Ich schreibe ja schon seit einer ganzen Weile sehr unverholen, dass ich Arch Linux aktuell den Vorzug vor Debian-basierten Distributionen gebe. Nicht unbedingt auf Servern, aber für meine Zwecke ist Arch auf dem Desktop oder Notebook einfach genial. Unter anderem weil man sein System über den schier unendlichen Software-Stack mit nur einem Befehl erweitern und aktuell halten kann. Als Rolling Release Distribution ist Arch immer aktuell, sich gegenseitig in die Quere kommende PPAs gibt es nicht und auch kein Warten per Countdown auf die neue Version. Allerdings hat Arch einen Haken: es gibt keinen graphischen Installationsassistenten. Auf Arch Linux aufbauende Distributionen wie Manjaro oder jetzt auch Netrunner OS rüsten diesen aber nun nach.
Netrunner OS ist nicht ganz neu auf dem Distro-Markt, die Distribution gibt es schon seit März 2010, damals basierte sie jedoch noch auf Linux Mint. Danach wechselte Netrunner recht schnell auf Kubuntu als Basis — daran hat sich auch prinzipiell bis heute nichts geändert. Neu ist nun aber dass Netrunner eine zusätzliche Spielart unter dem Namen Netrunner Rolling Release auf Basis des Arch-Linux-Abkömmlings Manjaro veröffentlicht. Damit gibt es eine weiteres Arch-Linux-Distribution, die sich genauso leicht installieren lässt, wie etwa ein OpenSuse oder K/Ubuntu.
Netrunner OS Rolling Release auf Basis von Manjaro
Aktuell findet ihr Netrunner Rolling Release nur als eine 32-Bit Installation auf der Download-Seite von Netrunner, die 64-Bit Version der Distribution soll später noch kommen. Die Installation funktioniert am Ende wie bei Manjaro — unkompliziert. Man bannt das ISO-Image auf einen USB-Stick oder eine DVD, bootet von dieser und klickt sich dann durch den — bisher komplett englischsprachigen — Installationsassistenten, aus dem man auch seine Festplatte partitionieren kann. Kleiner Tipp am Rande: Möchtet ihr Netrunner in einer VirtualBox ausprobieren, dann gebt der VM mindestens 1 GByte RAM, sonst bleibt das System beim Xserver mit einem schwarzen Bildschirm hängen.
Nach der Installation empfängt euch ein hübscher KDE-Desktop mit allem drum und dran. Von LibreOffice, über Firefox und VLC ist eigentlich alles wichtige von Haus aus installiert. Für Spiele-Fans sicherlich nicht uninteressant ist, dass Steam von Netrunner automatisch installiert wird. Ob aber jeder User unbedingt VirtualBox braucht, das steht auf einem anderen Blatt. Was fehlt lässt sich über die umfassende Paketverwaltung von Arch nachinstallieren, was zu viel ist kann man ja auch wieder easy löschen. Einer eurer ersten Schritte sollte es generell sein, die deutsprachigen Pakete für KDE nachzuinstallieren, so lässt sich dann auch die Sprache des Systems auf Deutsch umstellen.
$ sudo pacman -S kde-l10n-de
Gut für zukünftige Arch-Einsteiger ist auch, dass Netrunner Rolling Release den Einrichtungsassistenten von Manjaro übernimmt und mit Octopi auch ein graphisches Frontend für die Paketverwaltung von Arch installiert. So lassen sich dann auch zusätzliche Benutzer des Systems, Sprachpakete und auch andere Programme ohne den Einsatz eines Terminals einrichten bzw. installieren. Unter Arch muss man dafür zum Terminal greifen — für mich kein Problem, für Arch-Einsteiger aber oft eine nicht unerhebliche Hürde.
Screenshot-Tour durch Netrunner Rolling Release
Netrunner Rolling Release orientiert sich eng an Manjaro — so eng, dass Netrunner den Kernel von Manjaro übernimmt. Von daher bringt Netrunner eigentlich nicht wirklich was Neues mit. Allerdings ist der Desktop für KDE-Fans gut vorkonfiguriert und dass Steam von Haus aus installiert wird, lässt Spielernaturen mit Sicherheit auch freudig dreinblicken. Ich persönlich bin eher ein „Natur-Archler“, aber es ist gut zu sehen dass immer mehr Distributionen auf den Zug aufspringen und die Userbasis vergrößern.
Ich hatte bis vor einigen Wochen Manjaro in einer VM zum Testen. Xfce ist wirklich sehr gut vorkonfiguriert, auch wenn die Softwareauswahl ein wenig komisch daher kommt – wieso sind z.B. die Qt-Entwicklungstools vorinstalliert?
Statt einem schönen Bootschirm à la Plymouth gibts nur Kernelmeldungen beim Start. Bis vor einigen Versionen gabs das wohl auch bei Manjaro, wurde aber wegen des Aufwands oder ähnlichem wieder rausgeworfen.
Problematisch finde ich auf jeden Fall die Sicherheitsupdates. Während meiner Testzeit gabs auch ein Update zu Flash, das selbst nach 5 Tagen noch nicht als Update verfügbar war. Ich weiß nicht wie lange es letztendlich gedauert hat, aber das Problem Sicherheitsupdates ist wohl ein größerer Kritikpunkt bei Manjaro, da sie statt von Arch die Updates einzuspielen ein eigenes Repository haben und die Software da erst mal ein paar Tage/Wochen abhängt, bevor sie an die Benutzer weitergereicht wird.
Zum anderen besteht Manjaro nur aus einem Team mit weniger als 10 Leuten. Das halte ich nicht gerade für üppig und wenn da mal einer keine Lust mehr hat, kann dem Projekt auch schnell die Luft ausgehen. Zum anderen gabs da vor kurzem auch einen Angriff eines ehemaligen Teamlers, der aus Rache das Wiki bei denen verwüstet hat. Wirkt nicht unbedingt vertrauensbildend.
Alles in allem würde ich auf so eine Distribution samt Ableger wie Netrunner nicht dauerhaft wechseln wollen. Da müsste sich erst noch an der Personalstärke was tun und Sicherheitsupdates müssten sofort eingespielt werden.
Ich halte Manjaro ja für sehr interessant und habe es mir schon einige Male angeschaut. Aber die Lösung mit AUR-Paketen ist in meinen Augen nicht der Weisheit letzter Schluss. Allein wenn ich daran denke wie lange es dauerte und wie umständlich es war Pipelight in Betrieb zu nehmen…
Klar ist das Manjaro noch eine recht junge Distribution ist und nur wenige Leute dran arbeiten. Aber für mich stimmt da noch einiges nicht. Sonst würde ich gerne dazu wechseln.
was mich stoert das ersten Sie bei Manjaro nicht die originalen Repos sondern eigene Verwenden und das zweite sind viele eigenheiten die Manjaro bringt da einiges an eigen Entwicklungen in zwischen eingeflossen sind. Und da besteht ja das Problem wie oben geschrieben was ist wenn Sie keine Lust mehr haben oder nichts passiert dann kann man das System nicht mal auf Arch linux umstellen.
Auch dauert es meisten 4 Wochen manmal laenger bevor neues eingespielt wird da hat es Arch schon lang drin da warten Sie bei manjaro immer noch.
Es rollt eben nicht wie Archlinux.
Das hat seine Vor- und Nachteile. Sicherheitsupdate sollte Manjaro natürlich zügig durchschieben, bei anderen Updates kann ein bisschen Puffer auch nicht schlecht sein. Grüße, Christoph.
Ich kann von Manjaro und Arch Linux allgemein nur abraten, warum?! Weil es DAUERBAUSTELLEN sind, denn es ist alles andere als selten, dass ein Update nicht rund läuft. Man muss sehr oft selbst Hand anlegen. Spätestens, nachdem bei mir durch eine Aktualisierung das System nicht mehr bootete, war Ende im Gelände, vor allem, da ich in diesem Augenblick dringend etwas am Rechner erledigen musste. Das geht einfach gar nicht! Manjaro flog daher sofort von der Platte und das angenehm stabile und robuste Mint wurde wieder drauf gezogen. Arch und seine Distributionen sind für ein Produktivsystem nicht geeignet.
Es ist wesentlich wartungsarmer und sauberer, einmal im Jahr das Betriebssystem neu einzurichten als sich ständig mit Updates und Nacharbeitungen bzw. Problemlösungen herumzuschlagen.
Und so geil ist die Paketquelle von Manjaro auch nicht. Vieles fehlt, und das AUR ist Wildgebiet, da läuft nach einem Update schnell mal eine Anwendung nicht mehr.
Dann lieber Ubuntu- oder Derivat davon und ggf. ein PPA, um bspw. die aktuelle Tex Live oder Blender Version zu erhalten… reicht alles dicke…