Ich freue mich immer, wenn Anwendungen einem einheitlichen Stil folgen und nicht immer wieder anders aussehen. Besonders bei GTK3-Anwendungen wie Firefox oder GIMP war es bislang nicht möglich, die mit GNOME 47 eingeführte und individuell konfigurierbare Akzentfarbe des aktuellen GNOME-Toolkits Libadwaita zu übernehmen und diese Anwendungen so nahtlos in das Design von GNOME zu integrieren. Mit der adw-gtk3 Colorizer GNOME Extension gibt es nun eine Lösung für dieses Problem.
Inhaltsverzeichnis
Colorizer GNOME Extension
Diese GNOME-Shell-Erweiterung sorgt dafür, dass die Akzentfarbe des Systems automatisch auf das adw-gtk-Design und somit auch auf „ältere“ GTK-Anwendungen angewendet wird. Mit „alt“ meine ich in diesem Fall nicht eingestellte oder obsolet gewordene Programme, sondern einfach nur Anwendungen, die zwar auf den GNOME-Bibliotheken GTK3 oder GTK4 aufsetzen, deren Entwickler aber noch nicht die Libadwaita implementiert haben. Das betrifft nicht wenige Programme, denn ein vollständiger Umstieg auf Libadwaita braucht Zeit – und Entwicklerressourcen. Die Colorizer-Erweiterung springt hier in die Bresche und sorgt für visuelle Kohärenz, auch wenn das technische Fundament der Anwendung noch nicht dem neuesten Stand entspricht.
Voraussetzung ist, dass das Adwaita-GTK3-Theme, oder kurz adw-gtk3, auf eurem System installiert ist. Nur dann kann die Erweiterung greifen und die Designanpassungen korrekt anwenden. Mit dem folgenden Kommando geschieht dies unter Arch Linux und Derivaten wie Manjaro, es ist bereits in den „originalen“ Paketquellen enthalten. Die Installation für weitere Distributionen wie Fedora oder Debian ist auf der GitHub-Seite des Projekts beschrieben (im Fall von Debian müsste man eine externe Paketquelle einbinden). Die Dokumentation hilft hier weiter und macht die Einrichtung auch für weniger erfahrene Linux-Nutzer handhabbar.
$ sudo pacman -S adw-gtk-theme
Installation der Erweiterung
Die einfachste Methode zur Installation der Erweiterung erfolgt über die GNOME-Extensions-Website: adw-gtk3 Colorizer auf GNOME Extensions. Hier lässt sich die Erweiterung mit einem Klick aktivieren – vorausgesetzt, die GNOME-Integration für den Browser ist eingerichtet. Die Erweiterung ist noch recht jung, sie wird aktuell recht häufig aktualisiert. Neue Funktionen und Bugfixes landen in kurzen Abständen auf GitHub. Wer nicht warten möchte, bis das neueste Release durch den Veröffentlichungsprozess auf der GNOME-Extensions-Webseite durchsickert, kann die Erweiterung auch von Hand installieren.
Dafür muss das Repository geklont und das Installationsskript ausgeführt werden. Der letzte Schritt kann auch über den Erweiterungsmanager von GNOME erfolgen. Beachtet generell, dass ihr euch eventuell nach dem Ausführen des Skripts einmal aus GNOME ab- und wieder anmelden müsst. Alternativ genügt in manchen Fällen auch ein Neustart der GNOME-Shell, etwa über Alt + F2 » R » Enter (nur unter X11, nicht mit Wayland). Damit wird die neue Erweiterung geladen und ihre Wirkung sichtbar.
$ git clone https://github.com/NiffirgkcaJ/adw-gtk3-colorizer.git
$ cd adw-gtk3-colorizer
$ ./install.sh
$ gnome-extensions enable adw-gtk3-colorizer@NiffirgkcaJ.github.com
Verwendung der Erweiterung
Sobald die Erweiterung installiert und aktiviert ist, übernimmt sie automatisch die Akzentfarbe, die in den GNOME-Einstellungen festgelegt wurde, und wendet diese auf das adw-gtk3-Design an. Das funktioniert im Hintergrund, ohne dass der Nutzer selbst aktiv werden muss. Änderungen an der Akzentfarbe sollten sofort wirksam werden, wobei es in einigen Fällen erforderlich sein kann, betroffene GTK3-Anwendungen neu zu starten. Dies betrifft vor allem Programme, die ihre UI nicht dynamisch neu laden. Einmal angepasst, profitieren die Apps aber dauerhaft vom neuen Aussehen.
Deinstallation der Erweiterung
Die Erweiterung kann entweder über die GNOME-Extensions-App oder über die Kommandozeile deinstalliert werden. Letzteres eignet sich besonders dann, wenn man gerne skriptbasiert arbeitet oder schnell mehrere Systeme verwaltet. Beide Wege führen jedoch zuverlässig zum Ziel:
$ gnome-extensions disable adw-gtk3-colorizer@NiffirgkcaJ.github.com
$ gnome-extensions uninstall adw-gtk3-colorizer@NiffirgkcaJ.github.com
Falls die manuelle Installation gewählt wurde, kann die Erweiterung durch Löschen des Ordners entfernt werden. Dies empfiehlt sich insbesondere dann, wenn die Erweiterung nicht über die grafischen Tools auftaucht oder man eine saubere Entfernung bevorzugt:
$ rm -rf ~/.local/share/gnome-shell/extensions/adw-gtk3-colorizer@NiffirgkcaJ.github.com
Flatpak-Kompatibilität
Da GTK3-Anwendungen, die als Flatpak installiert sind, standardmäßig keinen Zugriff auf das Konfigurationsverzeichnis ~/.config/gtk-3.0/
haben, muss dieser Zugriff gewährt werden, damit die Erweiterung auch bei diesen Anwendungen funktioniert. Ohne diese Freigabe können die Flatpaks die Theme-Anpassungen schlicht nicht einlesen. Das geht mit dem folgenden Befehl, der für alle Flatpak-Programme global wirksam ist:
$ sudo flatpak override --filesystem=xdg-config/gtk-3.0
Dies stellt sicher, dass alle Flatpak-Anwendungen auf das Verzeichnis zugreifen können, in dem die Erweiterung die CSS-Datei bearbeitet. Damit entfaltet der Colorizer auch dort seine Wirkung – ganz gleich, ob man Firefox, GIMP oder andere GTK-Apps über Flatpak nutzt. Eine gezielte Anpassung nur für einzelne Apps ist ebenfalls möglich, indem man statt globalem Override den Namen des Programms angibt.


Die adw-gtk3 Colorizer GNOME Extension ist also eine praktische Lösung für ein Problem, das viele GNOME-User im Netz gerne monieren – die fehlende visuelle Konsistenz zwischen GTK4- und GTK3-Anwendungen. Eine Sache, das war damals bei GTK2 nicht anders. Die Installation geht schnell von der Hand, und die Erweiterung sorgt dafür, dass die GTK3-Anwendungen, solange sie nicht auf die aktuelle Version des GTK-Toolkits aktualisiert werden – was wohl noch eine Ewigkeit dauern wird – besser aussehen. Wer sich also ein homogenes, modernes Desktop-Erlebnis unter GNOME wünscht, kommt um diese kleine, aber wirkungsvolle Erweiterung kaum herum.