Vor ein paar Tagen sollte bei euch eigentlich Google Chrome 59 (beziehungsweise Chromium 59) über die Paketquellen auf eurem System eingetrudelt sein. Neben den üblichen Sicherheitsupdates steckt in der neusten Ausgabe von Chrome ein neuer Look: Die Einstellungen, die Adresszeile, der Verlauf und viele andere Elemente des Browsers nutzen nun Googles Material Design. Wer mit einem halbwegs aktuellen Android-Handy unterwegs ist, kennt das Aussehen schon von seinem Handy — Nicht jedem gefällt der neue Look, ich finde ihn persönlich ganz gelungen.
Für Linux-User sind allerdings zwei andere Neuerungen besonders relevant, die nicht direkt in der Ankündigung des Browser stehen: Zum einen nutzt Chrome/Chromium 59 nun endlich auch die native Funktion des Systems zur Darstellung von Benachrichtigungen. Zum anderen kommt die neuste Ausgabe des Browsers jetzt besser mit dunklen Desktop-Themes zurecht, sodass man in der Regel auf die Installation eines eigenen Chrome-Themes verzichten kann. Beide Neuerungen helfen von daher den Browser besser in den Linux-Desktop zu integrieren.
Die nativen Benachrichtigungen sind ab Chrome/Chromium 59 im Programm enthalten, allerdings noch nicht von Haus aus aktiv. Man muss daher von Hand via chrome://flags/#enable-native-notifications
die Chrome-Flags aufrufen und die Option Enable native notifications auf Enabled umstellen. Danach verlangt der Browser einen Neustart. Anschließend könnt ihr die Funktion beispielsweise über diese Seite austesten: Über Authorize erlaubt ihr der Seite erstmal überhaupt Benachrichtigungen anzuzeigen, über Show blendet ihr dann eine Nachricht ein.
Chrome/Chromium 59 baut nun erstmals komplett auf GTK3. Die alten Bindungs zu GTK2 sind Geschichte, somit läuft die neuste Chrome-Ausgabe nicht mehr auf älteren Linux-Distributionen wie RHEL 6 oder CentOS 6, die durchaus aber noch vom Distributor mit Sicherheitsupdates versorgt werden und somit auch noch auf vielen Rechner in Betrieb sind. Mit der Build-Option use_gtk3=false
gibt es jedoch nach wie vor einen Weg zumindest Chromium mit GTK2-Bindings zu bauen. Im Arch-Linux AUR gibt es bereits entsprechende Einträge. Ich vermute, dass es entsprechende Pakete auch für andere Linux-Distributionen geben wird oder schon gibt.
$ pacaur -Ss chromium gtk2 [...] aur/chromium-gtk2 59.0.3071.86-1 (0, 0,00) A web browser built for speed, simplicity, and security (GTK2 version)
Mit dem Umstieg auf GTK3 kommt Chrome nun aber in meinen Augen auch besser mit dunklen Themes zurecht. Egal ob man nun die Option Titelleiste und Ränder des Systems verwenden in den Einstellungen des Browsers aktiviert oder nicht, Chrome fügt sich nun wieder ein kleines bisschen besser in den Linux-Desktop ein. Es gibt allerdings auch Regressionen: So funktioniert mit Chrome 59 das HiDpi-Scaling nicht mehr ordentlich. Aus Ermangelung eines entsprechend hochauflösenden Displays kann ich das hier gerade nicht selber nachvollziehen, an dem Bug wird allerdings bereits eifrig gearbeitet.
Hallo Christoph,
schön wieder einen Artikel von dir zu lesen. 🙂
Könntest du mal bitte zeigen, wie man pacaur in Arch Linux installiert.
Danke, Gruß Andi
Hi Andy, der einfachste Weg ist über einen anderen AUR-Helper. Erstmal Yaourt installieren, dann Pacaur über Yaourt, also
yaourt -S pacaur
. Yaourt ist praktisch der Einstieg ins AUR, Pacaur aber in meinen Augen deutlich komfortabler (weil alle Abfragen am Anfang des Prozesses gerklärt werden und nicht wie bei Yaourt immer wieder zwischendurch). Viele Grüße, ChristophAch Andi, das ist durch 3 Sekunden Google Arbeit doch wirklich schneller erledigt.
wie sieht das für KDE Nutzer aus, müssen da mit der neuen Chrome Version GTK3 Abhängigkeiten installiert werden?
Klar, so wie vorher bei GTK2 auch, hier mal ein frisch aufgesetztes Kubuntu 17.04 als Beispiel:
Danke für den Artikel. Die Hangouts-Benachrichtigungen stören jetzt auch nicht mehr.