Schon seit Jahren begleitet mich VirtualBox durch mein IT-Leben. Es mag leistungsfähigere und modernere Virtualisierungslösungen geben. Doch wenn es darum geht, einfache Bedienung, eine brauchbare Oberfläche und eine möglichst nahtlose Integration des Gastsystems in den Host zu vereinen, dann führt in meinen Augen nach wie vor kein Weg an VirtualBox vorbei. Allerdings muss ich gestehen, dass ich mich bisher auch noch nicht intensiver mit libvirt und Vagrant auseinandergesetzt habe. VirtualBox 5.0 liefert als Neuerung nun Paravirtualisierung, Support für USB-3.0-Geräte und Verschlüsselung der gesamte virtuellen Maschine.

Die neue Ausgabe von VirtualBox bringt dabei nun eine Reihe von wichtigen Änderung an der Software mit. An vorderster Stelle führt die offizielle Ankündigung die Unterstützung von Paravirtualisierung für Windows- und Linux-Gäste an. Dabei nutzt VirtualBox nach wie vor seinen eigenen Typ-2-Hypervisor und nicht KVM oder Hyper-V, sondern spielt den Gastsystemen nur vor, als ob sie unter diesen laufen würden. So profitieren die Gastsysteme ohne große Anpassungen durch direkten Zugriff auf die Hardware des Hosts und laufen laut Oracle signifikant schneller.

An der Oberfläche von VirtualBox hat sich nicht viel geändert (Quelle: Oracle)
An der Oberfläche von VirtualBox hat sich nicht viel geändert (Quelle: Oracle)

Anscheinend scheinen die Aussagen von VirtualBox auch zu stimmen. Reddit-User /u/xd1936 hat den Windows-Leistungsindex einer Windows-VM mit VirtualBox 4.3 ermittelt, ein Snapshot dieser VM erstellt und dann auf VirtualBox 5.0 aktualisiert. Das Ergebnis verspricht einen wesentlichen Leistungssprung: Anstatt einen Wert von 1.0 ermittelt der Leistungsindex nun einen Wert von 4.9 — Ich kann die Angaben aktuell selber nicht nachvollziehen und beurteilen wie sich die Paravirtualisierung in der Praxis verhält , da VirtualBox 5.0 noch nicht in den Paketquellen von Arch eingetrudelt ist.

Windows-Leistungsindex mit VirtualBox 4.3.
Windows-Leistungsindex mit VirtualBox 4.3.
Windows-Leistungsindex der selben VM mit VirtualBox 5.0.
Windows-Leistungsindex der selben VM mit VirtualBox 5.0.

Als weitere für Linuxer wichtige Funktion ist die Möglichkeit mit dem Oracle VM VirtualBox Manager VMs aus dem Terminal heraus zu starten und von der grafischen Desktopumgebung abzukoppeln. Im Endeffekt kann man die neue Funktion mit screen vergleichen. Man kann jetzt die gewünschte VirtualBox-VM mit allem Drum und Dran starten und dann vom Display abkoppeln, sodass diese im Hintergrund weiterläuft. Alternativ lässt man das VirtualBox-Fenster gleich gar nicht mehr erscheinen und ruft die VM quasi als Dienst auf.

Nicht unwichtig ist nun auch die Unterstützung von USB-3.0-Geräten, die im Vergleich zu einem realen System keine Geschwindigkeitseinbußen aufweisen sollen — dafür müssen allerdings die proprietären Gasterweiterungen installiert werden. Auch unterstützt die neue Version nun erstmals USB-3.0-Geräte, die dabei ohne Performance-Einschränkungen gegenüber einem „echten“ System laufen sollen.  Virtualisierte SATA-Geräte lassen sich jetzt per virtuellem Hot-Plugging im laufenden Betrieb der virtuellen Maschine ab- und anhängen.

Unter den Verbesserungen führt Oracle bidirektionalen Drag-and-Drop-Support von Dateien oder ganzen Ordnern für Windows-Gäste an. Eine Funktion, die es für Linux-Gäste schon länger gibt und die ich eigentlich ganz gerne — im Zusammenspiel mit Linux-Gästen — nutzen würde, die aber bei mir noch nie wirklich zuverlässig funktioniert hat. Vielleicht bringt das Update auf VirtualBox 5.0 hier nun endlich auch für Linux-User die benötigte Stabilität in die Funktion.

Als letzte große Neuerung gibt es jetzt die Möglichkeit komplette virtuelle Maschinen zu verschlüsseln. Dabei kommt 128- oder 256-Bit AES recht starke Kryptografie zum Einsatz, sodass die so verschlüsselten VMs vor den Blicken Dritter sicher sein sollten. Dabei arbeitet die Verschlüsselung transparent zum Gast-System, dieses muss daher nicht über entsprechende Verschlüsselungsfunktionen verfügen. Will man solch eine Crypto-VM starten, muss man das entsprechende Passwort eingeben.

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7 Kommentare

  1. Vagrant ist eigentlich keine Virtualisierungslösung. Es ist „nur“ ein Wrapper gedacht für Entwickler, der mehrere Virtualisierungslösungen unterstützt.

  2. Hey Christoph,
    bin gerade auf deine Seite gestoßen. Deine Artikel sind wirklich sehr interessant und gut geklärt. Mir gefallen die Bilder zu Erklärungs- und Anschauungszwecken sehr gut – hat mir persönlich weitergeholfen. Danke!
    Lg Winni

  3. Glaube Arch, wie auch Ableger Manjaro, verwenden hier einen anderen Paketmanager und Synaptic ist dort nicht enthalten. Wenn dem so ist und ich mich nicht täusche versuche es einmal damit.

    Unter den anderen Paketquellen kann man VM 5.0 bereits herunterladen und ist es verzeichnet. Aber damit erzähle ich dir wohl auch nichts neues 😉
    4.x wird nämlich auch noch angeboten und steht derweil immer noch ganz oben in den Listen. so zumindest unter LM und wohl auch Ubuntu. In den Paketquellen aber ebenso.

    Würde ich nachträglich im Artikel korrigieren – durchstreichen und ergänzen.

    PS: Seit Jahren nicht mehr hier gewesen oder zu wenig bei den Blogs geschaut. Dabei sind die kleinen Blogs immer noch die besten Seiten im Netz 😉

    • Arch verwendet Pacman und mir ist durchaus bewusst, wie man damit umgeht 😉 Arch ist eine Rolling-Release-Distribution, aber nicht zwangsläufig immer Bleeding Edge. Will heißen: Neue Programmversionen trudeln automatisch bei Arch ein. Mal früher, mal später. Neue Versionen kleinerer Programme sind eigentlich am Tag ihres Releases in den Paketquellen. Bei neuen Versionen von Desktopumgebungen wie Gnome kann es schon auch mal knapp einen Monat dauern, bis diese in den Arch-Quellen erscheint. Bei VirtualBox hat es jetzt — wenn ich mich nicht irre — knapp eine Woche gedauert.

    • Hallo Gustavo, jein. In Punkto Installation defintiv ja. Es gibt keine grafische Setup-Routine, du musst dich durch die Installationsanleitung arbeiten. Wenn man zuvor aber ab und an mal mit dem Terminal gearbeitet hat und einem Befehle wie fdisk nicht ganz fremd sind, dann bekommt man das sehr gut gebacken. Läuft Arch einmal, dann ist es genauso aufwändig und unaufwändig wie Fedora — in meinen Augen.

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