Ich gehöre nicht zu den Leuten, die ihre Webcam dauerhaft abkleben. Aber bevor ich in eine Videokonferenz starte, werfe ich gerne kurz einen Blick darauf, was die Kamera eigentlich gerade so einfängt. Steht das Licht gut? Hängt hinter mir noch die Wäsche? Oder liegt da etwas auf dem Schreibtisch, das nicht unbedingt alle sehen müssen? Genau für solche Situationen ist die kleine GNOME-Erweiterung CamPeek gemacht. Sie erlaubt euch einen schnellen Kamera-Check direkt aus der oberen Leiste eures Desktops heraus, unkompliziert und ohne viel Drumherum.
Was ist CamPeek? Mac-User kennen Hand Mirror
CamPeek ist eine einfache Erweiterung für die GNOME-Shell, die sich unauffällig ins Panel eures GNOME-Desktops einfügt. Ein Klick auf das Icon genügt, und schon öffnet sich ein minimalistisches Vorschaufenster eurer Webcam. Ohne Rahmen, ohne Knöpfe, ohne Schnickschnack: Nur das Kamerabild in einem kleinen Fensterchen, immer im Vordergrund, solange ihr es braucht. Sobald ihr irgendwo anders auf euren Desktop klickt, verschwindet CamPeek wieder.
Die Erweiterung ist inspiriert von der macOS-App Hand Mirror, die ein ähnliches Problem löst: Wer vor einem Online-Meeting via Zoom, Teams oder den freien Alternativen Jitsi Meet und BigBlueButton checken möchte, ob alles passt, will nicht erst ein schwergewichtiges Tool wie Photo Booth öffnen – oder unter Linux eben Cheese. CamPeek macht genau das einfacher: ein schneller Blick aufs Bild, ganz ohne Umwege. Einen Haken gibt es jedoch: Die Erweiterung funktioniert nur mit dem aktuellen GNOME 48.
Warum nicht einfach GNOME Cheese?
Natürlich könntet ihr auch Cheese starten, um eure Webcam zu testen. Aber wie oft habt ihr Cheese wirklich griffbereit? Bei mir dauert es jedes Mal ein paar Sekunden, bis ich das Programm über die Suche gefunden und geöffnet habe. Das ist natürlich nicht weiter dramatisch, aber auf Dauer eben unnötig umständlich. Wenn man einfach nur einen Blick auf die Webcam werfen möchte, braucht es nicht ein extra Programm.
CamPeek ist in dieser Hinsicht deutlich effizienter: Ein Klick auf das Panel-Icon reicht, um sofort zu sehen, was sich gerade im Blickfeld der Webcam befindet. Keine Ladezeit, keine Menüführung, keine Aufnahmefunktion – einfach nur ein Livebild. Die Erweiterung ersetzt Cheese nicht, sondern bietet eine pragmatische Ergänzung für einen sehr konkreten Einsatzzweck.
Datenschutz und Ressourcenverbrauch
Ein Pluspunkt von CamPeek ist der Fokus auf Datenschutz: Die Erweiterung zeigt das Kamerabild direkt an, ohne etwas aufzuzeichnen oder zu speichern. Wer sich Gedanken um Privatsphäre macht, kann CamPeek daher mit gutem Gewissen nutzen. Das Videobild verlässt euren Rechner nicht. Eine Aufnahmefunktion in irgendeiner Art oder Form gibt es nicht.

Auch beim Ressourcenverbrauch zeigt sich CamPeek genügsam. Keine aufwendige Oberfläche, keine Hintergrunddienste, keine externen Abhängigkeiten. Die Erweiterung integriert sich nahtlos in GNOME. Falls ihr einen Rechner mit mehreren Kameras nutzt, etwa eine interne und eine externe Webcam, lässt sich in den Einstellungen auswählen, welche verwendet werden soll. Klickt dazu mit der rechten Maustaste auf das CamPeek-Icon im Panel.

Installation und Quellcode
Ihr findet CamPeek direkt auf der GNOME Extensions Website. Voraussetzung ist, dass ihr GNOME Shell nutzt und die Integration für Browser-Erweiterungen eingerichtet habt. Dann reicht ein Klick auf Installieren, und die Erweiterung ist aktiv. Den Quellcode gibt’s auf GitHub – wie bei freier Software üblich, offen zur Einsicht und Weiterentwicklung.
CamPeek ist ein schönes Beispiel dafür, wie kleine Werkzeuge den Alltag mit Linux verbessern können. Es ersetzt keine vollwertige Kamera-App, will das aber auch gar nicht. Stattdessen fokussiert sich die Erweiterung auf eine einzige Aufgabe – und erledigt diese schnell und elegant. Wenn ihr häufiger in Video-Meetings unterwegs seid, lohnt sich daher ein Blick auf CamPeek.