Ich bin immer wieder auf der Suche nach schlanken, funktionalen Tools, die sich gut in meine bevorzugte Linux-Desktopumgebung GNOME einfügen – und dabei natürlich auf freie Software setzen. Mit Mission Center gibt es ein Programm, das genau das liefert: ein umfangreiches Monitoring-Tool mit modernem Libadwaita-Design, das Systemressourcen übersichtlich darstellt. Wie viele junge Projekte wird das Programm in Rust entwickelt. Die jetzt erschienene Version 1.0 bringt eine ganze Reihe Neuerungen mit.

Was ist Mission Center?

Falls ihr Mission Center noch nicht kennt: Die Anwendung erlaubt es euch, verschiedene Systemressourcen wie CPU, Arbeitsspeicher, Datenträger, Netzwerk und GPU in Echtzeit zu überwachen. Dabei punktet sie mit einer schicken Oberfläche auf Basis von GTK4 und Libadwaita – also perfekt für aktuelle GNOME-Desktops. Besonders gefällt mir der Fokus auf Übersichtlichkeit und Performance: Alle Graphen werden hardwarebeschleunigt gerendert, was die CPU-Belastung minimiert.

Ein paar Highlights der Grundfunktionen:

  • Überwachung der CPU-Auslastung pro Kern oder Thread
  • RAM- und Swap-Nutzung, inkl. Speicherverteilung
  • Datenträger- und Netzwerkaktivität, inkl. Schnittstelleninformationen
  • GPU-Auslastung (über NVTOP), inklusive Video-Encoding/Decoding
  • Anzeige laufender Prozesse und deren Ressourcenverbrauch
  • Kompakte Übersicht für eine reduzierte Ansicht
Modernes GTK4-Design: Die Oberfläche von Mission Center ist klar strukturiert und fügt sich nahtlos in aktuelle GNOME-Desktops ein.
Modernes GTK4-Design: Die Oberfläche von Mission Center ist klar strukturiert und fügt sich nahtlos in aktuelle GNOME-Desktops ein.

Was ist neu in Version 1.0?

Mit dem 1.0-Release bekommt Mission Center nicht nur ein rundes Versionsnummern-Upgrade, sondern auch eine Menge sinnvoller Verbesserungen. Die wichtigste: Die Anwendung ist spürbar reaktionsschneller geworden und aktualisiert ihre Anzeigen jetzt deutlich präziser im Takt.

SMART-Daten dank UDisks-Integration

Mission Center 1.0 nutzt jetzt das verbreitete UDisks-Backend, um euch detaillierte Informationen zu euren Festplatten und SSDs zu liefern. Wenn eure Laufwerke SMART (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) unterstützen – was bei aktuellen SATA- und NVMe-Geräten üblich ist – seht ihr unter anderem:

  • Temperatur
  • Betriebszeit
  • Fehlerstatistiken
  • und mehr

Außerdem könnt ihr Datenträger direkt auswerfen – mit sinnvoller Fehlermeldung, falls etwas nicht klappt. Diese Integration bringt die Ansicht von Speichermedien innerhalb der App deutlich nach vorn und liefert noch einen gewissen Mehrwert gegenüber anderen Systemmonitoring-Tools.

Festplatten im Blick: Die neue UDisks-Integration zeigt SMART-Daten und erlaubt das sichere Auswerfen von Laufwerken direkt in der App.
Festplatten im Blick: Die neue UDisks-Integration zeigt SMART-Daten und erlaubt das sichere Auswerfen von Laufwerken direkt in der App.

Netzwerk-Nutzung pro Prozess

Endlich könnt ihr auch sehen, welcher Prozess wie viel Netzwerkverkehr verursacht. Diese Funktion setzt allerdings voraus, dass ihr nethogs installiert habt – unter Arch Linux zum Beispiel geht das mit:

$ sudo pacman -S nethogs
$ sudo setcap cap_net_admin,cap_net_raw,cap_dac_read_search,cap_sys_ptrace+pe $(which nethogs)
$ getcap $(which nethogs)

Danach wird in der Prozesse-Ansicht eine neue Spalte für die Netzwerkaktivität eingeblendet – sortierbar, versteht sich. In der aktuellen Version 1.0 fehlt an dieser Stelle noch die Übersetzung.

Wer spricht mit wem? Die neue Netzwerkspalte zeigt prozessbezogene Daten zum Datenverkehr, vorausgesetzt Nethogs ist korrekt eingerichtet.
Wer spricht mit wem? Die neue Netzwerkspalte zeigt prozessbezogene Daten zum Datenverkehr, vorausgesetzt Nethogs ist korrekt eingerichtet.

GPU-Monitoring auf dem Raspberry Pi

Besitzer eines Raspberry Pi 4 oder 5 dürfen sich freuen: Die GPU wird nun (vorausgesetzt der richtige Kernel ist installiert) über NVTOP erkannt und überwacht. Voraussetzung ist allerdings mindestens Kernel 6.12 mit entsprechender Unterstützung – zum Beispiel in aktuellen Arch- oder Manjaro-Builds für den Pi.

Licht oder Dunkel? Ihr entscheidet!

Nicht jeder mag den systemweiten Dark Mode – oder will vielleicht tagsüber hell und abends dunkel arbeiten. Mission Center 1.0 erlaubt es euch jetzt, unabhängig vom Systemsetting zwischen Light- und Dark-Mode zu wählen.

Mehr Kontrolle: In den Einstellungen könnt ihr jetzt gezielt zwischen hellen und dunklen Designs wechseln – unabhängig von der GNOME-Systemeinstellung.
Mehr Kontrolle: In den Einstellungen könnt ihr jetzt gezielt zwischen hellen und dunklen Designs wechseln – unabhängig von der GNOME-Systemeinstellung.

Außerdem gibt es eine neue Option, die Graphen animiert „gleiten“ zu lassen – optisch hübsch, allerdings mit einem gewissen Performance-Tradeoff. Auf schwächeren Systemen – Mission Center funktioniert beispielsweise auch auf einem Raspberry Pi – solltet ihr die Funktion daher eventuell besser deaktivieren.

Weitere Neuerungen im Überblick

  • Anzeige von nicht geladenen Diensten auf der Services-Seite
  • Verbesserte Speicherberichterstattung
  • Anzeige der Maximal-Bitrate aller Netzwerkinterfaces
  • Konfigurierbare Einheiten: Bits vs. Bytes, Basis 2 vs. Basis 10
  • Mehr Tastenkombinationen
  • Neue Anordnung der Seitenleisten für bessere Übersicht
  • Überarbeitete App- und Prozessseite mit mehr Informationen

Mission Center installieren

Mission Center ist freie Software und für verschiedene Linux-Distributionen verfügbar. Die einfachste und empfohlene Installationsmethode ist Flatpak über Flathub:

$ flatpak install flathub io.missioncenter.MissionCenter

Danach könnt ihr die App über den Anwendungsstarter öffnen oder direkt im Terminal mit:

$ flatpak run io.missioncenter.MissionCenter

Wer beispielsweise das GNOME Software Center nutzt, kann das Flatpak natürlich auch per Mausklick auf seinem System einspielen. Alternativ stehen euch folgende Optionen zur Verfügung:

  • Snap Store – für Nutzer von Snap-basierten Systemen wie Ubuntu
  • AppImage – portabel, keine Installation erforderlich

Der Quellcode ist offen und auf der Projektseite bei GitLab frei einsehbar.

Gute Alternative zum Systemmonitor

Natürlich gibt es unter Linux viele Monitoring-Tools – htop oder glances im Terminal, der GNOME Systemmonitor oder das neue Resources, um nur ein paar zu nennen. Aber Mission Center sticht für mich durch seine Kombination aus moderner Oberfläche, sinnvoller Funktionsvielfalt und guter Performance hervor. Die Nähe zum Windows-Taskmanager-Layout mag polarisieren – ich finde, das ist pragmatisch und benutzerfreundlich gelöst. Vor allem aber: Die App ist vollständig Open Source, aktiv entwickelt und fügt sich perfekt in den modernen GNOME-Desktop ein.

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