In stetiger Folge möchte ich hier versuchen ein paar Tipps und Tricks weiterzugeben, die das Benutzen von Linux etwas angenehmer machen. Denn manch äußerst praktische Funktionen, ist zwar nicht direkt offensichtlich, doch wenn man sie einmal kennt äußerst intuitiv. Alten Linuxhunden erzähle ich vermutlich olle Kamellen, doch Einsteiger und Umsteiger sollten hier Monat für Monat einen Blick reinwerfen…
Das Arbeiten in der virtuellen Konsole
In Folge 2 der Reihe Tipps und Tricks für den Alltag mit Linux sind wir auf dem Umgang mit dem Terminalfenster eingegangen. Nun wollen wir das Thema noch ein bisschen vertiefen. Der Begriff „Terminal“ selber stammt aus der Zeit als es noch Zentralrechner gab, die über Terminals (also Bildschirme mit Tastaturen) bedient wurden. Unter Linux finden sich noch immer virtuelle Terminals, auf die man mit der Tastenkombination [Strg]+[Alt]+[F1] bis[Strg]+[Alt]+[F6] wechseln kann. Hier kann man sich dann mit seinem Benutzernamen und Passwort anmelden. Mit der Tastenkombination[Strg]+[Alt]+[F7] kommt man wieder zurück zur graphischen Benutzeroberfläche.
Warum braucht man heutzutage noch diesen „Anachronismus“? Die graphische Oberfläche auf einem Linux ist nur ein Zusatz zum System. Die virtuellen Terminals sind daher immer eine Möglichkeit zur Problemlösung, falls die graphische Desktopumgebung nicht starten möchte. Oder auf Serversystemen wird erst gar keine Desktopumgebung installiert. Sie würde nur Ressourcen verschwenden, da auf Server meist eh via SSH bzw. über die Dienste, die sie anbieten, zugegriffen wird.
Als Benutzer kommt man nun recht selten mit den virtuellen Terminals in Kontakt. Meist erst dann, wenn es ein Problem gibt und beispielsweise die graphische Desktopumgebung nicht mehr starten möchte. Daher sollte man zuvor mal ein paar Minuten investieren und sich ein paar essentielle Dinge aneignen, solange der „Leidensdruck“ nicht groß ist.
Recovery Modus
Vor den eigentlichen Tipps noch ein kleiner Exkurs in das Thema „Wenn mein Linux nicht mehr booten möchte“. Die meisten Linuxdistrubtionen integrieren eine Möglichkeit den Rechner in einem „abgesicherten Modus“ zu starten. Hier wird der Rechner meist ohne eine graphische Oberfläche gestartet, externe Datenträger nicht eingebunden usw. So startet der Rechner auch, selbst wenn irgendwo massive Probleme bestehen. Unter Ubuntu nennt sich dieser Modus „Recovery Mode“. Man kann ihn beim Booten im Bootmanager Grub auswählen. Hier finden sich für jeden Kernel des Systems zwei Einträge
Ubuntu 8.04, kernel 2.6.24-19-generic
Ubuntu 8.04, kernel 2.6.24-19-generic (recovery mode)
Der mit „(recovery mode)“ gekennzeichnete Eintrag würde nun den genannten Kernel in den Recovery Modus booten. Sollte Ubuntu das einzige auf diesem Computer installierte Betriebssystem sein, so bekommt man die Auswahl üblicherweise nicht zu sehen. Stattdessen nur
GRUB Loading stage1.5.
GRUB loading, please wait…
Press ‚ESC‘ to enter the menu… 3
Nach einer kurzen Wartezeit beginnt der Bootprozeß. Man muss also einmal die ESC-Taste drücken. Dann wird der Bootprozeß unterbrochen und man kann den Recovery Modus auswählen. Ubuntu besitzt seit der Version Hardy Heron 8.04 auch noch ein kleines Menü, das am Ende des Bootprozesses des Recovery Modus angezeigt wird. Über die Option „root – Drop to root shell prompt“ gelangt man in eine Terminal, wo man sich an die Lösung des Problems machen kann.
Mit der Maus im virtuellen Terminal arbeiten
Das Terminal ist gar nicht so textlastig und kommando-orientiert, wie es auf den ersten Blick aussieht, denn es gibt zahlreiche Programme, die dank ncurses etwas Farbe und Dialoge in das Terminal zaubern. Ncurses ist eine Programmbibliothek um Dialoge Programme und Dialoge mittels Textsymbolen eine „graphische“ Oberfläche zur Verfügung stellt. In diesem Programmen kann man dann sogar mit der Maus arbeiten, allerdings erst wenn das Programm gpm auf dem System läuft. Unter Ubuntu kann man es über das Paket gpm nachinstallieren. Sofort nach der Installation kann man die Maus bewegen und sieht einen Cursor auf dem Schirm. Man kann Text selektieren und diesen dann mit der mittleren Maustaste in das Terminal einfügen. Hat man ein Programm mit einer Ncurses-Oberfläche geladen, so kann man dort nun mit der Maus Schaltflächen und Menüs anwählen.
Dateimanagement: Der Midnight Commander
Dateien und Ordner im Terminal zu verwalten, kann eine mühsame Sache sein. Gerade Einsteigern gehen die Kommandos cp, mv, rm,… nicht einfach von der Hand. Doch auch hier kann man sich helfen. Der Dateimanager Midnight Commander erinnert stark an den guten alten Norton Commander. So dass Dateioperationen und auch Änderungen an Dateien von nun an leichter fallen. Der Midnight Commander ist eigentlich für jede Linux Distribution verfügbar, unter Ubuntu kann man ihn über das Paket mc installieren. Das Programm ruft man dann über das Kommando
$ mc
auf. Am oberen Rand findet sich ein Menü wo die Anzeige der linken und rechten Spalte eingestellt werden kann, sowie Aktionen für die ausgewählten Dateien/Ordner ausgeführt werden können. Am unteren Rand befinden sich Schaltflächen für die wichtigsten Dateioperationen wie Kopieren, Verschieben usw. Ganz besonders wichtig sind die Funktionstasten „F3“ und „F4“ worüber man sich Dateien ansehen bzw. sie gleich bearbeiten kann. Dies Tasten können über die Maus (wenn gpm installiert ist) oder über die passende Funktionstaste ausgeführt werden.
Webbrowsing: links2
Doch was passiert, wenn man ein Ubuntu besitzt wo die graphische Desktopumgebung nicht mehr starten möchte und ein zweiter Rechner, wo man im Internet nach Hilfe suchen könnte, nicht vorhanden ist? Hier kann man sich mit einem Browser für die Konsole helfen. Hier bietet sich Links2 an. Auch dieses Programm kann meist nachinstalliert werden. Bei Ubuntu bspw. über das Paket links2. Danach kann man direkt eine Webseite aufrufen.
$ links2 www.ubuntuusers.de
Allerdings darf man hier nicht erwarten, dass man die gewünschte Webseite wie in einem „normalen“ Browser angezeigt bekommt. Nur der Text der Seite wird angezeigt. Dies reicht jedoch mit Sicherheit aus, um kurz einen Wiki Artikel anzusehen oder einen Beitrag in einem Internetforum zu schreiben.
Theoretisch beherrscht links2 sogar einen graphischen Modus. Hier werden die auf einer Webseite enthaltenen Bilder angezeigt. Um in diesen Modus zu kommen, ruft man links2 einfach mit dem Schalter „-g“ auf.
$ links2 -g www.ubuntuusers.de
Allerdings funktioniert dies nicht auf jedem Linux. Ubuntu beispielsweise deaktiviert den so genannten Framebuffer für die Konsole, da die Entwickler ihn für die Quelle vieler Probleme rund um das System ausmachen. Wer will, kann den Framebuffer bei Ubuntu recht leicht aktivieren und dann sogar in der Konsole recht komfortabel surfen.
Instant Messaging: In der Konsole Chatten
Letztendlich sind Chats im Notfall ein wichtiges Werkzeug. Über IRC, ICQ, Jabber und Co. kann man sich schnell Hilfe und Rat holen. Auch dafür gibt es eine Lösung für die Konsole. Das Programm CenterIM, kann sich zu zahlreichen Instant Messaging Diensten verbinden. Unter Ubuntu kann man das Programm über das Paket centerim nachinstallieren. Über das Kommando
$ centerim
ruft man es dann auf. Am besten richtet man seine Konten innerhalb von CenterIM ein, wenn man aktuell keine Probleme mit dem System hat. So hat man im Fall der Fälle schnell einen Draht zu helfenden Händen.
$ sudo mc
ist für Ubuntu noch zu erwähnen.