Vor ein paar Wochen war ja das Ubuntu-Notebook Satchbook von Rockiger bei mir zu Gast. Leider ist die Zeit bei mir aktuell etwas knapp, von daher musstet Ihr zum einen etwas länger auf den Bericht warten und zum anderen wird der Beitrag bei mir im Blog über das Gerät etwas kürzer. Macht aber nichts, denn auf der Linux-Community gibt es den Beitrag, den ich für die Linux User 11/2011 geschrieben habe, komplett online zu lesen. Von daher kann ich mich guten Gewissens hier ein bisschen kürzer fassen und direkt zum Punkt kommen.
Von der verbauten Hardware her, kann man Rockiger keinen Vorwurf machen, dass man sparen würde. Ein aktueller Intel Core i5-2410M mit 2,3 GHz, dazu 8 GByte RAM sowie eine 500-GByte-Festplatte von Toshiba (MK5056GS, 7200 RPM) sind leistungsfähige Komponenten, die dem Satchbook ausreichend Dampf für sämtliche Büroanwendungen, VirtualBox und Co. machen. Videos mit 1080p und YouTube-Streams mit 1080p locken das Satchbook ebenfalls nicht aus der Reserve, selbst das ressourcenhungrige Adobe Flash spielt die hochauflösenden Videos ohne Ruckeln ab. Wer mehr Leistung braucht, der kann das Satchbook mit einem Core i7 oder auch einer SSD ausstatten lassen, so dass ein „mehr“ an Leistung eigentlich gar nicht mehr möglich ist. Allerdings steigt der Preis dann auch auf bis zu fast 1640 Euro.
Der Gelegenheitsspieler wird das „Fehlen“ einer dedizierten Grafikkarte von Nvidia oder ATI nicht wirklich bemerken, die von mir angespielten 3D-Spiele liefen ohne Probleme. Wobei ich zugeben muss dass ich kein Spieler bin und somit keine großen Anforderungen habe. Das matte 15,6-Zoll-Display des Geräts (39,6 Zentimeter Diagonale) löst mit 1366×768 Pixeln auf und ist ausreichend hell. Um im direkten Sonnenlicht arbeiten zu können, müsste es aber noch ein bisschen stärker leuchten. Dazu kommt noch ein Akku mit 5200 mAh, der das Satchbook bei mit im Dauerbetrieb mit Office und Websurfen etwas mehr als fünf Stunden mit Strom versorgen konnte.
Die Linux-Kompatibilität des Gerät ist ebenfalls gegeben. Damit Rockiger nicht ein „optimiertes“ System ausliefern kann, habe ich das Satchbook von einer Ubuntu Natty Desktop-CD gebootet. Alles, aber auch wirklich alles, funktionierte unter der Live-CD outofthebox. WLAN, Bluetooth, Kartenleser, Webcam, Sound, Medientasten usw. taten direkt von der CD ihren Dienst. Ouch so Dinge wie das Ein- und Ausstecken von Kopfhörer brachten das Satchbook nicht aus dem Trap, aktuelle Notebook scheitern hier gerne wenn Alsa die eingebauten Chipsätze nicht ordentlich erkennen kann.
Zurück im von Rockiger aufgestetzen und optisch leicht aufgefrischten Ubuntu taten dann auch Suspend to Ram (aka Standby) und Suspend to Disk (Ruhezustand) ihren Dienst. Selbst nach mehrfachem Aufwachen aus dem Standby konnte ich keine Probleme feststellen. Aus der Sicht eines Linuxers ist es daher sehr erfreulich ein Gerät kaufen zu können, das garantiert unter Linux funktioniert.
Wo viel Licht ist, fällt jedoch auch Schatten. Und dieser verdunkelt mir persönlich etwas den Spaß am Satchbook. Rockiger schreibt über das Satchbook selber: „Wir wollten ein Laptop, dass den MacBooks und XPSs zeigt wo der Hammer hängt – ebenbürtige Hardware mit einem überlegenen Betriebssystem“, diese Aussage nehme ich – zusammen mit dem nicht unerheblichen Preis von mindestens 789 Euro – zum Maßstab für Beurteilung zu Verarbeitung, Haptik und Ergonomie. Ich habe hier kein Billiglaptop aus der Resterampe vor mir, für 800 Euro bekomme ich zahlreiche hochwertig verarbeitete Geräte bekannter Markenhersteller, das Satchbook darf daher den Vergleich zu diesen Modellen nicht scheuen.
Verarbeitung, Ergonomie und Haptik
Das 2,5kg schwere Gehäuse des Satchbooks ist nicht billig verarbeitet, es klappert und knarzt nichts, auch macht es einen – vielleicht zu – soliden Eindruck. Allerdings ist es meilenweit von der Anmutung eines Apple Macbooks entfernt. Es erinnert mich stark an ein Acer Travelmate 5735Z, das ich Anfang des Jahres mal im Test hatte und das mittlerweile um die 350 Euro zu haben ist. Ich persönlich würde bei dem Kaufpreis eine etwas höhere Materialanmutung erwarten.
Kritikwürdig sind auch der Lüfter und vor allem die Tastatur. Der Lüfter des Satchbooks läuft immer, auch wenn der Rechner rein gar nichts macht, hört man das Rauschen des Lüfters im Hintergrund. Die Lager des in meinem Testgerät verbauten Lüfters liefen zudem nicht ganz rund, so dass das Betriebsgeräusch des Lüfters zudem mit einem leichten Sägen überlagert wurde. Bei Volllast wurde der Lüfter dann deutlich zu laut; ich besitze kein Meßlabor, von daher kann ich nur meinen subjektiven Eindruck schildern, doch ein Gerät in dieser Preisklasse müsste ruhiger laufen.
Ein No-Go ist in meinen Augen die Tastatur. Ich bin nicht in dieser Beziehung nicht sonderlich anspruchsvoll, aber die im Satchbook verbaute Klaviatur macht defintiv keinen Spaß. Die Tasten liegen dicht an dicht nebeneinander, ohne dass zwischen ihnen ein spürbarer Übergang gebildet wird. Blind zu tippen ist auf der Tastatur praktisch unmöglich, das Auge muss permanent nach den richtigen Tasten suchen. Zudem ist der Anschlag ziemlich schwammig, so dass man sehr schnell mehrere Tasten mit einem Fingerdruck erwischt, im oben verlinkten Video kann man das sehr gut erkennen.
Das Ubuntu-Logo auf dem Super-Key (aka Windows-Taste) ist leider zudem nur ein Aufkleber. Die Taste gegen eine „richtige“ Ubuntu-Taste zu tauschen ist leider bei der relativ kleinen Stückzahl des Satchbooks nicht finanzierbar. Nur für dieses Logo auf der Taste nochmal deutlich mehr für das Gerät zu zahlen würden wohl die wenigstens Käufer einsehen, von daher ist der Aufkleber leider ein Kompromiss den man eingehen muss.
Fazit und Ausblick
Das Satchbook ist als kein schlechtes Notebook. Die eingebauten Komponenten sind hochwwertig und laufen direkt unter Linux. Leider ist das Satchbook jedoch von der Verarbeitung, Ergonomie und der Haptik weit von seinen Vorbildern XPS und Macbook entfernt. Mir persönlich fehlt zudem eine Option das Gerät mit einem hochwertigen Display ausstatten zu lassen. Wenn ich mir ein Notebook mit Intel Core i7, SSD und allem anderen Schnickschnack leisten würde, dann würde ich nicht am Display sparen und eines mit Full-HD oder ähnlichem verbauen. Dann hat man auch wirklich lange Spaß an dem Gerät.
Rockiger will gegen Ende des Jahres noch einen zweites Notebook herausbringen. Das „kleine“ Satchbook wird dann ein 13 oder 13,3 Zoll Display bekommen und somit die Kundschaft ansprechen, die mobiler sein wollen. Da das Gerät somit auf einem komplett anderen Barebone aufbaut, hoffe ich mal dass Lüfter und Tastatur deutlich verbessert werden können. Dann kann Rockiger vielleicht wirklich Linux rocken.
Hey klasse! Vielen Dank für den ausführlichen Beitrag!
Markus
Schöner Artikel und dazu ein klasse Video! 🙂
Ich war vor ein paar Tagen auf der Rockiger-Seite und hatte mir das Satchbook genauer angeschaut. Zu meiner Überraschung musste ich feststellen, dass jetzt doch USB3-Ports eingebaut sind. Ich erinnere mich nämlich noch, dass ich diesen Punkt in einem anderen Artikel von dir über Rockiger mal bemängelt hatte.
Großes K.O.-Kriterium ist für mich leider das Display mit der doch recht kleinen Auflösung von 1366×768 🙁 Hier wäre echt eine Option für ein Display mit höherer Auflösung dringendst angebracht!
In deinem Artikel und im Video hast du zum Glück die Tastatur angesprochen, die für mich leider auch ein (kleines) K.O.-Kriterium wäre. Aber ich hasse es, wenn ich nicht die Abstände zwischen den einzelnen Tasten spüren kann und wenn die Tasten dann noch nahezu „nahtlos“ einander übergehen, würde das für mich persönlich schnell sehr frustrierend werden. Ob man sich daran gewöhnt? Ich weiß es nicht. Bei dem Preis verlange ich jedoch etwas „besseres“.
Schade ist auch, dass die Ubuntu-Taste lediglich ein Aufkleber ist. Entweder habe ich das überlesen, als ich mir das Notebook auf rockiger.com angeschaut hatte, oder es wurde gar nicht erst erwähnt. Allerdings wäre ich in diesem Punkt absolut zu dem Kompromiss bereit, sofern der Preis für eine echte Ubuntu-Tastatur in die Höhe schießen würde. Dann könnte Rockiger aber wenigstens einen Ersatzaufkleber dabei legen.
Etwas irritiert in deinem Beitrag hat mich der Vergleich zu einem Dell-Notebook, der damit verbundenen Hardware und dem Preis. Wenn ich die ähnliche Hardware für 550 Euro bekomme, weshalb sollte ich dann das Notebook von Rockiger für 789 Euro kaufen?
Das Konzept von Rockiger finde ich super klasse und ich bin sehr froh darüber! Zudem kommt die Förderung von Linux/Ubuntu. Aber ganz ehrlich: Wenn man sich ein wenig mit Hardware auskennt und recherchiert, dann bekommt man sein Ubuntu-Notebook für wesentlich weniger Geld, als das Rockiger-Notebook kostet! Dementsprechend finde ich die Preis-/Leistungsgestaltung des Rockiger-Notebooks noch nicht ganz ausgereift.
>> Das Satchbook ist als kein schlechtes Notebook.
Nochmal bitte, hab nicht ganz verstanden. 😀
Schade. Das Notebook wirft wieder mal kein gutes Licht auf Ubuntu oder Linux im allgemeinen. Ich hoffe, dass Rockiger trotzdem irgendwie Gewinn mit dem Produkt macht, damit sie motiviert genug sind irgendwann einen neuen Laptop zu releasen, der besser funktioniert und für das Geld auch bessere Qualität liefert.
Wieso wirft das SatchBook kein gutes Licht auf Ubuntu?
Aus unsere Sicht gibt es Otto-Normal-Verbrauchern überhaupt erstmal eine Alternative – für die kommt Selbstinstallation überhaupt nicht in Frage.
Danke für den Bericht und das Video. 800€ für die Hardwareausstattung und kompletter Linux-Kompatibilität ist mir persönlich zwar die Obergrenze, aber nicht zu teuer. Die Displayauflösung wäre für mich auch in Ordnung (ist sogar ein mattes!) aber eine so schlechte Tastatur und ein Lüfter, denn man immer hört, gehen bei mir nicht. Vor allem nicht in der Preisklasse. Ich bin Vielschreiber und hab mein Notebook normalerweiße im Wohnzimmer.
So wie ich das sehe, ist das Rockinger besser als ich gedacht habe, wenn die zwei großen Schwächen nicht wären. Ich hoffe Rockinger kann das schnell abstellen und kommt bald mit nem Satchbook 2 raus, das könnte dann mein neues Notebook werden.
Danke für deinen nett geschriebenen Test! Hatte mir schon länger überlegt, ein Notebook mit vorinstalliertem Ubuntu zu kaufen, aber nach deinem Testbericht werde ich wohl noch ein Weilchen warten. 😉
Vielen Dank für den ausführlichen Test!
Ich möchte nur zu bedenken geben, dass es sehr viel Zeit spart, ein so gut Linux-konfiguriertes Arbeitsgerät nutzen zu können 🙂
Und: Vielschreiber nutzen doch häufig eine externe Tastatur.
Ich bin sehr gespannt auf das 13-Zoll-notebook, weil diese Größe meinen (!) Bedürfnissen im Hinblick auf ein mobiles Arbeitsgerät eher entspricht.
Finde den Test auch sehr interessant geschrieben und auch das Video zeigt ganz gut die vor und Nachteil des Gerät.
Apropo Nachteile, meiner Meinung nach, wird es zu sehr auf die Auflösung und vor allem die Tastatur kritiesiert. Mein Notebook hat auch gerade mal eine Auflösung von 1280×800 und ich finde es absolut ausreichend. Natürlich ist es für z.B. HD Videos zu wenig, aber ich schau mir kaum Filme auf den Notebook an, dafür habe ich ein DVD Recoder, der einfach besser geeignet ist und außerdem höre ich nicht andauernt den Lüfter.
Auch was die Tastatur betrifft, sieht es auf mein Notebook ähnlich aus, die Tasten sind auch dicht an dicht nebeneinander, trotzdem kann ich super darmit schreiben, auch längere Texte, vor allem weil der Druckpunkt auf der Tastatur ordentlich ist, es fühlt sich nicht so schwammig an, wie man des auf den Video sieht.
Ansonsten sieht das Notebook, an sich ganz gut aus, trotzdem würde ich mir den nicht bestellen und zwar aus einem anderen Grund, ich kaufe grundsätzlich keine Elektronik Artikel aus den Internet, vor allem keine Notebooks.
Ich möcht das Gerät im Geschäft ausprobieren können, wie gut ist der Display, die Tastatur und vor allem wie gut ist es verearbeitet. Oft sehn die Geräte auf den Bilder super aus und toll durchleuchtet, nur wenn man dann im Geschäft geht, sieht mann dann wie sie wirklich ausschauen und zwar nicht mehr so toll.
@clsmooth:
Der wahrscheinlich allerletzte Grund, der für eine höhere Auflösung bei einem Notebook spricht, ist das Ansehen von Filmen. Wer auf einem Notebook auch arbeiten möchte, vielleicht gar mit vielen Tabellen und anderen Dokumenten wie ich, der weiss eine höhere Auflösung zu schätzen.
Das wäre für mich aber schon der einzige Grund das Satchbook von Rockiger nicht zu kaufen, weswegen ich mal auf die 13 Zoll Variante warte, bei der die „Standardauflösung“ für mich ok wäre, da ich es für etwas anderes einsetzen würde.
Das mit der Tastatur ist Geschmacksache und müsste ich selber probieren.
Ja, mit dem Kauf im Geschäft hast Du sicherlich recht, wenn Du es gleich vor Ort ausprobieren möchtest. – Die meisten Leute jedoch, die ich kenne, probieren Geräte, speziell Notebooks, gerne länger aus, zuhause, in der Arbeit, also unter den Umständen, unter denen das Gerät dann auch tatsächlich zum Einsatz kommt. – Und da gibt es natürlich nichts besseres als übers Internet zu bestellen, da man das Notebook, im Gegensatz zum Geschäft, einfach zurückgeben kann, wenn es einem nach ein paar Tagen doch nicht gefällt.
Danke für den Testbericht, bin totaler Ubuntufan und will mir ein Lapi extra für Ubuntu holen.
Vielleicht warte ich noch bis 13″.
Ciao
Hallo Christoph,
In einem kürzlich erschienenen Linux-User Heft (vielleicht war es auch in Ubuntu-User) wurde das Satchbook ebenfalls getestet. Mit ähnlichen Ergebnissen, wie du sie in deinem Video lieferst. Zudem hat man am Ende des Artikels vom Kauf abgeraten.
Hallo Catweazle, ich war der Autor des Beitrags 😉 Man muss sagen, dass das Satchbook nicht schlecht ist. Über die Performance kann man nicht klagen. Allerdings lege ich die Latte aufgrund des hohen Preises eben aber auch sehr hoch an. Ich persönlich empfand im Test die Tastatur als unangenehm, auch der Lüfter war mir einen Tick zu laut (Wieder die „Latte beachten, er ist nicht kreischend laut, allerdings eben im Vergleich zu anderen Top-Business Laptops lauter), allerdings kann man vermutlich mit fancontrol hier noch für ein bisschen mehr Ruhe sorgen, ich hab nur die „Standardkonfiguration“ getestet.
Wenn man aber so eine flache Tastatur mag und einen das Lüfterrauschen nicht stört, dann bekommt man einen sehr leistungsfähigen Laptop mit garantierter Linux-Kompatibilität 🙂
Grüße
Christoph
Ich habe mich heute mit Notebooks beschäftigt und frage mich ob es einen Anbieter gibt, bei dem man sich die Notebooks selber zusammen stellen kann (also individuelles Design + Technik). Kennt sich damit Jemand aus?
Beste Grüße Frank
Nein, dass geht leider nicht. Und glaub mir ich habe schon viel
recherchiert.
Die Fa. Shuttle bietet ein System für Kleinserien ab 300 Geräten an.