Im Netz tummeln sich massenhaft Webhosting-Angebote, die vollmundig riesige Speicherplätze bei unlimitierten Traffic für weniger als einen Euro pro Monat versprechen. Schaut man sich auf den einschlägigen Vergleichsseiten um, dann findet man entsprechende Angebote ab ca. 60 Cent pro Monat. Das man bei solchen Kampfpreisen keinerlei Support oder Kulanz bei Problemen erwarten kann ist klar. Alleine die .de Domain kostet den Webhoster ca. 6 Euro im Jahr. Das Angebot deckt die anfallenden Kosten in keinem Fall.

Wer seine Urlaubsbilder seinen Freunden oder Bekannten zeigen möchte oder ein kleines Forum für eine begrenzte Anzahl an Personen betreiben will, der kommt wahrscheinlich mit dem Angebot aus, doch ein Blick in die AGBs der Anbieter offenbart oft schockierende Klauseln…

Der unlimitierte Traffic ist bei praktisch allen Anbietern ein reines Werbeversprechen. Klar, wenn man nur ein paar GB pro Monat erzeugt meckert der Webhoster nicht, doch in den AGBs lesen sich oft Absätze wie…

(1) Der Kunde ist verpflichtet, die XXX-Dienste sachgerecht zu nutzen. Er ist insbesondere verpflichtet,

a) dafür zu sorgen, dass die Netz-Infrastruktur oder Teile davon nicht durch übermässige Inanspruchnahme überlastet werden […]

oder

Bei Angeboten mit unlimitierten Datentransfervolumen gilt das Fair-Use-Prinzip. Das Fair-Use-Prinzip bedeutet, dass Sie unlimitiertes Datentransfervolumen erhalten, aber sich das Transfervolumen an den Durchschnitt aller Transfervolumina der Nutzer aus der gleichen Produktkategorie halten sollte.

Die hier angesprochenen Webhoster sind sicherlich nicht darüber begeistert, wenn man ihre Geschäftsgebahren anprangert. Daher habe ich die Namen der Anbieter aus den AGBs entfernt, nenne keine Namen und verlinke auch nicht direkt auf einen Webhoster.

Das heißt, sobald man den Dienst „übermässig“ verwendet, wird man gekündigt. Was nun „übermässig“ heißt wird nicht konkret gesagt. Man kann davon ausgehen, dass man eine Kündigung erhält sobald der Traffic oder vielmehr die Last, die die Webseite auf den Servern des Webhosters erzeugt, steigt. Besonders schön ist das, wenn man 20-30 Euro für die Einrichtung des Webspace und die Gebühr für 12 Monate im Voraus bezahlt hat.

Den Vogel schießt ein Webhoster ab, der 2GB Speicherplatz und unlimitierten Traffic inklusive einer .de Domain für nur 12 Euro im Jahr anbietet. Schaut man sich die AGBs genauer an, so findet man diese Passage…

Dem Kunden ist nicht gestattet Dateien, multimedia Daten (wie z.B. MP3, Videos, otr usw.), insbesondere (Anmerkung von mir: Hier steht „insbesondere“, das schließt legalen Content nicht aus!) wenn diese urheberrechtlich und/oder lizenzrechtlich geschützt sind, öffentlich oder nicht öffentlich zum Upload, Download oder Streaming anzubieten oder anderweitig zugänglich zu machen. Verstößt ein Kunde gegen diese Bedingungen, ist YYY berechtigt, das Vertragsverhältnis aus wichtigem Grund fristlos zu kündigen. Weiterhin ist YYY berechtigt den hierdurch entstandenen Traffic mit 0,0019 € je angefangenem MB (zuzüglich der geltenden gesetzlichen MWST) zu berechnen.

D.h. wenn man etwa selber Musik produziert und diese auf seiner eigenen Homepage veröffentlicht, dann darf dieser Webhoster die Page fristlos abstellen und den Traffic in Rechnung stellen!

Nur um einfach mal ein paar Zahlen in den Raum zu werfen. Angenommen die Page hat in einem Monat 10GB Traffic generiert (was gar nicht mal so viel ist. Mein kleines WordPress-Blog hier mit 1500 Besuchern am Tag kommt im Monat auf 30GB…) und der Hoster meint man hätte Videos oder Musik (selbst wenn man der Urheber ist!) verteilt. Dann darf man sich mit ihm über 10 * 1024 MB * 0,19 €/MB = 19,45 Euro streiten! Viel Spaß dabei…

Aus Neugierde habe ich bei zwei Webhostern angerufen die diese Klausel in ihren AGBs stehen haben und mich nach den Bedingungen erkundigt. Natürlich wird versichert, dass man diesen Paragraph noch nie gezogen hat, natürlich könnte man eine Webseite für eine Band mit Videos und MP3s hosten und natürlich gibt es keine Probleme wenn man 20-30 GB Traffic pro Monat mit dieser Page generiert und natürlich würde man den Kunden erst ansprechen bevor so eine Rechnung verschickt wird. Überzeugt haben mich deren Aussagen jedoch nicht. Man beteuert zwar dass man nie einen „redlichen“ Kunden verdonnern würde, die Gefahr dass einen dieser Webspace teuer zu stehen kommt, besteht jedoch immer.

Als ich auf diese AGB getroffen bin, habe ich an einen Einzelfall gedacht, doch die Passagen Dem Kunden ist nicht gestattet Dateien […] zugänglich zu machen sowie Weiterhin ist berechtigt den […] Traffic mit je angefangenem MB findet man in den AGBs zahlreicher Webhoster. Hier schreiben wohl viele Anbieter voneinander ab… Ich habe versucht „Opfer“ solcher Klauseln zu finden, doch leider spuckten die Suchmaschinen bei meiner Suche nichts aus. Kann es sein dass noch nie ein Webhoster diese Klausel gezogen hat? Kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Was also machen? Geiz ist nicht immer Geil! Sicherlich ist nicht jedes günstige Angebot eines Webhosters eine Kostenfalle, doch sollte man gerade bei den Schnäppchen die AGBs aufmerksam lesen. Und wenn man für Webhosting einen angemessenen Preis bezahlt, dann bekommt man auch ordentliche Leistung ohne das Risiko eine saftige Rechnung präsentiert zu bekommen! [UPDATE 15.08.09: Beim Tippen der möglichen Nachzahlung ist mir leider das Komma verrutscht. Da sieht die Zahl gleich deutlich weniger dramatisch aus 😉 [/UPDATE]

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15 Kommentare

  1. Hi,

    ich glaub du hast einen kleinen Rechenfehler gemacht.

    Laut dem Zitat davor müsste es tatt:
    10 * 1024 MB * 0,19 €/MB = 1945,6 Euro
    eher:
    10 * 1024 MB * 0,0019 €/MB = 19,456 Euro
    heißen.

  2. Moin,
    ist vollkommen nötig, einmal konkret darauf hinzuweisen welche „Gefahren“ im Netz vorhanden sind. Artikel dieser Art sollten ruhig öfter erscheinen, wenn dies auch recht langweilig für den Autor sein dörfte. Danke jedenfalls.
    Mit freundlichen Grüßen
    Wolfgang.Ol

  3. Man sollte bei der Providerwahl wirklich sorgfältig vorgehen, weil man insbesondere bei „einfachem“ Webspace keine Möglichkeit hat das Produkt wirklich zu begutachten. Billigreseller gibt es viele, die mieten die billigsten verfügbaren Serer aus irgendwelchen Sonderaktien der BilligISPs und verkaufen dann „hochwertigen“ Webspace. Selbst wenn sie wollten, könnten sie kein Support liefern, weil es überhaupt nicht ihre Infrastruktur ist. (KnowHow ist meist auch nicht vorhanden)

    Ein Unternehmen was einem praktisch eine „Blackbox“ liefert, sollte man sich genau vorher angucken.

  4. AGB sollte man immer lesen nicht nur beim Webspace Kauf. Und wer immer die AGB liest sollte in solchen Kostenfallen eigentlich nie reinfallen (und wer sie nicht liest liest bestimmt auch nicht solche Warnungen ;)).

  5. jbob, danke für den Hinweis. Beim Tippen ist mir das Komma verrutscht. Habs im Text korrigiert.

    Christian, danke für den Hinweis. Ich werds mir für die Zukunft merken 🙂

  6. Eine .de-Domain kostet einen Hoster weniger als 4€ pro Jahr. Bei Hetzner zahlt man z.B. 3,90€ und Hetzner selber ist nichtmal bei der DeNIC direkt eingetragen. D.h. da hängt nochmal wer zwischen, der daran verdient.

    Die Angebote, die du aufzeigst sind aber noch gar nichts. In den USA gibt es regelmäßig Angebote, die ernsthaft behaupten für 4$ pro Monat 100GB Speicherplatz zu bekommen.

    Ein schöner Artikel dazu findet sich hier.

    Mein Hoster hat letzt seine Angebote auch aufgestockt. Für 5,55€ pro Monat gibt es 11,111GB. Ich habe gekündigt, da die Geschwindigkeit seit der Ankündigung extrem in die Knie ging.

  7. Nunja, wichtig ist auch das man niemals seine Domain bei so einem Anbieter hat. Den genau diese ist dann wenn es blöd läuft im Worst-Case Fall weg.

    Daher macht es Sinn die Domain bei einem Domain Reseller zu kaufen, da ist man flexibel was den Webspace/Server angeht.

    Nocht dazu hat man den Vorteil das man flexibler beim einrichten vom DNS ist, das normale Interface der Billig-Hoster ist eher primitiv.

    mfg Betz Stefan

  8. Ist zwar schon Jahre her, aber ich wurde mal wegen angelich zu hohem Traffic abgemahnt. Der Traffic sollte angeblich auch unlimitiert sein. Hauptsächlich gabs dort nur Bilder und ein paar kleinere Videos ohne Urheberrechtsverletzungen.

    • Hallo Piki, das kommt definitiv auf deine Anforderung an. Willst du eine kleine „online Vistitenkarte“ erstellen, mit ein paar statischen Seiten und Bildern, so kannst du praktisch jedes Angebot annehmen. Ich würde nur auf die Mindestvertragslaufzeit und die Einrichtungskosten schauen. Nicht dass du eine hohe Einrichtungsgebühr sowie die ersten 24 Monate im voraus bezahlst und der Laden nach 6 Monaten Pleite geht…

      Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit ALL-INKL.COM, Net-Build oder
      Host Europe gemacht. Aktuell bin ich bei tiggersWelt und bin sehr happy.

      Grüße
      Christoph

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