Seitdem Google seinem Google Reader den Stecker gezogen hat, bin ich mit dem Tiny Tiny RSS unterwegs und kann eigentlich nicht viel klagen. Der Tiny-Reader wird langsam aber stetig weiterentwickelt und er macht seine Arbeit zuverlässig und ohne Sperenzchen. Auf dem PC nutze ich ich oft das Webfrontend, nutze aber auch gerne Liferea und für Android gibt es auch einen brauchbaren RSS-Client, der sich an Tiny ankoppelt. Nicht desto trotz lohnt sich ein Blick über den Tellerrand. Mit FreshRSS hat sich inzwischen ein weiterer webbasierter RSS-Client etabliert, der sich durchaus sehen lassen kann.

Wie Tiny, Selfoss oder andere webbasierten RSS-Reader müsst ihr auch FreshRSS auf einem eigenen Webserver installieren. Eine gehostete Version des Dienstes gibt es nicht. Dazu braucht es allerdings nicht viel Rechenpower. Die Entwickler schreiben, dass selbst ein Raspberry Pi gut mit FreshRSS zurechtkommen würde. Für meinen Test habe ich allerdings auf einen kleinen virtuellen Root-Server mit Debian Wheezy zurückgegriffen. FreshRSS benötigt einen Web- und einen Datenbankserver. Empfohlen wird Apache2, die Web-App sollte allerdings auch mit Nginx oder Lighttpd funktionieren. Auf meinem Debian-Server läuft Apache mit MySQL.

### Apache, MySQL und die Abhängigkeiten installieren....
$ apt-get install apache mysql-server
$ apt-get install php5-common php5-curl php5-mysql

Die Installation eines Webservers ist bei euch wahrscheinlich sowieso schon längst geschehen, von daher gehe ich nicht groß auf diese ein. FreshRSS sollte zudem auch auf gehostetem Webspace funktionieren, euer Webspace muss nur das ausführen von PHP-Code und eine Datenbank unterstützten. Auf einem ausgewachsenen Server (hier Debian) loggt ihr euch nun per SSH ein, geht ins Verzeichnis /var/www des Webservers und besorgt euch dort dann den Quellcode von FreshRSS. Anschließend entpackt ihr das Archiv, nennt den Ordner um und übergebt die Daten dem User des Webservers. Wenn möglich, legt ihr über PhpMyAdmin oder andere Tools noch einen Datenbankbenutzer und eine eigene Datenbank für FreshRSS an.

$ cd /var/www/
$ wget https://github.com/marienfressinaud/FreshRSS/archive/master.zip
$ unzip master.zip
$ mv FreshRSS-master freshrss
$ chown -R www-data:www-data freshrss

Anschließend ruft ihr über http://beispiel.com/freshrss FreshRSS im Browser auf. Auf meiner Debian-Installation erschien dabei allerdings nicht der Einrichtungsassistent, sondern nur ein schnöder 500 Internal Server Error. Schuld daran ist die .htaccess im Verzeichnis freshrss/p, in der FreshRSS den Zugang zu den Index-Dateien ändern möchte. Dies ist zumindest unter Debian nicht von Haus aus in /var/www erlaubt, daher muss mit Root-Rechten die Konfigurationsdatei /etc/apache2/sites-available/default angepasst und AllowOverride Indexes eingefügt werden. Anschließend ist noch ein Neustart des Webservers fällig.

$ sudo nano /etc/apache2/sites-available/default
[...]
<Directory /var/www/>
Options Indexes FollowSymLinks MultiViews
AllowOverride Indexes FileInfo
Order allow,deny
allow from all
</Directory>
[...]
$ sudo service apache2 restart

Anschließend richtet ihr FreshRSS über das Webfrontend weiter ein. Wer schon einmal ein WordPress-Blog oder ein PHPBB-Form eingerichtet hat, der wird auch die Installation von FreshRSS hinbekommen. Als Sprachen unterstützt FreshRSS bisher Französisch und Englisch, anschließend prüft FreshRSS die Fähigkeiten des Webservers und möchte von euch wissen, wo das Programm seinen Datenbankserver findet. Abschließend richtet ihr noch euren Benutzer ein, der auch automatisch administrative Rechte bekommt. Weitere Benutzer könnt ihr dann später in der Anwendung selber einrichten, jeder User verwaltet dann selber seine eigene Feedsammlung.

FreshRSS installieren

Anschließend ist es an euch FreshRSS einzurichten und an eure Bedürfnisse anzupassen. Ihr könnt selbstverständlich die gewünschten Feeds nach und nach einfügen. Die abonnierten Feeds in Kategorien sortieren, gleich eine ganze Feedsammlung per OPML importieren und vieles mehr. Zahlreiche Einstellungen könnt ihr rechts oben über das Zahnradmenü vornehmen. Klickt euch am besten einmal durch alle Dialige durch. Besonders wichtig ist am Ende der Reiter Users, hier könnt ihr weitere Benutzer anlegen und euren Account auch für den API-Zugang freigeben. Diesen braucht ihr, wenn ihr FreshRSS von Android aus mit News+ benutzen wollt (Siehe am Ende der folgenden Screenshot-Galerie).

Damit FreshRSS nun automatisch die von euch abonnierten Feeds abholt, fehlt im System noch ein Cronjob, der dies automatisiert. So müsst ihr nicht mehr auf den Refresh-Button in der Oberfläche tippen und verpasst bei hoch aktiven Feeds auch keine Beiträge. Ähnlich wie bei Tiny Tiny RSS bringt auch FreshRSS dazu ein Skript mit, das per Cronjob ausgeführt werden kann. Diesen könnt ihr zum Beispiel mit crontab -e zur Cron-Tabelle hinzufügen. In meinem Beispiel werden etwaige Fehlerausgaben in den Müll geschoben, wer möchte kann sich die Ausgabe des Cronjobs natürlich auch in ein Logfile schreiben lassen.

$ crontab -e
[...]
*/20 * * * * /usr/bin/php /var/www/freshrss/app/actualize_script.php >/dev/null 2>&1

Fehlt eigentlich nur noch die Möglichkeit die per FreshRSS aggregierten Feeds auch am Handy oder Tablet lesen zu können. Dies geht im Prinzip über das Webfrontend, da sich dieses auch brauchbar mit mobilen Browsern nutzen lässt, bequemer sind allerdings richtige Apps — so wie man es auch schon von Tiny Tiny RSS her gewohnt ist. FreshRSS besitzt dafür eine API, die allerdings bisher noch nicht wirklich gut dokumentiert ist. Die API orientiert sich an der alten Google-Reader-API, Apps wie etwa News+ für Android unterstützen diese.

Um nun FreshRSS mit einer Handy-App benutzen zu können, müsst ihr erstmal in den Einstellungen unter User den API-Zugang aktivieren und ein zusätzliches API-Passwort setzen. Anschließend müsst ihr News+ auf dem Handsy installieren und auch den 3,99 Euro teure News+ Premium-Key kaufen. Zuletzt fehlt noch das Google Reader Clone-Addon, das bekommt ihr kostenlos, es funktioniert allerdings nur mit News+ Premium. In News+ legt ihr aus dem Menü nun einen neuen Google Reader an, die URL lautet http://beispiel.com/freshrss/p/api/greader.php, die Zugangsdaten entsprechen eurem FreshRSS-Login und dem zusätzlich gesetztem API-Passwort.

FreshRSS mit News+ unter Android

Alles in allem macht FreshRSS einen deutlich aktuelleren Eindruck als Tiny Tiny RSS. Schon alleine beim Look&Feel liegen Welten zwischen den beiden Webfrontend. Allerdings ist die Community rund um die Tiny-Alternative noch deutlich kleiner. Wo es für Tiny zahlreiche Themes und Plugins gibt, herrscht bei FreshRSS noch ziemliche Funkstille. In meinen Augen ist FreshRSS daher eher etwa für die Anwender, die gerne einen selbstgehosteten Feedreader nutzen, aber wenig Basteln mögen. Tiny ist nach wie vor die Feedreader-Lösung, wenn man möglichst viele Anpassungsmöglichkeiten haben möchte.

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Hallo, ich bin Christoph - Linux-User, Blogger und pragmatischer Fan freier Software. Wie ihr ohne Zweifel bemerkt haben solltet, schreibe ich hier über Linux im Allgemeinen, Ubuntu im Speziellen sowie Android und andere Internet-Themen. Wenn du Freude an meinen Artikel gefunden haben solltest, dann kannst du mir über Facebook, Twitter oder natürlich dem Blog folgen.

13 Kommentare

  1. Einen weiteren Blick über den Tellerrand ist Stringer würdig. Den benutze ich seit der GoogleReader-Geschichte und kann mich nicht beklagen. Auch was Look & Feel angeht ist Stringer meiner Ansicht nach noch eine Ecke moderner als FreshRSS.

  2. Ich hatte mir seinerzeit auch TTRSS angeguckt und fand die UI nicht so toll… Bin letzten Endes bei Selfoss (http://selfoss.aditu.de/ ) gelandet, einen Open Source Android Client gibt es auch.
    Nachteil ist halt, dass keine bekannte (Fever wie bei Stringer oder Google Reader kompatible) API geboten wird und dementsprechend die Apps speziell angepasst werden müssten, aber optisch finde ich den immer noch am besten.

  3. Ich nutze Tiny schon lange und bin sehr zufrieden damit. Die GUI lässt sich durch Themes recht gut anpassen. Ich habe ein Feedly ähnliches Theme laufen. Die meiste Zeit nutze ich aber die Weboberfläche eh nicht, dank Fever Plugin laufen sehr viele Clients auf Mac/iOS problemlos. Ich lese meiste Zeit nur mobil, und nur im Notfall per GUI.

    • Ich weiß auch nicht, ob ich von Tiny umsteigen würde. Mittlerweile hat sich da wieder eine große Sammlung an getaggten und markierten Beiträgen gebildet. Die würde ich bei einem Umstieg nur sehr ungerne verlieren.

  4. Danke für den Tipp, läuft auf meinem Pi mit sqlite als Datenbank in der Tat benutzbar schnell.
    Nur den API Zugriff bekomme ich nicht hin, weder mit dem master noch der beta. Der API Zugriff ist aktiviert, auch ein Passwort dafür gesetzt, aber das GReader Plugin von News+ meldet immer nur Login failure.

      • Moin Christoph,

        ja, komplett mit http (ohne wird die Eingabe auch gar nicht akzeptiert). Der URL funktioniert auch im Browser, liefert aber nur ein „Bad Request!“ als Fehler.
        Es funktioniert allerdings auf meinem normalen Webhosting, also liegt es an der Installation auf dem Pi. Vermutlich etwas optionals im PHP, mal rumprobieren.

        • Hi Rowi, ahhh. Ich glaube mich zu erinnern. Schau dir mal diesen Beitrag hier an. Es geht um das „AllowEncodedSlashes On“. Entsprechend der Apache-Doku packst du die Zeile in die /etc/apache2/sites-available/default. Siehe…

          <VirtualHost *:80>
                  ServerAdmin webmaster@localhost
                  AllowEncodedSlashes On
          
                  DocumentRoot /var/www
                  <Directory />
                          Options FollowSymLinks
                          AllowOverride None
                  </Directory>

          … und startest dann den Webserver einmal neu. Ich hab das bei mir auf eine verbastelte Installation geschoben, aber vielleicht muss die Zeile generell auf Debians hinzugefügt werden.

          Grüße
          Christoph

        • Danke, das ist ein guter Hinweis.
          Ich verwende auf dem Pi allerding nginx unter Arch statt apache, das scheint mir etwas mehr Arbeit zu sein. Mal sehen was Google mir dazu sagen kann.

  5. I’m the lead developper of FreshRSS so thank you for the article (Google Translate is my friend somedays). I had no pretention by developping this aggregator but if you like it I’m glad to hear that!

    In addition of your article, the last version of FreshRSS is the 0.9.4 (beta version) and comes with an extension system. Some of them are on Github: https://github.com/FreshRSS/Extensions. The most interesting one is probably the TinyTinyRSS API extension which provides a first draft to be compatible with the TTRSS applications. Problem is it’s just a draft and don’t work with all the applications yet (e.g. Liferea don’t fetch correct articles but I suspect a bug on the Liferea-side).

    One big complaint is the not-complete documentation: I’m sorry about that but I have no time to spend on that (nor the motivation if I’m honnest).

    If any of you have questions about FreshRSS I can answer by email or on Github of course (for GReader API problems it’s better on Github thought).

    Thanks again for the article!

  6. Hallo!

    Ich weiß, daß ist hier kein Support-Forum für freshrss – aber vielleicht gibt’s ja einen Tip(p) für mich?

    Bei der Installation hängt Schritt 4 mit:
    „Damn! Verify your database information. : Missing parameters!“

    Was könnte das Problem sein?
    Habe sowohl root als auch einen extra angelegten Datenbanknutzer mit einer frisch erzeugten Datenbank names freshrss probiert :-(. Viel mehr kann ich da doch gar nicht falsch einstellen?

    Wäre super, wenn jemand eine Idee hätte…

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