Kodi und ein Raspberry Pi genügen, um viele Ansprüche eines modernen Mediacenters abzudecken: Das Abspielen von HD-Inhalten, das Streamen von Inhalten aus Mediatheken und sogar ein PVR-Videorekorder mit EPG-Programmführer ist ohne große Probleme möglich. Wo es noch hängt, ist die Unterstützung von Videostreaming-Diensten wie Netflix, Amazone Prime oder Maxdome und Co. Hier hat zwar der Siegeszug von HTML5 für Linux-Kompatibilität gesorgt, allerdings nur in Browsern, die das Widevine-DRM dieser Dienste unterstützen. Das macht besonders dem Raspberry Pi Probleme, da unter Linux eigentlich nur Chrome die entsprechende Unterstützung enthält… und Chrome gibt es (theoretisch) nur für klassische PCs auf x86-Basis. Der Raspberry Pi mit seiner ARM-Architektur bleibt außen vor.

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Nun gibt es aber Chromebooks, die ebenfalls auf einer ARM-CPU aufsetzen und unter Linux laufen. Google hat demzufolge Widevine-Binarys für ARM am Start, man muss Sie „nur“ aus dem System angeln und auf den Raspberry Pi portieren. Das klappt mehr oder minder gut: So funktionierte es beispielsweise schon einmal recht zuverlässig Amazon Prime Video unter LibreELEC auf dem Raspberry Pi zu nutzen, doch das DRM macht dem Ganzen immer wieder einen Strich durch die Rechnung — aktuell funktioniert diese Lösung nicht. Nun gibt es aber bei Phoronix gute Nachrichten, das Magazin berichtet, dass das LibreELEC-Team an einem Netflix-Plugin für Kodi arbeitet. Den Quellcode gibt es bereits bei Github, allerdings braucht es ein sehr aktuelles „agile build“ der Mediacenter-Software. LibreELEC-Entwickler Milhouse bestätigt in den Kommentaren zum Beitrag aber, dass das neue Netflix-Plugin auf einem Raspberry Pi 3 funktioniert.

The Netflix plugin works fine on Raspberry Pi3 with an early version of LibreELEC 9.0, however for Netflix to work it requires an (as yet) unreleased version of Kodi 18 (or build it yourself, from the „agile“ branch).

Man kann sich auch schon selbst ein Bild von dem neuen Netflix-Plugin für Kodu machen: Raybuntu hat bereits Images von LibreELEC 9.0 als Agile-Build für den Odroid C2, den Wetek Hub sowie die Play 2-Box von Wetek veröffentlicht, auf denen das Plugin funktioniert. Es gibt bereits auch schon ein Video, das die neue Funktion demonstriert, allerdings auf einer Wetek Play 2 (anscheinend unter Android) und nicht auf einem Raspberry Pi. Das Video zeigt allerdings eine Einschränkung, die wohl aber nach wie vor besteht: Der User spielt am Ende ein Netflix-Video ab, das in 1080p vorliegt. Kodi spielt es dann aber nur mit 720p ab. Die volle Auflösung lässt sich Netflix anscheinend nach wie vor nur mit einem „richtigen“ System entlocken. Die Nachricht zeigt aber, dass das mit Kodi 17 aka Krypton eingeführte InputStream-Backend Früchte trägt. Was mit Netflix tut, wird früher oder später (hoffentlich) auch mit Amazon Prime und anderen Streaming-Anbietern funktionieren.

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://www.youtube.com/watch?v=FUuDE7svBa8

UPDATE 22.3.2017: Ich nutze Kodi gerne und viel, doch ich bin auch kein Kodi-Entwickler und stecke auch nicht genau Inputstream, Widevine und Co. drinnen. Daher hatten sich in meinen Beitrag ein paar Unklarheiten sowie Fehler eingeschlichen. Raybuntu und asciidisco haben diese in den Kommentaren richtiggestellt, von daher möchte ich die zwei hier noch kurz zu Wort kommen lassen:

a) Es gibt keine Einschränkung auf 720p, 1080 mit 5.1 Sound sind Möglich, aber abhängig von der Leistungsfähigkeit der CPU, da man mit Widevine nur Software Decoding machen kann. Mit entsprechender Hardware also möglich. Eventuell sogar mal auf dem Raspberry Pi (3), aber da fehlen noch die Erfahrungswerte, dafür ist die Kiste noch zu „bleeding edge“.

b) Mit den Änderungen an dem Inputstream Plugin und dem, was in Kodi Agile implementiert ist, wird auch das Amazon Plugin wieder funktionieren. Das Problem mit Prime war, das ursprünglich die Widevine Bibliothek nur als Decrypter genutzt wurde, dann sich aber die Politik von Seitens Amazon änderte & Widevine nicht nur das decrypten, sondern auch das dekodieren übernommen hat. Damit konnte das Inputstream Plugin (und die Kodi Architektur),bis Dato, nicht umgehen. Das hat sich nun geändert, Kodi Agile hat die Nötigen Architektur Änderungen gebracht & das Inputstream Plugin wurde auch angepasst. Dort wo das Netflix Plugin läuft, läuft auch Amazon wieder.

c) Das Video wurde zwar wirklich auf einer Wetek aufgenommen, allerdings läuft diese nicht mit Android, sondern mit den Libreelec Agile Community Builds von Raybuntu (https://github.com/Raybuntu/LibreELEC.tv/releases). Das Plugin wurde schon lauffähig auf Windows, OSX, 64bit Linux & 32bit Userpace ARM Systemen (wie der Wetek oder dem Odroic C2) getestet. Für den Raspberry fehlen noch merges in Kodi Agile, das ist aber mehr eine Code Style Geschichte, als eine funktionale.

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19 Kommentare

  1. Hi Christoph,

    Das Video zeigt nicht Android sondern mein LE9 community build auf dem WeTek Play2 ;). Einer meiner User hat es gedreht.
    Und Amazon funktioniert übrigens auch ohne Einschränkungen ;). Sandmann’s Addon brauchst zwar einen kleinen Fix aber das Amazon Addon von liberty-developer läuft „out of the box“.
    1080p läuft leider wegen SW decoding noch nicht ganz flüssig auf den Amlogic Boxen.
    Das wird sich aber hoffentlich bald ändern. 5.1 Sound wird auch unterstützt.
    Stärkere Intel NUCs oder ähnliches sollten aber mit 1080p unter Linux laufen.

    Grüße
    Raybuntu

    • Hey Rey 🙂 Danke für die Infos, das war mir im Detail noch nicht ganz klar. Ich freue mich auf jeden Fall, das mal demnächst auszuprobieren. Glaubt ihr, dass das Streaming von Netflix und Co. irgendwann mal stabil funktioniert. Damit meine ich, dass man nicht alle paar Wochen wieder auf die Suche nach ein paar Tricks gehen muss, weil $ANBIETER mal wieder etwas geändert hat? Viele Grüße, Christoph

      • Inputstream verhält sich jetzt mehr wie in Google Chrome. Amazon hat aufgehört zu funktionieren weil die DRM policy geändert wurde. Die Voraussetzung war das Widevine CDM decrypted und Kodi hat dann versucht zu decoden. Das hat Amazon geändert auf einen strikten Modus: decrypten und decoden. Deshalb ging auch nur Audio bei einigen Streams. Kodi-Agile kann jetzt das decoden an libwidevine abgeben, dadurch funktioniert das auch ganz gut. Natürlich kann Amazon jetzt hingehen und die API ändern.
        Ich würde mir ja wünschen das die Großen Anbieter mal die Sache überdenken:
        Kodi ist ein Genialer Player mit dem man Perfekt 23.976fps Video’s abspielen kann. Kodi hat eine riesige Nutzeranzahl (ca. 35mio Installationen). Leider wird Kodi von vielen zum ansehen Illegaler Streams genutzt. Wenn jetzt Anbieter wie Netflix, Amazon, SkyGo, Maxdome auf Kodi legal verfügbar sind (mit vernünftigen DRM um den Content zu schützen) wäre das eine Win-Win-Win Situation. User ist Glücklich mit einem perfekten Mediacenter mit Artwork, perfekte Wiedergabe etc. Anbieter haben eine Platform mit 35mio Geräten und die Filmindustrie kann sicher sein das die Filme durch DRM geschützt sind.

        • Hi Ray, vielen Dank für die ausführlichen Informationen. So gut zusammengefasst, findet man die selten. Ich würde mir auch wünschen, wenn die Anbieter in die Puschen kommen würden. Ich vermute aber, dass da nicht nur Open-Source-Ressentiments im Weg stehen. Amazon hat seine FireTVs, die haben sich noch nie für andere Plattformen interessiert (gibt ja bspw. die Amazon Prime App nicht im Play Store). Andere wie Netflix scheuen wahrscheinlich den Aufwand. Ich vermute, dass die bei jeder Platform sich zertifizieren lassen müssen, dass der ausgestrahlte Content „sicher“ ist und sich nicht abzweigen lässt. Aber: Ich hoffe, dass es eines Tages klappt 🙂

  2. Auch die öffentlich Rechtlichen sind (leider) nach wie vor eine permanente Baustelle. Das offizielle Plugin ist schon länger kaputt und es gibt nur ein experimentelles, was dann noch häufig geupdated werden muss: https://github.com/prof-membrane/repository.membrane
    Das ist für Normalsterbliche leider noch ein bißchen suboptimal 🙁 Supertoll wäre es natürlich auch, wenn man in den Mediatheken Sendungen abonnieren könnte und man dann gleich auf dem Homescreen prominent auf neue Dinge hingewiesen wird.

  3. Hi Christoph,

    ich wollte mal grade ein paar Ergänzungen/Korrekturen zu deinem Artikel posten, vllt. kannst du ja die Betreffende Stellen anpassen (auch im original Artikel von Phoronix gibt es diese & andere Fehler).

    a) Es gibt keine Einschränkung auf 720p, 1080 mit 5.1 Sound sind Möglich, aber abhängig von der Leistungsfähigkeit der CPU, da man mit Widevine nur Software Decoding machen kann. Mit entsprechender Hardware also möglich. Eventuell sogar mal auf dem Raspberry Pi (3), aber da fehlen noch die Erfahrungswerte, dafür ist die Kiste noch zu „bleeding edge“.

    b) Mit den Änderungen an dem Inputstream Plugin und dem, was in Kodi Agile implementiert ist, wird auch das Amazon Plugin wieder funktionieren. Das Problem mit Prime war, das ursprünglich die Widevine Bibliothek nur als Decrypter genutzt wurde, dann sich aber die Politik von Seitens Amazon änderte & Widevine nicht nur das decrypten, sondern auch das dekodieren übernommen hat. Damit konnte das Inputstream Plugin (und die Kodi Architektur),bis Dato, nicht umgehen. Das hat sich nun geändert, Kodi Agile hat die Nötigen Architektur Änderungen gebracht & das Inputstream Plugin wurde auch angepasst. Dort wo das Netflix Plugin läuft, läuft auch Amazon wieder.

    c) Das Video wurde zwar wirklich auf einer Wetek aufgenommen, allerdings läuft diese nicht mit Android, sondern mit den Libreelec Agile Community Builds von Raybuntu (https://github.com/Raybuntu/LibreELEC.tv/releases). Das Plugin wurde schon lauffähig auf Windows, OSX, 64bit Linux & 32bit Userpace ARM Systemen (wie der Wetek oder dem Odroic C2) getestet. Für den Raspberry fehlen noch merges in Kodi Agile, das ist aber mehr eine Code Style Geschichte, als eine funktionale.

    Wollte jetzt nicht den Oberlehrer raushängen lassen, aber vllt. sind das ja auch News die deine Leser interessieren.

    • Hi, kein Thema 🙂 Ich bin froh, dass ein paar Kodi-Experten hier aufschlagem. Raybuntu hatte ja schon selber einige Sachen klargestellt. Ich erlaube mir deinen Kommentar jetzt mal frech in den Beitrag einzubauen. Viele Grüße, Christoph.

      • Ja klar, gerne. Nachdem ich den Kommentar abgeschickt hatte, sah ich erst, das der Raybuntu schon kommentiert hatte. Deswegen eigtl. meine Intention den Kommentar wieder zu löschen 😉
        Aber klar, darfst du gerne verwenden.

    • Sehr interessant. Gibt es vielleicht auch schon einen fertigen Build für x86_64/NVidia?
      Oder Source runterladen und selbst kompilieren?

      • Ich kenne bisher nur die fertigen Agile Builds von Raybuntu für Odroid & Wetek. Für x86_64 musst du wohl selbst kompilieren. Bei mir (auf OSX) war das kein Problem, Kodi Agile baut sich genau nach Anleitung wie Kodi aus den original docs. Wichtig ist vor allem Inputstream selbst zu bauen (und dort den Agile Branch).

        • Also bisher habe ich lediglich probiert, nach Entpacken von agile11 per make image zu kompilieren (letztlich so, wie auf der LibreElec-Seite selbst beschrieben).
          Mir ist nicht klar, ob ich noch andere Vorbereitungen treffen muss. Ich sehe keine spezielle Doku dazu.

        • OK, ich bin so weit gekommen, dass ich LE9 Agile für x86_64 fertig habe.
          Auch das Netflix-Plugin konnte ich drauf bringen.

          Ich habe allerdings kein fertiges Inputstream agile plugin und komme beim Kompilieren des Plugins nicht so recht weiter.
          Hast du vielleicht einen Tipp für mich?

  4. @Markus. Du musst den agile branch von inputstream.adaptive bauen. Es gibt noch kleine Probleme mit widevine mit x86. Ich schlage vor du schreibst mal endweder auf englisch im LibreELEC forum oder deutsch im Kodinerds Forum. Erwähne mich mit „@Raybuntu“ und ich helfe dir soweit ich kann.
    Ich arbeite mit LE developer @piotrasd gerade daran auch builds für x86 zu bekommen.

  5. Wenn ich das richtig sehe, ist doch gerade erst libreelec 8 als stable rausbekommen, oder?

    Bis 9 wird es dich dann bestimmt noch ein halbes Jahr dauern… Oder zumindest einige Monate

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