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Der Online-TV-Rekorder BONG.TV unter Linux und Android

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Ich bin ja immer noch auf der Suche nach einer guten „Fernsehen über Internet“-Lösung. Zattoo bietet eine brauchbare Methode an, über das Internet fernzusehen, doch aufgrund der Flash-Streams ist das Bild unter Linux alles andere als flüssig. Die Performance, die schlechte Bildqualität und das dünne Angebot an Sendern in Deutschland machen Zattoo nicht wirklich interessant.

Als Alternative habe ich mich mal daher nach netzbasierten Videorekordern umgesehen. Recht bekannt ist ja onlinetvrecorder.com, doch diese Seite ist ein Usability-GAU. Ich kann nicht verstehen warum diese Page so populär ist. Von daher war ich happy Bong.TV entdeckt zu haben. Der Dienst ist zwar kostenpflichtig, dafür werbefrei, plattformübergreifend und recht komfortabel.

BONG.TV?

Bong.tv ist „nur“ ein Online-TV-Recoder, damit der Dienst nicht gegen die Rechte der TV-Sender verstößt, müssen Aufnahmen im Vorfeld der Ausstrahlung zur Aufnahme markiert werden. Live-Streams des aktuellen Programm sind leider nicht möglich. Leider sind die Sender über diese Video-Rekorder der nächsten Generation nicht gerade glücklich. Aktuell hat RTL eine Klage gegenüber BONG.TV eingereicht, so dass RTL aus dem Programm genommen werden musste. Ansonsten sind eigentlich alle interessanten Sender vorhanden.

Der BONG.TV Programmführer
Die aufgenommenen Sendungen

Die Auswahl von Sendungen ist recht bequem. Über einen TV-Guide können Sendungen mit einem Klick zur Aufnahme markiert werden. Wiederkehrende Sendungen lassen sich automatisch aufnehmen, so verpasst man keine Folge einer geliebten Serie. Wer unterwegs merkt, dass er vergessen hat eine Sendung zu programmieren, der kann das über die BONG.TVmobil Seite oder eine iPhone-Applikation über ein Smartphone nachholen.

Um BONG.TV nutzen zu können benötigt man einen (kostenpflichtigen) Account. Die Preise variieren je nach gebuchten Speicherplatz und Länge des Abos zwischen ~5€ und ~10€/Monat. Das Top-Angebot beinhaltet 30GB Platz und läuft über 12 Monate. Allerdings muss man nicht die Katze im Sack kaufen: Man kann BONG.TV 7 Tage lang uneingeschränkt nutzen, ohne dass man das Probe-Abo kündigen müsste.

Über den Gutschein-Code „LinuxUndIchSpecial“ (Kein Affiliate-Programm) könnt Ihr den Testzeitraum um fünf Tage verlängern. Ihr müsst den Code einfach nur in euer Profil eingeben. Tipps dazu geben die Support-Seiten von BONG.TV. Ihr könnt also BONG.TV zwölf Tage testen, ohne Angst haben zu müssen, dass ihr mit einem kostenpflichtigen Abo dasteht.

Genug getextet! Was taugt BONG.TV unter Linux?

Genug der allgemeinen Einleitung, die Frage ist: Wie gut taugt der Dienst unter Linux? Das Surfen auf der BONG.TV Seite ist unter Linux kein Problem. Fast die komplette Page kommt ohne Flash aus, nur wer eine aufgenommene Sendung über die Webseite abspielen möchte, der muss das Flash-Plugin von Adobe installiert haben. Leider schlägt aber hier bei mir dabei wieder das träge Flash zu. Im Vollbild ruckelt das abgespielte Video.

Abspielen einer Aufnahme im Browser

Allerdings muss man die Aufnahmen nicht zwangsläufig mit Flash im Browser abspielen. BONG.TV lässt einen die erstellte Privatkopie auch herunterladen. So kann man die DRM-freie Aufnahme archivieren, auf andere Rechner kopieren und bequem über Totem/Kaffeine/VLC und Co. abspielen. Die Aufnahmen sind mit H.264/AAC codiert und stehen in zwei Qualitäten zur Verfügung. VLC spuckt folgende Daten für die Aufnahmen aus…

LQ (h264, aac):
VIDEO:  [H264]  320x240  24bpp  25.000 fps  352.1 kbps (43.0 kbyte/s)
AUDIO: 48000 Hz, 2 ch, s16le, 93.4 kbit/6.08% (ratio: 11671->192000)
HQ (h264, aac):
VIDEO:  [H264]  544x576  24bpp  25.000 fps  1424.3 kbps (173.9 kbyte/s)
AUDIO: 48000 Hz, 2 ch, s16le, 125.3 kbit/8.16% (ratio: 15667->192000)

Der Download von Sendungen geht recht flott vonstatten. Eine 162MB große Aufnahme wurde bei mir in weniger als zwei Minuten mit rund 2,1MB/s heruntergeladen. Man muss also nicht lange warten bis eine Aufzeichnung auf der Platte liegt.

Allerdings kann es ein paar Minuten dauern, bis eine Aufzeichnung zum Download verfügbar ist. In meinen Test lies sich eine 30 minütige Sendung, die um 22:45 begonnen hat erst gegen 23:45 herunterladen. Das Aufbereiten der Sendung dauert also wohl rund 30 Minuten.

BONG.TV Community

Rund um BONG.TV scheint sich auch eine Community zu bilden, die Anwendungen für den Dienst entwickelt. Eines von diesen Programmen wäre der BongLoader, der automatisch Aufnahmen von BONG.TV herunterladen und auf dem Webspace löschen kann. So könnt Ihr euren Speicherplatz automatisch leeren und Platz für neue Aufnahmen schaffen.

Da das Programm mit Java geschrieben wurde, ist es auch unter Linux lauffähig. Das Programm ist in einen Client und einen Server geteilt. Es bietet sich daher an den BongLoader auf einem kleinen Heimserver laufen zu lassen und via BongRemote ab und zu nach dem Rechten zu sehen.

Der BongLoader in Aktion

Zur Installation möchte ich gar keine großen Worte verlieren, Ihr müsst nur das Archiv herunterladen, entpacken und Java installiert haben. Danach könnt Ihr die Programme über Java starten. Wundert euch nicht, dass beim Start des BongLoaders nicht viel passiert. Das Programm besitzt keine GUI, so dass es auch auf einem Server ohne Desktopumgebung laufen kann.

$ java -jar BongLoader*.jar
$ java -jar BongRemote*.jar

Des weiteren findet sich im Netz ein Projekt, dass den Betrieb von BongLoader auf einem Synology DS209 NAS schildert. Auf dem Blog The Bong.TV Project wird beschrieben, wie man den BongLoader auf der DS209 laufen lassen kann und so ohne einen laufenden Rechner automatisch aufgenommene Sendungen runterladen kann.

BONG.TV und ein Android-Handy?

Wie schon in der Einleitung gesagt gibt es eine speziell angepasste Webseite für BONG.TVmobile und eine Applikation für iPhones, um BONG.TV auch von Smartphones aus nutzen zu können. Eine Applikation für Android ist laut Pressestelle in Arbeit, allerdings gibt es noch keinen Zeitplan für die Android-App. Von daher muss man sich bislang mit der per HTML5 erstellten „mobilen Webseite“ zufrieden stellen.

Über Sie könnt Ihr neue Aufnahmen programmieren und eure aufgenommenen Sendungen auch auf dem Smartphone abspielen. In der Praxis funktionierte das auch recht gut, das Fehlen einer App ist nicht wirklich schlimm. Allerdings sollte man Filme nur über WLAN oder eine dickere Flatrate abspielen. Rechnet man für den Stream mit Audio und Video mit 450kbit/s, so „kostet“ das Abspielen einer Aufnahme rund 200MB/Stunde an Übertragungsvolumen.

Einen Haken konnte ich beim Abspielen von 4:3 Aufnahmen auf meinen HTC Desire bemerken. Das Video wird beim Abspielen zusammengestaucht. Auch hier habe ich von der Pressestelle die Info bekommen, dass man das Problem kennt und dran arbeitet. Angeblich liegt das Ganze am Media-Player von Android.

BONG.TV auf dem TV-Gerät?

In letzter Konsquenz sollte so ein Online-TV-Rekorder auch direkt auf dem Fernseher laufen. Auch daran wird aktuell von BONG.TV gearbeitet. Bei der Samsung Smart TV Challenge hat man den dritten Platz gemacht, so dass wohl Samsung geholfen hat eine Applikation für Internet@TV fähige TV- und Bluray-Geräte zu entwickeln.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=V6atFGNdNsc

Die Anwendung steht noch nicht zur Verfügung, sie muss erst noch durch Samsung geprüft werden. Sobald diese Prüfung erfolgreich abgeschlossen ist, wird die App kostenlos für jeden Internet@TV bzw. SmartTV Fernseher und BluRay Spieler von Samsung über das OnScreen-Menü zu laden sein.

Bei der Modellvielfalt von Samsung ist es leider ein bisschen schwierig herauszufinden welche Geräte nun dieses Internet@TV-Feature unterstützen. Der einfachste Weg führt wohl über Samsung.de -> Produktberater Fernseher -> Frage 3 -> Internetzugang mit Apps oder bspw. über Amazon Samsung-TVs mit Internet@TV.

Die billigsten Geräte wie der Samsung LE32C650 (32 Zoll) mit Internet@TV liegen aktuell bei rund 500 Euro. Die Kosten sind mir persönlich eigentlich deutlich zu hoch, aber sobald die App da ist werde ich wohl mal in den nächstgelegenen Elektronikmarkt gehen und die App auf einem Vorführgerät ansehen. Hoffentlich lassen die einen an den Geräten ein bisschen frickeln 😉

Einschränkungen/Kritik/Haken?

Was mich etwas stört ist dass Aufnahmen automatisch als LQ- und HQ-Version auf dem Speicherplatz abgelegt werden. So sind die 10GB Speicherplatz nach rund 8h aufgenommenen Video schon voll. Eigentlich sollte man in den Optionen (oder besser noch individuell pro Aufnahme) bestimmen können, in welcher Qualität eine Sendung aufgenommen werden soll. So könnte man den Speicherplatz besser ausnutzen.

Des weiteren nimmt BONG.TV nicht in FullHD auf. Klar, so eine Aufnahme würde den Speicherplatz extrem schnell ausreizen, doch alleine die Option für eine FullHD-Aufnahme zu haben wäre eine tolle Sache.

Bleibt noch die Frage zur Laufzeit des Abos. Wie man am Streit zwischen BONG.TV (und auch andere Online-TV-Rekorder) und RTL sehen kann, sind die Sender über diese Angebote nicht glücklich. Die Anbieter berufen sich auf die legale Privatkopie und die Sender brüllen gleich wieder Raubkopie. Wie und in welchem Umfang BONG.TV die Sender anbieten darf entscheiden am Ende eventuell die Gerichte.

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11 Kommentare

  1. Danke für den Tipp, werd‘ ich mir mal anschauen. Nutze im Moment den OTR. Die Benutzerfreundlichkeit bei OTR hat sich schon wesentlich gebessert. Auch finde ich die Community und die ganzen Schnittlisten für Werbefreie Aufnahmen super praktisch. Inzwischen kann man ja auch die Filme direkt geschnitten herunterladen. Die Möglichkeit, die Aufnahmen per FTP-Push auf das Nas schieben zu lassen ist super praktisch. Hab einen guten „Workflow“ gefunden und verbringe kaum mehr als 30 Minuten in der Woche auf der Seite.
    Und beim OTR gibt es noch US-Sender 🙂

    greets

  2. Ich kann mich mit Online-TV-Recordern einfach nicht anfreunden. Jeder PC mit TV-Karte dient i. V. m. DVD-T als Fernseher und als Aufnahmegerät. Den Rest erledigen separate Recorder, die auch schon für wenig Geld bei Auktionshäusern zu haben sind. Dauerhaft zahlen würde ich für das von einigen wenigen Ausnahmen abgesehen fast durchweg schlechte Programm keineswegs.

  3. Wie sieht das denn aus mit Werbung rausschneiden aus?

    OTR selber benutze ich, ohne auf deren Seite zu gehen, alles über dritt Anbieter. Funktioniert super

  4. Neben OTR gibt es als weitere (kostenpflichtige) Alternative noch Save.TV. Ebenfalls mit Testmöglichkeit und einer Aufnahmekapazität von 3000 Minuten und natürlich auch unter Linux nutzbar.

    • Gibts auch die Möglichkeit Aufnahmen über ein Smartphone bequem zu steuern und zu betrachten? Gerade das finde ich bei BONG.TV eigentlich recht praktisch. So muss man den Recorder nicht immer vom Desktop aus steuern.

  5. Danke für den Tipp, die Winterzeit ist fast vorbei und so erwachen die Baustellen wieder zum leben. Damit habe ich nicht immer Zeit gewünschte Filme zu sehen. Ich schau mir mal den Dienst an und prüfe ob es mir zusagt.

    mfg

  6. Ich bin dennoch OnlineTVRecorder.com Fan.
    Für 50 ct. im Monat kann ich per GIA Whishlist nachträglich fast alles was im TV lief herunterladen ohne es extra einzeln programmiert haben zu müssen. Mittlerweile gibt es die Sendungen dort auch schon uncodiert, so dass ich sie mit AVIDemux nur noch schneiden muss. (Gerade bei der HD Version sollte man das selbst machen damit man die Keyframes erwischt und die Dateien korrekt geschrieben werden.) Meistens benutze ich OTR aber für Dokus von Arte, 3Sat, Phönix und co.

  7. Bong.tv in Kombination mit einer Synology Diskstation und dem WD TV Live ist für mich einfach super:
    die DS läd die Aufnahmen über den von Bong.tv erstellten RSS Feed automatisch runter, die Dateien kopiere ich per Hand in den „video“ Ordner und dann wird alles per WD TV angeguckt. 🙂

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