Im Rahmen des Intel TestIt!2011 Programms konnte ich mir ein Asus K53SV (Amazon) für eine Woche ausleihen, so dass ich mal wieder in den Genuss eines „Bleeding Edge“ Gerätes kommen konnte. Das Gerät ist mit einer so genannten Hybrid-Grafikkarte ausgestattet, bei der für den „normalen“ Desktop-Betrieb eine im Intel-Chipsatz eingebaute Grafikkarte den Job, das Bild das Display zu zaubern, übernimmt. Erst wenn Spiele oder HD-Videos aufwändige Rechenpower anfordern, wechselt das System nahtlos auf die zusätzlich eingebaute Nvidia GeForce GT 540M Grafikkarte. Nvidia nennt dieses Zusammenspiel beider Grafikkarten Optimus Technologie. Man verspricht sich dadurch längere Akkulaufzeiten und ein leise laufendes System. Vor rund 7 Monaten hat ein Nvidia-Angestellter in Bezug auf den Linux-Support von Optimus im Nvidia-Forum gesagt „We have no plans to support Optimus on Linux at this time“, von daher war ich gespannt was sich in der Zwischenzeit getan hat.
Doch erst einmal ein paar Worte zum Gerät selber. Das Asus K53SV richtet sich an das gehobene Mainstream-Publikum. Das Notebook ist ordentlich verarbeitet und macht auch einen recht wertigen Eindruck. Die Handauflage aus Alu bleibt schön kühl und auch beim Deckel kommt man endlich wieder weg von der Klavierlack-Optik der vergangenen Jahre. Der Deckel ist zwar „nur“ aus Kunststoff, macht aber dank der geriffelten Optik einen soliden und wertigen Eindruck.
Der Marktpreis des Asus K53V liegt derzeit bei rund 700 Euro. Dafür bekommt man eine Intel Core i5 2410M CPU mit Sandy Bridge Chipsatz, 4GB DDR3 RAM, eine 500GB Platte, eine eingebaute Webcam mit 0.3MP, schnelles Draft-N WLAN, natürlich auch Gigabit-LAN und eine Chiclet-Tastatur auf der es sich gut Tippen lässt. Das optisches Laufwerk ist ein Kombi-Gerät mit BluRay und DVD-Brenner und das spiegelnde Display misst 15,6 Zoll bei 1366×768 (16:9) Pixeln. Alles in allem also aktueller Stand der Technik, interessant ist natürlich die Frage: Wie läuft’s unter Linux?
The good: LAN, WLAN, Audio, Webcam
Zum Test habe ich Ubuntu Natty 11.04 auf dem Gerät installiert. Die Installation lief vom USB-Stick in rund 45 Minuten durch, wobei automatisch alle schon verfügbaren Updates installiert wurden. Auf den allerersten Blick macht das X53E unter Natty gar keine SOOO schlechte Figur. Dank der eingebauten Intel-Grafikkarte startet nach dem Einloggen sofort der umstrittene Unity-Desktop. D.h. die 3D-Beschleunigung der Intel-Grafikkarte wird ohne Probleme unterstützt.
Auch das Netzwerken war ohne Nacharbeiten sofort möglich. WLAN und LAN standen schon während der Installation zur Verfügung. Auch der 4-in-1 Kartenleser ( SD/MS/MS Pro/MMC) tat mit einer SD-Karte aus meinem Fundus sofort. Die 0,3MP Webcam funktionierte sowohl mit Cheese wie auch Skype sofort und ohne weitere Basteleien. Um das Bild komplett zu machen würde nur noch Bluetooth fehlen, allerdings verzichtete Asus beim X53E auf den Blauzahn-Funk.
Im nächsten Schritt musste das X53E zeigen, was seine Multimedia-Ausstattung unter Linux wert ist. Audio/Video-Dateien konnten unter Natty ohne Probleme abgespielt werden. Die verbauten Altec-Lansing Boxen machen dabei gar keine allzu schlechte Figur, von meinem Netbook bin ich deutlich schlechteren Sound gewöhnt, allerdings muss man zugeben, dass in der Riesenkiste nun auch deutlich mehr Platz für gute Lautsprecher ist. Das beliebte Problem, dass beim Anstecken eines Kopfhörers weiterhin der Ton aus den eingebauten Boxen kommt, tritt beim X53E zum Glück nicht auf.
Über den HDMI-Anschluss konnte ich erfolgreich einen externen Monitor anschießen. Dieser wurde automatisch erkannt und der Desktop um diesen erweitert. Dabei blendet Unity automatisch auf beiden Displays das obere Panel ein, so dass das globale Anwendungsmenü von beiden Desktops aus benutzt werden kann.
The bad: Funktionstasten, Grafikkarten
Die wichtigsten Komponenten funktionieren also schon einmal ziemlich passabel. Ziemlich unglücklich ist es jedoch, dass die Funktionstasten nicht tun. Ich persönlich finde es praktisch, wenn ich Filme/Musik mit einem Tastendruck Pausieren, oder die Lautstärke regulieren kann. Leider passiert jedoch beim Drücken von Fn+F10/F11/F12 (Mute, Leiser, Lauter) rein gar nichts. Die Tasten Abdunkeln oder Aufhellen des Displays funktionieren jedoch, anscheinend steuern sie direkt das Display, da die übliche Popup-Anzeige aus Ubuntu fehlt.
Gravierender wirkt sich natürlich die Optimus-Geschichte aus. Nach der Installation von Ubuntu Natty läuft das System ausschließlich auf der Intel-Karte. Wer unter Linux keine Spiele zocken und keine aufwändigen Grafik-Geschichten machen möchte, der kann auf die dedizierte Nvidia-Karte wahrscheinlich gut verzichten. Allerdings zieht die Nvidia-Karte angeblich permanent Strom, so dass die Akkulaufzeit unnötigerweise reduziert wird.
Unter Linux tut sich seitens Nvidia leider noch rein gar nichts, die Aussage des Nvidia-Mitarbeiters „We have no plans to support Optimus on Linux at this time“ steht immer noch. Bei meinem Gerät äußert sich das Ganze darin, dass lscpi nur die Intel-Karte erkennt. Auch der Manager für zusätzliche Treiber sagt, dass mein System keine weiteren proprietäre Treiber braucht.
$ lspci | grep VGA 00:02.0 VGA compatible controller: Intel Corporation 2nd Generation Core Processor Family Integrated Graphics Controller (rev 09)
Es gibt nun verschiedene Projekte Optimus auch unter Linux zum Laufen zu bekommen. So gibt es bspw. beim Hybrid Graphics Linux Team (oder auch hier) ein Kernelmodul, mit dem man die Nvidia-Karte komplett abschalten können soll. Alternativ gibt es mit bumblbee (Blog) auch ein Projekt mit dem man die Nvidia-Karte bei Bedarf mit einem Befehl zuschalten kann.
Allerdings konnte ich auf meinem X53E beide Projekte nicht zum Laufen bewegen. Weder acpi_call noch bumblebee funktionierten auf meinem Testgerät. Letztendlich muss mal wohl bis auf weiteres sagen, dass Laptops mit Optimus-Chipsatz keine gute Idee sind, wenn man plant das Gerät unter Linux zu verwenden.
Solange man kein Spieler ist oder anderweitig unbedingt die performantere Nvidia-Karte braucht, kann man im Endeffekt auch ohne den Optimus-Support ganz gut mit der Grafikperformance leben. Die Desktop-Effekte von Compiz/Unity laufen wunderbar und ohne Ruckeln, HD-Videos können problemlos abgespielt werden und sogar YouTube-Videos mit 1080p laufen im Vollbild ohne wahrnehmbare Bildaussetzer.
The ugly: Standby/Suspend, Touchpad
Kommen wir also zu den absoluten Show-Stoppern. Für ein Laptop ist es wichtig, dass Standby/Suspend gut funktionieren. Beim X53E tut sich in dieser Richtung leider gar nichts. Schaltet man den Laptop in den Standby, so wird der Bildschirm schwarz und der Lüfter dreht hoch, dabei bleibt es dann, bis man den Rechner hart abschaltet. Das selbe passiert auch beim Suspend (Ruhezustand), allerdings konnte ich wenigstens diesen mittels TuxOnIce zum Laufen bekommen.
[UPDATE 16.05.2011: In den Kommentaren gab es den Hinweis, dass man Standby/Suspend doch auch korrekt zum Laufen bekommen kann. Die Anleitung bei brainoverflow.de ist nicht wirklich schwer nachzuvollziehen und hat bei mir das Problem mit Standby und Resume behoben.]
Das größte Problem ist jedoch das multitouch-fähige Touchpad. Unter Windows kann man mit zwei Fingern scrollen und auch Gesten wie Pinch&Zoom benutzen, um zum Beispiel die Ansicht im Browser zu verkleinern/vergrößern oder in Bildern hinzuzoomen. Unter Natty funktioniert von Diesem rein gar nichts.
$ xinput list ⎡ Virtual core pointer id=2 [master pointer (3)] ⎜ ↳ Virtual core XTEST pointer id=4 [slave pointer (2)] ⎜ ↳ PS/2 Logitech Wheel Mouse id=11 [slave pointer (2)] [...]
Man kann das Touchpad nur zum „Mausen“ verwenden, sowie die beiden Tasten benutzen. Es ist nicht möglich zu scrollen oder durch das gleichzeitige Drücken der beiden Maustasten einen Mittelklick auszulösen. Das Problem liegt an diesen zwei Bugs, so dass das Touchpad als Maus erkannt wird.
Bleibt das flaue Gefühl, dass man beim Kauf eines Notebooks nach wie vor ziemlich acht geben muss. Als Desktop-Ersatz unter Windows würde mir das Asus X53E zwar ganz gut gefallen, doch unter Ubuntu Natty macht das Laptop nur wenig Spaß. Dies liegt nicht unbedingt am Optimus-Chipsatz – Ich bin kein Spieler, von daher reicht mit die Leistung der Intel-Karte völlig aus – sondern viel eher am Touchpad. Ohne eine Möglichkeit zu Scrollen und einen Mittelklick, ist der Rechner für mich einfach zu schlecht bedienbar.
Nun, bei Optimus „wechselt“ das System nicht auf die 3D-Grafikkarte, sondern schaltet sie *hinzu*.
Was den Stromverbrauch angeht: das Abschalten des 3D-Chips funktioniert in der Tat sehr gut, wie ich in meinem Blogeintrag beschrieben habe: http://trurl.4mhz.de/post/nvidia-optimus-power-consumption/
Gerade für Ubunutu gibt’s eine Lösung für das Optimus-Problem: https://github.com/MrMEEE/bumblebee
Ach Mist, das hast schon selbst gesehen… Ich selbst habe aich Probleme mit meinem Asus UL50 VT. acpi-call funktioniert, also kann ich die Nvidia-Karte zumindest abschalten.
Ich hatte im Rahmen der UDS und der Fragestunde mit Mark Shuttleworth die Möglichkeit 1-2 Fragen zu stellen und unter anderem gefragt, ob denn konkrete Pläne zur Zusammenarbeit mit einer Hardwarefirma bestehen. Leider wurde das von ihm verneint zusammen mit der Aussage, dass Ubuntu mit den größten Hardwareherstellern der Welt zusammen arbeite (was ich ein bisschen als Widerspruch empfand, aber ok, nachfragen konnte ich ja nicht mehr).
Jedenfalls ist es doch traurig, dass man (im Jahr 2011) noch immer solche Zustände ertragen muss, wenn man Linux bzw. Ubuntu mag und es auch auf neuer Hardware benutzen möchte.
Von daher fänd ich es wirklich brilliant, wenn Canonical sich der Sache wirklich mal bewusst werden würde, dass die 200 Mio. User in den nächsten vier Jahren, die ihm so vorschweben, bestimmt nicht ein Laptop benutzen wollen, auf denen so „standardmäßige“ Sachen wie Suspend nicht funktionieren. Sollen die sich mal mit einem Hardwarehersteller zusammentun und ein Produkt schmieden, was ich im Laden um die Ecke kaufen kann. Dann kommen die 200 Mille bestimmt schnell zusammen 🙂
Ich war so frei, das Notebook auf LiNUWARE einzutragen:
http://www.linuware.com/linuware/product/details/id/418
Das Problem mit dem Standby hatte ich bei meinem Asus U33JC auch, konnte das aber mit ein wenig Frickelei beheben. Siehe http://www.brainoverflow.de/linux-asus-notebooks-standby
Danke für den Hinweis, das werde ich morgen mal probieren 🙂
Das „Grafikkarten-Problem“ lässt sich ziemlich einfach erklären:
Die Version vom K53SV die ASUS für TestIT ausgegeben hat, hat einfach keine NVidia Karte eingebaut. Steht zum einen so in der Beschreibung bei TestIT, zum anderen wurde auch beim vorinstallierten Windows nur die Intel Karte angezeigt.
Dasselbe Problem mit dem Touchpad habe ich bei meinem Samsung RV511 leider auch. Bin grad erst von OS X auf Linux umgestiegen und das ist schon ein ziemlich nerviger Bug. Dachte so etwas einfaches wie ein Touchpad würde die wenigsten Probleme machen. 😀
hallo, hab ein ähnliches notebook A53SV und kann die Probleme nur teilweise bestätigen. seit einiger zeit gibts für sogut wie alles fixes:
touchpad sorgen: https://bugs.launchpad.net/ubuntu/+source/xserver-xorg-video-intel/+bug/681904/comments/64
wlan probleme mit ath9k (drops/stalls connection): mainline ppa -> 2.6.30 installieren
bumblebee funzt sogut wie out of the box
suspend/hibernate geht ohne zutun 🙂
das einzige was ich nicht hinbekommen hab sind die volume buttons 🙂
Hier werden einige Fehler oder Unstimmigkeiten wie z.B. die Fn-Tasten (Lauter/Leiser) oder der Standby Modus behoben. Ich habe einen X43 und bei mir hat das alles funktioniert…
Grüße
https://help.ubuntu.com/community/Asus_U36SD
Super, danke für den Hinweis!