Heute durfte ich mir von Vodafone, HTC und Qualcomm die Zukunft des mobilen Internets, wenn nicht sogar – ginge es nach den feuchten Träumen Vodafones – die Zukunft des Internets präsentieren lassen. LTE, the next generation network! Zugegeben: DSL-Geschwindigkeit auf dem Handy ist sicherlich die Zukunft. Ich darf aktuell ein HTC Velocity 4G mit LTE als Testgerät mein Eigen nennen, in Düsseldorf flutschten so locker mal 25 MBit/s aus und 12 MBit/s ins Internet. Der Durchsatz des neuen Netzwerks ist also ohne Zweifel beeindruckend, doch ehemals hohe Werte wie die Netzneutralität scheinen auf der Strecke zu bleiben.

Vodafone spricht davon, dass binnen der nächsten zehn Jahre sogar ein GBit/s durch die Luft wabern könnten. Zudem dürfen auch endlich mal die Bewohner aus Deutschlands Tälern der Ahnungslosen (also diejenigen, die abseits großer Städte und somit abseits schneller und günstiger DSL- oder Kabelinternet-Provider wohnen) von einer neuen Technik profitieren, denn dank der Bundesnetzagentur wurden die großen Telkos dazu verdonnert, vor den Ballungsgebieten die zahlreichen weißen Flecken auf der Internetlandkarte Deutschlands abzudecken, was wohl auch so geschehen ist.

Netzabdeckung des LTE-Netzes von Vodafone rund um München

So hat etwa München in Bezug auf LTE noch rein gar nichts zu melden: Während das Umland schon im Ausbaugebiet liegt, ist in München selber noch kein einziges 4G-Wölkchen am weiß-blauen Himmel zu entdecken. Ob man selber schon im Ausbaugebiet liegt, kann man im Netzabdeckungsplan Vodafones sehen, dort sind natürlich noch viele leere LTE-Flecken, doch der Ausbau wird laut Vodafone derzeit weiter voran getrieben.

Volumenbegrenzung für immer?

Auf der Pressekonferenz in Düsseldorf sprach nun Hartmut Kremling (Technikvorstand Vodafone) von den hochfliegenden Plänen Vodafones: Ende 2012 möchte man 90% aller Bundesbürger mit mobilen Breitbandinternet erreichen können, 30% davon sollen Zugang zu LTE haben. Anfangs sind die Preise natürlich deftig, die Smartphone-Tarife beginnen bei etwa 40 Euro und beinhalten 3 Gbyte Inklusivolumen, und natürlich braucht man ein entsprechendes Handy. „Alte Handys“ können mit LTE natürlich nichts anfangen, es wird also demnächst eine Schwemme an LTE-Handys auf dem Markt kommen, billig wird das alles nicht.

Vodafone, HTC und Qualcomm stellen LTE und das HTC Velocity 4G vor.

LTE „at home“Angebote liegen preislich ähnlich, dafür sind sie örtlich begrenzt und bieten mehr Traffic pro Monat. Wer sein Inklusivvolumen für den Monat überschreitet, der wird für den Rest des Abrechnungszeitraums auf GPRS-Geschwindigkeit gedrosselt oder muss seinen Anschluss gegen einen Extrs-Obulus wieder entsperren. Dies gilt sowohl für die Smartphone- wie auch die „DSL-Ersatz“-Tarife.

Bleibt die Netzneutralität auf der Strecke?

Dennoch schwant mir ob der tollen Aussichten Böses: Liest man zwischen den Zeilen des Vortrags und den Antworten der Q&A-Runde, so habe ich nicht den Eindruck, als ob Vodafone in naher Zukunft richtige – unbegrenzte – LTE-Flatrates anbieten wolle, auch zur Netzneutralität wollte man sich nicht klar bekennen.

Die Motivation der LTE-Provider ist natürlich die Abschaffung der „letzten Meile“; endlich kann Vodafone den Kunden einen Internetzugang anbieten, bei dem sämtlicher Ertrag im Haus bleibt und nicht zehn Euro pro Monat für den Hausanschluss an die Telekom abgedrückt werden muss.

LTE ist wirklich schnell, 23 MBit/s sind locker drinnen!

Der springende Punkt der PK waren in meinen Augen die Aussagen von Vodafone, dass man in nächster Zeit nicht plant dieses Geschäftsmodell zu ändern: Mobiles Internet soll auf ein gewissen Volumen begrenzt sein. „Höhere Datenmengen würden ja nur für Raubkopien (sic!)“ gebraucht werden und das würde ja der „Fair Use“-Policy von Vodafone widersprechen. Fragen in Bezug auf Portdrosselungen und Netzneutralität, wollte man mir leider nicht beantworten.

Die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen!

Ich habe irgendwie das Gefühl, dass Vodafone den „Fehler“ eines freien und offenen Netzes nicht nochmal machen möchte. Mit einer Volumengrenze erledigt sich das „Problem“ Filesharing von selber, wer mit seinem Datenvolumen haushalten muss, der schmeißt kein P2P-Programm an. Zudem bietet sich die Chance extra Pakete in Kooperation mit Partner wie etwa Maxdome und Co. anzubieten: Das Schreckensbild von 2009 ist in meinen Augen die gewünschte Endlösung.

Technisch gibt es wohl keine Einschränkung, in Russland hat bspw. der Mobilfunkbetreiber Megafon extra einen Wettbewerb für Power-User ausgeschrieben, bei dem sämtliche Kunden aufgerufen wurden die „Leitungen“ glühen zu lassen. Der User, mit dem größten Datenverbrauch (letztendlich 419 Gbyte in nur einer Woche), durfte dann eine Reise in die Karibik antreten.

Natürlich ist das Netz Russlands nicht mit dem Deutschlands zu vergleichen und natürlich soll es auch den Deutschen Telkos auch gestattet sein, ihre Investitionen wieder schnell einspielen zu können. Auch echte DSL-Flatrates gab es in Deutschland nicht von heute auf morgen. Ich kann mich noch gut erinnern, dass es Anfangs erst zahlreiche Volumentarife gab und echte, schnelle Datenflatrates Mangelware waren.

Aber auch im mobilen Breitbandnetz sollte die Netzneutralität ein Grundwert sein. Ich persönlich erhoffe mir in Zukunft den Abschied von kabelgebundenen Internet. Ich persönlich brauche weder einen Festnetzanschluss, noch einen kabelgebundenen Internet-Anschluss. LTE wäre für mich fast die perfekte Lösung, für die ich auch bereit wäre das Äquivalent zu meinen aktuellen Telefonkosten zu zahlen. Allerdings nur, wenn Vodafone und alle anderen Mobilfunkanbieter zusagen, die Netzneutralität zu wahren.

Vorheriger ArtikelLinux, das umfassende Handbuch als kostenloses Openbook
Nächster ArtikelSponsored Post: „Der Kofler“ Linux 2011 im Terrashop zum Schnäppchen-Preis plus Gutschein für LinuxUndIch-Leser
Hallo, ich bin Christoph - Linux-User, Blogger und pragmatischer Fan freier Software. Wie ihr ohne Zweifel bemerkt haben solltet, schreibe ich hier über Linux im Allgemeinen, Ubuntu im Speziellen sowie Android und andere Internet-Themen. Wenn du Freude an meinen Artikel gefunden haben solltest, dann kannst du mir über Facebook, Twitter oder natürlich dem Blog folgen.

18 Kommentare

  1. 3GB im Monat? Wenn ich ein Ubuntu ISO Image runterlade und noch ein wenig Software nachinstalliere hab ich die 3GB an einem Tag voll.

    Mit sowas können die sich LTE an die Ar***backe tackern. Da bleib ich lieber bei meinen 6MBit

  2. Immer dieses ewig gestrige Denken! Als wenn 3GB heute noch zeitgemäß wären! Schon der Gedanke, dass man mehr Traffic nur für illegale Zwecke benötigen würde, ist doch ein Arschtritt gegen die eigene Kundschaft! Ich betreibe zu Hause einen Home-Server, der meine Multimedia-Zentrale ist, natürlich mit Linux, MythTV usw.. ich kann mit einer dafür gebastelten Lösung auch TV-Aufnahmen aufs Handy streamen, aber eine Sendung von 30 min Länge kommt mal locker auf 200MB Traffic. Also käme man mit 3GB auch nicht wirklich lange aus. Die technischen Möglichkeiten sind viel vielfältiger, die Mobilprovider sind zur Zeit aber neben der ahnungslosen und destruktiven Politik, die größte Bremse am Markt. Ideen und Dienste können sich nicht durchsetzen, weil die Leute an der Entwicklung und Nutzung durch so ein Denken blockiert werden. Das ist im Grunde das selbe wie mit den viel zu schmalen Upload-Bandbreiten in Deutschland. Beim Upload sind wir auf einem Drittewelt-Niveau und das ist mehr als nur traurig!

  3. Ich ruder leider noch mit einer 5 GB Umts Flat durchs Netz, und kann schon fast froh sein das ich die meiste Zeit bei der Arbeit verbringe. Ansonsten wäre das Volumen schnell erreicht, mit 200 kbyte/s down.
    Leider müssen die Provider noch 30 km Abstand zur Grenze halten, weswegen ich nicht so schnell in den Genuss von LTE kommen werde. Doch für mich sehe ich die Zukunft in LTE, auch mit den aktuellen Tarifen wäre ich froh. 20 Gb Volumen und dann eine Drosselung auf 384 kbit/s, so ist die Verbindung zu mindestens noch „nutzbar“ mit der Drossellung.

    Die Beschränkung auf GPRS-Geschwindigkeit aus deinem Beitrag bezieht sich ja nur auf die mobilen Tarife, oder Irre ich mich da?

  4. Leider müssen die Provider noch 30 km Abstand zur Grenze halten […]

    Das ist ja supi. Im Dorf haben wir jetzt seit ein paar Wochen endlich „DSL“ mit 384 kbit/s. Und da wir auch nahe der Grenze wohnen wird es wohl erstmal nichts mit LTE. Klasse. GSM oder gar UMTS kann man eh knicken, dabei liegt der Ort gar nicht mal so „am Arsch der Welt“ sondern in wenigen Kilometern Umkreis befinden sich mehrere Städte und Dörfer.

    Und Bandbreitenbeschränkungen können ja auch mal gar nix. Bei günstigen Mobiltarifen kann ich das ja noch verstehen, aber garantiert nicht bei einer Verwendung als „Hauptleitung“ für zu Hause. Wie burli schon sagte, mit images, steam, maxdome, youtube, updates, mehrere Nutern kommt man sehr schnell auf einige dutzend GB im Monat.

    @Thomas: Ich schätze mal er meint den gängigen Begriff:

    Sie bedeutet, dass Internetdienstanbieter (englisch internet service provider) alle Datenpakete von und an ihre Kunden unverändert und gleich gut übertragen, unabhängig davon, woher diese stammen, zu welchem Ziel sie transportiert werden sollen, was der Inhalt der Pakete ist oder welche Anwendung die Pakete generiert hat.

  5. Da wir hier direkt am Rhein wohnen und vieles aus Mittelalterlicher Zeit erhalten geblieben ist, somit vieles unter Denkmalschutz steht, surfen wir mit 1 Mbit. Das ist echt traurig 🙁

    Seit mittlerweile einem halben Jahr warten wir auf LTE und werden von Vodafone immer wieder vertröstet! Leider hat unsere Straße bzw. das Haus keinen Kabelanschluss. Eine Straße weiter gibt es den und dort wird mit 16 Mbit gesurft.

    Mittlerweile gibt es im Dorf auf der anderen Rheinseite LTE. Das sind Luftlinie vielleicht 700 Meter. Vodafone weigert sich aber uns den LTE-Anschluss zu geben, da die Verbindung zu ungewiss wäre und vertröstet uns mit den Worten, dass wir noch warten müssen, bis bei uns eine Antenne für LTE gebaut wird.

    Was die Volumenbegrenzung angeht könnte ich mir vorstellen, dass die ISPs eine mögliche Überlastung des Netzes von vornherein vermeiden wollen und deshalb auf die Bremse treten bis das Netz noch besser ausgebaut ist. Spätestens wenn der erste ISP die Volumenbegrenzung aufhebt, müssen die anderen nachziehen um im Wettbewerb bleiben zu können!

    Mit einem „normalem“ DSL-Anschluss können die ISPs kein Geld mehr machen. Mit LTE sieht es aber anders aus und das wird natürlich gleich mal ausgenutzt und der Verbraucher muss dafür zahlen! Haha, Wortspiel… hahaha, ich lach mich tot……..

  6. Dass „weiße Flecken“ zuerst bedient wurden/werden, kann ich zumindest für einen solchen bestätigen. In Gammelshausen funktioniert LTE bei einem Freund von mir einwandfrei, genaue Zahlen kenne ich leider nicht.

  7. Da muss ich mal unseren Provider loben, da wir auch kein DSL im Ort bekommen hat sich unser Dorf für einen Anschluss über DrahtlosDSL entschieden. Zwar gibts da zur Zeit maximal eine 6000er Bandbreite, aber die kann man gegen Aufpreis synchron haben, was für mich aus beruflichen Gründen wichtig ist. Von einer Drosselung ab einer gewissen Datenmenge steht auch nix im Vertrag.

    • Unter Netzneutralität versteht man eigentlich den Begriff, das jeder Dienst, egal ob Videostreaming, VOIP, Web, Email usw von dem Netz gleich behandelt wird. Kosten und Routingtechnisch.

  8. Kleines Update zum Thema LTE… Vor knapp 14 Tagen hatte ich noch mal die Verfügbarkeit von LTE bei uns geprüft und bam!!! LTE ist verfügbar! Ein paar Tage später habe ich dann auch die Bestätigung per Mail von Vodafone bekommen (hatte mich bei denen eingetragen, dass ich benachrichtigt werde, sobald’s LTE bei uns gibt). Letzten Montag dann gleich bestellt. Der Typ im Vodafone-Laden meinte, in 3-4 Tagen bekommen wir die Hardware, SIM etc. zugeschickt. Leider ist bis jetzt noch nichts bei uns angekommen 🙁

    • Hi Sebastian, nicht schlecht. Bin ja schonmal gespannt, was du zu berichten hast. Ist schon cool im Cafe zu sitzen und mit 30 MBit/s im Netz zu surfen. Allerdings sind die „Flatrates“ in meinen Augen noch zu teuer.

      Grüße
      Christoph

        • Seit dem 02.04.2012 haben wie LTE, endlich! Zwar ist LTE bei uns seit Ende Februar verfügbar, Vodafone hatte allerdings seine Mitarbeiter bei uns in der Stadt nicht darüber Informiert, dass LTE offiziell erst Anfang April verfügbar ist.

          Naja, jetzt haben wir es jedenfalls. Die Installation war recht einfach. Verbindung ist gut, nur schwankt der Datenrate doch sehr. Bei einem Download geht es von 300 bis 450 KB/s auf und ab (3,6 Mbit).

          Leider können wir nicht einsehen, wie viel Traffic wir bisher verbraucht haben. 5 GB sind es laut Tarif. In diversen Foren habe ich gelesen, dass man den Verbrauch im Online-Konto bei Vodafone einsehen können soll. Nur haben wir leider keinen solchen Zugang. Wir laufen über Arcor (wurde von VF aufgekauft) und in deren Online-Konto gibt es solch eine Anzeige über den verbrauchten Traffic nicht.

          Das geht ja mal gar nicht!!! Darüber sind wir ziemlich entsetzt und so etwas darf es in einem Traffic-Limitierten Tarif nicht geben! Hier ist noch Handlungsbedarf nötig!

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein