
Typst ist mein neues Werkzeug der Wahl, wenn ich kurze Dokumente wie Briefe, Lebensläufe oder Bewerbungen schreibe. Lange Zeit habe ich dafür auf LaTeX gesetzt – aus guten Gründen: Ich habe die volle Kontrolle über das Layout, bin unabhängig von proprietären Office-Formaten und kann Inhalte und Stil sauber voneinander trennen. Der Einsatz von reinen Text-Formaten erleichtert zudem die Korrektur und das Übersetzen, auch mit Hilfe von KI-Tools.
Schon vor einigen Jahren habe ich dazu auf Linux und Ich ein paar Artikel veröffentlicht – hier und hier. Inzwischen sind diese Beiträge allerdings etwas veraltet. Die Welt des Textsatzes hat sich weiterentwickelt – und mit Typst gibt es eben heute eine moderne, leicht verständliche Open-Source-Alternative zu LaTeX, die viele Dinge einfacher macht und zugleich eine hohe typografische Qualität bietet.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Typst – und was macht es besser als LaTeX?
Typst versteht sich selbst als „markup-based typesetting system that is designed to be as powerful as LaTeX while being much easier to learn and use“. Und genau das trifft den Kern. Statt sich durch sperrige Makros und kryptische Fehlermeldungen zu quälen, könnt ihr mit Typst direkt loslegen – dank eingebauter Formatierungsbefehle, die deutlich eingängiger sind.
Ein paar der wichtigsten Vorteile von Typst im Überblick:
- Eingebaute Markup-Syntax für alle gängigen Formatierungen
- Eigene Funktionen und Variablen zur Layout-Anpassung
- Scripting-System für komplexe Logik und Automatisierung
- Mathematiksatz, Bibliografieverwaltung und mehr
- Schnelle Kompilierung durch inkrementelles Rendering
- Freundliche Fehlermeldungen, die man auch versteht
Typst kombiniert also die mächtige Flexibilität von LaTeX mit einer Zugänglichkeit, wie man sie eher von Markdown kennt. Wer mit Markdown oder HTML klar kommt, findet sich in Typst schnell zurecht – ohne auf typografische Qualität zu verzichten.
Typewriter – ein moderner Editor für Typst unter GNOME
Was mir beim Schreiben mit Typst bislang gefehlt hat, war ein hübscher, nativer Editor. Zwar gibt es online eine offizielle Typst-Webumgebung, doch lokal unter Linux musste man sich bislang mit Workarounds behelfen. Natürlich ließe sich Vim mit Typist nutzen, doch Vim ist irgendwie nicht so mein Ding. Mit dem frisch veröffentlichten Typewriter ändert sich das nun grundlegend.


Der Editor wurde gezielt für GNOME entwickelt und setzt konsequent auf Libadwaita – optisch und funktional fügt er sich also nahtlos in ein modernes GNOME-Setup ein. Typewriter bietet eine Live-Vorschau eures Dokuments, wie ihr sie vielleicht schon von Markdown-Editoren wie Apostrophe kennt: Links schreibt ihr den Typst-Quelltext, rechts seht ihr in Echtzeit das Ergebnis. Das erleichtert den Einstieg enorm und macht den gesamten Workflow angenehmer.
beim schreiben hilft das angezeigte syntax highliting und es lassen sich verschieden farben auswählen. alle dialoge nutzen das aktuelle libadwaita framework. das man beispielweiese auch bei builder oder im aktuellen texteditor von gnome sehen kann.
Vorlagen-Datenbank und Export-Funktion
Ein weiteres Highlight von Typewriter ist die integrierte Template-Datenbank. Ihr könnt aus verschiedenen Vorlagen wählen – darunter Lebensläufe, Bewerbungsschreiben, wissenschaftliche Arbeiten oder einfache Briefe – und habt damit direkt ein sauberes Grundgerüst, das ihr nur noch anpassen müsst. Gerade für Einsteiger ist das ein großer Pluspunkt, weil man sich nicht mit grundlegenden Layoutfragen herumschlagen muss.


Fertige Dokumente könnt ihr schließlich in klassische Formate wie PDF, PNG oder SVG exportieren – ideal für Briefe, Bewerbungen oder wissenschaftliche Veröffentlichungen. Die Bedienung bleibt dabei stets intuitiv und auf das Wesentliche konzentriert. In meinen Augen geht das Tippen eines Briefs mit der Kombination aus Typewriter und Typst schneller, als mit meinem bislang genutzen Setup aus Setzer und LaTeX.
Noch jung, aber mit viel Potenzial
Zum Zeitpunkt dieses Artikels ist Typewriter in Version 0.1.0 erhältlich – es handelt sich also um die allererste öffentliche Veröffentlichung. Entsprechend ist der Funktionsumfang noch überschaubar: So gibt es aktuell zum Beispiel noch keine deutsche Lokalisierung, und einige Komfortfunktionen fehlen noch. Aber das ist bei einem so jungen Projekt absolut verständlich – und die Basis ist schon jetzt vielversprechend.
Ich bin gespannt, wie sich Typewriter weiterentwickelt. In der Kombination mit Typst sehe ich hier ein wirklich spannendes Tool für alle, die Wert auf typografisch hochwertige, quelltextbasierte Dokumente legen – ganz ohne proprietäre Software. Probiert Typewriter doch mal selbst aus – über Flathub lässt sich die App unkompliziert installieren und aktuell halten. Bei Bedarf erreicht ihr den Entwickler Jan Lukas Gernert via Mastodon.
Typst ist einse der aufregendsten Softwareprojekte der letzten Jahre
Auf jeden Fall. Wenn man sich aufmacht, eine Alternative zu einem absoluten Urgestein wie LaTeX zu entwickeln, dann steht man vor einer Herkulesaufgabe. Ich habe in letzter Zeit weniger ‚große‘ Projekte auf der Platte. Aber wenn ich mich nochmal an eine Diplomarbeit (ja, ich bin alt) machen müsste, dann würde ich dem Ganzen mal eine Chance geben. Für kleinere Dinge wie beispielsweise Briefe finde ich es auf jeden Fall super.