Arch Linux zu installieren ist nicht gerade ein einfaches Unterfangen. Man muss zum Meistern dieser zwar kein Linux-Superheld sein, doch ein wenig Erfahrung im Umgang mit der Konsole und Tools wie Fdisk oder einem Texteditor für das Terminal sollte schon vorhanden sein. Ansonsten gilt es sich einfach an die Anleitung für Einsteiger zu halten, das die deutsche Arch-Community immer weiter aktuell hält. Nicht desto trotz hält dieses Verfahren selbst erfahrene Arch-User auf. Dank Rolling-Release sollte man ein einmal aufgesetztes Arch-System eigentlich nie wieder neu installieren müssen, aber ab und an möchte man einfach nur mal schnell ein System mit Arch ausstatten.

Um sich dabei ein wenig Zeit zu sparen, konnte man auf Evo/Lution bauen. Dieses auf einem Arch basierenden Live-Linux konnte Arch über eine grafische Installationsroutine installieren, doch das dadurch recht starre Korsett wurde den Möglichkeiten von Arch nicht gerecht. Daher hat der Entwickler von Evo/Lution nun umgesattelt und steckt seine Energie in Architect Linux (Forum, GitHub oder Google+) beziehungsweise in das Architect Installation Framework. Dieses erlaubt mit einem textbasierten Setup die Installation von Arch, ohne dass man sich vorher durch mehrere Seiten Text wühlen müsste.

Architect muss wie ein herkömmliches Live-Linux von DVD oder USB-Stick gebootet werden.
Architect muss wie ein herkömmliches Live-Linux von DVD oder USB-Stick gebootet werden.
Die Installationsroutine lädt am Anfang die neuste Version des Setups aus dem Netz.
Die Installationsroutine lädt am Anfang die neuste Version des Setups aus dem Netz.

Architect bekommt ihr über Sourceforge als ganz gewöhnliche ISO-Datei (hier der Link zur jeweils aktuellen 64-Bit-Version) — auf der Sourceforge-Seite bekommt ihr Architect auch in einer Variante für 32-Bit-Systeme. Diese schreibt ihr wie andere Linux-Distributionen auf eine DVD oder besser gleich einen USB-Stick und bootet das Systems. Im Bootmanager habt ihr dann die Wahl zwischen den Punkten Boot Architect Linux und Boot existing OS, mit der ersten Option ladet ihr den Arch-Installer. Nach einer kurzen Initialisierung lädt Architect die letzte Version des Installer-Frameworks aus dem Netz und beginnt mit der Installation.

Deutsch fehlt Architect als Sprache, die anderen (außer Englisch) sind noch unvollständig.
Deutsch fehlt Architect als Sprache, die anderen (außer Englisch) sind noch unvollständig.
Zur Installation von Arch müsst ihr Architect Schritt für Schritt abarbeiten.
Zur Installation von Arch müsst ihr Architect Schritt für Schritt abarbeiten.

Bei der Auswahl der Sprache müsst ihr euch aktuell noch mit Englisch (oder einer Reihe anderer Sprachen) begnügen. Der Ticker für die Deutsche Übersetzung steht bei Transifex (einem Portal für die Übersetzung von Software) noch bei Null Prozent — hier bietet sich der Arch-Community daher schon mal ein Weg an, dem Projekt unter die Arme zu greifen. Ansonsten hangelt ihr euch von Punkt 1 bis 9 durch die Menüs. Wie üblich bereitet ihr zuerst die Partitionen auf, installiert und konfiguriert dann das Grundsystem, wählt einen Bootloader aus, spielt Treiber und Binary-Blogs für Grafikkarten oder WLAN-Adapter ein und wählt am Ende eine Desktopumgebung wie Gnome, KDE oder eine der anderen Spielarten zur Installation aus. Im letzten Schritt könnt ihr alle von Architect angelegten Konfigurationsdateien noch einmal ansehen und bearbeiten.

Architect schränkt euch bei der Ausstattung und Konfiguration des Systems kaum ein.
Architect schränkt euch bei der Ausstattung und Konfiguration des Systems kaum ein.
Ein Arch Linux mit Gnome landet in etwas einer halben Stunde auf dem Rechner.
Ein Arch Linux mit Gnome landet in etwas einer halben Stunde auf dem Rechner.

Wer jetzt nicht ganz grün hinter den Linux-Ohren ist, der bekommt Arch mit Architect recht schnell und ohne große Recherche installiert. Da der Installer allerdings nur wenig Beschreibungen, Hinweise oder gar Bilder gibt, werden Einsteiger auch mit Architect noch ein paar Hürden überwinden müssen — Mit ein wenig Recherche im Netz lassen sich diese aber in der Regel recht einfach lösen. Wer nun aber weiß welches Dateisystem, welcher Bootloader, welcher Displaymanager und welche Desktopumgenung auf der Platte landen soll, der spart mit Architect bei der Installation von Arch viel Zeit — ohne dass man bei der Wahl der Komponenten eingeschränkt wäre.

21 Kommentare

  1. Wieder ein interessanter Artikel, vor allem da ich selbst seit einiger Zeit mit dem Gedanken spiele, Arch mal auszuprobieren…

    @Christoph leider taucht der Artikel (sowie die beiden davor) nicht im RSS-Feed auf.

    • Hi Paul, da muss irgendwas in einem Cache hängen. Öffne ich diese Feed-URL, sehe ich meinen Beitrag von gestern ganz oben. Also korrekt, kannst du mal deinen Browsercache leeren. Ansonstens: Wie gehst du ins Netz? Vielleicht über irgendeinen cachenden Proxy? Grüße, Christoph.

      • Browsercache war leer (außerdem hätte der Feedreader dann etwas empfangen), ansonsten habe ich nichts cachendes dazwischen geschaltet (jedenfalls nicht wissentlich) – aber es ging trotzdem nicht. Keine Ahnung was los war, nach 2 Tagen geht es nun wieder (ohne zutun meinerseits).
        Trotzdem vielen Dank 🙂

  2. Spiele auch damit, meinen Homeserver mit Arch laufen zu lassen. Der Artikel gibt wieder Anregung dazu.

    Bei mir taucht der Artikel ganz normale im RSS Feed auf.

  3. ‚Architect‘ ist ein guter Ansatz, aber wohl wirklich noch zu technisch…auch die Installationsoberfläche wirkt nicht gerade einsteigerfreundlich bzw.einladend, wobei das wohl nicht so dramatisch ist und man das eh nur einmal sieht.
    Kann man denn wenigstens Deutsch als System-/Oberflächensprache einstellen?

    Ich finde Antergos macht es einem da um einiges leichter und angenehmer…man kann die Desktopumgebung (zwar nur) Gnome mit einer Live Version testen und dann mit einem integrierten grafischen Installer (Cnchi) Step-by-Step installieren.
    Damit hat man dann auch ein Arch auf der Festplatte und genießt die aktuelle Software sowie den Zugang zum AUR.

  4. @ Jörg Arnold: Antergos nutzt aber auch eigene Paketquellen. Wenn man „reines“ Arch haben möchte ist Antergos auch keine gute Wahl.

    Wenn ich mir die Screenshots so anschaue frage ich mich wo der Unterschied zu Evo/Lution liegt… außer dem Namen natürlich… Mit Evo/Lution bin ich auch angefangen. Nach etwas Übung und Einarbeitung bin ich aber direkt bei Arch gelandet. Fand die „klassische“ Installation einfach flexibler. Werde Architect mal bei Gelegenheit in einer VM ausprobieren.

  5. Hi!
    Interessant – hab gerade die Installation in der VB laufen. Da kriegt man ja richtig nostalgische Gefühle – ich erinnere mich noch an eine 6.x- DOS-Installation per Disketten anno 1993.
    Tja, fehlen eigentlich nur die Disketten…

    Aber im Ernst, die Installation ist eigentlich sehr intuitiv, allerdings nix für blutige Linux-Anfänger….

    • Vergiss nicht, Arch Linux ist nur bedingt für Anfänger gedacht. Oder anders ausgedrück: Für Anfänger die was lernen wollen ist es super. Aber für Anfänger welche die ersten Steps im Linux-Umfeld machen wollen ist es eher abschreckend und überfordernd.

      Der Installer finde ich echt praktisch wenn man als erfahrener Arch Linux Nutzer mal eben schnell eine Arch installation machen will. (Wobei ich für eine Installation von Hand auch nur knapp 20-30min brauche)

      Cheers!
      – miup

  6. Vielen Dank für diesen prima Hinweis, Christoph! Ich interessiere mich schon länger für Arch, die Installation war mir aber bislang zu kompliziert. Eine Arch-basierte Distribution mit einer Vorauswahl der Desktopumgebung und der installierten Software (z.B. Manjaro o.ä.) wollte ich ebenfalls nicht, da ich u.a. gerade deshalb zu Arch wechseln wollte, weil ich mein eigenes System basteln wollte. Architect scheint mir daher das ideale Hilfsmittel für meine Zwecke. Ganz herzlichen Dank, auch im allgemeinen für den Blog. Ich lese ihn gerne und regelmäßig.

  7. Der Installer ist inzwischen komplett ins deutsche übersetzt worden. Die Installation verläuft wirklich einfach Schritt für Schritt, kann ich jedem empfehlen der sich für Arch Linux interessiert und ein wenig Vorkenntnisse hat.

  8. Funktioniert bei mir nicht (USB Installation).
    Da kommt was mit

    Waiting 30 seconds for device /dev/disk/by-label/architect_201511_64bit ...
    Error: Boot device didn't show up after 30 seconds...
    Falling back to interactive prompt.
    You can try and fix the problem manually....

    Kennt jemand eine Lösung? Das Problem scheint, dass nach einer Quelle mit Bezeichnung „architect_201511_64bit“ gesucht wird. Doch leider kann ich mein USB-Stick nicht so nennen weil der Name zu lang ist. Gibt es einen anderen Weg?

    • Ich hatte dasselbe Problem. Die Quick’n’dirty-Lösung ist es, das Device folgendermaßen umzubenennen:

      mv /dev/disk/by-label/LABEL-DES-USB-STICKS /dev/disk/by-label/architect_201511_64bit
  9. Hallo Christoph,

    mittlerweile bin ich am verzweifeln. Ich habe sowohl Evolution (Vorgänger) als auch Architect Linux auf einem Stick als auch auf einer DVD (und CD!) gebrannt. Mein Problem: all die oben genannten Medien lassen sich partout nicht starten. Mit anderen Worten, egal was ich mache, ich kann Architect Linux nicht installieren. Alle anderen Linux Distros die ich normalerweise verwende (Mint, Antergos, Knoppix) funktionieren einwandfrei.

    Ich möchte eine volle Installation machen und keine in einer VM!
    Hätten Sie eine Lösung?

    Vorweihnachtliche Grüße aus Wien,

    Ari

    • Hallo!

      Auf welchem Betriebssystem erstellst du deine Bootmedien?

      Auf Linux gibt es mit „dd“ in der Konsole keine Probleme.

      Wenn du mit Windows ein Image auf einen USB-Stick bringen willst, kann ich nur „Rufus“ empfehlen. Dieses Tool prüft auch, welche Version von Syslinux benötigt wird, und lädt diese dann runter.

      https://rufus.akeo.ie

      Greetz, dpxpd

  10. Das Forum von Architectlinux wurde vor einiger Zeit geschlossen. Es gibt zwar noch bei Google+ einen Account, aber dort ist anscheinend auch nichts mehr los . Die letzten Isos sind von 03/2016. Das Projekt scheint wohl tot zu sein.

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