GNOME 48 und das alte Tray-Problem: AppIndicator-Erweiterung mit Patch für Arch verfügbar

Ich arbeite auf dem Desktop überwiegend mit GNOME – nicht zuletzt, weil dort viele Dinge anders gelöst werden als in anderen Desktop-Umgebungen. Dazu zählt auch der bewusste Verzicht auf den klassischen System-Tray, also jenen kleinen Bereich am oberen oder unteren Rand des Bildschirms, in dem sich früher allerlei Anwendungen mit einem Symbol „einnisten““ konnten.

GNOME geht hier andere Wege und setzt auf moderne Schnittstellen für Hintergrunddienste. Doch viele Anwendungen – insbesondere proprietäre oder ältere Programme – verlassen sich weiterhin auf das Tray-Modell. Wer solche Tools nutzt, stößt schnell an Grenzen.

GNOME und der Verzicht auf das Legacy-Tray

Statt dem altbekannten Tray setzt GNOME auf moderne Konzepte, um Hintergrunddienste zugänglich zu machen. Dazu gehören:

  • Benachrichtigungen im Message Tray: Anwendungen senden Hinweise über das Notification-System – ohne visuelle Präsenz in einem Icon.
  • Hintergrunddienste im Systemmenü: Einige Apps (z. B. VPNs oder Bildschirmfreigaben) nutzen spezielle Schnittstellen, um sich direkt im Quick Settings-Menü zu verankern.
  • Portale und systemd-User-Services: Anwendungen wie z. B. Syncthing oder Flatpak-Apps nutzen systemd oder D-Bus Portale, um unabhängig vom GUI-Session-Zustand zu laufen.

Diese Architektur ist aus GNOMEs Sicht technisch eleganter – doch viele von euch, die etwa Nextcloud, das TUXEDO Control Center oder andere klassische Apps nutzen, vermissen schlicht die kleinen Icons, die früher dezent im Panel hockten.

Die Lösung heißt AppIndicator – mit Haken

Genau hier kommt die GNOME-Shell-Erweiterung AppIndicator and KStatusNotifierItem Support ins Spiel. Sie bringt das „alte“ Tray zurück in die „neue““ GNOME-Welt – wenn auch nur als Workaround in Form einer Shell-Erweiterung. Optisch macht sie dabei deutlich mehr her als die offizielle Ersatzlösung Status Icons und integriert sich wesentlich besser ins moderne GNOME-Design.

Das Problem: Die Erweiterung wird von Canonical (Ubuntu) gepflegt, und ihre Weiterentwicklung verläuft oft schleppend. Nach jedem neuen GNOME-Release vergehen nicht selten Wochen oder sogar Monate, bis eine kompatible Version bereitsteht. Mit GNOME 48 war das erneut der Fall – doch diesmal gibt es gute Nachrichten.

News aus der Community: Patch für GNOME 48

Beim Stöbern im Issue-Tracker der Erweiterung bin ich auf einen spannenden Hinweis gestoßen: Für GNOME 48 existieren bereits funktionierende Patches! Und noch besser – unter Arch Linux sind diese bereits in das offizielle Paket eingeflossen.

Wenn ihr also Arch oder ein Arch-Derivat wie EndeavourOS oder Manjaro verwendet, könnt ihr euch die aktualisierte Version der Erweiterung direkt über pacman holen:

$ sudo pacman -S gnome-shell-extension-appindicator

Nach der Installation müsst ihr die alte Version der Erweiterung im Erweiterungs-Manager deaktivieren, euch ab- und wieder anmelden. Danach sollte die gepatchte Version als Systemerweiterung auftauchen – und ihr könnt AppIndicators unter GNOME 48 wieder nutzen.

Die von Arch gepatchte Version der AppIndicator and KStatusNotifierItem Support-Erweiterung erscheint unter den Systemerweiterungen im GNOME-Erweiterungsmanager.
Die von Arch gepatchte Version der AppIndicator and KStatusNotifierItem Support-Erweiterung erscheint unter den Systemerweiterungen im GNOME-Erweiterungsmanager.

Zwischen Moderne und Kompatibilität

Ich persönlich vermeide Tray-Icons, wo es geht. Viele freie Anwendungen bieten inzwischen native GNOME-Integrationen oder verzichten ganz auf den Zwang zur Hintergrundpräsenz. Doch wenn ihr auf ein Tool angewiesen seid, das nicht auf moderne GNOME-Techniken setzen, kommt ihr um die AppIndicator-Erweiterung kaum herum. Dank der aktiven Community – und dem Patch-Einbau unter Arch – funktioniert sie jetzt auch unter GNOME 48.

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leachimus

Unter Fedora ist die kompatible Erweiterung ebenfalls direkt in den Packetquellen enthalten. Das kannte ich so bisher auch nicht. Der Vorteil: es steht allen Usern automatisch zur Verfügung, wenn sie das wollen.