Wer viel im Internet unterwegs ist, der stolpert alle Nase lang über Informationen und Beiträge, die man sich gerne merken möchte. Nun kann man versuchen die Flut interessanter Beiträge per Bookmarks zu organisieren, beginnen das Internet auszudrucken oder man greift auf Dienste wie Pocket aka Read it later, Instapaper oder Paper.li zurück. Diese ermöglichen per Mausklick das Archivieren von Netz-Artikeln im Volltext, sodass man sich diese im Nachhinein in Ruhe durchstöbern kann. Per App auch vom Smartphone oder Tablet aus, selbst wenn man gerade keine Internetverbindung hat. Wallabag ist eine freie Alternative zu diesen Diensten, die dank Apps für mobile Geräte und vielen Funktionen den kommerziellen Anbietern kaum im Nachteil ist.

Für Wallabag braucht ihr keinen großen Server, es reicht ein herkömmlicher Webspace mit PHP und einer Datenbank aus. Das in PHP geschriebene Programm unterstützt dabei SQLite, MySQL und PostgreSQL als Backend, eine der Optionen sollte eigentlich schon auf eurem Webspace von Haus aus verfügbar sein. Lässt ihr nicht gleich eine Horde an Usern auf eure Wallabag-Instanz los, sollte eigentlich auch ein kleiner Raspberry Pi als Webserver ausreichen. Leitet ihr Ports von eurem Router auf den RasPi weiter und nutzt eine DynDNS-Adresse, dann könnt ihr Wallabag auch locker von Zuhause aus Hosten und aus dem Internet auf eure Daten zugreifen.

Wallabag auf Debian, Ubuntu oder Raspbian installieren

Für den Einsatz auf einen herkömmlichen Webspace müsst ihr euch lediglich die letzte Version von der Wallabag-Homepage als ZIP-Datei laden, diese entpacken und die Daten anschließend per FTP, SSH oder wie auch immer auf euren Webspace schaffen. Danach solltet ihr Wallabag direkt in eurem Browser aufrufen können. Auf einem RasPi oder einem Root-Server würde ich dagegen Wallabag eher per Git installieren. So lässt sich die Anwendung später mit einem simplen git pull aktualisieren, ohne dass ihr euch groß mit dem Programmarchiv abmühen müsst.

### Wallabag per Git nach /var/www auschecken...
$ cd /var/www
$ sudo git clone https://github.com/wallabag/wallabag
$ sudo chown www-data.www-data -R /var/www/wallabag

### Auf vielen Webservern wird mod_tidy fehlen...
$ sudo apt-get install php5-tidy

### Twig (http://twig.sensiolabs.org) installieren...
$ cd /var/www/wallabag
$ sudo -s
$ curl -s http://getcomposer.org/installer | php
$ php composer.phar install

### Später zum Aktualisieren eurer Wallabag-Instanz...
$ cd /var/www/wallabag
$ sudo git pull
$ sudo chown www-data.www-data -R /var/www/wallabag

Nachdem ihr Wallabag auf den Server geschaufelt habt, müsst ihr der Anwendung noch erlauben sich die Template-Engine Twig aus dem Netz zu ziehen. Auf einer Webspace-Installation sollte dafür ein Klick auf Download Vendor.zip aus reichen. Bei einer Server-Installation könnt ihr das Ganze allerdings auch ohne Probleme aus dem Terminal heraus tun. Die Befehle stehen auf der Setup-Seite von Wallabag, oder hier oben im Code-Block. Vergesst auch nicht einmal kurz auf Don’t forget to check the server compatibility zu tippen, Wallabag verrät euch dort, ob eurer Server alle benötigten Abhängigkeiten erfüllt.

Wallabag lässt sich mithilfe eines Einrichtungsassistenten leicht auf einem Webserver installieren.
Wallabag lässt sich mithilfe eines Einrichtungsassistenten leicht auf einem Webserver installieren.
Ein kleines Tool verrät, ob alle Abhängigkeiten von Wallabag auf dem Server erfüllt sind.
Ein kleines Tool verrät, ob alle Abhängigkeiten von Wallabag auf dem Server erfüllt sind.

Danach solltet ihr euch nun in eurer Wallabag-Instanz anmelden können. Zu archivierende Webseiten fügt Ihr über Save a Link zum Speichern ein. Praktischer sind natürlich die von Wallabag angebotenen Addons für Chrome und Firefox, alternativ findet ihr unter Config auch ein Bookmarklet, das ihr euch in der Bookmarkleiste eures Browser ablegen könnt. Beiträge könnt ihr mit Tags versehen oder ihr markiert sie über den Stern als Favorit. Ein Beitrag bleibt so lange auf der Frontpage, bis ihr ihr zum Lesen öffnet. Danach verschiebt ihn Wallabag automatisch ins Archiv, der gelesen/ungelesen-Status lässt sich allerdings auch nachträglich noch einmal ändern.

Wallabag speichert nicht nur einfach den Link oder einen kurzen Teaser des Artikels in seiner Datenbank ab sondern den gesamten Text. Dies hat den Vorteil, dass Wallabag sein komplettes Archiv im Volltext durchsuchen kann und Artikel auch dann noch abrufbar sind, wenn der Seitenbetreiber die eigentliche Quelle aus dem Netz genommen oder seine Webseite umgebaut hat — auf Bilder müsst ihr dann allerdings verzichten, diese werden nur verlinkt und aus dem Netz nachgeladen. Wallabag erlaubt zudem auch den Import von Pocket, Readability, Instapaper, Wallabag oder jeder anderen Quelle, die ihre Daten als JSON oder als HTML im richtigen Format zum Download anbietet.

Wallabag auf dem Smartphone oder Tablet

Nicht ganz unwichtig ist natürlich auch die Möglichkeit Wallabay vom Handy oder Tablet aus nutzen zu können. So könnt ihr das bequem am Abend auf der Couch nachlesen, über das ihr im Lauf des Tages gestolpert seid. Dazu müsst ihr natürlich die entsprechende App installieren, es gibt welche für Android, iOS und auch Windows Phone. Ich habe mir allerdings nur die Android-App angesehen, diese bekommt ihr über den Play Store oder auch über den Open-Source-App-Store für Android F-Droid. So kommt ihr auch ohne einen Google-Account auf dem Handy an die App.

Der Zugriff auf eure Wallabag-Instanz geschieht in der Android-App nicht über euer Login und Passwort, sondern über eine  eine ID mitsamt Token, die ihr euch unter Config generieren lassen könnt. Macht ihr euch auf den Weg nach Hause, dann öffnet ihr die App und tippt auf Synchronisieren. Die Wallabag-App lädt daraufhin alle noch nicht gelesenen Artikel auf das Handy, sodass ihr diese dann auch ohne eine Internetverbindung lesen könnt, Bilder fehlen in diesem Fall allerdings. Zuhause angekommen synchronisiert ihr abermals die App, sodass die inzwischen gelesenen Artikel ins Archiv geschoben werden können.

21 Kommentare

  1. Ich habe Wallabag bis Version 1.7.1 mit großer Freude benutzt. Danach war erst der epub-Export kaputt, 1.8.1 hat meine Installation gekillt und installiert auch frisch nicht auf einem uberspace. Ist wohl ein mySQL-Problem, sqlite soll gehen.

    Ich warte sehnsüchtig auf v2, denn das Projekt ist echt großartig.

  2. Ich habe es gerade installiert und das Webinterface ist echt nett. Allerdings finde ich es komisch, dass ich sich unter Android nicht die App öffnet wenn man etwas speichern will, sondern die Website im Browser.
    Aber das wird sicher noch korrigiert.

    • Das liegt daran, dass es im Moment noch keine API gibt, mit der das ruckzuck erledigt wäre.
      Diese kommt erst mit wallabag 2.0, dann funktioniert auch die Einbindung von Third-Party-Apps wie IFTTT und anderen Diensten 🙂

  3. Vielleicht ist noch erwähnenswert, dass man nach
    $ php composer.phar install
    auch gleich noch ein
    $ php composer.phar update
    machen sollte.

    Bei mir wurden veraltete Dependencies installiert.

    Mit dem Browser-Plugin funktioniert das Ganze ganz gut, allerdings verstehe ich nicht, warum bei „unparsebaren“ Seiten immer ein Eintrag mit dem Titel „Untitled“ und Content „[unable to retrieve full-text content]“ erstellt wird, anstatt als Titel wenigstens den Seitentitel und als Content den Link zum Original zu nehmen.

    Grüße

      • Ich weiß, daran bastel ich gerade 😉 Besser ist es sowieso den Short-Tag [.cce]…[./cce] bzw. [.cci]…[./cci] (lass bei dir die Punkte weg) für Code-Blöcke oder Inline-Code zu verwenden. Das sollte ich mal in den Editor einbauen.

  4. Sehr interessant! klingt nach einem guten Wochenendprojekt.

    Wie gut funktioniert denn der Workflow auf Android?
    Von Instapaper kenn ich das folgendermaßen:

    1. entdecke interessanten Link im Browser, Twitter, Reddit etc
    2. gehe auf „share“
    3. Tippe die Instapaper-App an
    4. fertig. Link wurde zu meinem Instapaper-Account hinzugefügt.

    Lässt sich gleiches mit der Wallabag-App verwirklichen?

    • IM Prinzip ja, allerdings öffnet der Wallabag-Share-Eintrag aktuell nicht die App, sondern einen Weblink mit der Wallabag-Seite, über den du deinen Link zu deiner Wallabag-Instanz hinzufügen kannst. Das ist noch nicht soooo perfekt, erfüllt aber aktuell seinen Zweck.

      • Ok, danke für die Info.
        Dann hoffe ich, dass das in Zukunft noch etwas direkter läuft, so muss man ja jedes mal die Webseite neu laden. Kostet Zeit und Datenvolumen.

        Werde mich aber trotzdem mal damit beschäftigen und eine Instanz zum Testen aufsetzen. Ein selbstgehosteter Read-it-Later Service fehlt noch in meiner Sammlung 🙂

  5. Hi,
    vielen Dank für den Tipp. Habe es gleichmal auf meinem Server installiert.
    Wenn ich mich aber jetzt anmelden will, kommt nach der Eingabe der Logindaten nur eine weiße Seite.
    Hat wer Ahnung was das sein könnte?
    Vielen Dank. 🙂

  6. Hi,

    vielen Danke für Deinen Artikel.
    Leider benötigt Wallabag die PHP-Option allow_url_fopen. Ich habe das bei mir abgeschlaten, weil ich gelesen habe, dass es ein Risiko darstellt.
    Und Wallabag benötigt das um zu laufen.
    Bin mir da unsicher. :-/
    Was sagts Du dazu?

    Viele Grüße

    Sylvio

  7. So lange sich die Android-App nicht sinnvoll in „Share“ einfügt und die Desktopversion nicht als auch nur ansatzweise so komfortable Firefox-Erweiterung verfügbar ist, bleibe ich bei Pocket. Lizenz hin oder her.

  8. Hallo, ich bin etwas verwirrt bzgl. Bildern von archivierten Webseiten: du schreibst „… auf Bilder müsst ihr dann allerdings verzichten, diese werden nur verlinkt und aus dem Netz nachgeladen.“

    In der Webdoku http://doc.wallabag.org/en/index.html
    Features: content of the web page is saved: text and pictures.

    Was stimmt den nun? Hast du vllt. in der config etwas übersehen?

  9. Ich wollte nun nach langer Zeit mal wieder Wallabag ausprobieren. Dummerweise lässt er mich angeblich Twig nicht installieren.
    Habe den manuellen Weg versucht mit herunterladen und entpacken der Zip Datei.
    Aber auch den Weg über CURL. In beiden Fällen behauptet er jedes mal, dass ich Twig nicht installiert habe.

    Das macht so keinen Spaß.

    Aber seit Pocket in Firefox integriert ist und ich nicht mehr gemütlich auf meine Liste zugreifen kann, würde ich gerne eine Alternative haben.

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