In einem Interview mit der FAZ hat Skype-Chef Josh Silverman über den Erfolg und das Wachstum von Skype gesprochen. Speziell die Ausbreitung von Skype auf mobilen Geräten scheint für das Unternehmen eine zukünftige Goldgrube zu sein. Für die Deutsche Telekom als Zugangsprovider ist das eine Kampfansage, man sieht wohl durch den Aufsteiger die eigenen Pfründe bedroht. Via Twitter verkündet die Telekom

Frage an Skype Chef: Wer hat durch Milliarden-Invest mobiles Internet erst möglich gemacht? War das Skype?

Natürlich kann man eine moderne Netzinfrastruktur nicht aus dem Boden stampfen, doch wenn man sogar im „Krisenjahr“ 2009 mehr als 6 Mrd Euro Gewinn macht, dann kann man nicht gerade davon Reden, dass die Telcos aktuell am Hungertuch nagen würden. Selbstverständlich müssen sich Investitionen lohnen, doch irgendwann muss auch Schluss sein.

Im Gegensatz zu anderen Länder kostet bei uns in Deutschland eine Minute Mobilfunk (ohne Grundgebühren) rund 10 Cent und eine mickrige SMS immer noch Unsummen. In der T-Mobile Werbung spricht die Telekom aktuell von mobilem Internet ohne Grenzen, doch die Realität sieht anders aus. Ports und Applikationen werden blockiert und Inhalte werden über Zwangsproxys verfälscht. Nur im Kleingedruckten findet man den Hinweis „…die Nutzung von VoIP ist nicht Gegenstand des Vertrages“. Auf eine Rückfrage an den Twitteraccount deutschetelekom zum Thema Netzneutralität und Deutsche Telekom wird mit…

ja, geht aber um etwas anderes: NN = keine Zensur von Inhalten; Skype definiert NN: Geld für uns, Kosten für andere

…geantwortet. Die Telekom hat also vom Begriff Netzneutralitat so gut wie gar nichts verstanden. Des Weiteren wundere ich mich, dass die Telekom sagt, man wolle nicht zensieren, aber dennoch sofort Teil der Koalition der Willigen war. Wenn die Telcos heute das Internet aufbauen würde, dann würde es wohl so aussehen, gut dass die Fundamente des Netz gelegt wurden, bevor mit dem Internet das große Geld gemacht werden konnte.

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Luca

Ich weiß nicht. Irgendwo haben sie ja auch Recht: Skype macht eigentlich mit der Verfügbarkeit von Netzinfrastruktur Geld, die andere aus dem Boden gehoben haben. Das Ganze sollte man eigentlich Open Source machen und die Bezahldienste dann als Plugin integrieren.

Netzneutralität haben sie trotzdem nicht verstanden.

basic

Die Medaille hat auch immer Zwei Seiten.

Es sind die Vögel die nicht säen und doch Ernten sagt ein Sprichwort.

Die Mobilfunkanbieter haben die Kosten für den Aufbau und Unterhaltung des Mobil Netzes die sie natürlich über die Telefon Gebühren Refinanzieren müssen.

Skype hat diese Kosten nicht, kann also daher diese Gespräche Kostenlos oder günstiger Anbieten, müssten sie ihr eigenes Mobilfunknetz betreiben ginge das nicht.

Hier werden in der Netzneutralitäts- Diskussion auch 2 Unterschiedliche Sachen vermischt im Mobilfunk also das Telefonnetz und das Internet. Meiner Meinung nach kann die Netzneutralität nur für das Internet gelten aber wohl nicht für das Mobile Telefonnetz?
Wenn in Zukunft jeder mit Skype oder ähnliche Anbieter nun kostenlos telefonieren würde würden die Telefonanbieter auf den Unterhaltskosten sitzen bleiben und wohl bald Pleite gehen, überspitzt gesagt, dann könnte niemand mehr das Mobilfunknetz überhaupt Benutzen.
Wie dieser Konflikt zu lösen ist weiß ich auch nicht, aber nur auf Netzneutralität zu Pochen hilft da auch nicht weiter, auch Skype müsste sich im Prinzip an der Infrastruktur beteiligen oder gar sein eigenes Mobilfunknetz betreiben.
Eine Alternative wäre wohl auch zukünftig das Mobile Telefonnetz aufzugeben und nur noch Mobiles Internet Anzubieten mit welches wir dann über Dienste wie Skype Netz neutral telefonieren können.

DxU

Deine Aussage zu Alice ist aber nicht korrekt.
Alice wickelt die Telfonie mitnichten komplett über voip ab.
z.B. in Berlin, Hamburg, München (bei den dreien zum allergrößten Teil) und vielen anderen Teilen Deutschlands hast du weiterhin noch die Telefonie direkt in der TAE bzw bei ISDN einen klassischen NTBA. Sicher wird das in Zukunft nicht so bleiben, allerdings wird auch die tcom über kurz oder lang alles über voip abwickeln. Zuerst in der Vermittlung und letztlich wohl auch beim Kunden.

thoralf

Da geb ich Euch völlig recht, die derzeit noch andauernde Trennung von Telefonnetz und Internet im Mobilen Bereich macht weder technisch noch sonst irgendwie dauerhaft Sinn sondern verursacht nur Mehrkosten die man sich sparen könnte – aber sie (die Trennung) macht es großen Anbietern wie Telekom oder Vodafone so schön leicht Zusatzkosten zu verstecken und zu kassieren. Den übersichtlicher wäre eben ein (leistungsfähiger) Netzzugang für alles.

basic

VoIP Telefonie mag sicher die Zukunft sein nur gerade Skype als Proprietäres System dort zu Fördern bringt für diese Zukunft schon die nächsten Probleme . Besser wäre es schon heute dort „Einzugreifen“ und für VoIP Programme offene Schnittstellen zu verlangen anstatt in einigen Jahren über den nächsten Monopolisten zu Klagen.

Das Anbieter wie Alice oder Kabel Deutschland VoIP einsetzen liegt auch daran das in diesen Netzen wie auch wohl mittlerweile fast im gesamten Festnetz eine Telefonflat gibt bei der es den Anbieter dann egal sein kann ob der Kunde diese über seinen Provider oder mit Skype „Abtelefoniert“ . Dies wäre vermutlich auch eine Möglichkeit für Mobilfunkanbieter, Skype kurzfristig zumindest mit einer Telefonflat frei zugeben.

basic

Ja das meinte ich ja , nicht nur Skype sondern VoIP Programme insgesamt. Nur leider sind sie halt meist zueinander Inkompatible und Proprietär.
Wenn sich das nicht ändert werden vermutlich 1-2 Systeme übrig bleiben die dann den zukünftigen Telefonmarkt beherrschen.

Bei einer Telefonflat müssten sie keine VoIP Spielarten blockieren , da sie ja ihr Geld „vorab“ bekommen egal was der Kunde im Endeffekt dann nutzt , das ist auch das Prinzip von Alice oder Kabel Deutschland.

Mark Nierwetberg

Hallo,

interessante Diskussion. Bei der Definition zu Netzneuralität könnte man auch mal über folgendes nachdenken: „Mit Begriffsbesetzung oder Besetzen von Begriffen bezeichnet man die bewusste Benennung von Erscheinungen mit einem dem eigenen Interesse nahe liegenden Wort oder „Begriff“.“ http://bit.ly/9eHm0v

Aber zum Skype-Thema: Da wird kräftig in schwarz-weiß gemalt. Skype = gut; Netzbetreiber = böse! Vielleicht auch mal folgendes bedenken:
Der Kunde zahlt den Service Internet auf dem Mobiltelefon, nicht VoIP auf dem Mobiltelefon. Er kann das aber buchen. Die Preisstruktur der Datendienste im Mobilfunk basiert darauf, dass der Kunde weiterhin Sprachtelefonie und SMS nutzt. Wäre dem nicht so, wäre auch die Preisstruktur eine andere. Dies ist eine bekannte Differenzierung von Angeboten: Für DSL-Anschlüsse mit gewerblicher Nutzung gelten auch andere Preise als für Privatanwender. Dass das Internet VoIP technisch leisten kann ist kein Argument, dass dies auch bei der mobilen Nutzung angeboten werden muss. Denn mit der Argumentation, „ich habe dafür bezahlt, ich kann damit machen, was ich will“, kommen wir nicht weiter: Ein Kopierer oder Scanner kann technisch auch ein Buch kopieren, trotzdem ist das weder rechtlich erlaubt, noch wirtschaftlich vertretbar – der Buchmarkt / Verlagsbranche wäre platt.

Die Übertragung von Internet-Dienste auf das Mobiltelefon wird neue Geschäftsmodelle ermöglichen und die Netzbetreiber ermöglichen diese Geschäfte durch ihre Investitionen – warum also sollen sie nicht an der Wertschöpfung teilhaben? Die Entwicklung ist noch sehr jung, es wird Verhandlungslösungen geben müssen. Vielleicht mal über Koexistenz nachdenken.

Gruß mn, Deutsche Telekom

paul mongré


Mark Nierwetberg:
Ein Kopierer oder Scanner kann technisch auch ein Buch kopieren, trotzdem ist das weder rechtlich erlaubt, noch wirtschaftlich vertretbar […].

Schau an, das ist ja, Herr mn, Deutsche Telekom, hochinteressant: Mit einem Kopierer ein Buch zu kopieren ist gar nicht „rechtlich erlaubt“! Und deswegen VoIP irgendwie auch nicht. Selbstbloßstellung zum Glück aber schon, nicht wahr?

Mark Nierwetberg

ja, das ist schlecht dargestellt – das stimmt: gemeint ist die Kopie des Buchs von Anfang bis Ende als Ersatz für den Kauf. Es geht in dem Bsp. um die technische Machbarkeit und die Frage, ob es trotz technischer Machbarkeit auch Grenzen gibt…

Ulf

@mn oben wurde auch schon angegeben, dass Skype nicht unbedingt DIE Lösung ist, auch haben die GNU/Linux User eine andere Auffassung von „Gerechtigkeit“ und Netzneutralität als Firmen aus der momentanen Wirtschaft…
Ich bin auch Telekom-Kunde und besitze ein iPhone, und bei den Preisen, die monatlich anfallen, denke ich, dass Tetherung, Skype und zensurloses bewegen im Internet schon „drin sein“ sollten.
Als nächstes werden dann Dienste wie cherrysms, instant messaging und eMail gesperrt, weil es ja dem Netzbetreiber gegenüber geschäftsschädigend wirkt(von den monatlichen Kosten für den Kunden abgesehen)
Auch gebe ich zu bedenken, dass die Kunden heutzutage nicht mehr so naiv sind wie vor einiger zeit noch und Preise sowie Möglichkeiten vergleichen um dann natürlich zu anderen Anbietern wechseln, falls es angebracht wirkt.

Am Rande:
Besitzer eines iPhones mit „Jailbreak“(welchen ich nicht habe) bitte ich aus eigenem drang zur Gerechtigkeit folgendes zu ignorieren!
http://thebigboss.org/2008/10/25/voice-over-ip-over-3g/

Mark Nierwetberg

… die Firmen aus der „momentanen Wirtschaft“ investieren leider sehr viel Geld in die real-existierenden Netze, da hilft es wenig eine „andere Gerechtigkeit“ zu haben… Es geht auch im größeren Zusammenhang nicht um sperren, sondern möglw. um Qualitätsklassen… die Welt ist halt nicht schwarz-weiß …

basic

Ich glaube die Telcoms haben in den vergangenen Jahrzehnt ihren Zenit erreicht mit dem Aufkommen des mobilen Internet wird ihr Untergang Eingeläutet.

Sie können nun krampfhaft versuchen an ihren bisherigen Geschäftsmodellen wie digitales (mobiles) Telefonnetz, SMS, MMS festzuhalten wie andere Brangen an ihre Ton- Videoträger, Zeitschriften, ect. oder versuchen sich Umzustellen.

Dauerhaft wird sich die VoIP auch nicht Aussperren lassen es kommen neue Möglichkeiten dank IPv6 oder Html5.

Voriges Jahr hatte man sogar die Möglichkeit Skype zu kaufen und damit ein Vorreiter für neue Technik zu sein , die Chance würde wie üblich verpasst.
Auch wird der Boom des mobilen Internet wird eher zu diesem „Niedergang“ beitragen , hat VoIP erst eine „kritische Masse“ erreicht könnte es sehr schnell zu einer Art „Standard“ und eine Anwendung für Jedermann werden.

Dies kann sehr schnell gehen wie man zb. an Diensten wie Twitter oder Facebook sieht die vor wenigen Jahren noch Unbekannt heute aber fast kein Internet Dienstleister ohne auskommt, Skype bzw. VoIP könnte das nächste sein.

Bisherige Smartfon werden vielleicht nicht die Geräteklasse für den Durchbruch von VoIP sein sondern eine „abgespeckte“ Version davon, der „freie“ Ipod.

Warum sollten nicht Smartfon Hersteller auf die Idee kommen zukünftig Smartfons ohne Telefonteil Anzubieten, die die gleiche Funktionalität und Betriebssystem haben und mittels VoIP Programme sich dann selbst zum Telefonieren eignen.
Neue Zugangsanbieter von mobilen Internet die nicht gleichzeitig Telefonanbieter sind und daher kein Interesse an einer VoIP Sperre haben, könnten diese Vertreiben oder sogar Inhaber von VoIP Programmen wie Skype selbst.
Sie wären dann günstiger als heutige Smartfon und hätten mittels VoiP eine gleiche bzw. dank Videotelefonie sogar bessere Funktionalität.

Mark Nierwetberg

Hallo Herr Langer,
so macht die Diskussion meines Erachtens auch Sinn – sich Begriffe um die Ohren hauen bringt in der Sache wenig.Danke für die Business-Beratung – leider kann ich kein iPhone rausgeben, aber das S55 ist ja ein treues Hündchen…
Ich denke, dass bei der Diskussion um Netzneutralität auf beiden Seiten im Moment viel heiße Luft geblasen wird – und die FAZ-Aussage von Skype war halt pauschalisierte heiße Luft. Vielleicht kann man das Thema – so wie in diesem Blog – ja auch mal von mehreren Seiten betrachten. Aufgrund des Stellenwerts, den das Internet heute für Wirstchaft und Gesellschaft hat, sollte man sich mehr über solche Entwicklungen austauschen.

Gruß mn – auf dem Weg nach Hannover

basic