Was wurde aus den „Open Source“-Plänen des Humble Indie Bundles?

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Auf zahlreichen Seiten kann man ja schon nachlesen, dass es das Humble Indie Bundle in eine Dritte Ausgabe geschafft hat. Wie üblich bekommt der Käufer des Bundles eine Reihe Spiele, zu einem Preis den der Käufer selber bestimmen kann. Wie üblich geht ein großer Teil der Einnahmen an die NGOs Electronic Frontier Foundation und Child’s Play und wie üblich sind auch diesmal die Linux-User die spendabelsten Käufer. Diesmal gibt es eine Art „Special“, das nur Spiele des finnischen Labels Frozenbyte enthält. Konkret wären dies Trine, Shadowgrounds, Shadowgrounds Survivor und nach Fertigstellung Splot, sowie als „Bonus“ das eingestellte Projekt Jack Claw (Nur Windows-Binaries), das inklusive des Quellcodes bereitgestellt wird. Es ist ja nicht das erste mal, dass der Quellcode eines der Humble-Spiele veröffentlicht wird, bislang gab es in jedem Bundle mindestens ein Spiel dessen Code freigegeben wurde, doch was ist bislang mit dem Code passiert? Hat die FOSS Community von den Freigaben profitiert?

Beim Start des ersten Humble Indie Bundle wurde der Plan manche Spiele als Open Source freizugeben nicht direkt bekannt gegeben. Nur aufmerksame Betrachter konnte im Video zum Bundle bei Minute 1:17 die Ankündigung „If we raise over 1.000.000 USD then Gish, Penumbra Overture and Lugaru will release their source code!“ entdecken. Der Satz wurde wohl nach der Erstellung des Videos wieder von der Homepage entfernt.

Wurden die Versprechen erfüllt?

Da der Ertrag mit fast 1,3 Millionen Dollar die genannte Grenze deutlich überschritten hat sind, waren die drei Label in der Pflicht ihr Versprechen war zu machen, der sie auch ordentlich nachgekommen sind. Das zweite Bundle war in Betracht auf die FOSS-Community leider nicht so großzügig, nur der Code eines Spiels soll veröffentlicht werden. Bislang gab es dazu jedoch nur die Ankündigung, die Freigabe erfolgt dann wenn die Freigabe erfolgt. Über Twitter @Humble wird man diesbezüglich auf dem Laufenden gehalten

Humble Indie Bundle #1:

Humble Indie Bundle #2:

  • Braid (Jonathan Blow/Number None Studios): Weiterhin proprietär
  • Cortex Command (Data Realms LLC): Weiterhin proprietär
  • Machinarium (Amanita Design): Weiterhin proprietär
  • Osmos (Hemisphere Games): Weiterhin proprietär
  • Revenge of the Titans (Puppy Games): Ankündigung – Bislang nicht veröffentlicht

Was die Freigabe der Quellen der Spiele bewirkt hat, ist schwer nachzuvollziehen. Keines der Spiele hat es in die Paketquellen von Debian geschafft. Auch wurde oft „nur“ der Quellcode freigeben, aber nicht das Artwork. So kann man das Spiel natürlich nicht eigenständig bauen und/oder über die Paketquellen der Linux-Distributionen verteilen.

Was passierte nach der Freigabe des Codes?

Positive wie auch negative Erfahrungen hat Wolfire Games mit der Veröffentlichung des Codes zu Lugaru gemacht. Auf der einen Seite wurde das Spiel auf den Amiga portiert, ohne die Freigabe des Codes wäre dies mit Sicherheit nicht passiert. Alles andere als glücklich war Wolfire jedoch mit dem Erscheinen einer von der Open-Source Version abgeleiteten Variante von Lugaru HD im App-Store von Apple.

Ein recht dreister Entwickler versuchte Lugaru HD unter dem Namen „Lugaru“ für $1.99 anstatt $9.99 zu verkaufen. Unter Berufung auf die GPL wähnte sich der Entwickler im Recht das Spiel auch unter eigener Regie vertreiben zu können. Allerdings steht nur der Quellcode von Lugaru offen, sämtliche Markenrechte und Urheberrechte am Artwork verbleiben bei Wolfire. Somit ist auch ein weiterer Vertrieb des Spiels nicht ohne weiteres möglich.

Was bleibt also von der Freigabe des Quellcodes übrig? Für den Endanwender auf den ersten Blick leider nicht viel. Man kann die Spiele nicht bequem über die Paketverwaltung, auch sind die Spiele nicht anderweitig frei verfügbar. Wer die „Open-Source“ Spiele nicht mit dem Bundle erworben hat, der muss sie bei Interesse kaufen.

Blender als IllusionMage relabelt

Für die Spiele-Labels ergibt sich wohl ein gemischtes Gefühl, auf der einen Seite profitieren sie durch die Freigabe von durch die Community entwickelten Mods und Portierungen. Auf der anderen Seite schwebt wohl immer die Angst mit, dass sich die „großzügige“ Freigabe des Codes irgendwie rächt.

In meinen Augen ist diese Sorge jedoch unbegründet, das Geschehene rund um die gerippte Version von Lugaru zeigt eigentlich dass gerade für Spiele die Freigabe des Codes unter der GPL gut funktioniert, denn ohne die Story, das Artwork und sonstige „Kunst“ im Spiel, kann ein solcher Rip nicht legal funktionieren.

Da haben es „herkömmliche“ Programme wie bspw. Blender schwieriger. Hier müssen solche Abzocker einfach nur den Namen und das Logo austauschen und schon können sie mehr oder minder sorgenfrei die umbenannte Versionen von Blender unter den Namen 3DMagix oder IllusionMage mit kräftigem Gewinn verkaufen. Der Dumme ist dabei leider primär der auf diese Abzocker reingefallene Kunde.

Letztendlich profitiert jedoch die gesamte FLOSS-Community von diesen Freigaben. Entwickler freier Spiele können bewährten Code bestehender Projekte zugreifen und/oder die Engines dieser Spiele verwenden. Mir ist zwar noch kein Projekt bekannt, dass die Sourcen aus den im Rahmen der Indie-Bundles freigegebenen Spielen verwendet (habt Ihr vielleicht Informationen dazu?), doch wenn man die Reaktionen in den Blogs der Spiele-Labels liest, dann gibt es viele Interessenten so dass früher oder später sicherlich mit interessanten Projekten zu rechnen ist.

8 Kommentare

  1. Soweit ich das verstanden habe, ist das nicht das „Humble Indie Bundle #3“, sondern eben das „Humble Frozenbyte Bundle“.

    Das „echte“ indie bundle #3 kommt erst.

  2. Ich will endlich Steam auf Ubuntu haben 🙁 Shadowgrounds läuft wie in dem Video angegeben auch Mac und Linux und für Mac ist es auch in Steam diese Woche zu kaufen. Der Mehrauwand kann doch nicht so groß für Valve sein.

  3. Im Falle von Lugaru HD habe ich von der Veröffentlichung eindeutig profitiert, denn das Spiel ist nun unkompliziert und frei via PlayDeb zu installieren.

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