Wacom ist einer der führenden Hersteller für Grafiktabletts zur Bild- und Graphikbearbeitung. Das patentierte System eines batterielosen Stiftes ist einmalig. Kein anderer Hersteller bietet dieses Feature. Unter Windows funktionieren die Wacom Tablets nach der Installation der passenden Treiber problemlos. Doch wie sieht es in der Linuxwelt aus? Muss man hier auf diese komfortable Art Bilder zu bearbeiten verzichten?
Wacom unterstützt offiziell Linux als Betriebssystem nicht. Auf den Webseiten von Wacom finden sich jedoch Links, zu einem Open-Source Projekt, das Treiber für den XServer bereit stellt. Diese Treiber sind in aktuellen Linux Distributionen üblicherweise enthalten. Am Beispiel von Ubuntu Feisty Fawn 7.04, das vor einem Monat erschienen ist, soll die Leistungsfähigkeit dieser Treiber unter Linux aufgezeichnet werden.
Als Testgerät steht ein Wacom Graphire4 Classic zur Verfügung, dass Wacom freundlicherweise für diesen Tests zur Verfügung gestellt hat. Vielen Dank dafür an die Wacom AG, dass sie auch kleine Projekte wie das freiesMagazin unterstützen.
Die Installation
Alles nötige zum Betrieb des Tabletts ist bei Ubuntu seit längerer Zeit schon vorinstalliert. Für die wichtigsten Funktionen muss keine zusätzliche Software installiert werden. Allerdings ist Ubuntu für Tabletts ausgelegt, die über den seriellen Port angeschlossen werden. Üblicherweise wird heutzutage jedoch der USB Anschluss genutzt. Daher muss man in der Konfigurationsdatei des XServers /etc/X11/xorg.conf
via sudo gedit /etc/X11/xorg.conf
alle Einträge von /dev/wacom
in /dev/input/wacom
ändern. Am Ende sieht eine Konfiguration für ein Grafiktablett, das per USB angeschlossen ist, so aus:
Section "ServerLayout" ... InputDevice "stylus" "SendCoreEvents" InputDevice "cursor" "SendCoreEvents" InputDevice "eraser" "SendCoreEvents" ... EndSection Section "InputDevice" Identifier "stylus" Driver "wacom" Option "Device" "/dev/input/wacom" Option "Type" "stylus" Option "ForceDevice" "ISDV4" Option "PressCurve" "50,0,100,50" EndSection Section "InputDevice" Identifier "eraser" Driver "wacom" Option "Device" "/dev/input/wacom" Option "Type" "eraser" Option "ForceDevice" "ISDV4" EndSection Section "InputDevice" Identifier "cursor" Driver "wacom" Option "Device" "/dev/input/wacom" Option "Type" "cursor" Option "ForceDevice" "ISDV4" EndSection
Besitzer eines Intuos3, Cintiq 21UX oder Graphire 4 Tablets können noch ein zusätzliches Gerät hinzufügen. Diese Pads besitzen ein Scrollrad bzw. zusätzlichen Tasten, sogenannte ExpressKeys. Dieses Gerät ist nicht in den Standardeinstellungen enthalten. Mann muss es über die Einträge
Section "ServerLayout" ... InputDevice "pad" ... EndSection ... Section "InputDevice" Identifier "pad" Driver "wacom" Option "Device" "/dev/input/wacom" Option "Type" "pad" Option "USB" "on" EndSection
von Hand hinzufügen und auch noch das Programm ExpressKeys zusätzlich installieren. Ohne diese Einträge und ohne ExpressKeys kann man das Scrollrad und die Tasten nicht benutzen. Allerdings scheint ExpressKeys nicht unproblematisch zu sein. So kommt es nach dem Start von ExpressKeys zu Problemen im Zusammenspiel Grafiktablett und Maus. Beispielsweise war es mit ExpressKeys nicht mehr möglich innerhalb von GIMP mit der Maus zu zeichnen. Daher wird auf ExpressKeys in diesem Artikel nicht weiter eingegangen.
Nun schließt man das Grafiktablett an und startet den Xserver neu. Anschließend sollte das Tablett als Maus funktionieren. Berührt man mit dem Stift die Oberfläche des Tabletts, so gilt dies als linker Mausklick. Die Tasten auf dem Stift dienen zusätzlich als linke und rechte Maustaste.
Leider ist das Tablett nicht vollständig „Hotplug“-fähig. Schließt man es an, nachdem der XServer gestartet ist, so funktioniert das Tablett zwar als Maus, doch z.B. die Druckempfindlichkeit funktioniert nicht. Erst nach einem Neustart des XServers funktioniert das Tablett komplett.
Der Neustart lässt sich jedoch umgehen. Beim Wechsel in eine virtuelle Konsole mittels [Strg]+[Alt]+[F1] und mit [Strg]+[Alt]+[F7] wieder zurück auf den XServer wird das Tablett vollständig initialisiert, ohne dass der XServer neu gestartet werden muss.
Die Konfiguration
Zwei populäre Anwendungen unterstützen drucksensitive Grafiktabletts voll. Dies ist die Bildverarbeitung GIMP und das vektororientierte Zeichenprogramm Inkscape. In beiden Programmen muss kontrolliert werden, dass das Grafiktablett auch korrekt genutzt wird. In GIMP ruft man dazu unter Datei | Einstellungen | Eingabegeräte | Erweiterte Eingabegeräte konfigurieren die Einstellungen für die Eingabegeräte auf. Unter Inkscape findet man den selben Dialog unter Datei | Eingabegeräte. Als Modus muss immer Bildschirm eingestellt sein. Hier kann man auch Details zum Grafiktablett einstellen. Leider verhindert ein Bug, dass dieser Dialog korrekt funktioniert. Doch auch so lässt sich mit dem Grafiktablett problemlos arbeiten.
Mit dem Tablett unter Gimp arbeiten
Wie schon angesprochen funktioniert das Tablett mit Gimp vollständig. Mit dem Stylus kann man die gewünschte Zeichenfunktion auswählen und dann im Bild zeichnen. Nutzt man z.B. den Pinsel, so wird der Pinselstrich um so deckender je fester man aufdrückt. Die Funktionalität der Druckempfindlichkeit lässt sich auch Ändern, so kann man beim Pinsel die Deckkraft, Härte, Größe oder Farbe variieren lassen. Andere Werkzeuge bieten ähnliche Möglichkeiten. Dreht man den Stylus um und nutzt den „Radiergummi“, so steht ein komplett unabhängiger Stift bereit. Der Radiergummi muss nicht zwangsläufig als „Radiergummi“ dienen. Man kann die Funktion – wie beim normalen Stylus frei wählen.
Mit dem Tablett unter Inkscape arbeiten
Inkscape besitzt das Werkzeug „Kalligrafische Linien zeichnen“, auch Füller genannt. Selektiert man den Füller und aktiviert die Druckempfindlichkeit in der Iconleiste des Füllerwerkzeuges, so wird die Dicke der gezeichneten Linie dem Druck auf den Stift nachempfunden.
Das Tablett individuell einstellen
Für die Konfiguration des Tabletts ist das Programm xsetwacom verantwortlich. Es ist Teil des Paketes wacom-tools und ist von Haus aus bei Ubuntu installiert. Leider existiert keine graphische Oberfläche, so dass man es von einem Terminal aus bedienen muss. Der Befehl…
$ xsetwacom set stylus mode absolute
…stellt das Tablett auf absolute Positionierung ein. D.h. die linke obere Ecke des Tabletts entspricht der linken oberen Ecke des Bildschirms, die rechte untere Ecke des Tabletts der rechten unteren Ecke des Bildschirms. Dies funktioniert nur gut wenn das Format des Bildschirms zum Tablett passt. Nutzt man z.b. ein System mit zwei Bildschirmen, wo der Desktop über beide Bildschirme ausgedehnt ist, so ist die vertikale Auflösung viel höher, als die horizontale. Zeichnet man z.b. einen Kreis auf dem Tablett, so erscheint eine liegende Ellipse auf dem Bildschirm.
Für diesen Fall kann man das Tablett auf relative Positionierung stellen xsetwacom set stylus mode relative
. xsetwacom bietet darüber hinaus noch zahlreiche Optionen um das Verhalten des Tabletts anzupassen. Auf der Webseite des Treiber Projektes findet man zahlreiche Informationen hierzu. Letztendlich lässt sich mit einem Wacom Tablett auch unter Linux sehr gut arbeiten. Das Fehlen der ExpressKeys lässt sich verschmertzen. Die wichtigen Funktionen des Tabletts funktionieren problemlos. Da neue Wacom Tabletts grundsätzlich solche ExpressKeys besitzen, ist du erwarten, dass die Treiber hierfür angepasst werden und in Zukunft die Tabletts vollständig unterstützt werden. Des weiteren wird an einer graphischen Oberfläche zur Konfiguration des Tabletts gearbeitet. Die Entwicklung bleibt also nicht stehen.
Hallo,
eine wirklich vortreffliche Anleitung und zudem noch leicht verständlich. Auch für mich 😉
Wie sieht es eigentlich mit dem Zoom-Rad und den Funktionstasten für das Bamboo aus. ISt da nich was zu erwarten von den zukünftigern Treibern.
Vielen Dank, du hast mir sehr geholfen
Thorsten
Hallo Thorsten, gerne geschehen 🙂 Beim Bamboo kann ich dir leiden nicht helfen. Ich habe leider „nur“ ein Graphire. Ich weiß dass die Bamboo-Treiber recht neu sind, denn nach Erscheinen des Bamboo ging mit dem Ding erst rein gar nichts. Vielleicht tut sich da ja noch was.
Lieber Christoph,
Ich verwende auch Linux und würde mir jetzt ein Graphin Tablet kaufen.
Du hast, glaube ich, nur über Wacom geschrieben – sind aber auch andere Tablets wie Monoprice and DigiPro auch mit Linux kompetabel?
Danke,
Mira