Viele abenteuerlustige Radler greifen bei der Routenplanung auf den Bikerouter oder kurz Brouter zurück. Das Tool ist seit Jahren die erste Wahl, wenn es um präzise Routenplanung ohne Abhängigkeit von kommerziellen Diensten wie Komoot, Strava oder RideWithGPS geht. Besonders geschätzt wird die Möglichkeit, die Routing-Profile bis ins kleinste Detail anpassen zu können – egal ob für Rennrad, Gravelbike oder sogar exotische Fortbewegungsmittel wie Liegerad oder Velomobil.

Am Rechner funktioniert das perfekt: Route bequem mit Ruhre und Geduld im Browser bauen, als GPX exportieren und auf den Radcomputer oder die bevorzugte Navi-App schieben. Aber was, wenn man unterwegs spontan unterwegs eine Route braucht? Genau hier setzt Chainlane an – eine neue Android-App, die Brouter und damit die Navigation via OpenCycleMap direkt aufs Smartphone bringt und Google Maps als Fahrradnavi ganz deutlich abhängt.

Der Bikerouter bietet wesentlich mehr Profile zur optimalen Streckenplanung als Strava, Komoot und Co. So lassen sich dann auch Routen mit Velomobilen oder Liegerädern planen.

Chainlane: Brouter im Hosentaschenformat

Mit Chainlane habt ihr Brouter samt Offline-Karten direkt auf dem Handy dabei. Ihr könnt spontan eine Route planen, ohne vorher am Rechner GPX-Dateien exportieren zu müssen. In meinem ersten Test hat das schon recht zuverlässig funktioniert: Start und Ziel eingeben oder einfach in die Karte tippen, Routing-Profil auswählen und schon spuckt die App eine Strecke aus.

Für die Navigation unterwegs könnt ihr Chainlane mitsamt Handy am Lenker nutzen – müsst ihr aber nicht. Die berechneten Routen lassen sich seit einem kleinen Update auch ohne Probleme exportieren, etwa auf Radcomputer wie den Wahoo Roam oder auf Garmin-Geräte. Das macht die App sehr flexibel, gerade wenn man schon Fahrrad-Navis hat, deren integrierten Routenalgorithmus aber nicht mag oder eben wenn man eben mit einem „speziellen“ Fahrrad wie einem Velomobil unterwegs ist.

Funktionen und Entwicklungsstand

Die App steckt noch mitten in der Entwicklung. Basisfunktionen wie Routenplanung und einfache Navigation sind bereits vorhanden. Abbiegehinweise gibt es, aber sie funktionieren bisher nur zuverlässig, solange ihr auf der geplanten Strecke bleibt. Sprachansagen oder ein robusteres aktives Routing sollen laut Entwickler noch folgen.

Interessant für fortgeschrittene Nutzer: Ihr könnt eigene Brouter-Profile in Chainlane einbinden. Das Interface ist zwar noch im Umbau, aber schon jetzt lassen sich damit sehr individuelle Strecken berechnen. Mehr Einblicke in den Entwicklungsprozess findet ihr im Vorstellungspost des Entwicklers auf Reddit. Der Autor der App ist dort unter dem Namen RepulsiveRaisin7 aktiv und beantwortet regelmäßig Fragen.

Kostenmodell und Zukunft

Aktuell ist Chainlane kostenlos, inklusive aller Funktionen. Später soll ein Abo-Modell kommen – im Gespräch sind rund 15 Euro pro Jahr. Hinter dieser Paywall sollen Zusatzfunktionen wie etwa Points of Interest (z. B. Wasserstellen, Cafés, Radläden, Unterstände) in der Karte oder ein Energiesparmodus landen.

Ein Wermutstropfen für alle von uns, die Wert auf freie Software legen: Chainlane ist nicht Open Source und derzeit ausschließlich im Google Play Store erhältlich. Das ist schade, gerade weil die Basis – Brouter – ein Paradebeispiel dafür ist, wie mächtig und zukunftsfähig Open Source sein kann. Wer sein Android-Handy von Google befreit hat, muss daher weiterhin auf OsmAnd~ vertrauen.

Gute Option mit Potential

Chainlane ist also eine spannende Ergänzung für alle, die Brouter auch unterwegs flexibel nutzen wollen. Die App steckt noch in den Kinderschuhen, funktioniert in meinem Test aber schon erstaunlich gut. Wer sich bisher mit GPX-Exporten und Importen herumgeschlagen hat, bekommt hier ein praktisches Werkzeug an die Hand. Wenn ihr ohnehin Brouter-Fans seid, lohnt sich ein Blick. Und vielleicht überzeugt Ihr den Entwickler ja noch davon, Chainlane irgendwann als freie Software anzubieten – das wäre ein Gewinn für uns alle.

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