Sehr geehrter Herr von Keudell, die Computer-Zeitschrift CHIP führt in ihrer aktuellen Ausgabe unter dem Titel Windows, Mac OS und Linux im Härtetest einen Vergleich verschiedener Betriebssysteme durch, der die Gemüter von Linux-Anwendern stark erregt… Leider ist der Artikel nicht direkt auf CHIP ONLINE einsehbar, doch der Burda-Verlag reicht ihn auch an seine restlichen Magazine weiter, so findet man ihn etwa auf focus.de.

Laut Impressum der CHIP sind Sie der zuständige Redakteur für die Fachgebiete „Betriebssysteme, Netzwerke, Handys und Sicherheit“ und Sie zeichnen sich auch für diesen Artikel verantwortlich, deshalb wende ich mich direkt an Sie.

Sie stellen in diesem Beitrag zahlreiche Behauptungen über Kubuntu auf (Sie reduzieren die Welt der Linux-Distributionen auf Kubuntu), die jeglicher Wahrheit entbehren. Des Weiteren haben Sie in dem Artikel zahlreiche handwerkliche Fehler begangen, die einem hauptberuflichem Journalisten nicht passieren dürfen.

Wie kommen Sie denn bitte auf die Idee, eine Alpha-Version eines sich in Entwicklung befindlichen Betriebssystem (Kubuntu Karmic Koala 9.10) aufgebohrt mit der Alpha-Version einer Desktop-Umgebung in einen Topf mit den Master-Versionen anderer Systeme zu werfen? Ich möchte zu diesem Thema gar nicht weiter argumentieren, bitte lesen sie das Blog des KDE-Entwicklers Martin Gräßlin über Ihre Fehltritte. Besonders ihre Lügen Aussagen zum Thema Update-Politik und Sicherheit sind eine wirkliche Frechheit. Wie Sie klaren Kopfes die Aussage…

Bei Mac OS X prüft – wie bei Windows 7 – ein eingebauter Update-Manager in bestimmten Zeitabschnitten auf Aktualisierungen. Unter Kubuntu muss der User selbst daran denken. […] Der Vorteil der Linux-Community: Oft gibt es schon nach Stunden den ersten Patch – der kann allerdings auch das System instabil machen.

…treffen konnten, bleibt mir völlig rätselhaft. Kubuntu, wie auch alle anderen großen Linux-Distributionen, verfügt über ein zentrales Paketmanagementsystem, über das automatisch Sicherheitsupdates für ALLE im System installierte Software installiert wird. Und das nicht nur alle paar Wochen, sondern SOFORT nach Behebung der Schwachstelle. Dabei werden die Updates sehr wohl einem breiten Feldtest unterzogen. Daran kann bspw. unter K/Ubuntu jeder Anwender teilhaben, wenn er die so genannten „proposed“-Quellen aktiviert. Auch Ihre Aussage…

Hauptangriffsziel ist und bleibt Windows, was an der breiten installierten Basis liegt. Hacker können so mit einem einzigen Virus einen Großteil der Rechner im Internet angreifen. Bei Apple und Linux sind hingegen gerade mal eine Handvoll Viren bekannt.

…zeigt von mangelnder Sachkenntnis wie auch Panikmache. Hacker hegen wenig Interesse daran Viren zu schreiben, mit denen sich möglichst viele Computer im Internet angreifen lassen. Bitte informieren sich sich über Menschen, die ein tiefgreifendes Interesse an Technologie haben, und werfen Sie sie nicht in einen Topf mit Kriminellen! In der langjährigen Geschichte von Linux konnte sich noch nie auch nur ein Virus in freier Wildbahn verbreiten. Es gab Proof-Of-Concept Linux-Viren, denen jedoch die Eigenschaft „selbstständige Verbreitung“ fehlte. Auch Ihre Aussagen zum Thema Firewall lassen mich ernsthaft über Ihre Kompetenz in Richtung Computer-Sicherheit zweifeln…

Unter Snow Leopard und Kubuntu fehlt ein solcher Service [LuI: Eine Firewall]. Apple und Linux gehen sogar noch einen fatalen Schritt weiter: Bei OS-XRechnern ist die Firewall von Haus aus deaktiviert, und wer unter Kubuntu geschützt sein will, muss je nach Distribution die Firewall sogar noch extra nachinstallieren.

Kubuntu verfügt sehr wohl über einen Paketfilter, aka Firewall. Unaufgefordert eingehende Pakete werden vom Paketfilter „iptables“ von Haus aus fallen gelassen. Dazu öffnet Kubuntu nach außen hin in der Standardinstallation keinen einzigen Port, daher ist die Installation weitere Firewall-Frontends nicht nötig. Es ist eine Schande für Ihr Magazin, dass Sie die Panikmache vor Viren und Trojanern – mittels der Sie zusammen mit Ihren Werbepartnern Symantec, F-Prot und Co. seit Jahren gute Geschäfte machen – auch auf andere Systeme übertragen. Ein Betriebssystem muss nicht von Haus aus unsicher sein, so dass man es mit Personal Firewalls und Virenscannern gegen Geld flicken müsse.

Ist das Betriebssystem auf der Platte, zieht Windows 7 an allen vorbei, denn für einen Kaltstart braucht das Redmond-OS nur 26 Sekunden […] Schlusslicht ist Kubuntu mit 43 Sekunden. Dass Windows 7 schnell startet, liegt vor allem am perfekten Cache-Management…

Dieser Vergleich macht so gut wie gar keinen Sinn, ich habe das Thema vor Tagen hier auf meinen Blog ebenfalls behandelt. Wobei ich mir dabei hoffentlich habe anmerken lassen, dass ich das Thema nicht wirklich ernst nehme. Und wissen sie was? Auf manchen Systemen bootet ein Ubuntu deutlich schneller als ein Windows 7. Damit will ich sagen, der Vergleich von Bootzeiten EINES SYSTEM ist ein sinnloser Schwanzvergleich (entschuldigen Sie bitte mein Vokabular). Wenn Sie schon Bootzeiten vergleichen wollen, dann doch bitte anhand einer größeren Auswahl von Geräten. Und heiße Luft über ein „perfektes Cache-Management“ sollten Sie als Fachmagazin gar nicht erst verbreiten, wenn sie Ihre Aussage nicht mit Fakten unterstützen können.

In der Rubrik „Performance“ heißen die Gewinner damit Windows 7 und Mac OS X. […] Die Entwickler der Linux-Community müssen hingegen noch einiges an der Geschwindigkeitsschraube drehen.

Auch hier haben Sie wieder Ihre Hausaufgaben nicht gemacht. In den von Ihnen gezeigten Screenshots sieht man, dass KDE ohne Compositing (aka Desktop-Effekte) läuft. Dies deutet darauf hin, dass der für die Grafikkarte benötigte proprietäre Grafiktreiber noch nicht von Ihnen installiert wurde. Hätten sie die aktuelle freigegebene Kubuntu-Version benutzt, dann hätte Sie ein Assistent nach der Installation sofort darauf hingewiesen. Ein paar Klicks später wäre der Treiber installiert gewesen. Mit diesem hätten Sie dann auch sofort ähnliche Performance-Werte feststellen können wie auf den anderen Systemen. Wissen sie dass manche Spielefreaks ihre 3D-Spiele unter Linux mit Wine laufen lassen, weil sie aus mehr FPS aus ihrer Karte kitzeln können? Wohl nicht…

Kubuntu bietet nur ein einfaches Backup-Tool. Ein komplettes Image des Systems oder gar Schattenkopien sind damit nicht möglich. […] Bei unserer Linux-Distribution führt ein selbst gebasteltes Mediacenter die Medien vor – es ist aber aufgrund der unausgereiften Benutzerführung kaum zu bedienen.

Hier wäre es nett, wenn Sie Dinge beim Namen nennen können. Kubuntu besitzt von Haus aus kein Media-Center. Ausgeliefert wird Amarok als Musikmanagement-Programm und Dragon Player als Medienplayer. Wussten Sie dass Amarok eine der populärsten Musikmanagement-Programmen überhaupt ist? Oft liest man in Foren, dass gerade Amarok User zu Linux gebracht hat. Eine Reihe von Mediacentern wie Moovida, MythTV oder XMBC lassen sich bei Bedarf nachinstallieren. Ebenso sieht es bei Backups aus. Via dd lassen sich von Haus aus Images ganzer Partition erstellen, wie auch automatisch inkrementelle Backups via etwa sbackup für den Laien problemlos durchführbar sind.

Alles in Allem ist Ihr Vergleich ein typisches Abbild für viele Trolle, die in Linux-Foren auftauchen. Man meint, dass man sich nach wenigen Minuten ein Urteil erlauben könne. Eine Zeitschrift, die 400.000 Exemplare pro Monat absetzt, hat die Pflicht besser zu recherchieren. Aber ein objektiver Bericht würde ja Ihren Werbepartnern nicht gefallen, daher schauen Sie lieber nicht genau hin und bilden sich nur ein oberflächliches Urteil. Schade, dass sich Ihre Leser davon wohl beeinflussen lassen werden.

Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Langner

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Hallo, ich bin Christoph - Linux-User, Blogger und pragmatischer Fan freier Software. Wie ihr ohne Zweifel bemerkt haben solltet, schreibe ich hier über Linux im Allgemeinen, Ubuntu im Speziellen sowie Android und andere Internet-Themen. Wenn du Freude an meinen Artikel gefunden haben solltest, dann kannst du mir über Facebook, Twitter oder natürlich dem Blog folgen.

113 Kommentare

  1. Echt gemein, den kompletten Artikel so auseinander zu nehmen 😉

    Gibt es eigentlich bei den anderen erwähnten Betriebssystemen auch solche Fehler?

    Ach ja: Bei weil sie aus mehr FPS aus ihrer Karte kitzeln können fehlt irgendwie etwas, damit es Sinn ergibt.

  2. Ein sehr harter offener Brief.
    Ich habe vor einigen Tagen bei tuxtux.org im Podcast von diesem Test gehört… dabei ging der Moderator allerdings wenig auf Detailfragen eingegangen, sondern hat sich eher gefreut, dass Linux überhaupt mal beachtet wird.
    Bin mal auf eine Antwort gespannt.

  3. Ich finde der Brief bringt die Kritikpunkte, die in den einzelnen Blog zu finden sind und meine persönliche Meinung, wunderbar auf den Punkt. Hoffe, dass du eine Antwort bekommst.

    In diesem Sinne: /sign.

  4. Chris: Sehr guter Artikel (Brief) von dir, so haben wir es doch in der Schule gelernt: Schön am Text arbeiten, also Textbelege bringen und dann dazu Stellung nehmen. Wunderbare Sache, wir wäre es, wenn du dir mit diesem Blogeintrag als Referenz nen Job holst als GUTEN Journalist. Die sind ja gerade rar. Mich hättest du als Leser 😉

  5. Ich muss nur lachen; es wollen immer mehr auf Linux umsteigen und den Windows werbenden gehen die Ideen aus 🙂
    Das Schöne ist, das der Artikel Linux nicht direkt schadet, weils ja jeder auch kostenlos und legal ausprobieren kann. So einige LinuxLiveCDs haben verseuchten Windowsrechner im Ernstfall retten können.

  6. Ich kenne einige Freunde von mir, die schon seit immer Windows User sind. Vielleicht am Laptop sogar OS X. Noch vor vielen Jahren, wo uns das erste mal Linux zu Ohren gekommen ist, hat man sich Linux auch mal angeschaut. Beginnend von Suse 7.3 hat man es immer wieder versucht es zum laufen zu bringen. Mp3, Videos, ati Treiber.. so leicht war das ja alles nicht. Schon mal versucht Backups mit Suse 7.x zu erstellen? Da kam man ohne Konsole und rsync nicht weit.
    Selbst wenn ich zurückdenke an meine Ausbildung als Systemadministrator muss ich sagen, Windows 2003 Server war einfacher zu konfigurieren als Suse 10.0 damals. Aus unerklärlichen Gründen war ab und zu nach einem Serverneustart beispielsweise Kerberos nicht mehr korrekt eingerichtet.

    Was ich damit sagen will: Wenn man Linux nur aus den anfänglichen Tagen kennt, und seit dem nur Windows betreut hat, bleiben noch sehr viele „Vorurteile“ selbst bei einem Journalisten übrig. Aber das man doch so Desinformationen verbreitet…. Seltsam.

  7. Bei den Viren hat der Author doch Recht, wie man das bestreiten kann.

    Oder überlegen Nutzer plötzlich unter Linux, was sie sich installieren, obwohl sie das vorher nie gemacht haben?

    Beim Support von Soft- und Hardwareherstellern ist es doch offensichtlic, dass die Verbreitung das Hauptargument gegen die Unterstützung ist, warum ist es dann so schwer zu verstehen, dass das gleiche auch für Viren, Trojaner usw. gilt?

  8. Oliver schrieb: „Aus unerklärlichen Gründen war ab und zu nach einem Serverneustart beispielsweise Kerberos nicht mehr korrekt eingerichtet.“

    Ja, aber man konnte es beheben. Wenn Windows beim Starten einen Bluescreen bringt, weißt du auch nicht weiter, weil’s kein Quellcode gibt den du potentiell analysieren könntest.

  9. Naja, bei der Sicherheitsgeschichte haben die zum Teil schon recht. Halbwegs sicher ist Linux nur, so lange man alle Programme aus den offiziellen Quellen holt. Aber da findet man eben nicht alles und muss auf PPAs, extern heruntergeladene *.deb Files oder anderes zurückgreifen. Und in dem Moment ist man angreifbar. Man braucht nichtmal Root Rechte.

    Und mit der Firewall meinen die sicher nicht nur eine Firewall, die von Zugriffen von außen blockieren sondern auch, wie bei Personal Firewalls unter Windows, unerwünschte Zugriffe vom Rechner aus in’s Internet.

    Wenn sich Linux einmal dem zweistelligen Prozentbereich bei der Verbreitung nähert und viele User wie unter Windows üblich gedankenlos alles herunterladen und installieren, werden sich unter Linux bald ähnliche Verhältnisse einstellen wie unter Windows. Nur mit dem Unterschied, dass Linux bisher keine echten Werkzeuge dagegen hat.

    Ansonsten muss ich aber zustimmen. Der „Vergleich“ ist ein Witz, angefangen von der Wahl der Linux Distribution über die Unfähigkeit, es richtig zu installieren bis zu dem offensichtlichen Mangel an Fachkenntnis, um solch einen Vergleich überhaupt kompetent durchführen zu können

  10. Du hast ganz recht !!!

    Von einem Hauptberuflichen Journalisten kann man zumindest die Wahrheit erwarten.

    Wer glaubt bei dieser Zeitung an ein Versehen !!!

    Vielleicht sollte man denen den Vorschlag machen den Test von einem unabhängigen Institut (TÜV, Stiftung Warentest) unter die Lupe nehmen lassen, wen Sie sich immer noch im Recht sehen.

    Ansonsten lassen wir die Chip im Regal liegen

  11. Naja… der Bericht ist natürlich echt mies.

    Aaaaaber… zum Teil hat der Ty trotzdem nicht ganz unrecht. Klar gibt´ s dd und sBackup.

    Aber es fehlt ein im Standard FUNKTIONIERENDES GUI-Backup. Ich nutze z. B. BackInTime. Sehr geiles Teil ! Aber sBackup ? Der letzte Schrott.

    Und bei wievielen es wirklich (nicht) zuverlässig läuft lässt sich an massig Forenbeiträgen ersehen.

    Naja… und auch ansonsten läuft einiges an Software nicht ootb richtig. Oft ist hier und da noch rumzurecherchieren, wieso jetzt das eine oder andere schon wieder nicht läuft und wo man wieder „frickeln“ muss.

    Ich nutze Linux. Aktuell Arch. Aber ich finde… man sollte Linux nicht an Stellen schöner reden als es ist… wo es das eben nicht ist.

    So what…

  12. In der Sache richtig, im Ton vergriffen.

    Meiner Meinung wäre es viel effektiver, die Fehler nüchtern zu kommentieren und die handwerklichen Fehler genau aber kurz und bündig zu sezieren. Spitzen kann man sich am besten am Ende des Textes erlauben, bspw. Fragen, ob dies den Standard der Journalistischen Fähigkeiten bei der Chip darstellen; Hinweise auf den Grundkurs für Journalistik bei einer Hochschule, …
    Das wäre das Florett.

    Der Text erinnert mich aber eher an eine Keule: grob draufhauen. Wenn ich der Adressat wäre, wurde ich ihn nach der ersten platten Beleidigung weglegen. Als Leser dieses Briefes kann man auch viel über den Autor herauslesen. Solche Texte sagen meistens mehr über den Angreifer als über den angegriffenen.
    Wenn es denn schon die Keule sein muss, dann doch bitte so, dass über den angegriffenen gelacht wird. Der Witz ist eine der stärksten Waffen.

    Der Kern ist vollkommen in Ordnung, am Rahmen sollte noch etwas gebastelt werden.

  13. exaktemente !

    Der Kern ist vollkommen in Ordnung, am Rahmen sollte noch etwas gebastelt werden.

    Seh‘ ich auch so. Aber der Inhalt stimmt.

    Ähnliche Diskussionen (und Artikel) gibt es wohl immer wieder. Da werden wir nichts machen können. Aber lassen wir doch die Narren Narren sein – schliesslich verdient manch einer von uns gutes Geld durch Windows und seine Fehler 😀

    Gruss
    Firus

  14. @Alle, Danke für diese ganzen Reaktionen. Noch habe ich den Brief nicht Richtung CHIP geschickt, das geschieht am Wochenende. Falls dir Redaktion regiert, so werde ich Euch das mitteilen.

    @Burli, dass der User sich nicht jeden Schrott installiert, daran arbeiten wir bei uu.de ja regelmässig. Viele lästern über die immer wieder dargebrachte Warnung bzgl. fremder Paketquellen und Software. Letztendlich kann keine Sicherheitsmaßnahme verhindern, dass sich der User selbst ins Knie schießt. Bei Ubuntu wird der User wenigstens vorher nach seinem Passwort gefragt 😉 Windows installiert keine Personal Firewall, von daher werden die wohl das meinen, was sie gesagt haben.

    @Amigotux, mit dem Schrott sbackup mache ich seit Jahren Updates meiner Daten 😉 BackInTime ist nett, muss aber erstmal etwas abhängen.

  15. Hallo foo und Firus, ich habe den Ton bewusst sehr schnippisch und provozierend gewählt. Der Autor muss viele Details bewusst falsch dargestellt haben. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass der Redakteur der CHIP für Betriebsysteme und Computersicherheit NICHT weiß dass praktisch alle Linux-Distributionen Sicherheitsupdates über einen Updatemechanismus zentral verteilen.

    Von daher gehe ich von einer bewussten Verdrehung der Tatsachen aus, um die Leser des Magazins zu beeinflussen. Das bloße Aufzählen der korrekten Tatsachen geht im Rauschen des Netz mit Sicherheit unter. Deshalb ziehe ich die Stellschraube gleich etwas kräftiger an und werde polemisch.

  16. @christoph: sicher wird ständig auf die Gefahren von Fremdquellen hingewiesen. Aber das nutzt alles nichts, wenn benötigte Software nicht in den Quellen zu finden ist. Was soll man dann machen? Doch zu Windows wechseln weil das da sowieso gängige Praxis ist und man dort wenigstens halbwegs auf mögliche Folgen eingestellt ist?

    Ich sehe die Einstellung der Linux Welt, sich bedingungslos auf die Paketquellen und das „Safe by Design“ Konzept zu verlassen, etwas kritisch. So lange Linux bei einem Marktanteil von ~1% rumdümpelt und 90% der Nutzer interessiert und versiert sind, mag das funktionieren. Aber wenn Linux es tatsächlich mal in den zweistelligen Prozentbereich schaffen sollte, sinkt die Zahl der versierten Nutzer dramatisch. Dann kommt die Sorte, die immer alles neu haben will. Die scheren sich dann nicht um Paketquellen und Sicherheitswarnungen. Die wollen ihren PC nutzen und installieren sich, was sie dafür brauche, egal woher. Parallel dazu wird die Zahl der „Schadsoftware“ für Linux deutlich steigen.

    Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber man sollte zumindest darüber nachdenken statt sich auf das zu verlassen, was schon seit Jahren vermeintlich zuverlässig funktioniert

  17. @burli: Wir, die wir hier jetzt darüber reden, dass irgendwann einmal der Anteil der weniger technisch versierten Nutzer steigt, müssen davor eigentlich doch keine Angst haben. Allein die Tatsache, das wir hier darüber diskutieren sagt doch schon viel darüber aus, wo unsere Interessen liegen und zwar mehr, als Linux nur als irgend einen Unterbau für Programme zu sehen. Auch die Tatsache, das wir Linux schon vor seinem 18. Geburtstag genutzt haben spricht für uns als „Krisenmanagementfähig“ ;-).

    Punkt 2: Sollte, und das wünsche ich mir und wird meiner Meinung nach noch in meinem Leben eintreten, Linux einen zweistelligen Prozentanteil an Installationen auf Endbenutzerdesktops erreichen, so wird ganz klar der Anteil der weniger technisch begabten steigen unter den Pinguinliebhabern. Da diese Benutzer aber mit allergrößter Wahrscheinlichkeit zuvor Windows benutzt hatten, werden sie wieder zurück wechseln zu Windows. Warum haben wir davor Angst?
    Verlieren wir Entwickler? Wohl kaum: Entwickler, die eventuell Programme für den Linux-Desktop entwickeln finden sich gut genug im System zurecht, das sie bei Problemen nicht gleich wieder auf Windows zurückwechseln, solange sie Linux ernst nehmen.
    Verlieren wir an der Community aktiv teilnehmende? Wohl kaum: Die Leute, die aktiv an der Community teilnehmen wissen sich auch durch diese zu helfen und können Probleme mit Linux beheben. Die großen Nutzerzahlen von Ubuntuusers.de sprechen für sich.
    Wir verlieren also nur eins: Endbenutzer, die höchstens noch zweitklassige Bugreports schreiben. Alle andern, also Leute, die sich die Zeit dazu nehmen, Linux als mehr anzusehen als die Software, nämlich auch die Community zum System dazu zählen, haben schon den richtigen Schritt getan, um „mit dem System fertig zu werden“. Allein die Zahlen sehen nicht so gut aus, schreckt aber auch wieder Malware-Programmierer ab, die dann sehen, dass es sich nicht lohnt für sie.

    Zu guter Letzt: Der Linux-Desktop hat einen (weiteren) Vorteil: Man kann ein Support-System direkt auf dem Desktop integrieren, damit meine ich das der Support nirgends so nahe am Desktop ist wie unter Linux. Bei Windows ist dies nicht ohne weiteres nötig: Würde M$ ein Supportsystem (Frage-Antwort-Spiel) direkt in den Desktop integrieren, gäbe es wieder Probleme mit der EU: Aus wettbewerblichen Gründen verboten, da andere Supportdiensleister ausgebootet werden. Die Linuxwelt aber hat zentrale Anlaufstellen zu jeder Distribution, etc, so dass man sich gut zurecht findet. Man muss nur den Mut haben, auf Ubuntuusers.de zurück zu greifen, um mal ein Beispiel zu nennen.
    Ein Supportsystem, welches direkt in den Desktop integriert ist, wird doch gerade in KDE4 experimentell erprobt, oder? Kein großes Ding eigentlich…

    So: Nun gebt mal euren Senf dazu 😀

  18. @FOO: im Ton vergriffen?

    Das hab ich mich dann wohl völlig, folgende Mail hab ich soeben abgeschickt:

    „Sehr geehrter Herr von Keudell,

    Ihr aktueller Artikel „Windows, Mac OS, Linux – Betriebssysteme im Härtetest“ hat mich sehr amüsiert, da er leider offenlegt, wie sehr Sie mit dem Thema überfordert sind.

    Ich möchte keine offizielle Beschwerde einreichen, so wie es derzeit in diversen Blogs geplant wird, ich möchte Ihnen hingegen mitteilen, dass Ihr Artikel meinen Tag verschönert hat,
    da er zeigt, welch lustige Dinge dabei herauskommen, wenn man schlecht recherchiert, wenig grundlegendes Fachwissen besitzt, und dennoch sehr selbstbewusst versucht, seine zusammengereimten Ergebnisse komprimiert an Laien weiterzugeben.

    Ich danke Ihnen, da Ihr Artikel mir als praktisches Beispiel dienen wird, wenn ich mit meinen Studenten über wissenschaftliches Arbeiten und Zusammenfassen von
    gewonnenen Erkenntnissen, sowie dem Theorie-Praxis-Transfer spreche.

    Auch wird er mir als Beispiel dienen können, wie (wissenschaftliche) Ergebnisse und deren Darstellung in den Medien von der Industrie beeinflusst werden können.

    Für meine Studenten sehe ich darin einen sehr großen und anschaulichen Nutzen.

    Mit freundlichen Grüßen,“

  19. Ich war ja noch nie wirklich begeistert von Chip, aber dass der Artikel doch solche Fehler aufweist, hätte ich persönlich nicht gedacht.

    Guter Brief, Chris! Hoffen wir mal, dass du in irgendeiner Form eine Antwort bekommst.

  20. weiss nicht ob schon geschehen, aber auch wenn schon kann es nicht schaden. Ich habe den link gerade dem chip chefredakteur (zu finden im impressum der chip seite) mit folgenden worden weitergeleitet:

    falls noch nicht geschehen, look at this -> http://linuxundich.de/de/ubuntu/offener-brief-chip-windows-mac-os-linux-hartetest/

    Ist euch euer Image bei technisch versierten Lesern tatsächlich egal?

    Mein Tip wäre eine Richtigstellung in der nächsten Ausgabe, und ein ernsthaftes Gespräch mit dem verantwortlichen Redakteur!

    Bisher war ich der Meinung dass Ihr euch von „Computer Bild“ und co abheben wollt..

    beste Grüße,


    Es ist eine absolute Frechheit soetwas zu veröffentlichen, weiss canonical eigentlich etwas davon, das ist rufmord!

  21. Sehr Gut. Richtig!
    Diese sogenannten „Fachmagazine“ müssen endlich Kapieren das sie mit diesen unseriösen Gefälligkeitsjournalismus ect. nicht mehr weiterkommen.
    Dagegen muss man sich Wehren und für die Open Source Gemeinde Aufstehen.
    Denen endlich sagen mit solchen Lügen werden sie nur schneller vom Markt verschwinden und keiner wird ihnen dann noch eine Träne nachweinen.

  22. Gefällt mir sehr gut, dein offener Brief, nicht der Test, aber das versteht sich wahrscheinlich von selbst. Auge um Auge, Zahn um Zahn, diesen Polemikern muss man mit Gleichen antworten, damit es überhaupt Gehör findet, ob er die Grösse zeigen kann, wie ein ZDF, welches sich zu seinem Fehler bekannt und öffentlich geäussert hat, wage ich zu bezweifeln, es ist halt doch „nur“ die Chip.

  23. @nodch, ich arbeite selbst in den medien, und ich kann dir sagen dass es laut deutschem medienrecht deren pflicht ist bei einer Falschaussage eine Richtigstellung an gleichwertiger Stelle zu veröffentlichen.. jedenfalls soblad jemand klage einreicht. Und die müsste in dem Fall von canonical kommen, und die sitzen irgendwo in London glaub ich und bekommen dass nicht so schnell mit… deswegen meine frage ob canonical schon informiert ist… Ich finde ernsthaft das canonical in diesem Fall zu ihrem Recht kommen sollte! @all: Wollt Ihr mir dabei helfen?

  24. Diese Gegendarstellungen bringen gar nichts, zumal immer mehr Magazine wie Focus und andere sich auf diesen Artikel berufen und ihn zu großen Teilen übernehmen, dort erfolgt dann sicher keine Gegendarstellung.

    Nur eine Veröffentlichung dieser „Machenschaften“ in Foren und wie hier Blogs ist der richtige Weg. Die Leute Aufklären und Sensibilisieren für solche Themen.
    Besser noch ein Käuferstreik und vielleicht Kündigung von Abo für diese Zeitschriften.
    Wenn es an ihre Einnahmen geht und Abo gekündigt werden wegen solcher Artikel werden sie ganz schnell ihr Verhalten ändern.

  25. Ach wie gut, dass ich die CHIP schon vor zwei Jahren abbestellt habe, da die Linux-Themen damals schon grottig waren. Heute wäre sonst eh Schluss damit gewesen.
    Regt euch nicht auf, lest endlich vernünftige Magazine und nicht CHIP, die Computer-Bild 2.0 …

  26. hmmm, ne, focus ist auch im burda verlag, genau wie chip… burda ist groß, aber der veruch ne gegendarstellung abdrucken zu lassen wäre auf jeden fall ein zeichen! Töte die idee nicht im keim, sondern erkenn das potiential! Wenn wir zusammenhalten gibt es eine chance in der nächsten ausgabe unsere stimme zu äussern! Und damit hätten wir die gleiche leserzahl, wie es die chip hat!

  27. Danke, Chrisss, für diese Analyse.

    Einer der Gründe warum ich mich, noch zu Zeiten als Windowsnutzer, von diesen Magazinen abgewendet habe. Nach vielen Jahren Linux, kann ich darüber nur kurz den Kopf schütteln. Schade, dass es Leute gibt die darauf reinfallen.

    Aber naja wen wunderts, worüber sollte eine Zeitschrift, die alle paar Ausgaben die 100 geheimsten Geheimtipps für Windows veröffentlicht, noch schreiben, wenn keiner mehr Windows benutzt, sondern ein System was nicht des x-ten Tweaktools bedarf?

  28. Beeindruckend wie viel Arbeit du in den Offenen Brief gesteckt hast. Ich bin wirklich mal gespannt ob es eine Rückantwort auf den Brief gibt.Nach dem Artikel von Chip kocht die ganze Linux Gemeinschaft. Der Verfasser des Chip Artikel hätte sich wohl vorher ausgiebiger mit der Technik von Linux / Kubuntu geschäftigen müssen stellenweise meint man das er mit Absicht versucht hat Kubuntu in ein schlechtes Licht zu rücken.

    Gruß Lutz

  29. Vielen Dank für diesen Brief!
    Ich finde es sehr schön das sich jemand die Zeit und Energie nimmt auf den „Test“-Bericht kritisch zu reagieren.

  30. Die „Chip“ hat sich doch schon zu Windows-3.1-Zeiten durch Inkompetenz disqualifiziert. Seinerzeit gab es ein Programm, das den RAM-Speicher verdoppeln wollte.

    In „Chip“ wurde das Teil in den höchsten Tönen gelobt und es wurden Tabellen abgedruckt, mit welchen Programmen man nun (trotz zu wenig RAM) viel schneller arbeiten könne. Im gleichen Monat wurde das Programm in der „c’t“ und im noch jungen Internet u. a. durch Disassemblierung als Placebo-Software überführt, da es lediglich dem Speichertreiber einen unrichtigen Wert für das freie RAM unterschob.

    Auf einem Leserbrief bezüglich dieser unterschiedlichen Ergebnisse hin (nicht von mir), den die „Chip“ allen Ernstes auch abdruckte (!), gaben sie dann zur Antwort, dass die „c’t“ ja nur was für Computer-Theoretiker sei, die auf Benchmark-Werte abfahren. Die „Chip“ hingegen sei für Praktiker. Keine Spur von „Mist, auch wir sind darauf hereingefallen.“ Seitdem ist dieses Blatt für mich erledigt.

    Tröste Dich, Christoph, Linux kann jeden zufriedenstellen, der nicht mit aller Gewalt Windows-Software einsetzen muss oder will. Die Zielgruppe solcher Publikationen wie der „Chip“ will über andere Betriebssysteme nicht wirklich etwas wissen, weil „Microsoft“ eh den Computer und alle Software „erfunden“ hat.

    Bleiben wir einfach dabei, interessierten Anwendern den Zugang zu Linux zu ermöglichen und den Umgang mit Linux zu erleichtern und lassen die Fakten einfach für sich sprechen.

    Gruss
    Ingo

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