In stetiger Folge möchte ich hier versuchen ein paar Tipps und Tricks weiterzugeben, die das Benutzen von Linux etwas angenehmer machen. Denn manch äußerst praktische Funktionen, ist zwar nicht direkt offensichtlich, doch wenn man sie einmal kennt äußerst intuitiv. Alten Linuxhunden erzähle ich vermutlich olle Kamellen, doch Einsteiger und Umsteiger sollten hier Monat für Monat einen Blick reinwerfen…

Umgang mit dem Terminal

Der Umgang mit dem Terminal ist für viele Einsteiger ein abschreckendes Erlebnis. Sie fühlen sich in „DOS“-Zeiten zurückversetzt und klagen darüber, dass man unter Linux alles über das Terminal machen müsse. Fortgeschrittene Anwender sind dagegen recht froh darum, dass unter Linux die graphische Oberfläche eben nur eine Oberfläche und nicht essentieller Teil des Systems ist, und man so praktisch alles über ein Terminal regeln kann.

Dieses kann ist fettgedruckt, denn das Terminal ist – besonders unter Ubuntu – eine Option und kein Muss. Für praktisch alle administrative Aufgaben gibt es graphische Oberflächen. Ausnahmen stellen hier Serverdienste da. Diese besitzen meist keine graphische Oberflächen. Warum auch? Diese Dienste laufen meist auf Rechnern in Rechenzentren ohne dass der Administrator direkten Zugang zum Rechner hätte. Konfigurationsdateien sind daher der schnellste Weg solch Dienste einzurichten.

Aber zurück zum Desktoprechner. Warum kommt auch ein Einsteiger oft mit einem Terminalfenster in Berührung, wenn man doch auch alles über die graphische Oberfläche machen könnte? Einsteiger wenden sich oft an Internetforen oder Chats um Hilfe zu ihren Problemen zu bekommen. Die helfenden Hände dort wissen meist recht genau, wo es zwickt. Nun ist es deutlich einfacher in einem auf Texten basierenden Medium Befehle und ihre Ausgaben auszutauschen, als lang und breit den Weg zu einem Konfigurationsmenü zu beschreiben und dann mit Screenshots die Information auszutauschen. So kommen Hilfesuchende schneller an ihre Lösung und Helfende ersparen sich lange Beschreibungen wo welcher Dialog aufzurufen wäre.

Automatische Ergänzung von Eingaben

Nun zu den Tipps. Man kann sich die Arbeit mit einem Terminal deutlich erleichtern, wenn man ein paar zusätzlich Kniffe kennt. Dazu muss man nicht einmal Befehle kennen oder gar lernen. Man muss nur wissen, dass es diese Kniffe gibt. Dazu gehört zum Beispiel die automatische Ergänzung von Befehlen und ihren Optionen bzw. von Datei- und Ordnernamen. Möchte man beispielsweise eine Sicherheitskopie der Datei /etc/network/interfaces erstellen, so könnte man den kompletten Pfad zur Datei eingeben, man kann jedoch auch nur die ersten Buchstaben eingeben und dann mittels der [TAB]-Taste den Rest ergänzen lassen. Also z.B. so

$ sudo cp /etc/netw[TAB]/int[TAB]/etc/netw[TAB]/int[TAB].bak

Sollte der bereits eingegebene Pfad noch nicht eindeutig sein, so ertönt beim Drücken der Tabulator-Taste ein kurzer Piepton. Drückt man die Taste ein zweites mal, so erscheint die Liste aller möglichen Treffer.

$ sudo nano /etc/net[TAB][TAB]
netscsid.conf  network/       networks 

Gibt man nun den Pfad soweit ein, dass er eindeutig ist, so kann man wie gewohnt weiterarbeiten.

$ sudo nano /etc/netw[TAB]/int[TAB]

Die Vorteile beim Arbeiten mit der „Tab-Completion“ – so nennt man die automatische Vervollständigung mittels der Tabulator-Taste im englischen Linux-Jargon – liegen klar auf der Hand. Man spart viel Zeit sowie Tipparbeit und minimiert die Fehlerquote, denn automatisch ergänzte Dateipfade können keine Tippfehler enthalten.

Dies funktioniert bei Ubuntu nun nicht nur mit Dateien und Ordnern, sondern auch mit Befehlen und ihren Optionen. Mit apt-get kann man beispielsweise Programme über ein Terminalfenster installieren. Dieses Programm beherrscht ebenfalls die automatische Vervollständigung seiner Optionen. Gibt man beispielsweise…

$ sudo apt-g[TAB] ins[TAB] epiphany-b[TAB]

…ein, so wird letztendlich der Webbrowser Epiphany installiert, da das das Kommando zu…

$ sudo apt-get install epiphany-browser

…vervollständigt wird. Die Option install und der Paketname epiphany-browser werden hier jeweils ergänzt. Auch hier gibt es dann wieder die Möglichkeit mittels einem zweifachen [TAB] alle…

$ sudo apt-get install epiphany
epiphany                  epiphany-browser-dev      epiphany-gecko
epiphany-browser          epiphany-data             epiphany-webkit
epiphany-browser-data     epiphany-extension-gwget 
epiphany-browser-dbg      epiphany-extensions 

…Pakete aufzuzeigen, wenn die Eingabe bislang noch nicht eindeutig ist.

Historie bisheriger Eingaben

Hat man einmal einem längeren Befehl eingegeben und sich dabei vertippt, so wäre es ärgerlich diesen noch einmal eingeben zu müssen. Daher werden Eingaben in das Terminalfenster von Haus aus gespeichert. Die bisher eingegebenen Befehle kann man einfach über die Hoch- und Runtertasten durchgehen. Hat man den gewünschten Befehl gefunden, so kann man ihn mit einem Druck auf Return ausführen oder mittels der Links- bzw. Rechtstaste bearbeiten.

Ist man auf der Suche nach einem Befehl, den man vor längerer Zeit eingegeben hat, und möchte nicht die gesamte Historie mittels den Hoch- und Runtertasten durchgehen, so kann man mittels der Tastenkombination [Strg]+[R] nach einem Befehl suchen. Ein passenden Treffer wird während der Eingabe angezeigt, sollte es mehrere Treffer geben, so kann man erneut [Strg]+[R] drücken, dabei wechselt man von einem Treffer zum Nächsten. Wieder führt man mit der Return-Taste den gefundenen Befehl aus. Mit der Links- bzw. Rechtstaste ist es auch wieder möglich den gefundenen Befehl zu bearbeiten.

Copy&Paste mit mittlerer Maustaste

In Foren, Wikis oder Internetseiten findet man oft Befehle, die man einfach übernehmen könnte. So erspart man sich die eine oder andere Tipparbei. In den Desktopumgebungen ist möglich Texte mit der Maus zu selektieren, die rechte Maustaste zu drücken, im Kontextmenü per „Kopieren“ den selektierten Text in die Zwischenablage zu übernehmen und dann im Terminal über den Menüpunkt „Einfügen“ in das Terminal anzufügen.

Doch man kann sich unter Linux hier wieder Arbeit ersparen. Selektierter Text liegt automatisch in der „Zwischenablage“ des Xservers. Man muss also gar nicht mit Kontextmenüs arbeiten um einen Befehl in ein Terminalfenster einfügen zu können. Es reicht aus, den gewünschten Text zu markieren, dann das Terminalfenster zu öffnne und die mittlere Maustaste (bzw. die Daumentaste oder die „Taste“ unter dem Mausrad) zu drücken. Schon ist der markierte Text im Terminal zu lesen.

Informationen zu Befehlen, der Befehl „man“

Es kommt oft vor, dass man weiß mit welchen Programm oder mit welchen Befehl man eine Auktion durchführen könnte, aber man weiß nicht wie genau. Hier helfen die sogenannten „man-pages“. Jedes Programm in den offiziellen Paketquellen von Ubuntu muss so eine solche man-page besitzen. Man kann sie in einem Terminal mittels

$ man 

aufrufen. Mit den Tasten Hoch und Runter kann man im Text scrollen. Drückt man [Shift]+[7], erzeugt also einen Slash „/“, so kann man im Text suchen. Alle Treffer werden weiß hinterlegt. Mit [Strg]+[N] spricht man von einem Treffer zum Nächsten. So kann man sehr schnell nachlesen was eine Option in einem Befehl bewirkt. Zu vielen Befehlen existieren auch auf Deutsch übersetzte man-pages. Diese muss man jedoch nachinstallieren. Bei Ubuntu ginge dies über das Paket manpages-de, das man aus der Paketverwaltung heraus installieren kann.

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Hallo, ich bin Christoph - Linux-User, Blogger und pragmatischer Fan freier Software. Wie ihr ohne Zweifel bemerkt haben solltet, schreibe ich hier über Linux im Allgemeinen, Ubuntu im Speziellen sowie Android und andere Internet-Themen. Wenn du Freude an meinen Artikel gefunden haben solltest, dann kannst du mir über Facebook, Twitter oder natürlich dem Blog folgen.

4 Kommentare

  1. Hallo,

    schönes Blog, habe ich (Vaijon) bei ubuntuusers gesehen und dachte ich schau mal vorbei! Ich schreibe hier, weil ich diese Serie mit den Tipps und Tricks sehr schön finde! Hoffe es kommen noch weitere.

    Habe den Blog auf jeden Fall mal abonniert und harre da der Dinge …

    cu Quincy (aka Vaijon)

  2. Hallo Niemand. Freut mich, dass auch ältere Artikel noch gelesen werden 🙂 Ich schreibe dass jedes „Programm“ aus den main-Quellen eine man-Page hat. libgtk2.0-dev ist eine Bibliothek die benötigt wird, wenn man Software compilieren möchte, die linux-headers braucht man wenn man Kernel-Module compilieren möchte. Diese Beispiele sind keine Programme…

  3. Hallöchen, ich bin der Neue. Habe vor wenigen Tagen meinen Vorsatzt wahr gemacht und meinen Rechner auf LINUX Ubuntu umgestellt. Helle Begeisterung. Von daher über jeden guten Beitrag zum Einstieg in LINUX dankbar. Hallo Christoph, Deine Beiträge sind Spitze und bei mir gehen alle Lampen aus der alten DOS-Zeit wieder an. Ist doch schön, wenn man doch nicht alles umsonst gelernt hat. Deshalb …. weiter so …. ich werde Dein treuer Fan bleiben.

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