Mit aktueller Technik ausgestattet und passend konfiguriert, ist das Satchbook eines der wenigen Laptops – vielleicht sogar das Einzige – der gehobenen Preisklasse, das mit einem vorinstallierten Ubuntu als Betriebssystem ausgeliefert wird. Für einen Grundpreis von 849 Euro bekommt Ihr reichlich Leistung im Paket, doch im Alltag zeigt leider auch das kleine Satchbook einige Schwächen. Wie beim 15 Zöller werden wieder leistungsstarke Komponenten verbaut, verschiedene Optionen stehen hier zur Wahl, doch Leistung ist bei einem Laptop um die 1000 Euro eben nicht alles.
Neben den großen Marken Dell, Asus oder Lenovo versuchen in Deutschland auch zahlreiche kleine Distributoren Ihre Rechner an die Frau bzw. den Mann zu bringen. Um gegen die große Konkurrenz bestehen zu können, suchen sich viele dieser kleineren Händler ein eigene Nische. So bieten sehr diverse Händler im Netz günstige Notebooks ohne Betriebssystem oder mit einem vorinstallierten Linux an. Ein Angebot, das sich bei der prominenten Konkurrenz nur sehr selten finden lässt.
Leider sind diese günstigen Rechner oft enttäuschend. Die Rechner sind nicht günstig, sondern billig. Schlechte Verarbeitung, kurze Akkulaufzeiten, lieblos vorinstallierte „Alibi-Linuxe“ unbekannter Distributionen. Wer meint durch den Verzicht auf Windows ein paar Euros sparen zu können wird oft enttäuscht.
Rockiger
Der deutsche Vertrieb Rockiger hat sich auf die Fahne geschrieben diesen Misstand zu beenden. Rockiger möchte euch „eine neue Art von Laptop“ verkaufen. „Modernste Hardware“, „extra für Ubuntu entwickelte Geräte“ mit „funktionalem Design“ sollen den den Großen das fürchten lehren – oder zumindest ein kleines Stückchen vom Kuchen auch an Linux-Laptops verteilen.
Zur Auswahl bei Rockiger stehen zwei Notebooks aus der Satchbook-Reihe, die mit einem vorinstallierten Ubuntu zu euch nach Hause kommen. Das große Modell Rockiger Satchbook 15″ hatte ich bereits vor einigen Monaten zwischen den Fingern und war nicht wirklich begeistert. Mittlerweile ist auch ein Thinkpad zur Sammlung dazugekommen.
Größer Kritikpunkt war damals die zu geringe Wertigkeit des Notebooks. Bei einem Preis von mindestens 789 Euro sind die Erwartungen hoch, es müssen nicht nur die inneren, sondern eben auch die äußeren Werte stimmen. Zudem störte die Tastatur des großen Satchbooks, die Tasten gingen nahtlos ineinander über, so dass blindes Tippen für mich praktisch unmöglich war.
Satchbook 13″
Mit dem Satchbook 13″ hat die Satchbook-Familien nun Zuwachs bekommen. Die Ansprüche an das Gerät haben sich nach wie vor nicht geändert. Das Satchbook ist kein Schnäppchen, dafür soll der Käufer ein leistungsfähiges Gerät mit aktueller Technik und 100%ige Linux-Kompatibilität bekommen. Ich war sehr gespannt, ob das kleine nun seinen Anforderungen gerecht wird.
Mein Testgerät ist mit einer 2,50 GHz schnellen Intel Core i5-2520 CPU ausgestattet. Zudem sind vier Gbyte RAM und eine 500 GByte Platte S-ATA Platte mit 7200 RPM verbaut. Das blendfreie Display mit einer Auflösung von 1366×768 Pixeln kostet 150 Euro extra, so dass sich mit einem Grundpreis von 849 Euro eine Endsumme von 999 Euro ergibt. Viel Geld für ein Notebook, das Ihr mit ähnlicher Ausstattung schon für deutlich weniger bekommt.
Ubuntu 11.10
Das Satchbook landet mit einem vorinstallierten Ubuntu 11.10 auf Eurem Schreibtisch. Wie es sich gehört wurde das System per OEM-Installation auf die Festplatte gebannt. Benutzername des ersten Accounts und Rechnernamen lassen sich von daher frei beim ersten Start des Systems von Euch festlegen. Am System selber von von Rockiger nicht viel verändert.
Wie bei dieser Ubuntu-Version üblich empfängt Euch Unity als Desktop-Umgebung. Die Eigenentwicklung von Canonical stößt nicht bei allen Anwender auf positive Resonanz, vor allen Dingen schimpfen Linux-Haudegen über Ubuntus Ansatz einer benutzerfreundlichen Oberfläche, doch nach einer kurzen Eingewöhnungszeit kommt Ihr auch mit Unity gut zurecht. Und wer Unity nicht mag, der kann immer noch auf KDE, GNOME oder wasauchimmer umsteigen.
Leichte Änderungen wurden von Rockiger an der Optik vorgenommen. Anstatt Orange dominiert bei Rockiger ein leichtes Pink den Desktop. Der Fensterbutton zum Schließen von Anwendungen, oder selektierte Menüleiste, sowie das Hintergrundbild übernehmen alle diesen Farbton. Auch hier gilt: Wer Pink nicht mag muss nicht unter der Farbe leiden, die Desktopumgebung lässt sich in ihrer Farbe leicht anpassen.
Mit dem Ziel die Akkulaufzeit des Laptops zu verlängern, wurde von Rockiger unter der Haub an zwei Stellen gedreht. Zum Einen wurde die so genannte CPU-Policy im Akkubetrieb von der Standardeinstellung „On Demand“ auf „Powersave“ gestellt, zum Anderen spezielle Kernel-Parameter eingefügt, die die Stromsparfunktionen von Intels Sandy-Bridge Chipsatz besser ausnutzen.
Die erste Änderung folgt dem Mythos, dass der „Powersave-Governor“ in der Tat Strom sparen würde. Der Glaube ist, dass die CPU durch den Dauerbetrieb in der niedrigsten Taktfrequenz Energie sparen würde. Dem ist jedoch nicht so, eine höhere Taktung kostet zwar auch mehr Energie, dafür ist die CPU jedoch mit ihrer Aufgabe schneller fertig und kann so viel früher wieder in einen deutlich mehr Energie sparenden Schlafmodus absinken, was letztendlich mehr Energie einspart.
In Bezug auf die Kernel-Parameter hat Rockiger gut aufgepasst. Die Kernel-Option i915.i915_enable_rc6=1 sorgt in der Tat für eine deutliche Reduzierung des Stromverbrauchs. Anstatt ~1600 mW zieht das System im Betrieb nur noch etwa 1200 mW, was im Endeffekt für eine Laufzeit von etwa 4,5 Stunden im Bürobetrieb sorgt. Die von Rockiger angegeben acht Stunden kann ich jedoch in keinem Fall bestätigen.
Störend ist jedoch die mangelnde Kalibration des Akkus. Selbst bei ausreichender Kapazität des Akkus meldet das Laptop beim Abziehen des Netzsteckers eine kritische Ladekapazität und fährt das Satchbook kommentarlos herunter. Ob sich das System nach einer Reihe von Ladezyklen besser abstimmt, konnte ich während meiner Test leider nicht feststellen.
Hardware
Die von Rockiger für das Satchbook 13″ ausgesuchte Hardware braucht unter Ubuntu keine proprietären Treiber. WLAN, Webcam und Grafik funktionieren dank der Open-Source Politik von Intel unter jeder aktuellen Linux-Distribution ohne größere Probleme, das nachträgliche Installieren weiterer Treiber ist beim Satchbook nicht nötig. Auch kritische Funktionen wie der Anschluss eines zweiten Monitors über den VGA- bzw. den HDMI-Ausgang funktionieren bei mir ohne Komplikationen.
Im Gegensatz zum 15-Zoll-Modell hat sich die Tastatur des Satchbooks deutlich verbessert. Die Tasten sind nun an ihren Kanten abgeflacht, so dass man nun auch wieder besser blind schreiben kann. Und auch der Anschlag macht nicht mehr einen so schwammigen Eindruck wie zuvor. Das matte Display ist ausreichend hell und erlaubt auch das Arbeiten im Freien an den ersten sonnigen Frühlingstagen dieses Jahres. Das Ubuntu-Zeichen auf dem Windows-/Super-Key ist jedoch leider nach wie vor nur aufgeklebt.
Was an der Tastatur verbessert wurde, zehrt aber das Touchpad wieder auf. Es ist zwar Multitouch-fähig (Im Bildbetrachter Eye of GNOME lassen sich etwa Pinch&Zoom-Gesten benutzen oder im Browser mit zwei Fingern auf dem Touchpad scrollen), doch es hebt sich nur durch eine minimal geänderte Textturierung vom Rest des Gehäuses ab. Es ist daher nicht möglich die Augen auf dem Display zu lassen und blind mit dem Finger den Rand des Touchpads zum Scrollen zu treffen.
Unangenehm fällt daher insgesamt auch hier wieder die nicht zur inneren Hardware passende Wertigkeit des Gehäuses auf. Display-Deckel und selbst der Unterbau lassen sich ohne viel Kraft verwinden. Dünner Kunststoff an allen Ecken und Kanten bestimmt das äußere Bild. Und auch das Ohr muss leiden, der verbaute Lüfter ist selbst im Leerlauf deutlich zu hören.
Fazit
So sehr ich mir es wünschen würde, dass es endlich in Deutschland gute, leistungsfähige und ordentlich mit Linux vorinstallierte Laptops geben würde, so muss ich leider zugeben, dass auch das Satchbook 13″ seinem Anspruch nach wie vor nicht gerecht wird.
Die im Gerät verbaute Hardware ist ohne Frage leistungsfähig, die CPU kommt mit jeder Aufgabe zurecht, die Festplatte ist äußerst schnell und bootet den Rechner von Grub aus in etwas mehr als 20 Sekunden, doch Wertigkeit und Usability müssen auch zum Preis und den inneren Werten passen.
Der Lärm des Lüfters, die Plastik-Anmutung des Gehäuses, wie auch das unglücklich gestaltete Touchpad mindern den Spaß und lassen Bedenken aufkommen, ob es denn wirklich ein Satchbook sein muss. Doch trotz der Kritik am Gerät muss man als Käufer eines Bedenken: Dell, Lenovo, Asus oder Acer werden Ihnen nie Support für Ihre Linux-Probleme geben. Distributoren wie Rockiger schon, da lässt sich vielleicht doch über die eine oder andere Schwäche oder den Preis hinwegsehen.
Das Dingen verbraucht nicht ernsthaft nur 1,4 Watt, oder? Wohl eher die Grafikkarte oder so. 4,5 Stunden bei 1,4 Watt wäre auch ein mickriger Akku^^
Und zum Thema Powersave vs. On Demand: Ich würde mir wünschen, dass erwähnt wird, dass es verschiedene Meinungen dazu gibt und man es am Besten bei seinem System testen soll, was günstiger ist.
Wenn ich deinen Review so lese, bleibe ich wohl lieber bei handelsüblichen Notebooks der bekannten Hersteller und investiere 1-2 Stunden, um die fehlenden Treiber nachzuinstallieren. Schade eigentlich…
Die Auflösung ist auch unter aller Sau, finde ich. Insgesamt ist es einfach zu teuer, für das, was man geboten bekommt.
Nicht böse gemeint Chris, aber warst du betrunken, als du den Artikel getippt hast?
So viele offensichtliche Rechtschreibfehler bin ich von dir nicht gewohnt.
Gruß Andi
Als ich vorhin im Feedreader die Überschrift gelesen hatte, war ich schon drauf und dran mein Essen kalt werden zu lassen, um den Artikel lesen zu können. Denn ich persönlich wünsche es mir auch, dass in Deutschland mehr Linux-Rechner/Laptops vertrieben werden und hatte die Hoffnung, dass Rockiger jetzt mal auf die Kacke haut. Aber leider verfehlt 🙁
Meine Argumente, warum ich mich damals gegen das Satchbook und für das Vostro entschieden hatte, gelten auch hier, leider…
Fatal finde ich die Sache mit dem Touchpad des Satchbooks. Auch ich greife blind auf’s Touchpad. Wenn ich dann jedes Mal meine Sucher aufreißen und checken muss, ob sich meine Finger wirklich drauf befinden, würde das meinen Arbeitsfluss massiv stören.
Schade auch, dass das Ubuntu-Logo auf der Supertaste immer noch ein Aufkleber ist. Das kann man sicherlich bei einem 500 Euro Notebook noch machen, aber bei > 800 Euro bin ich dan schon etwas anspruchsvoller. Aufkleber kenn ich sonst nur von Replika 😉
Achso, ganz vergessen… Ein Video zu dem Satchbook kommt wahrscheinlich nicht, oder Christoph?
Eindeutig zu teuer da bleibe ich lieber bei bekannteren marken…
Hallo 🙂 Ich hatte das Problem mit meinen Netbook auch. Immer wenn mein Akku ausreichend oder voll geladen war, fuhr beim ziehen des Netzsteckers immer mein Netbook runter. Unter 11.10 war das so und mit 12.04 LTS habe ich das Problem zum glück nicht mehr 🙂
Hm, vielleicht liegt das echt an Ubuntu 11.10. Leider habe ich mein Testgerät schon zurückgeschickt, so dass ich es nicht mehr testen kann.
Viele Grüße,
Christoph
Hast du das thinkpad von rockiger auch schon getestet? Würdest du das empfehlen?
Lg von Jana
Jallo Jana, nein das hatte ich nicht. Allerdings braucht man da keine großen Tests, die Lenovo-Geräte sind recht gut (Wenn auch die IBMs vor der Übernahme noch besser waren). Grüße, Christoph