Mir ist in der letzten Zeit immer mal wieder aufgefallen, dass Gmail (innerhalb von Chrome oder Chromium geöffnet) manche Mails mit einer sehr krakeligen Schrift anzeigt. Analysiert man die betroffenen Nachrichten ein wenig genauer, dann erkennt man recht schnell, dass das Problem in der Darstellung der Microsoft-Schriftart Calibri liegt. Die Thematik betrifft jedoch nun nicht nur Browser (auch in Firefox ist die Darstellung der Schrift misslungen), sondern generell alle Anwendungen wie etwa LibreOffice, die Calibri als Font nutzen. Es gibt jedoch einen Workaround, mit dem sich die Darstellung dieser Schriftart (und anderer Bitmap-Fonts) im System generell optimieren lässt.

Das Problem lässt sich wohl auf vielen Linux-Systemen (ich habe Arch und Ubuntu 16.04 getestet) nachvollziehen, auf denen Calibri als Font installiert wurde. Ein weiteres Beispiel für das schlechte Rendering dieser Schrift im System wäre etwa die finnische Nachrichtenseite Uusi Suomi — Nein, Finnisch gehört nicht gerade zu den Sprachen, die ich fließend spreche, die Seite war jedoch in einem Bugreport zum Thema als weiteres Beispiel verlinkt. Auch hier erscheint die Schrift in weiten Teilen sehr krakelig. Alternativ könnt ihr auch in LibreOffice ein Writer-Dokument öffnen und Calibri als Font einstellen. Auch hier sollte das Problem schnell erkennbar sein.

Krakelige Darstellung von Bitmap-Fonts

Ohne Fontconfig-Hack: Krackelige Darstellung von Calibri bei Gmail.
Ohne Fontconfig-Hack: Krackelige Darstellung von Calibri bei Gmail.
Ohne Fontconfig-Hack: Krackelige Darstellung von Calibri auf anderen Webseiten.
Ohne Fontconfig-Hack: Krackelige Darstellung von Calibri auf anderen Webseiten.

Die krakelige Schriftdarstellung tritt nun bei allen Fonts auf, die Bitmap-Schriften enthalten. Dazu zählt nicht nur der wohl am häufigsten auftretende Fall Calibri, sondern auch andere Microsoft-Schriften wie etwa Cambria (seit Windows Vista und Microsoft Office 2007) oder Monaco (stammt aus OS X). Unter Linux lässt sich der Gebrauch dieser Bitmap-Schriften nun aber recht leicht abstellen. Dazu müsst ihr die Datei /etc/fonts/conf.avail/20-no-embedded.conf mit Root-Rechten anlegen und den Inhalt aus folgendem Listing einfügen. Damit die Einstellung noch aktiv wird, erstellt ihr am Ende ein Symlink der Datei nach /etc/fonts/conf.d/.

$ sudo nano /etc/fonts/conf.avail/20-no-embedded.conf
<?xml version="1.0"?>
<!DOCTYPE fontconfig SYSTEM "fonts.dtd">
<fontconfig>
  <match target="font">
    <edit name="embeddedbitmap" mode="assign">
      <bool>false</bool>
    </edit>
  </match>
</fontconfig>
$ sudo ln -s /etc/fonts/conf.avail/20-no-embedded.conf /etc/fonts/conf.d/

Euer System sollte die Konfiguration direkt aufgreifen, ihr müsst lediglich die gewünschten Anwendungen komplett neu starten — Zur Not loggt ihr euch einfach einmal aus der Desktopoberfläche aus und gleich wieder neu ein. Alternativ zum beschriebenen Vorgehen, packt ihr das Listing ohne Root-Rechte in das Homeverzeichnis eures Benutzers nach ~/.config/fontconfig/conf.d/20-no-embedded.conf. Allerdings gilt die Einstellung dann nur für euren User, sodass andere Benutzer wieder über das schlechte Rendering der Schrift klagen werden.

Nach Deaktivieren der Bitmap-Fonts

Mit Fontconfig-Hack
Mit Fontconfig-Hack
Mit Fontconfig-Hack
Mit Fontconfig-Hack
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4 Kommentare

  1. Danke für den Tipp.

    Fonts unter Linux sind leider immer noch ein Albtraum sondergleichen. Ganz besonders schlimm wird es, wenn man sich den ostasiatischen Bereich (Japanisch, Chinesisch und Koreanisch; gerne auch multilingual mit zwei oder drei dieser Sprachen auf einem westlichen System) anschaut.

    Leider hat sich da schon in den letzten 10 Jahren, seitdem ich die Problematik verfolge, praktisch nichts getan – und es wird sich auch höchstwahrscheinlich nichts tun.

    Fontconfig ist von der Konfiguration her leider sehr grausig und die einzelnen Anwendungen (insbesondere GTK ist meiner Meinung nach nicht gerade schön – noch schlimmer ist übrigens GTK unter Windows – eines der schlimmsten Fontdarstellungen die ich je gesehen habe) machen es auch nicht besser.

    Ich würde mir dort wirklich wünschen, dass alle Distributionen einmal gemeinsam an einem Strang ziehen und [i]eine[/i] anständige, multilinguale Konfiguration aller Unicode-Fonts erstellen würden.

  2. Wie unterschiedlich die Wahrnehmung doch ist, ich liebe diese „krackelige“ Schrift, denn für mich ist ihr Erscheinungsbild knackig scharf und nicht ausgewaschen 😉

  3. Ich verstehe das Problem nicht wirklich.
    Ich nutze Windows 7 und Debian7/8/9
    Ich nehme die Schrift-Dateien:
    – calibri.ttf
    – calibrib.ttf
    – calibrii.ttf
    – calibril.ttf
    – calibrili.ttf
    – calibriz.ttf
    Aus dem Ordner C:\Windows\Fonts (versteckter Ordner)
    und kopiere sie nach
    /usr/local/share/fonts/
    Da muss man nichts konvertieren oder umwandeln oder alternativ installieren.

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