Kurz vor Ostern hat Canonical Ubuntu 25.04 alias Plucky Puffin veröffentlicht – und wie es sich für ein Zwischen-Release gehört, gibt’s neun Monate Unterstützung und dafür eine Portion Experimentierfreude obendrauf. Ich habe mir die finale Version kurz nach Veröffentlichung auf einem meiner Testsysteme installiert, um einen ersten Blick auf die wichtigsten Neuerungen zu werfen.
Neuer Installer: BitLocker? Kein Problem. Meistens.
Der frisch überarbeitete Installer sticht beim Setup direkt ins Auge – oder besser gesagt: Er versucht es. Canonical hat die Benutzerführung überarbeitet und will vor allem Dual-Boot-Nutzern das Leben erleichtern. Bei mir erkannte der Installer zuverlässig die vorhandene Windows-Partition und bot mir direkt eine passende Auswahl an Installationsszenarien an. Auch mit BitLocker-verschlüsselten Partitionen kommt Ubuntu 25.04 nun deutlich besser zurecht – sofern alles so läuft, wie es soll.

Die neue Verschlüsselungsoption funktioniert ebenfalls gut, allerdings ist die angekündigte TPM-gestützte Full-Disk-Encryption noch nicht einsatzbereit. Canonical selbst erwähnt dazu nichts Offizielles, aber auch im System selbst findet sich kein Hinweis darauf. Wer also auf moderne Sicherheitstechnologien setzt, muss sich weiterhin gedulden.
GNOME 48 und HDR – aber bitte mit Vorsicht
Als Desktop kommt GNOME 48 zum Einsatz, das erstmals HDR unterstützt – theoretisch. Die Funktion ist standardmäßig deaktiviert und taucht nur auf, wenn ein entsprechender Monitor erkannt wird. Bei meinem Testgerät blieb der Punkt in den Anzeigeeinstellungen jedenfalls ausgegraut.

Auch die neuen Animationen durch Triple Buffering wirkten sich zwar sichtbar auf die Optik aus, allerdings nicht immer im positiven Sinne: Die eine oder andere UI-Aktion fühlte sich träger an als gewohnt. Das kann sich mit kommenden Updates natürlich noch verbessern.
Wichtig für Notebook-Nutzer ist der neue „Preserve Battery Health“-Modus. Früher mal als Erweiterung für GNOME nachrüstbar und inzwischen fest in GNOME integriert, ist die Funktion jetzt auch bei Ubuntu angekommen. Der Modus sorgt dafür, dass Akkus nicht dauerhaft bis 100 Prozent geladen werden, was die Lebensdauer deutlich erhöhen kann.
Neues unter der Haube – Kernel 6.14, neue Toolchain
Mit Linux 6.14 bringt Ubuntu nicht nur das neue Scheduling-System sched_ext
, das künftig flexiblere Planung von Prozessen im Userspace erlaubt, sondern auch optimierte Unterstützung für aktuelle Hardware. Besonders spannend ist das für Nutzer mit neuen Intel Core Ultra 200V Prozessoren oder einer dedizierten Intel Arc „Battlemage“-GPU. Laut Canonical soll Raytracing nun bis zu 30 Prozent schneller laufen. Ob das der Praxis standhält, wird sich zeigen.


ARM, ARM, ARM – Canonical meint es ernst
Was mir positiv auffiel: Canonical investiert spürbar in die ARM-Plattform. Die neue generische ARM64-ISO lässt sich auf einer breiten Palette an Geräten installieren, darunter auch auf Snapdragon-basierten Windows-on-ARM-Laptops. Ich selbst konnte das nicht direkt testen, aber der Ausbau der ARM-Unterstützung ist ohne Frage ein notwendiger Schritt – nicht zuletzt mit Blick auf zukünftige Hardware-Trends.
Softwareausstattung: Solide, mit kleinen Überraschungen
An Bord ist wie gewohnt LibreOffice (in Version 24.2.2), Thunderbird 128.0, Blender 4.3.2 und sogar GIMP 3.0 – ein kleiner Meilenstein für alle, die schon ewig auf das große Versionsupdate gewartet haben. Als Standard-PDF-Reader kommt jetzt Papers zum Einsatz – ein neues, modernes Tool mit GTK4-Design, das Evince ablöst.

Für Standortdienste nutzt Ubuntu nun BeaconDB statt Mozillas kürzlich eingestelltem Location-Service. Die automatische Zeitzonen-Erkennung klappte bei mir prompt – auch wenn ich mich schon gefragt habe, ob das nicht auch weiterhin einfach über das WLAN-Profil funktioniert hätte.
Nicht ganz ohne Stolperfallen: Upgrade-Desaster bei Kubuntu
So erfreulich viele Neuerungen in Ubuntu 25.04 auch sind – nicht alle Derivate hatten einen gelungenen Start. Besonders Kubuntu-Nutzer, die am Karfreitag das Upgrade von 24.10 auf 25.04 angestoßen hatten, standen schnell im Regen. Der fehlerhafte Installer führte in einigen Fällen zum Verschwinden des kompletten Desktops – inklusive Apps, die mit Kubuntu ursprünglich gar nichts zu tun hatten. Die Ursache? Ein Umbau auf PyQt6, bei dem schlicht vergessen wurde, PyQt6 mitzuliefern.
Immerhin gab’s eine schnelle und öffentliche Stellungnahme vom verantwortlichen Release-Manager Simon Quigley, der seinen Fehler auf Reddit transparent erklärte. Dass Canonical den Upgrade-Pfad so kurz nach Veröffentlichung freigeschaltet hatte, lässt dennoch Zweifel am internen Qualitätsmanagement aufkommen.
Spannend, aber mit Vorsicht zu genießen
Ubuntu 25.04 bringt viele sinnvolle Neuerungen, vor allem für Nutzer aktueller Hardware und Entwickler. GNOME 48 macht optisch was her, HDR steht in den Startlöchern, und auch der Installer ist jetzt deutlich benutzerfreundlicher. Gleichzeitig zeigen Pannen wie bei Kubuntu oder fehlende Features wie die TPM-FDE, dass nicht alles rund läuft.
Wer Ubuntu neu installieren möchte oder mit der Hauptausgabe unterwegs ist, kann sich das Release in jedem Fall mal anschauen – besonders, wenn Dual-Boot oder ARM-Hardware ein Thema ist. Für produktive Systeme oder ein direktes Upgrade von 24.10? Lieber noch ein bisschen abwarten – oder auf das nächste LTS-Release hoffen.
Bin inzwischen mit Arch unterwegs. Auch wenn viele sagen: ist nur was für Profis, kann ich nicht klagen. Super stabil. Schnell. Und kein Generve mehr mit Dist-Upgrades.