Vor ein paar Wochen habe ich euch Gradia vorgestellt. Damals noch in Version 1.1.0 als reines Tool zum nachträglichen Aufhübschen von Screenshots. Das Programm konnte bereits vorhandene Bilder auf ansprechende Hintergründe setzen und mit Schatten versehen, aber Screenshots selbst erstellen? Das musste man noch mit anderen Tools erledigen.

Mit Version 1.4 hat sich das grundlegend geändert. Gradia ist in riesigen Schritten jetzt ein vollwertiges Screenshot-Tool mit integrierten Bildbearbeitungsfunktionen geworden – ähnlich wie etwa Shutter oder Ksnip. Der große Unterschied: Gradia konzentriert sich nach wie vor darauf, aus schlichten Screenshots ansprechende Grafiken zu machen.

Der neue Startscreen von Gradia 1.4 zeigt eine übersichtliche Benutzeroberfläche mit direkten Optionen für Screenshots und die wichtigsten Bearbeitungsfunktionen auf einen Blick.
Der neue Startscreen von Gradia 1.4 zeigt eine übersichtliche Benutzeroberfläche mit direkten Optionen für Screenshots und die wichtigsten Bearbeitungsfunktionen auf einen Blick.
Jetzt mit vollwertigem Editor: Gradia 1.4 bietet umfangreiche Annotation-Tools wie Pfeile, Text, Formen und Hervorhebungen direkt in der Benutzeroberfläche für die Bildbearbeitung.
Jetzt mit vollwertigem Editor: Gradia 1.4 bietet umfangreiche Annotation-Tools wie Pfeile, Text, Formen und Hervorhebungen direkt in der Benutzeroberfläche für die Bildbearbeitung.

Was ist neu seit Version 1.1.0

Der wichtigste Unterschied zur frühen Version: Gradia kann jetzt selbst Screenshots erstellen. Das passiert entweder über den Button in der Anwendung oder – eventuell sogar praktischer – über Kommandozeilenparameter. Mit dem folgenden Kommando startet ihr die interaktive Bereichsauswahl, alternativ erstellt ihr sofort einen Vollbild-Screenshot.

$ flatpak run be.alexandervanhee.gradia --screenshot=INTERACTIVE
$ flatpak run be.alexandervanhee.gradia --screenshot=FULL

Das kann man auch dazu verwenden via Shortcuts Screenshots aufzunehmen und anschließend umgehend Gradia mit dem gerade erstellten Bild zu starten. Öffnet dazu in GNOME Einstellungen » Tastatur » Tastenkürzel anzeigen und anpassen » Eigene Tastenkürzel. Dort tragt ihr dann etwa folgendes ein.

  • Name: „Screenshot mit Gradia“
  • Befehl: flatpak run be.alexandervanhee.gradia --screenshot=INTERACTIVE
  • Tastenkombination: Zum Beispiel Strg + Druck (der Shortcut sollte eigentlich noch frei sein)

So wird Gradia zum direkten Ersatz für andere Screenshot-Tools, nur dass das Ergebnis direkt zur weiteren Bearbeitung bereitsteht. Im Hintergrund greift Gradia auf das Screenshot-Portal von Wayland zu, sodass es zu keinen Problemen mit dem modernen Display-Server-Protokoll kommt.

Dazu kommen die Bildbearbeitungsfunktionen, die man von ähnlichen Tools kennt: Annotationen, Markierungen, Pfeile, Text und Formen. Gradia kombiniert diese Standard-Werkzeuge mit seinem ursprünglichen Ansatz – dem Aufhübschen durch Hintergründe und Effekte.

Bildbearbeitung mit Potenzial

Die neuen Annotation-Tools decken die üblichen Verdächtigen ab: Stift, Text, Linien, Pfeile, geometrische Formen, Hervorhebungen und die Möglichkeit, Bereiche unkenntlich zu machen. Für schnelle Markierungen und einfache Erklärungen reicht das vollkommen aus.

Allerdings merkt man noch, dass diese Funktionen relativ neu sind. Feineinstellungen, die man von etablierten Tools wie Shutter gewohnt ist, fehlen noch: Die Liniendicke lässt sich nicht anpassen, bei Texten kann ich nur die Schriftart ändern, aber nicht die Größe oder einen Schlagschatten hinzufügen. Das ist nicht dramatisch, aber für detailliertere Annotationen durchaus spürbar. Einen Verbesserungsvorschlag dazu gibt es bereits.

Die Stärke liegt nach wie vor in der visuellen Aufbereitung. Ein Screenshot bekommt durch die Hintergrund-Optionen, Schatten und anpassbare Seitenverhältnisse schnell ein professionelles Aussehen – ohne dass ich mich durch komplexe Menüs klicken muss.

Blitzschnelle Entwicklung

Gradia hat sich von einem Nischen-Tool für die visuelle Aufbereitung zu einem vollwertigen Screenshot-Programm entwickelt. Die Integration der Bildbearbeitungsfunktionen ist gelungen, auch wenn hier noch Raum für Verbesserungen bleibt.

Wer bereits die frühere Version nutzte, sollte definitiv ein Update machen. Die neuen Funktionen erweitern die Einsatzmöglichkeiten erheblich, ohne die ursprünglichen Stärken zu verwässern. Für neue Nutzer ist Gradia jetzt eine ernstzunehmende Alternative zu etablierten Tools wie Shutter oder Ksnip – mit dem besonderen Fokus auf ansprechende Optik.

Ihr findet die aktuelle Version wie gewohnt auf Flathub und könnt den Quellcode auf GitHub einsehen. Unter Arch und seinen Derivaten lässt sich die aktuelle Version von Gradia auch alternativ über das AUR installieren, so spart man sich die doch recht umfangreichen Abhängigkeiten von Flatpaks.

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leachimus

Sehr cool, der Anfang ist gemacht. Jetzt muss man die Screenshot-Funktion nur vollumfänglich noch in die GUI einbauen, dann passt das.