Es gibt ein paar wenige Programme, die mir wirklich am Herz liegen. Eines davon ist das Screenshot-Tool Shutter. Für mich ist das Programm wirklich wichtig, da ich als Blogger und Autor regelmäßig Screenshots erstellen muss. Das funktioniert natürlich mit zahlreichen anderen Anwendungen auch, zudem bieten die Desktopumgebungen wie KDE oder Gnome integrierte Tools, doch Shutter besitzt ein paar Funktionen, auf die ich einfach nicht verzichten möchte. Lange Zeit war es um das Programm ziemlich still. Da es auf veraltete Perl-Bibliotheken aufsetzte, flog es sogar auch aus den Paketquellen zahlreicher Distributionen. Inzwischen ist das Programm jedoch wieder auf einem aktuellen Stand angekommen und nutzt die GTK3-Libraries. Als Alternative für KDE-Nutzer bietet sich das Programm Ksnip als Alternative an, das ebenfalls viele Funktionen über das simple Erstellen von Screenshots hinaus bereitstellt.

Shutter für Gnome-User

Mit dem Update Anfang des Jahres auf Version 0.95 ist das Projekt auf Github umgezogen, zudem wurden die Perl-Abhängigkeiten aktualisiert, was die Entwicklung erleichtert und die Software auf die Zukunft vorbereitet. In der Version 0.96 danach, haben die Entwickler die Oberfläche auf GTK3 aktualisiert, wodurch die Paketbauer das Projekt wieder in die Paketquellen der großen Distributionen integrieren konnten, da inzwischen viele Distributionen auf GTK2-Bibliotheken verzichten. Unter Arch Linux lässt sich Shutter daher endlich wieder ohne das AUR direkt über ein sudo pacman -S shutter installieren — natürlich auch über die Paketverwaltungs-Frontends wie etwa Pamac. Für Ubuntu und Co. betreiben die Entwickler zum Teil eigene Paketquellen, im Fall von Ubuntu in Kooperation mit dem Blog Linuxuprising.com eine PPA-Paketquelle. Sämtliche Installationsvarianten erklärt das Projekt auf seiner Homepage.

Der Vorteil von Shutter liegt darin, dass das Programm nicht nur Screenshots schießt, sondern diese auch noch verwalten und bearbeiten kann. Dazu zeigt die Anwendung im Hauptfenster eine Übersicht an. Praktisch ist, dass man nicht nur einen Screenshot eines Fensters, des Desktops oder einer Auswahl auslösen kann, sondern Shutter auch den letzten Screenshot mit einem Klick auf das erste Icon links wiederholt. Das hilft beim Erstellen von Dokumentationen zu Programmen, bei denen man nicht nur das Anwendungsfenster, sondern auch ein bisschen vom Desktop drumherum im Bild haben möchte. Beim Update auf die aktuelle Version fiel mir auf, dass die Screenshots übelst verpixelt und mit Artefakten übersät waren: Ich musste in den Einstellungen unter Allgemein den Dateityp noch auf PNG ändern.

Im Anwendungsfenster lassen sich die letzten Screenshots verwalten.
In den Einstellungen sollte man als Dateityp natürlich PNG wählen.

Super hilfreich ist auch die Möglichkeit, die von Shutter geschossenen Screenshots direkt im Programm weiterzubearbeiten, ohne dass man Gimp und Co. bemühen muss. Dazu öffnet man einfach nur das entsprechende Bild und geht ganz rechts auf Bearbeiten. So könnt Ihr zum Beispiel Bereiche verpixeln oder komplett unkenntlich machen — Verpixelungen lassen sich in gewissen Grenzen wiederherstellen. Auch andere nützliche Werkzeuge wie Linien, Boxen und Kreise oder Pfeile sind mit im Programm. Für Anleitungen praktisch sind auch die fortlaufend nummerierten Ziffern in den Kreisen. So muss man sich Bilder zu Texten wie „Tippen Sie auf Schalter (1) und dann auf (2)“ einfach nur zusammenklicken.

Im Editor lassen sich die erstellten Sreenshots schnell nachbearbeiten.

Der aktuell noch größte Nachteil an Shutter liegt darin, dass das Programm noch nicht mit dem Display-Server Wayland zurechtkommt, der unter Gnome generell und auch Distributionen wie etwa Ubuntu inzwischen Standard ist. An dem Problem wird seit einiger Zeit bearbeitet, doch der entsprechende Bug-Report auf Github kommt nicht so schnell voran. Startet man Shutter unter Wayland, dann deaktiviert das Programm alle Screenshot-Funktionen, bis auf das Ablichten des kompletten Desktops. Ein Klick darauf startet den in Gnome integrierten Screenshooter, der dann das Bild des kompletten Desktops an Shutter durchreicht. Als Workaround bleibt einem nichts anderes übrig, als auf den klassischen Xserver umzustellen. Dazu müsst Ihr Euch vom Desktop abmelden, im Displaymanager (bei Gnome auf dem Desktop in der Regel GDM) auf das Einstellungs-Icon gehen und dann eben auf Gnome unter Xorg umstellen.

Ksnip für KDE-User

Mit noch mehr Funktionen und auch generell ein wenig runder arbeitet Ksnip, ein Programm, das — wie der Name schon andeutet — eher unter KDE zu Hause ist. Die Anwendung ist im Vergleich zu Shutter deutlich jünger, findet sich allerdings bereits in den Paketquellen der meisten aktuellen Distributionen. Die gerade aktuelle Version Ksnip 1.9.1 bekommt man nur bei Rolling-Release Distros wie Arch Linux oder Manjaro, ab Debian 12 oder Ubuntu 21.04 ist das Programm in einer älteren Ausgabe in den Paketquellen enthalten. Wer unter Ubuntu die neuste Version installieren möchte, kann auf die PPA-Paketquelle der Entwickler zurückgreifen. Optional gibt es auch Installationspakete für DEB- und RPM-basierte Distributionen auf der Github-Seite des Projekts

$ sudo add-apt-repository ppa:nemonein/ksnip
$ sudo apt update
$ sudo apt install ksnip

Bei der Auswahl der Funktionen haben sich die Entwickler von Ksnip eine ordentliche Portion bei Shutter abgeschaut: So bietet auch Ksnip die Möglichkeit gerade geschossene Screenshots zu wiederholen (unter Neu | Letzter rechteckiger Bereich) und Bildbereiche mit fortlaufenden Nummern zu markieren. Unterm Strich setzt Ksnip die Bearbeitungsfunktionen jedoch eine ganze Hausnummer ansprechender um. Das Programm hinterzeichnet so zum Beispiel Objekte wie Pfeile oder die Nummern mit einem Schlagschatten, was die Screenshots nochmal wesentlich professioneller aussehen lässt. Und auch Wayland stellt für Ksnip kein Problem dar, die Anwendung arbeitet auch unter Gnome mit Wayland ohne Komplikationen und Einschränkungen.

Ksnip bietet wie Shutter einen Modus zum Bearbeiten der Screenshots.
Ksnip bietet wie Shutter eine umfangreiche Funktion zum Bearbeiten der Screenshots.

Praktisch ist auch das „Zielfernrohr“ beim Erstellen einer Auswahl. Die Vergrößerungsfunktion mit Fadenkreuz erspart einem später das Zuschneiden des Screenshots in einer Bildbearbeitung oder im Bearbeitungsmodus. Für Gnome-User gibt es an dieser Stelle allerdings einen kleinen Haken: Das Fadenkreuz erscheint nur in einer klassischen X11-Sitzung, unter Wayland muss man sich mit dem roten Rahmen zufriedengeben. Auf einem Gnome-System gestartet, solltet Ihr auch unter Optionen | Einstellungen | Anwendung | Tray Icon den Haken bei Benutze Tray Icon entfernen, sonst verabschiedet sich Ksnip bei einem Klick auf das Schließen-Icon im Nirwana, da Gnome die Tray-Bar schon vor einer ganzen Weile abgeschafft hat.

Für viele Nutzer ist es sicherlich auch nützlich eigene Icons oder Wasserzeichen in die Screenshots zu integrieren. Dazu öffnet Ihr wieder die Einstellungen und geht dort in den Abschnitt Annotator | Aufkleber beziehungsweise Wasserzeichen. Als Aufkleber könnt Ihr eigene SVG-Dateien hinzufügen. Schaltet Ihr dann noch unten im Dialog die Option Standard-Aufkleber nutzen ab, könnt ihr diese Bilder über das Smiley-Icon links unten in der Werkzeugleiste in den Screenshot einbauen, ähnlich wie einen Stempel. Für das Wasserzeichen braucht ihr hingegen ein teiltransparentes PNG-Bild. Über Bearbeiten | Wasserzeichen hinzufügen legt Ihr das Bild dann über den Screenshot.

Ksnip erleichtert das Erstellen von präzise ausgerichteten Screenshots über das "Zielfernrohr".
Ksnip erleichtert das Erstellen von präzise ausgerichteten Screenshots über das „Zielfernrohr“.

In Zukunft werde ich mit Ksnip arbeiten, auch wenn ich mich sehr freue, dass es mit Shutter wieder weiter geht. Das Programm bietet aktuell einfach das beste Paket unter den Screenshootern: Sehr gute Screenshot-Funktion, die beste integrierte Bildbearbeitung und kaum Probleme oder Einschränkungen beim Einsatz unter Wayland. Alternativen wie etwa Flameshot sind mir persönlich ein wenig zu bunt oder haben wie Shutter noch Schwierigkeiten mit Wayland. Die Entwickler von Flameshot etwa bezeichnen den Support für Wayland unter Gnome und KDE noch als experimentell. Wer nach noch mehr Alternativen sucht, der wird im Wiki von Arch Linux fündig. Der Artikel listet so gut wie jede Option auf, ob mit oder ohne grafische Oberfläche.

2 Kommentare

  1. Hi Christoph,
    erstmal finde ich es super, daß Du Deinen Blog wieder aktiviert hast, ich war früher regelmäßiger Leser hier und war neulich schon freudig überrascht, als mal wieder der RSS-Feed aufploppte 🙂
    Danke für diesen Artikel, ich habe zu meinen Ubuntu/Unity-Zeiten immer mit Shutter gearbeitet, aber seit ich auf KDE neon umgestiegen bin, klappt es mit Shutter nicht mehr so recht, auch nicht in der neuen Version. Es dauert bei mir immer mehrere Sekunden, bis ein Screenshot erstellt wird, ganz komisch.
    Aber ksnip sieht ja wirklich super aus, es war auf meinem System sogar schon installiert, und ich kann es auch nur jedem empfehlen als Ersatz für KDEs Spectacle. Spectacle funktioniert zwar eigentlich sehr gut, aber mir fehlen wirklich die Komfortfunktionen, um Screenshots mit Anmerkungen zu versehen.
    Viele Grüße
    Daniel

    • Hi Daniel! Ich freue mich sehr, dass ihr mich nicht aus euren Feedreadern geworfen habt 😀 Die aktuellen Artikel sind aktuell eher noch Testballons, ob technisch noch alles so läuft, wie es soll. Unter der Haube musste ich nach der Auszeit einiges aufräumen und auf den aktuellen Stand bringen. In Zukunft versuche ich pro Woche ein oder zwei Artikel zu bringen. Zu Ksnap: Freut mich, dass ich dir was Neues zeigen konnte! Viele Grüße, Christoph.

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