf die Unterstützung einer 1%-Nutzerschaft, das ist ökonomisch *absolut* verständlich. Was viel eher stört ist die Technologie, mit der das DRM-Streaming umgesetzt wird, eben Microsofts Silverlight (und Apples und Amazons proprietäre ‚Lösungen‘). Eigentlich wünscht man es sich ja überall einbaubar, z.B. hochoffiziell in XBMC. Macht man die Technologie aber so transparent, wird wieder kopiert – da schließt sich der Kreis. Eigentlich kann nur gesagt werden: Das Konzept von Leihfilmen per DRM ist böse, das sollte es gar nicht geben. Kauf sollte der Standard sein, zu vernünftigen Konditionen. Kopiert wird sowieso, am liebsten von den – gecrackten – Blu-rays, die bieten zudem noch die höchste Bitrate und verlustfreien HD-Ton. Bis diese Einsicht durchsickert, wird es aber noch eine Weile dauern.

  5. Danke für den Post. Du hast recht: genau so müsste es eigentlich sein.
    Es ist einfach grausam, dass es so etwas in Europa nicht gibt. In den USA gibt es mit Netflix, Hulu und Amazon Prime schöne Angebote. Es kann einfach nicht sein, dass wir das im Jahr 2014 in Europa immer noch nicht hinbekommen.
    Um US Serien direkt nach der Ausstrahlung beziehen zu können muss ich hier (in der Schweiz) auch von diversen Kanälen Downloads ziehen. Und das mache ich nicht, weil ich Geld sparen will, sondern weil niemand in der Content Industrie eine digitale Lösung für alle gängigen Betriebssysteme hat.
    Warum man US Serien von US Servern im O-Ton nicht aus den USA beziehen darf, verstehe ich in unserer globalisierten Welt überhaupt nicht.
    Bei dem ganzen Thema könnte ich nur schreien … ich höre jetzt mal auf mit Schreiben.

  6. Danke für den Hinweis, habs mal kurz getestet, funktunierte ganz gut bei mir. Trau mich es aber nicht richtig laufen zu lassen.

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