Im Rahmen eines Artikels in der aktuellen Linux-User habe ich mir vor ein paar Wochen GNOME3 angesehen. Da ich für den Beitrag jedoch ein möglichst unverändertes und ursprüngliches GNOME-Erlebnis gesucht habe, habe ich für diese Zeit auf Fedora 15 umgesattelt. Nun aber scheint das GNOME3-PPA ausreichend stabil zu sein, dass man GNOME3 auch unter Ubuntu gut testen kann. Ich hab den Schritt getan und werde sicherlich die Tage noch darüber berichten. Wenn es euch auch in den Fingern juckt und ihr den grunderneuerten GNOME-Desktop sehen wollt, dann stellt euch das GNOME3 Team ein PPA zur Verfügung, über den ihr recht problemlos diesen Schritt machen könnt.

Allerdings – und hier muss ich eine deutliche Warnung aussprechen – ist der Umstieg auf GNOME3 eine Einbahnstraße! Da über die PPA-Paketquelle neben GTK+ auch zahlreiche Programme aus dem GNOME-Desktop aktualisiert werden, ist der Weg zurück zum „normalen“ Ubuntu-Desktop mit Unity oder GNOME2 äußerst steinig und eventuell auch nicht von Erfolg gekrönt. Auch möchte ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass das nächste Distributions-Update auf Oneiric sauber durchlaufen wird. Wer daher ein Testsystem zur Verfügung hat, oder im Zweifel beim Release der nächsten Ubuntu-Version sowieso neu installieren möchte, der kann das PPA benutzen. Allen anderen Ubuntu-Benutzern würde ich persönlich noch etwas Geduld empfehlen und dazu raten auf die Veröffentlich von Ubuntu 11.10 im Oktober zu warten.

GNOME3 in Natty installieren

Nun zum eigentlichen Thema: Wie bekommt ihr GNOME3 auf die Platte? Prinzipiell müsst Ihr das PPA des GNOME Teams zu eurem System hinzufügen und dann eure Installation aktualisieren. Als Ausgangsbasis fungiert dabei ausschließlich ein Ubuntu Natty 11.04, ältere Versionen von Ubuntu werden nicht unterstützt. Führt für eine Installation folgende Befehle aus…

$ sudo add-apt-repository ppa:gnome3-team/gnome3
$ sudo apt-get update
$ sudo apt-get install gnome-shell gnome-themes-standard gnome-tweak-tool
$ sudo apt-get dist-upgrade

…danach müsst Ihr euer System neu starten. Nach dem Neustart empfängt euch – der noch nicht sonderlich hübscht gestaltete – Login-Screen. Damit von nun an GNOME3 als Desktopumgebung geladen wird, müsst ihr euren Benutzer auswählen und danach „GNOME“ als zu ladenden Session auswählen. Danach könnt ihr euer Passwort eingeben und euch einloggen.

Wichtige Anpassungen vornehmen

Da eure Einstellungen für Desktop-Theme und Schriften aus Ubuntu übernommen werden, müsst ihr nun ein paar Settings ändern, so dass ihr zum „richtigen“ GNOME3-Feeling kommt. Ich habe euch daher schon bei der Installation das GNOME Tweak Tool installieren lassen, über das ihr nun alles einstellen könnt.

Startet das Tweak Tool über die Aktivivitäten-Ansicht und einer schnellen Suche nach „Erweiterte Einstellungen“. Ist das Programm geladen, so würde ich euch als erstes Empfehlen die Schriftdarstellung zu prüfen. Ich persönlich war direkt nach dem Umstieg mit den Darstellung der Fonts auf dem Bildschirm nicht wirklich zufrieden. Im folgenden Screenshot seht ihr meine aktuellen Einstellungen, mit denen ich nun happy bin…

Die Schriften anpassen

Da wie gesagt die Einstellungen bzgl. des Theme aus eurer „normalen“ Ubuntu-Installation übernommen werden, seht ihr auch noch nicht das neue GNOME-Theme Adwaita. Geht daher im Tweak Tool auf „Interface“ und aktiviert Adwaita als GTK+-Theme sowie eventuell auch das original GNOME Icon-Theme.

Das „original“ Theme von GNOME3 auswählen

Nun könnt ihr mit eurer neuen Desktopumgebung arbeiten und euch selber einen Eindruck verschaffen. Die ausdrückliche Warnung am Anfang des Artikels bezieht sich auch nicht auf den Betrieb des PPAs in Natty, ich hatte bislang keine Abstürze und keine nervigen Bugs. Sie geht eher darum, dass GNOME3 nunmal tief in das System eingreift und viele Pakete aus eurer Ubuntu-Installation geändert werden. Damit erhöht sich dann eben die Wahrscheinlichkeit, dass es später bei einem Upgrade zu Problemen kommt. Über ppa-purge mag es möglich sein das komplette GNOME3-PPa wieder loszuwerden, da ich das allerdings nicht getestet habe, will ich das gar nicht empfehlen…

23 Kommentare

  1. Ich bin schon länger auf der Suche nach einer Möglichkeit, GNOME3 nutzen zu können. Feora15 gefällt mir zwar im Prinzip sehr gut, aber eigentlich hätte ich lieber eine auf Debian basierende Distribution. Leider ist GNOME3 ja auch in debian-testing noch nicht.
    Wäre es im Bezug auf Ubuntu vielleicht sinnvoller, nur die Minimal-Ausstattung zu installieren und dann GNOME3 drüber zu bügeln? Dann muss man auch nachher nicht mühsam alle nicht benötigten Anwendungen wieder deinstallieren xD – ist aber natürlich deutlich mehr Aufwand als hier beschrieben.

    • Hi Jonas, das halte ich nicht für nötig. Ich kenne jetzt dein System nicht, ich weiß auch welche PPAs du im Einsatz hast. Aber ich würde mal sagen, dass mein System ordentlich verbastelt ist und dennoch lief die Installation sauber durch. Du kannst ja mal bspw. mit Redo Backup&Recovery ein Image deiner Installation (am besten inkl /home ziehen und dann aktualisieren. So kannst du ohne Risiko den Umstieg testen.

      Grüße
      Christoph

      • Okay, dann probier ich das demnächst nochmal aus. Hatte GNOME3 mal ganz am Anfang aus dem PPA gezogen, das ging aber noch nicht so gut.
        Meine Images ziehe ich übrigens ganz altmodisch mit dd, trotzdem danke für den Hinweis 😉

        • Mach ich meistens auch, allerdings nur dann wenn ich sowieso ein zweites System auf der Platte habe. Ansonsten bootet Redo einfach schneller 😉

  2. Hallo Christoph,

    kennst du eine Möglichkeit auch unter Gnome3 Globalmenus zu nutzen? Ist für mich inzwischen zu so einer Art must-have geworden.

    Viele Grüße
    Tobias

  3. Moin Christoph!

    Ich hatte hier auf meinem älteren Laptop nach der Installation von 11.04 schon ordentliche Probleme, das darin enthaltene unity darzustellen. Es funktionierte letztendlich nur mit irgendwelchen Tricks (die ich gar nicht mehr erinnere) und auch eher nur schlecht.

    Ohne das du mein System kennst, einfach mal ins Blaue gefragt: Sollte ich besser die Finger von Gnome 3 lassen? Oder flutscht das so durch?

    • Wenn Unity läuft, dann sollte ja eigentlich auch GNOME3 funktionieren. Unity setzt zwar beim Compositor auf Compiz und GNOME3 auf Mutter, aber ich meine wenn das eine klappt, dann wird auch das andere funktionieren. Aber in so einem Fall ist ein Image sicherlich keine schlechte Idee 😉

    • Ubuntu wird weiterhin auf Unity setzen, was aber nicht heißt, dass man GNOME3 nicht unter Ubuntu betreiben kann. Es ist doch die selbe Geschichte wie bei den anderen Desktopumgebungen wie KDE, Xfce oder LXDE. Ubuntu ist eine Distribution, egal ob du dir nun Kubuntu (mit KDE als Desktopumgebung), Xubuntu (mit Xfce als Desktopumgebung) oder Lubuntu (mit LXDE als DE) installierst. Das System unterscheidet sich nur darin, was von Haus aus installiert wird.

      Bei Ubuntu ist das nun eben Unity als „Shell“ mit einem GNOME-Unterbau. Natürlich kannst du nachträglich auch noch die richtige GNOME-Shell nachinstallieren und eventuell wird es auch noch ein offizielles „Gubuntu“-Derivat geben, das dann von Haus aus GNOME als vollständige Desktopumgebung installieren wird.

        • Außerdem bringt Oneiric Gnome 3.x als „Unterbau“ für Unity mit (bislang war/ist es noch Gnome 2.x) so dass man wohl wirklich nur die Gnome Shell (nach) installieren muss und eine „Gnome 3 Installation“ so nicht ganz so viele Pakete austauschen muss.

  4. Hallo Christoph,

    ich habe den Schritt zu Gnome3 inzwischen vollzogen. Dabei hat Gnome 3 das alte Farbschema aus Unity übernommen. Zu den neuen Themes passt es meiner Meinung aber nicht. Wie kann ich denn den defaultwert wieder herstellen?

    viele grüße und dickes lob für den blog
    tobias

    • Hast du Adwaita über das GNOME3 Tweak Tool eingestellt? Ist im Abschnitte „Wichtige Anpassungen vornehmen“ hier ja beschrieben. Sieht mir nicht aus, als ob das richtige Theme läuft.

      • ja, ich habe es wie oben beschrieben ausgewählt. die änderung wurde auch übernommen. allerdings ist die farbe zum hervorheben gewählter einträge und mancher anderer ui-elemente immernoch auf grün und beißt sich mit dem blau von fortschrittsbalken etc. das grün ist wohl ein überrest von meinem minty-theme unter unity.

  5. ich habe es eben auch in der VirtualBox 4.1 getestet. System installiert, auf Terminal angemeldet, PPA hinzugefügt und auf Gnome3 aktualisiert.
    Grafisches Anmelden war erst möglich, nachdem die Gasterweiterung installiert wurde.
    Dann habe ich mit RemasterSys eine LiveDVD erstellt (alles 64 bit). Leider lässt sich dieses nicht starten, es kommt immer die Meldung „Stopping System V runlevel compatibility“ „formats binfmt-support“. Selbst im Text-Only Mode.

  6. @Christoph: Inzwischen scheinen sich die Stimmen zu mehren, die die Gnome-Shell Unity vorziehen. Auch Du hast Dich ja kürzlich bei G+ so geäußert. Planst Du dazu noch einen Blogbeitrag?

  7. Guten Abend,

    auch ich habe gerade Gnome 3 von Open Suse neben meinem Windows 7
    ( Multiboot ) installiert. Läuft sehr gut.
    Wo ist der Ausschalt Knopf oder der Neustart Knopf geblieben, Nach den Updates
    war er weg. Unter der Live cd konnte ich das System abmelden und dann oben rechts war der Ausschalt/Neustarten Knopf noch sichtbar.

    Jetzt kann ich mich nur abmelden und dann per Hardwareausschalt Knopf ausschaten den Rechner.

    Dies ist nicht gut gelöst. !!!
    Bei Open Suse sind auch nicht alle Programme so wie ich es unter Ubuntu kenne.
    Außerdem sind keine Codecs an Bord. Und damit hat der Totem Player erheblich Probleme. Denn laut System sind sie vorhanden, aber abspielen kann er es dann doch nicht. ( Hier wäre der VLC Player oder Mplayer besser ) Aber die gibt es nicht.

    Nur zur info ich hatte vorher Ubuntu 11.10 drauf, lief in dieser Hinsicht besser.

    Aber Suse ist eben nicht Ubuntu. Sonst bin ich aber mit beiden Systemen sehr Einverstanden,

    Vielleicht weiß ja einer wo der Ausschaltknopf denn nun hin ist.
    Vielen Dank !!!

    Danke das es Linux und Windows gibt !!!
    Macht sehr viel Spass mit beiden Systemen zu arbeiten.

    Manfred

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