Die Linux-Blogs und Nachrichtenseiten werden sich in den nächsten Stunden sicher überschlagen: Ubuntu für Android! Canonical macht sein Ubuntu fit für Android-Handys. Dabei möchte man nicht Android ersetzen, sondern ähnlich wie beim Motorola Atrix neben Android koexistieren. Dass Canonical auch auf das Handy möchte, ist ja eigentlich eine alte Geschichte. Schon länger wird über das Ubuntu-Handy spekuliert, das soll es laut Mark Shuttleworth auch noch geben, doch in meinen Augen ist der Weg für ein Ubuntu-Handy deutlich steiniger, als der eines Partners.

Die Ankündigung von Canonical zeigt, dass das Experiment mit dem Motorola Atrix und seinem Dock bzw. Webtop für Canonical wohl erfolgreich lief. Wird das Motorola Atrix an das Laptop Dock oder an das HD Multimedia Dock angeschlossen, wechselt es in den so genannten Webtop Mode.

In diesem Modus ist das Atrix ein (fast) normales Linux. Es gibt ein Panel, es gibt Fenster, man kann die Fenster verschieben oder mini-/maximieren und es gibt bekannte Desktop-Anwendungen wie Firefox. Angetrieben wird das Ganze von einem SEHR angepassten Ubuntu. Der Quellcode des Webtop wurde von Motorola mittlerweile auch komplett freigegeben und kann von Sourceforge runtergeladen werden.

Ubuntu als Partner, nicht als Konkurrent

Ähnlich wird es sicherlich jetzt auch Canonical machen. Ubuntu wird vom Anschluss des Docks an einen HDMI-fähigen Monitor bzw. Fernseher als zweites System parallel zum Android gebootet und dann nun auf dem großen Display und nicht dem Handy gestartet.  So hat man die Vorteile „richtigen Desktop-Systems“ mit einem großen Display, Maus und Tastatur in einem kleinem Handy vereint.

Ich meine das ist der einzige Weg, den Linux auf mobilen Geräten gehen kann. In meinen Augen ist es richtig nicht gegen Android anzugehen, sondern sich eben auf seine Stärken zu besinnen und mit Android Linux auf dem Desktop neuen Schwung zu geben. Ein Ubuntu-Handy wird es gegen Android und iOS extrem schwer haben, zu groß ist die Konkurrenz, zu klein sind die Chancen. HP konnte mit WebOS keinen Fisch an Land ziehen, warum sollte es Canonical gelingen?

Von daher freue ich mich auf Ubuntu als Pilotfisch zu Android. Wir als Linux-User werden diese Entwicklung erstmal nur von außen beobachten können, Canonical spricht direkt die Handy-Hersteller als Know-How-Partner an und nicht den Endanwender, der Ubuntu als „App“ auf seinem Handy installieren könnte. Von daher muss man sich gedulden, bis es entweder entsprechende Firmwares gibt, oder eben fertige Geräte.

14 Kommentare

  1. Eine super Idee, ich hoffe das die Hersteller drauf einsteigen und entsprechende Geräte anbieten. Das könnte Ubuntu tatsächlich schnell einen große Verbreitung beschehren. Ich wüsste nicht was dagegen spricht, ist ein Win-Win Situation für alle.

  2. Vor allem müssen wir uns gedulden, bis es Quad-core Smartphones gibt.
    Für den Fernseher halte ich das schon für sinnvoll. Dann bringt man zukünftig nicht nur den Film, sondern auch das Mediacenter gleich mit 🙂
    Mal gucken wie es sich in der Praxis schlägt, denn wo ich keinen PC hab, hab ich auch keinen Monitor und beim Anschluss an Fernseher braucht man zum Arbeiten dann doch richtige Eingabegeräte.
    Aber auf alle Fälle ein schönes Feature, welches iOS und Win7/8 nicht bieten können.

  3. In diesem Modus ist das Atrix ein (fast) normales Linux. Es gibt ein Panel, es gibt Fenster, man kann die Fenster verschieben oder mini-/maximieren und es gibt bekannte Desktop-Anwendungen wie Firefox.

    Ich besitze selbst ein Atrix mit Multimedia-Dock und bin begeistert davon, aber von einem fast normalen Linux zu sprechen finde ich doch etwas übertrieben.
    Ja, es gibt ein Panel und auch verschiebbare Fenster. Man kann sogar Links in Mails auf dem Phone im Firefox des Webtop öffnen, aber das war es dann auch schon – auch wenn es eine coole Sache ist.
    Macht man aber mehrere Tabs im Firefox auf oder Seiten mit viel Flash, dann wird relativ schnell der RAM knapp und es macht keinen Spaß mehr. Am schlimmsten ist aber die Tatsache, dass außer Firefox eben keine andere Anwendung installiert ist und es keine weiteren Anwendungen installiert werden können.

    Also ist man auf andere Wege angewiesen, denn die Grundidee ist wirklich gut.

  4. Kein Problem 🙂
    Kleine Korrektur:

    Ubuntu wird vom Anschluss des Docks an einen HDMI-fähigen Monitor bzw. Fernseher als zweites System parallel zum Android gebootet und dann nun auf dem großen Display und nicht dem Handy gestartet Also ich habe das etwas anders verstanden. Da Ubuntu den Android Kernel verwenden soll wird Ubuntu sobald es im Dock ist als 2. Oberfläche gestartet. Prinzipiell wie eine zweiter XServer. Wobei ich mir vorstellen könnte, dass hier bereits Wayland zum Einsatz kommt. Denke nicht das der Android Displaymanager (hab vergessen wie der heißt) genutzt wird bzw. kompatible zu Ubuntu ist.

  5. Interessanter Ansatz .

    Allerdings halte ich die Dockingstation für ne große Hürde, wenn das alles mit wireless HDMI und Bluetooth eingabegeräten funktionieren würde wären die Nutzungsmöglichkeiten (Austauschbarkeit der nötigen Perepherie) weit größer als wenn man immer eine Dockinstation mit sich rumtragen müsste.

    Ich werde mir auf jeden Fall so ein Androidgerät mit zusätzlichem Ubuntu kaufen sofern es ein gewisse Verbreitung gefunden hat.

    Interessant wäre es wenn es Canonical dann noch schaffen würde Android Apps seemless auf dem PC unter Ubuntu zu verwenden wenn einem dann doch mal die Rechenleistung oder der Speicherplatz des Handys nicht ausreicht und man zu Hause ist. Idial wäre wenn man dann noch beides automatisch syncronisiren könnte, damit man zu Hause zwar die höhere Rechenleistung des PCs nutzen aber eine eingeschränkte version seiner Heiminstallation auch immer auf dem Handy dabei haben könnte.

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