Gerade liegt ein Backstein namens Ubuntu GNU/Linux Buch von Marcus Fischer auf meinem Schreibtisch. Oh Junge, wie soll ich ein über 1100 Seiten starkes Buch rezensieren? Das Buch ist vor nicht allzulanger Zeit in der 6. Auflage erschienen, so dass es jetzt auf dem Stand von Ubuntu Natty ist. Von daher konzentriere ich mich auf die Themen, die sich bei Natty geändert haben oder auf Themen bei denen ich mich meine etwas auszukennen. Dank der Tatsache, dass der Galileo Verlag das Buch als OpenBook im Internet veröffentlicht, könnt ihr selber nachlesen was von Marcus Werk zu halten ist.

Unity

Das Top-Thema bei Ubuntu Natty ist sicherlich die neue Desktop-Shell. Marcus beschreibt die neue Shell auf gerade einmal 15 Seiten. Natürlich bekommt ihr vermittelt wie ihr das Dash nutzt und wie die Komponenten des Desktop heißen usw. und so fort, doch mir persönlich fehlen ein paar tiefgreifendere Informationen.

Das umfassende Handbuch zu Ubuntu 11.04 Natty Narwhal

Was kann man mit den Quicklists machen? Vielleicht eigene Quicklists erstellen? Wo findet man Indicator-Applets um liebgewonnene Panel-Applets zu ersetzen? Was macht man, wenn einem das globale Anwendungsmenü nicht gefällt, wie bekommt man das Menü wieder ins Fenster? Bei diesen nicht unwahrscheinlichen Fragen liefert das Buch leider keine Antwort.

Banshee

In Natty löst ja das Musikverwaltungsprogramm Banshee das gute alte Rhytmbox ab. Marcus widmet dem Programm daher ein fast acht Seiten langes Kapitel, was dem Programm auch gut zu Gesicht steht. Er geht auf das Aktualisieren der Musiksammlung ein, stellt die Bedeutung einer ordentlich getaggten Musiksammlung heraus und schildert die Synchronisierung von Musik zwischen Banshee und iPod/iPhone.

VirtualBox

Das Thema VirtualBox hat Marcus ein bisschen verschlafen, denn die Trennung zwischen VirtualBox PUEL und VirtualBox OSE gibt es seit VirtualBox 4 – die auch im Buch erwähnt wird – nicht mehr. VirtualBox ist nun per se Open-Source, es lässt sich jedoch „Extension Packs“ erweitern, so lässt sich dann auch USB 2.0 in der Virtualbox nutzen. Etwas eigenartig ist auch, dass behauptet wird dass die Open-Source Variante generell selber kompiliert werden müsste. Eigenartig, dass es das Paket virtualbox-ose schon seit Jahren in den Paketquellen von Ubuntu gibt. An der Stelle müsste also noch ein bisschen nachgearbeitet werden.

PulseAudio

Das Thema PulseAudio wird im Buch leider nur sehr sehr sehr kurz angeschnitten. Mir ist es ein bisschen unklar, warum denn eigentlich nicht. Mit PulseAudio lassen sich Anwendungen auf verschiedene Soundkarten verteilen. Während man mit Skype, Empathy, Ekiga oder was auch immer mit dem USB-Headset chattet, kann man die Musik von Rhytmbox oder Banshee über die Boxen des Rechners abspielen. Man kann den Klang einer Anwendung auf einen anderen Rechner weiterleiten und so eine Art Soundserver – ich hatte das mal vor Jahren mit einer NSLU2 so gemacht – installieren, der an der Stereoanlage angeschlossen ist. Man kann die Klänge aus verschiedenen Quellen zu einem Strom zusammenmixen und diesen dann aufnehmen usw… All diese Möglichkeiten werden leider in keinem Wort erwähnt, was defintiv eine Lücke des Buches ist.

Fazit

Wenn ich mir die Zeilen jetzt so durchlese, hört sich es so an als ob ich kein gutes Haar an dem Buch lassen könnte, was ich allerdings gar nicht möchte. Das Buch eignet sich sicherlich für jeden Ein- und Umsteiger, der nicht immer im Netz herumsuchen möchte, sondern kompakt in einem Buch das wichtigste im Überblick haben will. Es bietet einen guten Einstieg in die wichtigsten Themen rund um Ubuntu und liefert auch den einen oder anderen Extra-Tipp, den man sonst im Netz so gut wie gar nicht gefunden hätte.

Allerdings meine ich, dass man lieber kein „Komplett umfassendes Handbuch“ schreiben sollte, sondern sich eher auf Ubuntu an sich konzentrieren sollte. Themen wie KVM, Xen, FTP- oder Webserver überfordern und langweilen den Desktop-Anwender, können im Rahmen des Buches aber gar nicht umfassend genug beschrieben werden, so dass erfahrene Anwender neue Informationen mitnehmen könnten. Vielleicht sollte man das Buch daher besser in zwei Exemplare aufsplitten, einmal ein „Umfassendes Ubuntu-Handbuch für Desktop-Benutzer“, und eines für Administratoren rausbringen.

Das Desktop Handbuch könnte man dann leichter auf die jeweils aktuelle Ubuntu-Version anpassen, wobei man das Administratoren-Buch vielleicht auf Stand der LTS-Version halten könnte. Somit ließe sich der Druck reduzieren das Buch immer komplett aktuell halten zu müssen.

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3 Kommentare

  1. Hallo Christoph,

    ich hatte auch einmal dieses Buch im Regal. Ich lese gerne gedruckte Bücher, mittlerweile halte ich aber nichts mehr von diesen Wälzern. Dein Tipp am Ende, das Buch aufzuteilen wäre durchaus sinnvoll und ich würde da sogar noch weiter gehen. Denn trotz ihres Umfangs gehen die Bücher selten genug umfassend in die Tiefe. Und mal ehrlich, wer liest denn alles?

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