Installiert man unter Linux eine Anwendung aus der Paketverwaltung der Distribution, trägt sich diese in der Regel automatisch in das Anwendungsmenü ein. Ganz gleich, ob man GNOME, KDE, Xfce oder einen einfachen Fenstermanager mit einem kleinen Panel inklusive Anwendungsmenü nutzt – dank der Desktop Menu Specification der Freedesktop-Foundation. Die Pakete enthalten eine DESKTOP-Datei, die bei der Installation nach /usr/share/applications verschoben wird. Es gibt jedoch Situationen, in denen dieser Eintrag fehlt oder man Änderungen am Menüeintrag vornehmen möchte. Man könnte die entsprechende Datei manuell bearbeiten oder auf den sehr schön gestalteten MenuLibre-Editor zurückgreifen.

MenuLibre ist seit Debian 8 „Jessie“ beziehungsweise Ubuntu 14.04 LTS „Trusty Tahr“ in den Paketquellen zu finden. Unter Arch Linux hat es das Programm noch nicht in die regulären Quellen geschafft, weshalb für die Installation das AUR bemüht werden muss. In der Regel sollte es jedoch keine großen Probleme geben, die Anwendung auf dem System zu installieren. Obwohl das Programm auf den modernen GTK3-Bibliotheken basiert, hat es keine Abhängigkeiten zum GNOME-Desktop selbst. Bei der Installation auf einem Nicht-GNOME-System muss man also keine Bedenken haben, eine halbe Desktopumgebung mit unzähligen Abhängigkeiten mitzuziehen.

### MenuLibre unter Arch Linux installieren
$ pacaur -Ss menulibre
aur/menulibre 2.1.3-1 (114, 8,27)
    An advanced menu editor that provides modern features in a clean,
    easy-to-use interface. All without GNOME dependencies
$ pacaur -S menulibre
### MenuLibre unter Debian/Ubuntu installieren
$ sudo apt install menulibre

MenuLibre liest beim Start sämtliche Einträge aus dem Anwendungsmenü ein und bereitet diese grafisch auf. Man kann bestehende Einträge bearbeiten, neue Starter hinzufügen oder das Menü mit neuen Verzeichnissen und Trennlinien nach eigenen Wünschen gestalten. Änderungen an den Einträgen werden jedoch nicht direkt im System unter /usr/share/applications vorgenommen, sodass das Programm keine Root-Rechte benötigt. Stattdessen kopiert es die modifizierten DESKTOP-Dateien nach ~/.local/share/applications in das Homeverzeichnis des aktuellen Benutzers. Die dort abgelegten Einträge im Anwendungsmenü überschreiben dann später die Einträge des Systems.

Obwohl man in der Praxis heutzutage selten einen Menüeditor benötigt, erweist er sich doch immer wieder als nützlich: Der kommerzielle RAW-Entwickler AfterShot Pro beispielsweise erscheint nach dem Start gleich zweimal im Anwendungsmenü. Das eine Icon repräsentiert den Startmenüeintrag, das andere die aktive Anwendung. Das Problem liegt darin, dass in der DESKTOP-Datei der Anwendung keine StartupWMClass definiert wurde, sodass das Anwendungsfenster nicht dem Icon zugeordnet werden kann. Mit MenuLibre lässt sich dieses Problem schnell lösen: Einfach xprop WM_CLASS ausführen und einen Klick auf das Programmfenster von AfterShot tätigen, um die WMClass des Programms zu ermitteln. Diese kann dann in MenuLibre im Feld Start-WM-Klasse unter Fortgeschritten eingetragen werden.

13 Kommentare

  1. Nur mal so als Hinweis für KDE-Benutzer: KDE bringt so einen Menüeditor bereits mit, der lässt sich entweder über das Kontextmenü im Anwendungs-Starter oder über kmenuedit aufrufen. 😉

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